2022
Leuchttürme umschiffen und nach Licht suchen
Juni 2022


„Leuchttürme umschiffen und nach Licht suchen“, Für eine starke Jugend, Juni 2022

Leuchttürme umschiffen und nach Licht suchen

Wir können negative geistige Folgen und Reue vermeiden, wenn wir dem Herrn dienen, ihm unser Herz zuwenden und lernen, ihn zu lieben und ihm zu vertrauen.

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Leuchtturm

Foto von Getty Images

Ich habe einmal eine lustige Geschichte gehört, wo der Kapitän eines Flugzeugträgers sein Schiff nachts durch einen Sturm steuern will. Er erblickt in der Ferne ein Licht, das gerade auf ihn zuzusteuern scheint. Er ruft seinem Funker zu: „Sag dem herannahenden Schiff, es soll seinen Kurs um 20 Grad ändern.“

Der Funker gibt es so durch und wartet auf eine Antwort. „Kapitän“, sagt er, „die sagen, dass wir unseren Kurs um 20 Grad ändern sollen.“

Der Kapitän ruft: „Erklär dem Funker, das war keine Bitte, sondern ein Befehl. Es muss seinen Kurs ändern.“

Der Funker gibt die Nachricht durch, wartet einen Augenblick und schaut dann auf. „Kapitän“, sagt er erneut, „die bestehen darauf, dass wir abdrehen.“

Der Kapitän schnappt sich das Headset und ruft ins Mikrofon: „Ich weiß nicht, wer Sie sind oder wohin Sie wollen, aber lassen Sie sich eines gesagt sein: Ich bin Kapitän einer Flugzeugträgergruppe der Marine und werde von drei Zerstörern, drei Kreuzern und etlichen Hilfsschiffen begleitet. Wir fahren direkt auf Sie zu und werden unseren Kurs nicht ändern!“

Durch das Rauschen vernimmt der Kapitän die Antwort: „Verstanden, Kapitän. Aber es gibt etwas, was Sie wissen sollten. Wir sind ein Leuchtturm.“

Die größere Wahrheit

Die Geschichte ist natürlich nur erfunden, aber sie ist lehrreich. Mit seinem Kenntnisstand ging der Kapitän davon aus, er wäre völlig im Recht. Er war sich sicher, dass er aufgrund der ihm bekannten Tatsachen Vorrang habe.

Doch die größere Wahrheit war ihm noch nicht bekannt. Sobald er das Gesamtbild kannte, ergab die „unvernünftige Aussage“ des Funkers am Leuchtturm Sinn.

Sobald er die größere Wahrheit erkannt hatte, war plötzlich alles anders.

Natürlich hätte der Kapitän die Warnung ignorieren und seinen Kurs beibehalten können – überzeugt, dass er ja im Recht sei. Das hätte jedoch schwerwiegende Folgen nach sich gezogen, großen Schaden angerichtet und würde mit großem Kummer einhergehen.

Sind wir manchmal genauso?

Wenn es darum geht, an die Worte der Propheten zu glauben und ihnen Beachtung zu schenken, ist die Welt im Allgemeinen leider nicht gut darin. Die heiligen Schriften sind voller Beispiele dafür, wie einzelne Menschen und ganze Nationen die Worte der Propheten beiseitegeschoben oder kleingeredet haben.

Leider wurde Gottes Rat oftmals abgelehnt und die Menschen verfolgten ihren eigenen Kurs. Anhand der Informationen, die sie gewillt waren anzunehmen, fühlten sie sich ja auch gerechtfertigt oder vielleicht sogar überlegen. Aber wie der Kapitän des Flugzeugträgers fehlten ihnen wichtige und entscheidende Angaben und Wahrheiten.

Eines können wir mit Sicherheit sagen: Gott weiß alles. Er sieht, was wir nicht sehen. Er kennt die größere Wahrheit – kennt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und die Worte, die er seinen Propheten gibt, beinhalten diese größere Wahrheit.

