Das Lied der Gehorsamen: „Alles wohl, alles wohl”
Welch wunderbare Zukunft die Kirche doch vor sich hat.. All dies hängt davon ab, wie wir die Wahrheit annehmen. Wie wir nach den Grundsätzen des Evangeliums leben.
Ich bete um den Geist des Herrn und um allen Glauben, den ich brauche, damit ich ein paar Worte sagen kann, die ich auf dem Herzen habe. Damit ich Sie irgendwie darin bestärken kann, an die Grundsätze des Evangeliums zu glauben und danach zu leben.
Wir haben heute Morgen von Präsident Hinckley einen der bewegendsten Ausblicke in die Zukunft erhalten, die ich je gehört habe. Ich war davon zutiefst bewegt. Wenn ich mir vorstelle, was noch alles vor uns liegt, weiß ich, daß alles, was er sagt, wahr ist. Ich arbeite jetzt schon einige Jahre mit ihm zusammen und erlebe seine geistige Gesinnung, seinen Einblick, seine Wünsche, seinen tiefen Glauben und die Inspiration, die mit seinem Amt verbunden ist, und so wußte ich heute Morgen, daß uns ein Prophet etwas über die Zukunft sagte.
Wenn ich jetzt über den Kreis des Lebens nachdenke und sehe, wie das Leben weitergeht, und wenn ich daran denke, was die Kirche alles vor sich hat, ist mir ein wenig zumute wie einem britischen Freund, der sagte: „Wäre es nicht schön, den Lebenskreis noch einmal fünfzig Jahre zurückzudrehen und es noch einmal zu versuchen.” Ich habe zwar bereits die Möglichkeit gehabt, zu verkünden, zu lehren und zu predigen und in aller Welt vom Erretter Zeugnis zu geben, aber ich bin auch sehr froh über die Zeit, die mir jetzt noch zugemessen wird.
Sie haben gerade das Lied „Kommt, Heilge, kommt!” (Gesangbuch, Nr. 19) gehört. Wirklich vertraut wurde ich mit diesem Lied in einem kleinen steinernen Tabernakel im Süden Idahos, wo ich aufgewachsen bin. In jenem kleinen Tabernakel, das die ortsansässigen Mitglieder der Kirche Ende der achtziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts aus Lavagestein errichtet hatten, befand sich ein ähnliches Podium, wie wir es hier haben, mit einer Pfeifenorgel im Hintergrund, die der schönen Pfeifenorgel, die wir hier haben, ähnlich war, nur daß sie kleiner war. Damals gab es dafür noch keinen elektrischen Strom und keinen Motor, sondern ein Pumpsystem. Die Orgel wurde über einen Blasebalg mit Luft versorgt. Jemand saß auf einem Hocker und pumpte mit Hilfe des Balgtreters hinter der Orgel. Es war immer eine große Ehre für den Jungen, der ausgewählt wurde, auf dem Hocker zu sitzen und die Orgel zu pumpen.
Wenn wir in dem kleinen Tabernakel das Lied „Kommt, Heilge, kommt” sangen, hatte ich das Gefühl, der Geist und die Gewalt der Musik würden das Dach hochheben. Das war das Gefühl, das mit der Macht, dem Glauben und dem Zeugnis der Mitglieder einherging. In dem kleinen Tabernakel hatten wir AP-Chorstunden, wo wir singen lernten. Dort sangen wir „Ich bin ein Mormonenjunge”. Dieses Lied hören wir heute gar nicht mehr so oft. Ich wollte, es wäre anders. „Ein Mormonenjunge, ich bin ein Mormonenjunge. Ein König mag mich wohl beneiden, denn ich bin ein Mormonenjunge.” (Evan Stephens, in Best-Loved Poems of the LDS People, Hg. Jack M. Lyon et al., 1996, 296.)
Das beeindruckte mich sehr. Denken Sie einmal darüber nach. „Ein König mag mich wohl beneiden.” Da ist der König mit all seiner Macht und seinem Pomp und allem Reichtum. Aber mir wurde allmählich klar, daß wir, als Mitglieder der Kirche, Segnungen, Priestertumssegnungen, Erkenntnisse hatten, von denen der König nichts wußte. „Ein König mag mich wohl beneiden, denn ich bin ein Mormonenjunge.”
