„Seid standhaft“, Für eine starke Jugend, Juni 2021, Seite 20–23
Seid standhaft
Entscheidet euch, standhaft zu sein und euch nicht von den Wurzeln eures Glaubens und der Quelle der Offenbarung abbringen zu lassen.
Nach der Ansprache „Stand and Be Not Moved“, die Schwester Harkness bei einer Andacht an der Brigham-Young-Universität Idaho am 11. Februar 2020 gehalten hat; die Ansprache ist in voller Länge (in englischer Sprache) unter web.byui.edu/devotionalsandspeeches zu finden
Ich möchte euch von dem Wald erzählen, in dem ich in meiner Kindheit viel Zeit verbracht habe. Im Sommer war es warm und im Winter kalt und gelegentlich schneite es. Es gab alle Arten von interessanten Säugetieren, Reptilien, Insekten und Vögeln.
Aber woran ich mich am besten erinnere, sind die Bäume. Der wissenschaftliche Name ist Yucca brevifolia, und genau genommen sind es gar keine Bäume. Sie wachsen hauptsächlich in der Mojave-Wüste, die sich im Westen Nordamerikas über Kalifornien, Utah, Arizona und Nevada erstreckt.
Pioniere sollen diese Pflanze „Josuabaum“ genannt haben, weil sie sich bei dem Anblick vorstellten, der Prophet Josua aus dem Alten Testament weise ihnen mit erhobenen Armen den Weg zum verheißenen Land. Als Kind habe ich mich gefragt, wer Josua war und was man über ihn wissen sollte.
Als Erwachsene weiß ich, dass Josua die Kinder Israel in das verheißene Land geführt hat. Er war ein Sinnbild für Christus, der ja alle Gläubigen in das endgültige verheißene Land führt, nämlich in die Gegenwart des himmlischen Vaters.
Bevor Josua starb, rief er sein Volk zusammen und erinnerte es an alles, was der Herr für es getan hatte. Er forderte die Menschen auf: „Entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt.“ (Josua 24:15.)
Ich möchte über drei Aussagen sprechen, die wir Josuas Ermahnung entnehmen können.
1. „Entscheidet euch“
Elder Dale G. Renlund vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Der Vater im Himmel hat sich nicht zum Ziel gesetzt, dass seine Kinder tun, was richtig ist, sondern, dass sich seine Kinder entscheiden, das Richtige zu tun, und schließlich wie er werden.“1
Im Buch Mormon sagt Lehi: Damit Gott „seine ewigen Absichten, was den Zweck des Menschen betrifft, verwirklichen konnte, … hat Gott, der Herr, dem Menschen gewährt, für sich selbst zu handeln“ (2 Nephi 2:15,16).
Unsere göttliche Gabe und Fähigkeit, zu wählen, kann sowohl wunderbar als auch nervenaufreibend sein. Vor nicht allzu langer Zeit unterhielt ich mich mit einer Frau, die Anfang 20 war. Sie sagte mir, sie fühle sich angesichts all der Entscheidungen, die sie treffen müsse, überfordert. Sie sagte: „Ich wünschte einfach, jemand würde an meiner Stelle entscheiden.“
Als ich ihr zuhörte, dachte ich an diese Worte aus dem Buch Josua: „Sei mutig und stark … Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir überall, wo du unterwegs bist.“ (Josua 1:9.)
Entscheidungen gehören zum göttlichen Plan des himmlischen Vaters. Unser gesamtes Erdenleben basiert auf dem Grundsatz der Entscheidungsfreiheit. Sie ermöglicht unseren ewigen Fortschritt.
Präsident Russell M. Nelson hat gesagt: „Wenn Sie glücklich sein wollen, wählen Sie den Weg des Herrn.“2
Habt den Mut, gemäß den Bündnissen, die ihr geschlossen habt, rechtschaffene Entscheidungen zu treffen.
2. „Entscheidet euch heute“
Beachtet, dass Josua „heute“ sagt, nicht „irgendwann einmal“. Etwas aufzuschieben, kann unangenehme Folgen haben. Stellt euch vor, ihr würdet eure Hausaufgaben oder Leseaufträge bis zum Ende des Schuljahrs aufschieben. Das wäre nicht gut! Viele Entscheidungen, die wir treffen, können nicht auf einen späteren Tag verschoben werden, an dem wir die Zeit dazu haben. Einige müssen täglich angegangen werden, und zwar bewusst und gewissenhaft.