Samuel und die Philister

Der Prophet Samuel lebte vor etwa dreitausend Jahren zu einer Zeit, als die Kinder Israel sich von Gottes Wegen abwandten. Vielleicht dachten die Menschen damals, der Prophet spreche nur aus sich selbst heraus oder er lasse sich von veralteten Überlieferungen leiten, weil er einfach selbst schon zu alt sei. Was auch immer die Beweggründe waren – sie weigerten sich jedenfalls, auf den Propheten zu hören, und lehnten den Rat und die Gebote Gottes ab.

In jener Zeit erhob sich ein mächtiger Feind, nämlich das Philisterreich, gegen Israel und besiegte es im Kampf. Sie nahmen sogar die heilige Bundeslade mit – das erste Mal, dass so etwas geschehen war. Das ganze Land empfand dies als Schande.

„Warum hat Gott nur zulassen, dass die Lade entwendet wird?“, werden sie sich gefragt haben.

Einige fragten sich, ob Gott sie im Stich gelassen habe.

Und es kam noch schlimmer. Der Konflikt mit den Philistern eskalierte und verursachte unter dem Volk Israel großen Kummer. Familien verloren ihr Zuhause und erlebten große Bedrängnisse, und viele kamen ums Leben. Schließlich demütigten sich die verzweifelten und verzagten Überlebenden und schrien machtvoll zu Gott und baten ihn um Hilfe und Befreiung.1

In ihrem Kummer und ihrer Verzweiflung wandten sie sich an den Propheten Samuel und fragten, was sie tun müssten, um Gott und seinen Wegen besser zu folgen.

Samuel sagte zum ganzen Haus Israel: „Wenn ihr von ganzem Herzen zum Herrn zurückkehren wollt, dann schafft die fremden Götter mitsamt [eurem sündigen Verhalten]2 aus eurer Mitte fort! Wendet euer Herz wieder dem Herrn zu und dient ihm allein; dann wird er euch aus der Gewalt der Philister befreien.“3

Die Kinder Israel hörten auf das, was Samuel sagte, und taten es. Sie fasteten, kehrten von ihrer geistigen Auflehnung um und „dienten nur noch dem Herrn“4. Als die Philister gegen sie in den Kampf zogen, schlug der Herr auf wundersame Weise ihre Schlacht, und die Philister erlitten eine Niederlage.5

Den gleichen Fehler machen

Bevor wir zu streng über die Israeliten von damals urteilen, wäre es wohl gut, uns zu fragen, ob wir selbst ohne Schuld sind, wenn es darum geht, dem Rat der Propheten zu folgen.

Schieben wir die Lehren der Propheten mitunter beiseite? Lehnen wir das, was sie sagen, ab? Meinen wir, wir wüssten es besser?

Im Buch Mormon werden wir häufig an die Folgen erinnert, die es nach sich zieht, wenn wir nicht dem Erretter nachfolgen, sondern unserer fleischlichen Natur nachgeben. Dann führt unser Handeln nämlich unweigerlich zu Verzweiflung, Knechtschaft, Leid und Reue.

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Eine Familie schaut sich die Generalkonferenz an

Gott hat uns die kostbare Gabe gegeben, selbst frei entscheiden zu können, was wir denken und wie wir handeln. Wir dürfen also die Worte Gottes oder seiner Propheten verwerfen. Wir dürfen der Ansicht sein, unser Weg sei besser. Und das kann sogar angenehm sein, zumindest am Anfang. Vielleicht fühlt es sich sogar eine Weile gut an. Aber den Folgen unserer Entscheidungen können wir niemals entrinnen.

Wir können negative geistige Folgen und Reue vermeiden, wenn wir dem Herrn dienen, ihm unser Herz zuwenden und lernen, ihn zu lieben und ihm zu vertrauen.

Dann entdecken wir die wahre Freude, die in den heiligen Schriften all denen verheißen ist, die an den Erretter glauben und ihm nachfolgen.6

Wir finden Frieden, Hoffnung, Sicherheit und Licht.

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