Während Sie den Chor so herrlich haben singen hören, mußte ich an William Clayton denken. Sein Vater war Lehrer, und William hatte eine gute Ausbildung genossen. Er konnte gut schreiben und gut mit Zahlen umgehen und Berichte führen. Die Missionarsgruppe um Heber C. Kimball unterwies und taufte ihn in der Anfangszeit der Kirche in England. Sie lernten ihn rasch kennen und schätzen, weil er so gebildet war und so gut schreiben konnte. Er war einfach ein kluger junger Mann, 23 Jahre alt. Bald wurde er in der kleinen Organisation, die die Kirche dort hatte, als Sekretär, als Schreiber, als Buchhalter eingesetzt.
Als er 24 war, wollten er und seine Frau nach Nauvoo ziehen, und so reisten sie nach Amerika. In Nauvoo lernte er den Propheten und die übrigen Führer der Kirche kennen. Sie gaben ihm interessante Aufgaben, da er so schön schreiben konnte. Er kannte sich auch mit der Rechtschreibung aus. Einen solchen jungen Mann konnten sie gut gebrauchen. Aber nach dem Märtyrertod des Propheten schloß er sich Brigham Young und den Zwölf an und wurde einer ihrer Schreiber und der Sekretär.
Nach dem Märtyrertod des Propheten brach er mit der Abteilung von Brigham Young auf, und die Erfahrungen in lowa inspirierten ihn dazu, dieses wundervolle Lied zu schreiben, das wir heute haben. Sie waren im Februar aufgebrochen; inzwischen war es April. Sie mühten sich langsam mit den Wagen und den Pferden und Ochsengespannen über die Felder und den Regen und Schlamm in lowa und waren entmutigt. Sie kamen kaum voran, einige starben, und Babys wurden geboren. Sie reisten langsam, nur wenige Meilen am Tag. Während sie so entmutigt waren, schrieb William Clayton in sein Tagebuch, daß er auf der Wagendeichsel gesessen und ein Lied geschrieben habe in der Hoffnung, es werde den Heiligen neuen Mut und Hoffnung und Glauben schenken.
Und so schrieb er: „Kommt, Heilge, kommt! Nicht Müh und Plagen scheut.” Es war schwierig. Sie waren entmutigt. „Wandert froh euern Pfad! Ob rauh und schwer der Weg erscheinet heut, jeder Tag bringt euch Gnad!” Er spornt sie dazu an, nicht aufzugeben, ihre Lage werde wieder besser werden.
Dann schrieb er diese wundervollen Zeilen: „Es liegt der Ort, den Gott für uns bestimmt, westwärts dort, in der Fern.” Auch wenn wir jetzt hier im Schlamm stecken, wird das doch einmal alles anders werden. Wenn wir Mut und Glauben haben, wird der Herr unser Beten erhören, es wird alles geschehen. Das schenkte ihnen Hoffnung und machte ihnen Mut. „Es liegt der Ort, den Gott für uns bestimmt, westwärts dort, … wo nichts uns stört, nichts uns den Frieden nimmt” - mitreißende, inspirierende Worte.
Und dann die letzte Strophe, die der Chor heute Morgen so wunderschön gesungen hat: „Und trifft uns Tod, bevor wir sind am Ziel: Tag des Heils, nicht geweint!” Wenn wir also sterben, haben wir doch unser Bestes gegeben. Wir werden irgendwann sterben, das wissen wir alle. Also: „Tag des Heils, nicht geweint!” „Doch wenn uns Leben wird gewährt und mit den Heilgen Ruh beschert.” Wir werden sehen, ob die Wagenräder durchhalten und die Reifen nicht von den kleinen Handkarren abspringen, und wenn wir durch Beten unseren Mut und unsere Kraft behalten, werden wir dorthin gelangen. „Wenn uns Leben wird gewährt und mit den Heilgen Ruh beschert.” Wenn wir ankommen, dann ist „alles wohl, alles wohl!” Wenn wir hinkommen und den Mut haben, es zu schaffen.
Er schrieb in sein Tagebuch: „Ich habe ein neues Lied komponiert -, Alles wohl’!” (Tagebuch von William Clayton, 1921, 19.) Ich mag den ursprünglichen Titel „Alles wohl, alles wohl!” So geht es im Leben, wenn wir so leben, wie wir leben sollen. Wir haben die Richtschnur, wir wissen, wie es geht, wir haben die Informationen, und wenn wir es schaffen und unser Leben verschont bleibt, dann können wir singen: „Alles wohl! Alles wohl!” Dieses Lied ist so etwas wie die „Nationalhymne” der Kirche.
