Einmütig
Um unser erhabenes Ziel zu erreichen, brauchen wir einander, und wir müssen einig sein.
Eines der bemerkenswertesten Geschöpfe auf der Welt ist der Monarchfalter. Auf einer Reise nach Mexiko, wo wir Weihnachten mit der Familie meines Mannes verbringen wollten, sahen wir uns ein Schmetterlingsschutzgebiet an, wo Millionen von Monarchfaltern überwintern. Es war ein faszinierender Anblick, und das Beispiel an Einigkeit und Gehorsam der Schöpfung Gottes gegenüber seinen Gesetzen stimmte uns nachdenklich.
Monarchfalter haben einen sagenhaften Orientierungssinn. Sie orientieren sich an der Position der Sonne, um die richtige Richtung zu finden. Jeden Frühling legen sie zwischen Mexiko und Kanada Tausende von Kilometern zurück, und im Herbst kehren sie in immer die gleichen heiligen Tannenwälder in Mexiko zurück. Das tun sie Jahr für Jahr, einen winzigen Flügelschlag nach dem anderen. Auf ihrer Reise scharen sie sich nachts auf Bäumen zusammen, um sich vor der Kälte und vor Raubtieren zu schützen.
Eine Gruppe von Schmetterlingen bezeichnet man als Kaleidoskop. Ist das nicht ein schönes Bild? Jeder Schmetterling in einem Kaleidoskop ist einzigartig und unterscheidet sich von den anderen, und doch wurden diese scheinbar zarten Geschöpfe von einem liebevollen Schöpfer so gestaltet, dass sie überleben, mal hierhin, mal dorthin fliegen, sich vermehren und Leben weitergeben können, indem sie eine Blume nach der anderen bestäuben. Auch wenn jeder Schmetterling anders ist, wirken sie zusammen und machen die Welt schöner und fruchtbarer.
Wie der Monarchfalter befinden auch wir uns auf einer Reise, zurück in unsere himmlische Heimat, wo wir mit unseren himmlischen Eltern wieder vereint sein werden. Wie Schmetterlinge haben wir göttliche Eigenschaften erhalten, dank derer wir uns den Weg durch das Leben bahnen können, um „das Maß [unserer] Erschaffung“ zu erfüllen. Wenn wir es den Schmetterlingen gewissermaßen gleichtun und unsere Herzen miteinander verbinden, schützt der Herr uns so, „wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel sammelt“, und macht uns zu einem wunderschönen Kaleidoskop.
Mädchen und Jungen, Junge Damen und Junge Männer, Schwestern und Brüder: Wir befinden uns gemeinsam auf dieser Reise. Um unser erhabenes Ziel zu erreichen, brauchen wir einander, und wir müssen einig sein. Der Herr hat uns geboten: „Seid eins; und wenn ihr nicht eins seid, dann seid ihr nicht mein.“
Jesus Christus ist das vollkommene Beispiel für Einigkeit mit seinem Vater. Sie sind eins in der Absicht, in der Liebe und in den Werken, und „der Wille des Sohnes wird im Willen des Vaters verschlungen“.
Wie können wir dem vollkommenen Beispiel des Herrn an Einigkeit mit seinem Vater nachfolgen und mit ihnen und miteinander einiger sein?
Ein inspirierendes Muster finden wir in Apostelgeschichte 1:14. Dort steht: „[Die Männer] verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen.“
Ich finde es bemerkenswert, dass das Wort „einmütig“ in der Apostelgeschichte mehrfach vorkommt; dort, wo wir nachlesen können, was die Nachfolger Jesu Christi taten, gleich nachdem er als auferstandenes Wesen in den Himmel aufgefahren war, und welche Segnungen sie für ihre Bemühungen erhielten. Es ist auch bemerkenswert, dass wir ein ähnliches Muster bei den Gläubigen auf dem amerikanischen Kontinent wiederfinden, als der Herr zu ihnen kam und sich ihrer annahm. „Einmütig“ bedeutet übereinstimmend; in Einigkeit; alle zusammen.
Zu dem, was die treuen Heiligen an beiden Orten in Einigkeit getan haben, zählt, dass sie für Jesus Christus Zeugnis gaben, sich gemeinsam mit dem Wort Gottes befassten und sich liebevoll umeinander kümmerten.
Alle, die dem Herrn nachfolgten, waren eins in der Absicht, in der Liebe und in ihren Werken. Sie wussten, wer sie waren, sie wussten, was sie zu tun hatten, und sie taten es voller Liebe zu Gott und zueinander. Sie waren Teil eines wunderbaren Kaleidoskops und strebten einmütig voran.
Als Segnung dafür wurden sie unter anderem mit dem Heiligen Geist erfüllt, es geschahen Wunder unter ihnen, die Kirche wuchs, es gab keinen Streit unter den Menschen, und der Herr segnete sie in allem.
Vermutlich waren sie aus dem Grund so einig, weil sie den Herrn persönlich kannten. Sie waren ihm nahe gewesen und waren Zeugen seiner göttlichen Mission gewesen, der Wunder, die er vollbrachte, und seiner Auferstehung. Sie hatten die Wunden an seinen Händen und Füßen gesehen und berührt. Sie wussten mit Bestimmtheit, dass er der verheißene Messias war, der Erlöser der Welt. Sie wussten, „dass er die Quelle aller Heilung, allen Friedens und allen ewigen Fortschritts ist“.
