2010–2019
Bin ich ein Kind Gottes?
April 2018


10:24

Bin ich ein Kind Gottes?

Wie kann jeder von uns das umwerfende Erlebnis haben, seine göttliche Identität zu verstehen? Zuallererst müssen wir uns bemühen, Gott, unseren Vater, zu erkennen.

Vor kurzem besuchte ich mit meiner lieben Mutter die Versammlungen in unserem alten Gemeindehaus aus Stein. Aus dem PV-Raum, den ich selbst vor Jahrzehnten regelmäßig besucht hatte, zogen mich Kinderstimmen an. Ich ging nach hinten und sah, wie liebevolle Führungsbeamtinnen den Leitgedanken dieses Jahres erläuterten: „Ich bin ein Kind Gottes“. Ich musste lächeln, als ich an die geduldigen und liebevollen Lehrer zurückdachte, die mich, den wilden kleinen Jungen am Ende der Bank, während unserer Liedübung damals oft anschauten, als wollten sie sagen: „Ist das wirklich ein Kind von Gott? Und wer hat ihn zur Welt geschickt?“

Ich bitte jeden von uns, sein Herz dem Heiligen Geist zu öffnen, denn er „bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind“.

Präsident Boyd K. Packers Worte sind schlicht und unschätzbar: „Ihr seid ein Kind Gottes. Er ist der Vater eures Geistes. Geistig gesehen seid ihr von edler Geburt, Nachkommen vom König des Himmels. Prägt euch diese Wahrheit ein und haltet daran fest. Wie viele Generationen eurer irdischen Vorfahren es auch geben mag, welcher Hautfarbe ihr sein mögt oder welchem Volk ihr auch angehört – der Stammbaum eures Geistes lässt sich in einer Zeile niederschreiben. Ihr seid ein Kind Gottes!“

„Wenn Sie … unseren Vater treffen“, erklärte Brigham Young, „werden Sie ein Wesen sehen, das Sie schon lange kennen, und er wird Sie in die Arme nehmen, und Sie werden bereit sein, ihn zu umarmen und zu küssen.“

Der große Krieg um die göttliche Identität

Mose erfuhr von seiner göttlichen Herkunft, als er mit dem Herrn von Angesicht zu Angesicht sprach. Nach diesem Erlebnis „kam der Satan, ihn zu versuchen“, und um die Identität des Mose subtil und in böser Absicht zu verzerren, sagte er: „Mose, Menschensohn, bete mich an! Und … Mose blickte den Satan an und sprach: Wer bist du? Denn siehe, ich bin ein Sohn Gottes.“

Dieser große Krieg um die göttliche Identität tobt heftig. Der Satan zielt mit immer größerem Arsenal darauf ab, unseren Glauben an unsere Beziehung mit Gott und unsere Kenntnis davon zu zerstören. Zum Glück sind wir von Anfang an mit einer klaren Sicht und Verständnis dessen gesegnet worden, was unsere wahre Identität ist: „Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!“ Und lebende Propheten verkünden: „Jeder Mensch ist ein geliebter Geistsohn oder eine geliebte Geisttochter himmlischer Eltern und hat dadurch ein göttliches Wesen und eine göttliche Bestimmung.“

Wenn wir diese Wahrheiten mit Bestimmtheit wissen, fällt es uns leichter, Prüfungen, Schwierigkeiten und Bedrängnisse jeder Art zu überwinden. Auf die Frage, wie wir Menschen helfen können, die sich mit persönlichen Schwierigkeiten herumquälen, erwiderte ein Apostel des Herrn: „Machen Sie ihnen ihre Identität klar und wozu sie da sind.“

„Die umwerfendste Erkenntnis, die ich besitze“

Diese beeindruckenden Wahrheiten haben das Leben meiner Bekannten Jen verändert, die als Jugendliche einen schweren Autounfall verursachte. Obwohl sie selbst schwer verletzt wurde, litt sie vor allem deshalb gewaltige Qualen, weil die andere Fahrerin ihr Leben verlor. „Da hat jemand seine Mutter verloren, und es war meine Schuld“, erzählt sie. Jen, die erst Tage zuvor aufgestanden war und aufgesagt hatte: „Wir sind Töchter unseres himmlischen Vaters, der uns liebt“, fragte sich jetzt: „Wie kann er mich lieben?“

„Die körperlichen Schmerzen gingen vorüber“, sagt sie, „aber dass meine seelischen und geistigen Wunden jemals heilen würden, konnte ich mir nicht vorstellen.“

Um zu überleben, verbarg Jen ihre Gefühle tief im Innern, sonderte sich ab und wurde gefühllos. Als sie nach einem Jahr endlich über den Unfall sprechen konnte, forderte ein inspirierter Therapeut sie auf, den Satz „Ich bin ein Kind Gottes“ aufzuschreiben und ihn jeden Tag zehn Mal aufzusagen.

„Die Worte aufzuschreiben war leicht“, erinnert sie sich, „aber ich konnte sie nicht aussprechen. … Dadurch wurden sie real, und ich glaubte eigentlich nicht, dass Gott mich als sein Kind haben wollte. Ich rollte mich dann zusammen und weinte.“

Einige Monate später konnte Jen die Aufgabe endlich jeden Tag erfüllen. „Ich schüttete meine ganze Seele aus“, berichtet sie, „und flehte Gott an. … Dann fing ich an, die Worte zu glauben.“ Dieser Glaube ermöglichte es dem Erretter, ihre verwundete Seele allmählich zu heilen. Durch das Buch Mormon fand sie Trost und Mut in seinem Sühnopfer.