Am 150. Jahrestag jenes großen Ereignisses, auf das Präsident Hinckley heute Morgen anspielte, möchte ich dem Komitee, das auf Weisung der Ersten Präsidentschaft diese wundervolle Feier ausgerichtet hat, gratulieren. Die Gemeinden und Pfähle in der ganzen Welt haben diese Hundertfünfzigjahrfeiern auf wundervolle und ungewöhnliche Weise begangen.
Mein Großvater, Horton David Haight, war 15, als die zweite Abteilung im Tal ankam, die Abteilung, die der Abteilung von Brigham Young folgte, also wird er wohl zu Fuß über die Prärie gegangen sein. Wenn wir also darüber singen, daß wir „jeden Schritt im Glauben” gehen, also, ich habe einen Großvater, der das getan hat. Mit 15 fuhr man nicht im Wagen mit, sondern man war draußen, wo die Arbeit war, wo die Pferde und die Ochsen angetrieben werden mußten und wo man alles tat, was es zu tun gab. Und das Mädchen, das er später heiratete, Louisa Leavitt, wurde 11, als ihre Familie im Tal ankam. Also ist auch meine Großmutter den Weg zu Fuß gegangen.
Wir haben also ein großes Vermächtnis, und ich möchte Ihnen allen sagen, wir haben ein großartiges Jahr hinter uns, und die Kirche hat eine wundervolle Zukunft vor sich, wie unser Prophet es uns heute Morgen aufgezeigt hat. Aber all dies hängt davon ab, wie wir leben, wie wir die Wahrheiten, von denen wir wissen, annehmen, wie wir nach den Grundsätzen des Evangeliums leben und was für ein Vorbild wir den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten und mit denen wir zu tun haben, sind.
Als ich ein Junge von etwa 12 war, spielte ich gern Baseball. Das einzige Sportzeug, das wir zu Hause hatten, war ein alter Baseballhandschuh. Wir hatten damals keinen Football. Wir hatten überhaupt nicht viel. Ich dachte, der große Augenblick in meinem Leben werde dann sein, wenn ich für die New York Yankees Baseball spielte, damals waren die Yankees nämlich eine tolle Mannschaft. Ich hatte vor, bei den Meisterschaftsspielen für sie zu spielen, wenn es drei zu drei stand. Und wer sollte dann, im entscheidenden Spiel, Schläger sein? Der Werfer, das wußte ich, würde den Ball genau dorthin werfen, wo ich ihn haben wollte, und ich würde ihn weit über das Stadion der Yankees hinaus schlagen und der Held der Meisterschaftsspiele sein. Ich dachte, das werde der große Augenblick meines Lebens sein. Aber ich möchte Ihnen sagen, daß das nicht wahr ist.
Vor ein paar Jahren saß ich mit meiner Frau Ruby im Los-Angeles-Tempel in einem kleinen Siegelungsraum. Unsere Söhne waren jeder mit seiner Frau da - sie waren noch nicht lange verheiratet und unsere liebe Tochter kniete am Altar und hielt die Hand des jungen Mannes, an den sie gesiegelt werden sollte. Ich sah mich in dem Raum um, und da wurde mir bewußt, daß dies der große Augenblick meines Lebens war, weil ich in dem Raum alles hatte, was mir kostbar war, alles. Meine Frau war dort, meine große ewige Liebe und Partnerin. Unsere drei Kinder waren mit ihren Ehepartnern für die Ewigkeit dort. Und ich dachte: David, in deiner Jugend hattest du völlig falsche Vorstellungen. Du hast gemeint, irgendein weltliches Ereignis könnte das große Ereignis deines Lebens sein. Aber jetzt war ich Zeuge dieses großen Ereignisses. Ich war dort, ich spürte es, ich nahm daran teil, und ich wußte, daß in dem kleinen weißen Siegelungsraum - dem reinen, schönen Raum - als ich mit meiner ganzen Familie dort war, das der große Augenblick meines Lebens war.
Ich liebe Sie alle und bezeuge Ihnen, daß dieses Werk wahr ist. Wir Heiligen der Letzten Tage müssen dem Glauben, zu dem wir uns bekennen, treu bleiben. Ja, treu. Dem mitreißenden Zeugnis, das wir erhalten haben, treu. Ihm, dessen Namen wir auf uns genommen haben, treu sein und dementsprechend leben und verkündigen und diesem Werk helfen, sich auszubreiten. Im Namen Jesu Christi, amen.