2000–2009
Wer steht zum Herren, wer?
April 2005


Wer steht zum Herren, wer?

Der Herr muss wissen, auf wen er sich verlassen kann.

Heute Abend möchte ich mit meinen Worten auf eines meiner Lieblingslieder hinweisen, das zum Dienen aufruft: „Wer steht zum Herren, wer? Jetzt heißts, entschieden sein.“ (Gesangbuch, 1977, Nr. 208.)

In dieser, der Evangeliumszeit der Fülle, da wir uns in Erwartung der Rückkehr Christi zur Erde für die letzten teuflischen Kämpfe wappnen, ist es sehr wichtig zu wissen, wer auf der Seite des Herrn steht. Der Herr muss wissen, auf wen er sich verlassen kann.

Hoffentlich kann er darauf zählen, dass sich jeder Priestertumsträger – zum Dienst bereit – in die Reihen des Heeres des Herrn begibt. Heute gibt es in der Kirche etwa drei Millionen Priestertumsträger, zu gleichen Teilen Träger des Aaronischen und des Melchisedekischen Priestertums.

Leider fehlen viel zu viele dieser Männer, junge und weniger junge; sie fehlen unentschuldigt.

Einst saß jeder von ihnen demütig da, als ihm Männer mit Vollmacht die Hände auflegten und ihm das Priestertum übertrugen. Damals sind sie mit dem Herrn den Bund eingegangen, ihm zu gehorchen und zu dienen.

Wenn wir verstehen wollen, wie wichtig diese Bündnisse sind, müssen wir uns fragen: „Was ist das Priestertum?“ Jeder aufmerksame Diakon kennt die Antwort auf diese Frage: Das Priestertum ist die Macht, im Namen Gottes zu handeln.

Was bedeutet das für euch Diakone, Lehrer, Priester? Erstens bedeutet es, dass ihr dazu bevollmächtigt seid, das Abendmahl entweder auszuteilen, vorzubereiten oder zu segnen. Ist das etwas Besonderes? Auf jeden Fall!

Wer hat laut den Berichten, die wir haben, zum ersten Mal den Abendmahlsdienst verrichtet? Natürlich lautet die Antwort: Jesus Christus. Am Abend vor seinem Leiden im Garten Getsemani bereitete Jesus das Abendmahl vor, segnete es und teilte es an seine Jünger aus. Wenn wir also diese heilige Handlung vollziehen, vertreten wir eigentlich den Erretter. Das ist etwas Besonderes!

Johannes der Täufer legte Joseph Smith und Oliver Cowdery die Hände auf und übertrug ihnen das Priestertum Aarons mit folgenden Worten: „[Ich] übertrage [euch] das Priestertum Aarons, das die Schlüssel des Dienstes von Engeln und die des Evangeliums der Umkehr und die der Taufe durch Untertauchen zur Sündenvergebung innehat.“ (LuB 13:1.) Dies ist eine bedeutende Aufgabe für Männer jeden Alters. Mit diesem Auftrag stehen wir eindeutig auf der Seite des Herrn.

Was ist mit dem Melchisedekischen Priestertum? Im Abschnitt 84 von Lehre und Bündnisse heißt es: „Und dieses größere Priestertum vollzieht das Evangelium und hat den Schlüssel der Geheimnisse des Reiches inne, nämlich den Schlüssel der Gotteserkenntnis.“ (Vers 19.) Dieses Priestertum hat die Macht, zu amtieren und zu führen, Segen zu spenden und zu heilen, zu lehren und zu siegeln. Dadurch steht jeder Bruder, der diesen Dienst im Priestertum leistet, eindeutig auf der Seite des Herrn.

Eines der großartigsten Beispiele für die Siegelungsmacht des Priestertums zeigt die Geschichte von Nephi, dem Sohn Helamans. Weil er so eifrig darin war, seinen nephitischen Brüdern das Wort Gottes zu verkünden, gab der Herr ihm die Siegelungsmacht, damit „was auch immer du auf Erden siegeln wirst, im Himmel gesiegelt sein wird, und was auch immer du auf Erden lösen wirst, im Himmel gelöst sein wird“ (Helaman 10:7). Nephi wäre in jeder Evangeliumszeit ein mächtiger Führer im Heer des Herrn gewesen.