„Christus hat meinen Schmerz, meinen Kummer, meine Schuldgefühle verspürt“, erklärt Jen. „Ich habe die reine Liebe Gottes gespürt. Ich hatte noch nie etwas so Beeindruckendes erlebt! Das Wissen, dass ich ein Kind Gottes bin, ist die umwerfendste Erkenntnis, die ich besitze!“

Das Bemühen, Gott, unseren Vater, zu erkennen

Brüder und Schwestern, wie kann jeder von uns das umwerfende Erlebnis haben, seine göttliche Identität zu verstehen? Zuallererst müssen wir uns bemühen, Gott, unseren Vater, zu erkennen. Präsident Russell M. Nelson hat bezeugt: „Wenn ein Kind Gottes bestrebt ist, mehr über Gott und seinen geliebten Sohn zu erfahren, geht etwas Machtvolles vor sich.“

Wenn wir mehr über den Erretter lernen und ihm nachfolgen, lernen wir auch den Vater kennen. Als „das Abbild seines [Vaters]“ hat Jesus gesagt: „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht.“ Mit jedem Wort und jeder Tat offenbart uns Christus das wahre Wesen Gottes und unsere Beziehung zu ihm. Elder Jeffrey R. Holland hat gesagt: „Als Blut aus jeder Pore trat und sich ein qualvoller Schrei von seinen Lippen löste, da wandte sich Christus an den, an den er sich stets gewandt hatte – an seinen Vater. ‚Abba‘, rief er. ‚Papa.‘“

So, wie sich Jesus in Getsemani ernsthaft an seinen Vater wandte, wandte sich der junge Joseph Smith 1820 gebeterfüllt im heiligen Hain an Gott. Als er gelesen hatte: „Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten“, zog sich Joseph zurück, um zu beten.

„Ich [kniete] nieder“, schrieb er, „und fing an, Gott die Wünsche meines Herzens vorzutragen. …

Ich [sah] gerade über meinem Haupt … eine Säule aus Licht. …

Ich [sah] zwei Personen von unbeschreiblicher Helle und Herrlichkeit über mir in der Luft stehen. Eine von ihnen redete mich an, nannte mich beim Namen und sagte, dabei auf die andere deutend: [Joseph,] dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!

Wenn wir dem Beispiel des Erretters und des Propheten Joseph folgen und uns ernsthaft an Gott wenden, verstehen wir – wie Jen – in ganz konkreter Weise, dass unser Vater uns namentlich kennt und dass wir seine Kinder sind.

Den Müttern, insbesondere den jungen, die sich mit der Aufgabe, „eine Generation … großzuziehen, die der Sünde widersteht“, oft überfordert und überlastet fühlen, sage ich: Unterschätzen Sie niemals Ihre entscheidende Rolle im Plan Gottes! Wenn Sie im Stress sind, vielleicht, weil Sie kleinen Kindern nachjagen und ein verbrannter Geruch aus der Küche Ihnen klarmacht, dass Ihr liebevoll zubereitetes Abendessen jetzt ein Brandopfer ist, dann denken Sie daran, dass Gott Ihre schwierigsten Tage heiligt. „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir“, bestätigt er uns beruhigend. Wir ehren Sie, denn Sie erfüllen die Hoffnung von Schwester Joy D. Jones, die gesagt hat: „Unsere Kinder verdienen es, ihre göttliche Identität zu verstehen.“

Ich fordere jeden von uns auf, sich an Gott und seinen geliebten Sohn zu wenden. „Nirgendwo“, hat Präsident Nelson gesagt, „wird diese Wahrheit deutlicher und kraftvoller vermittelt als im Buch Mormon.“ Schlagen Sie es auf und erfahren Sie, dass Gott „alles für [unser] Wohlergehen und Glücklichsein“ tut und dass er „barmherzig und gnädig ist, sich nicht leicht zum Zorn reizen lässt, langmütig und voller Güte ist“ und dass „alle [vor ihm] gleich“ sind. Wenn Sie verletzt, verloren, ängstlich, aufgebracht, traurig oder hungrig sind oder sich in der größten Not hoffnungslos verlassen fühlen, dann schlagen Sie das Buch Mormon auf. Dann erkennen Sie, dass „[Gott] uns nie verlassen wird. Das hat er noch nie und das wird er nie. Er kann es nicht. Es entspricht nicht seinem Wesen.“

Wenn wir unseren Vater erkennen, ändert es alles, besonders unser Herz, da sein sanfter Geist unsere wahre Identität und den großen Wert bestätigt, den wir in seinen Augen haben. Gott begleitet uns auf dem durch Bündnisse vorgezeichneten Weg, wenn wir uns an ihn wenden, indem wir ihn im Gebet anflehen, in den Schriften forschen und bestrebt sind, gehorsam zu sein.

Der erhabene Charakter Gottes – mein Zeugnis

Ich liebe den Gott meiner Väter, den „Allmächtigen Gott“, der in unserem Kummer mit uns weint, uns geduldig züchtigt, wenn wir nicht rechtschaffen sind, und sich mit uns freut, wenn wir uns bemühen, „alle [unsere] Sünden auf[zu]geben, um [ihn] zu erkennen“. Ich bete ihn an, der stets „ein Vater der Waisen“ ist und ein Gefährte derer, die keine Gefährten haben. Ich gebe dankbar Zeugnis dafür, dass ich Gott, meinen Vater, erkannt habe, und lege Zeugnis für die Vollkommenheiten, die Eigenschaften und die „Erhabenheit seines Charakters“ ab.

Möge jeder von uns seine „edle Herkunft“ als Kind Gottes wahrhaft verstehen und schätzen, indem wir ihn, „den einzigen wahren Gott, erkennen und den [er] gesandt [hat], Jesus Christus“. Darum bete ich inniglich. Im Namen Jesu Christi. Amen.