Eine solche Entscheidung ist, die Chance zu ergreifen, jeden Tag umzukehren (siehe Alma 34:32,33). Präsident Nelson hat gesagt: „Nichts ist befreiender, erhebender oder entscheidender für unseren persönlichen Fortschritt, als sich regelmäßig jeden Tag mit der Umkehr zu befassen.“3
Wenn wir umkehren, werden wir bewahrt vor Lasten wie Schuldgefühlen, Sucht, Schamgefühl, andauerndem Groll, Unwürdigkeit oder Selbsttäuschung. Im Gegensatz dazu führt tägliche Umkehr zu Hoffnung, Zuversicht, Begeisterung, Weisheit, Vergebung und verbesserten Beziehungen, und wir sind besser in der Lage, persönliche Offenbarung zu empfangen.
Präsident Nelson hat diejenigen, die vom Weg abgekommen sind, liebevoll aufgefordert: „Bitte bleibt dem durch Bündnisse vorgezeichneten Weg nicht eine Minute länger fern. Bitte kommt durch wahre Umkehr zurück, und zwar sofort.“4
3. „Entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt“
Als Jünger Jesu Christi sind wir „willens …, des anderen Last zu tragen, damit sie leicht sei, … mit den Trauernden zu trauern … und diejenigen zu trösten, die des Trostes bedürfen“ (Mosia 18:8,9).
Ob wir das nun aufgrund eines formellen Betreuungsauftrags tun oder im Stillen, wenn wir vom Heiligen Geist dazu gedrängt werden: Wenn wir unseren Mitmenschen dienen, dann dienen wir unserem Gott (siehe Mosia 2:17).
Gelegenheiten zum Dienst am Nächsten gibt es überall. Manchmal wird so ein Dienst organisiert oder man nimmt als Gruppe etwas in Angriff. Andere Gelegenheiten zum Helfen betreffen nur einzelne Menschen, es geschieht ohne viel Aufsehen und nur der Empfänger weiß davon.
Achtet bitte genau auf die Menschen in eurem Umfeld. Ihr seid dort, wo ihr seid, nicht zufällig. Das Werk unseres himmlischen Vaters für seine Kinder hat einen erhabenen Zweck. Vielleicht seid ihr der liebevolle Nachbar, der gute Zuhörer, das freundliche Gesicht, der aufmerksame Sohn oder die aufmerksame Tochter, die starke Schulter oder die helfende Hand, die der Vater im Himmel dazu bestimmt hat, denen zu dienen, die euch am nächsten stehen – eurer Familie und Großfamilie, euren Freunden, Kollegen, Mannschafts- oder Klassenkameraden und so weiter.
Hin und her getrieben
Kehren wir zurück zu dem Bild mit den Wüstenbäumen aus meiner Kindheit. Außer den Josuabäumen sah ich auch oftmals Steppenläufer. Solange Steppenläufer mit ihren Wurzeln im Boden verbunden sind, sind sie fest verankert, bekommen Nährstoffe und wachsen. Doch Steppenläufer haben ihren Namen nicht umsonst bekommen.
Steppenläufer haben keinen eigenen Willen. Sie bewegen sich nur in eine Richtung: in die Richtung des Windes. Wenn die Verbindungsstelle zwischen der Pflanze und ihren Wurzeln austrocknet, löst sich die Pflanze bei einem einfachen Windstoß aus ihrer Verankerung.
Paulus hat die Epheser gewarnt. Er sagte, manche Menschen werden „hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen, dem Betrug der Menschen ausgeliefert, der Verschlagenheit, die in die Irre führt“ (Epheser 4:14, Einheitsübersetzung 1980).
Josuabäume und Steppenläufer wachsen nebeneinander. Beide sind der gleichen Hitze und Kälte und den gleichen Boden- und Windverhältnissen ausgesetzt. Doch die einen stehen und die anderen rollen hin und her.
Der Herr hat gesagt: „Aber meine Jünger werden an heiligen Stätten stehen und werden nicht wanken.“ (Lehre und Bündnisse 45:32.)
Entscheidet euch, standhaft zu sein und euch nicht von den Wurzeln eures Glaubens und der Quelle der Offenbarung abbringen zu lassen. Seid standhaft und lasst euch nicht von den Verheißungen zu euren Bündnissen oder von dem Werk abbringen, zu dem euch der Vater im Himmel hierher gesandt hat.
„Entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt“, und legt für euch fest: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ (Josua 24:15.)