Welch großartiger Vertrauensbeweis unseres Vaters im Himmel, uns einen Teil seiner Macht zu überlassen, damit wir ihm bei seinem großen Werk helfen können, das sich immer weiter ausbreitet, um die Erde zu erfüllen.

Beachten Sie, wie gründlich wir darin unterwiesen wurden, wie die Priestertumsvollmacht zu verleihen ist. Als ich zwölf wurde, legten mir mein Vater, Charles Oaks, und mein Bischof, George Collard, die Hände auf, übertrugen mir das Aaronische Priestertum und ordinierten mich zum Diakon.

Mehrere Jahre später ordinierte mich Elder Gordon B. Hinckley mit Hilfe dieses gleichen himmlischen Verfahrens zum Siebziger. In jeder Ordinierung kommt das Vertrauen Gottes zum Ausdruck und bietet erneut die Gelegenheit, auf der Seite des Herrn zu dienen.

Wenn ein Heer aufgestellt wird, werden die Schlachten gewöhnlich auf einem ausgedehnten Schlachtfeld ausgetragen. Aber dieser Kampf um Seelen wird anders geführt. Der Konflikt vollzieht sich jeden Tag im Leben einzelner Menschen und lässt die Streitkräfte des Herrn gegen die Mächte des Satans antreten – die Gier, die Selbstsucht und die Begierde.

Wenn man an Helamans 2060 junge Krieger denkt, muskulöse junge Männer, die Schulter an Schulter stehen, könnte man meinen, dass große Körperkraft nötig ist, will man sich ihren Reihen anschließen. Aber bei diesem Unterfangen findet jede beherzte Seele ihren Platz!

Wir haben einen elfjährigen Enkelsohn, Andrew, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, und das vielleicht für den Rest seines Lebens. Er wird im Herbst zum Diakon ordiniert werden und sich der Priestertumsarmee des Herrn anschließen. Seine körperliche Behinderung wird ihn in diesem Krieg nicht einschränken, weil die Waffen, die zur Wahl stehen, keine Speere, Schwerter und Pfeile sind, die auf einem überfüllten Schlachtfeld eingesetzt werden.

Die Waffen, die ewigen Wert haben und die ganze Rüstung Gottes darstellen, sind vielmehr Wahrheit, Rechtschaffenheit, Glaube, Gebet und das Wort Gottes (vgl. Epheser 6:13-18). Diese Waffen kommen durch unseren Verstand, unseren Mund und unser Handeln zum Einsatz. Jeder gute und rechtschaffene Gedanke, jedes gute Wort und jede gute Tat ist ein Sieg für den Herrn.

Deshalb hat Andrew in diesem Kampf kein Handicap. Seine Eltern haben ihn gut unterwiesen. Er ist bereit, sich seinen Brüdern im Priestertum anzuschließen.

Es geht wirklich um sehr viel. Der Preis ist buchstäblich die Seele der Söhne und Töchter Gottes, ihre ewige Erlösung. Und diese Seelen werden gewonnen oder verloren, je nachdem, wie es um Tugend und Reinheit, Nächstenliebe und Dienen sowie Glauben und Hoffnung bestellt ist.

Andrew wird bald dem Diakonskollegium seiner Heimatgemeinde angehören. Man wird ihn darin unterweisen, das Abendmahl auszuteilen und das Fastopfer einzusammeln. Man wird sich seiner annehmen, weil das Priestertumskollegium genau dazu da ist – um sich umeinander zu kümmern. Ja, so ist das Priestertumsheer des Herrn organisiert – in Kollegien.

Ich habe einen Großteil meines Lebens als Pilot bei der US Air Force verbracht. Die Männer meines Geschwaders sind bis heute eine verschworene Gemeinschaft, die noch nach vierzig Jahren engen Kontakt miteinander hält.

In unserem Training als Kampfpiloten lautete eine der ersten und grundlegendsten Regeln: „Kümmere dich um deinen Flügelmann. Sichere ständig nach hinten, damit sich ihm kein Feind unbemerkt von hinten nähert.“

Wenn es ein guter Rat ist, Kameraden in einem Kampfgeschwader zu schützen, dann ist es ein großartiger Rat, bei unserem Bemühen, fest zum Herrn zu stehen, unseren Kollegiumsmitgliedern nahe zu bleiben und sie zu schützen. Wir sollen bereitwillig hingehen und sie suchen, wenn sie umherirren.