Auch wenn wir unseren Erretter nicht mit den Augen in unserem Kopf gesehen haben, können wir wissen, dass er lebt. Wenn wir uns ihm nahen und danach streben, durch den Heiligen Geist ein persönliches Zeugnis von seiner göttlichen Mission zu erhalten, verstehen wir besser, was der Zweck unseres Lebens ist, und die Liebe Gottes wohnt in unserem Herzen. Wir sind dann entschlossen, in den Kaleidoskopen unserer Familien, Gemeinden und Nachbarn eins zu sein, und wir dienen einander „in anderer und besserer Weise“.
Wunder geschehen, wenn die Kinder Gottes vom Geist geführt zusammenarbeiten und sich denen zuwenden, die in Not sind.
Wir hören so viele Berichte von gelebter Nächstenliebe, wenn ein Unglück geschieht. Als zum Beispiel Houston letztes Jahr von schwerem Hochwasser betroffen war, stellten die Menschen ihre eigenen Interessen hintan und waren zur Stelle. Ein Ältestenkollegiumspräsident wandte sich hilfesuchend an die Menschen in der Umgebung, und rasch war eine Flotte von 77 Booten einsatzbereit. Rettungskräfte suchten die betroffenen Bezirke ab und brachten ganze Familien – Vater, Mutter, Kinder – in eines unserer Gemeindehäuser, wo sie Obdach und dringend benötigte Hilfe erhielten. Mitglieder und Nichtmitglieder arbeiteten gemeinsam an einem Ziel.
In Santiago de Chile hatte eine FHV-Leiterin den Wunsch, an ihrem Wohnort Einwanderern aus Haïti zu helfen. Sie beriet sich mit ihren Priestertumsführern, und dann kamen sie auf die Idee, Spanischkurse für Einwanderer anzubieten, damit diese sich in ihre neue Heimat besser integrieren konnten. Jeden Samstagmorgen trafen sich die Missionare mit ihren fleißigen Schülern. Das Gefühl von Einigkeit in diesem Gebäude ist ein inspirierendes Beispiel für Menschen verschiedener Herkunft, die einmütig dienen.
In Mexiko waren Hunderte Mitglieder stundenlang unterwegs, damit sie den Überlebenden von zwei schweren Erdbeben helfen konnten. Sie brachten Werkzeuge, Geräte und Nächstenliebe mit. Als ein paar freiwillige Helfer in einem unserer Gemeindehäuser auf Anweisungen warteten, war der Bürgermeister der Stadt Ixhuatán von diesem Ausdruck reiner Christusliebe zu Tränen gerührt.
Der Herr gibt uns jetzt die Gelegenheit, in unseren Priestertumskollegien und in der Frauenhilfsvereinigung jeden Monat miteinander zu beraten, damit wir alle in dem Kaleidoskop unserer Gemeinde oder unseres Zweiges aktiver mitwirken können – dort, wo wir alle dazugehören und wo wir alle gebraucht werden.
Unsere Wege sind alle unterschiedlich, und doch gehen wir sie gemeinsam. Auf unserem Weg geht es nicht darum, was wir gemacht haben oder wo wir gewesen sind, sondern wohin wir gehen und was aus uns wird – in Einigkeit. Wenn wir vom Heiligen Geist geleitet Rat halten, können wir sehen, wo wir sind und wo wir sein sollen. Der Heilige Geist lässt uns sehen, was unsere natürlichen Augen nicht sehen können, denn „Offenbarung ergeht reichlich an uns“, und wenn wir diese Offenbarungen zusammenfügen, können wir mehr sehen.
Wenn wir in Einigkeit zusammenarbeiten, muss es unser Ziel sein, den Willen des Herrn zu erfahren und zu tun. Unser Ansporn muss unsere Liebe zu Gott und zu unserem Nächsten sein, und unser größter Wunsch muss es sein, eifrig zu arbeiten, damit wir den Weg für die herrliche Rückkehr unseres Erretters bereiten können. Die einzige Art und Weise, wie wir das tun können, ist „einmütig“.
Wie die Monarchfalter wollen wir zielgerichtet zusammen unsere Reise fortsetzen, jeder von uns mit seinen eigenen Eigenschaften und Beiträgen, und daran arbeiten, dass diese Welt eine schönere und fruchtbarere wird, und zwar einen kleinen Schritt nach dem anderen und im Einklang mit Gottes Geboten.
Unser Herr Jesus Christus hat uns verheißen: Wenn wir in seinem Namen versammelt sind, wird er mitten unter uns sein. Ich bezeuge, dass er lebt und dass er an einem schönen Frühlingsmorgen wie dem heutigen auferstanden ist. Er ist der Monarch aller Monarchen – „der König der Könige und Herr der Herren“.
Mögen wir eins sein im Vater und in seinem einziggezeugten Sohn und dabei vom Heiligen Geist geführt werden. Darum bete ich demütig im Namen Jesu Christi. Amen.