Heutzutage ist es von besonders großem Wert, fest zum Herrn zu stehen. Unser Prophet betont immer wieder, dass dies die Letzten Tage sind. Wir wissen aufgrund der Zeichen der Zeit, dass das Ende naht. Und auch der Satan weiß es. Er und seine Streitkräfte scheinen nie zu schlafen.

Bei einer weltweiten Führerschaftsschulung hat Präsident Hinckley zur Sittenlosigkeit in der Welt gesagt: „Ich glaube nicht, dass es zur Zeit von Sodom und Gomorra übler zuging.“

Er sagte weiter: „Mitsamt ihren gottlosen Bewohnern wurden die Städte ausgetilgt. Ähnlich sind die Verhältnisse auch heute, und zwar überall auf der Welt. Ich glaube, unser Vater weint, wenn er auf seine widerspenstigen Söhne und Töchter hinabblickt.“ („Ein fester und unerschütterlicher Stand“, Weltweite Führerschaftsversammlung, 10. Januar 2004, Seite 20.)

Ich weiß nicht, wie viel unser Prophet noch sagen muss, damit wir die Warnung auf uns beziehen.

In einer Konferenzansprache hat Elder Dallin H. Oaks vor kurzem gesagt: „Die Zeichen des Zweiten Kommens umgeben uns und scheinen an Häufigkeit zuzunehmen … Wir können das Zweite Kommen zwar nicht verhindern und wir wissen auch nicht den genauen Zeitpunkt, aber wir können unsere Vorbereitung beschleunigen und versuchen, die Vorbereitung unserer Mitmenschen zu beeinflussen. Wir müssen uns sowohl zeitlich als auch geistig auf die Ereignisse vorbereiten, die für die Zeit des Zweiten Kommens prophezeit sind.“ („Vorbereitung auf das Zweite Kommen“, Liahona, Mai 2004, Seite 7ff.)

Und diese Worte der Warnung kamen einige Zeit vor einer noch nie da gewesenen Zerstörung durch Wirbelstürme in der Karibik und der Verwüstung durch die Flutwelle in Ostasien.

In dem Lied „Wer steht zum Herren, wer?“ heißt es: „Jetzt heißts entschieden sein.“ Jetzt ist es an der Zeit, fest in unserem Glauben und auf unseren Grundsätzen zu stehen, wie Hauptmann Moroni es getan hat. Wir werden jetzt gebraucht, Diakone, Lehrer, Priester, Bischöfe, Älteste, Hohe Priester und Patriarchen. Jetzt ist es an der Zeit, unsere Wertschätzung für das Sühnopfer unseres Herrn Jesus Christus zu zeigen. Jetzt ist es an der Zeit, unseren Glauben durch Gehorsam solch grundlegenden Geboten wie dem Gesetz der Keuschheit und des Zehnten, dem Wort der Weisheit und der Sabbatheiligung gegenüber zu zeigen.

Jetzt ist es an der Zeit, unsere Nächsten zu warnen, indem wir ihnen von der Botschaft des Evangeliums erzählen. Jetzt ist es an der Zeit, der Welt ein Beispiel an Anstand und Schicklichkeit zu geben, ein Beispiel an Tugend und Reinheit. Wir dürfen unsere Priestertumsmacht niemals vergeuden, indem wir uns im zerstörerischen und zersetzenden Schmutz der Pornografie suhlen.

Jetzt ist es an der Zeit, die Bündnisse zu überdenken, die wir mit dem Herrn in den Wassern der Taufe eingegangen sind, die Bündnisse, die wir eingegangen sind, als wir den Eid und Bund des Priestertums annahmen, und die Bündnisse, die wir in seinem heiligen Tempel geschlossen haben.

Jetzt ist es wahrhaftig an der Zeit zu zeigen, dass wir zum Herrn stehen.

Brüder, dies ist sein Werk. Das Evangelium Jesu Christi in seiner Fülle wurde in diesen Letzten Tagen durch den Propheten Joseph Smith wiederhergestellt. Christus steht an der Spitze dieser Kirche und führt sie durch seinen lebenden Propheten, Gordon B. Hinckley, vorwärts. Christus wird auf die Erde zurückkehren, um zu herrschen und zu regieren, und jeder von uns wird eines Tages vor ihm stehen, um gemäß seinen Gedanken, Taten und den Wünschen seines Herzens gerichtet zu werden. Er ist unser Erretter und unser Erlöser. Davon gebe ich Zeugnis in seinem heiligen Namen. Amen.