2010–2019
Vorbereitung auf die Wiederkehr des Herrn
Frühjahrs-Generalkonferenz 2019


15:16

Vorbereitung auf die Wiederkehr des Herrn

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist in einzigartiger Weise bevollmächtigt und beauftragt, die für das Zweite Kommen des Herrn erforderlichen Vorbereitungen zu treffen

In zwei Wochen feiern wir Ostern. Die Auferstehung bestätigt, dass Jesus Christus ein Gott ist und dass es Gottvater tatsächlich gibt. Unsere Gedanken wenden sich dem Erretter zu, und wir sinnen über sein unvergleichliches Leben und die unendliche Macht seines großen Sühnopfers nach. Ich hoffe, wir denken auch über seine noch ausstehende Wiederkehr nach, wenn er dann als König der Könige regieren und als Herr der Herren herrschen wird.

Vor einiger Zeit nahm ich in Buenos Aires an einer Tagung mit Führungspersönlichkeiten verschiedenster Glaubensrichtungen teil. Es war unverkennbar, dass sie ihre Mitmenschen liebten. Sie waren entschlossen, Leid zu lindern und den Menschen zu helfen, sich über Unterdrückung und Armut zu erheben. Ich dachte über die zahlreichen humanitären Unternehmungen dieser Kirche nach, darunter Projekte, bei denen wir mit einigen der bei der Tagung vertretenen Glaubensgemeinschaften zusammenarbeiten. Ich war sehr dankbar, dass die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage so freigebig sind, denn dadurch wird ein solch christliches Dienen möglich.

In diesem Augenblick bestätigte der Heilige Geist mir zweierlei: Erstens ist es von größter Bedeutung, dass man sich zeitlicher Bedürfnisse annimmt, und dies muss fortgesetzt werden. Der zweite Punkt war unerwartet, jedoch eindringlich und unmissverständlich, und zwar dass es über selbstloses Dienen hinaus von überragender Bedeutung ist, die Welt auf das Zweite Kommen des Herrn Jesus Christus vorzubereiten.

Wenn er kommt, werden Unterdrückung und Ungerechtigkeit nicht nur zurückgehen, sondern aufhören:

„Auch der Wolf wird dann beim Lamm wohnen, und der Leopard wird beim Böcklein lagern und das Kalb und der junge Löwe und Mastvieh beisammen; und ein kleines Kind wird sie führen. …

Sie werden nicht verletzen noch zerstören auf meinem ganzen heiligen Berg; denn die Erde wird voll sein von der Erkenntnis des Herrn, wie die Wasser das Meer bedecken.“

Armut und Leid werden nicht nur zurückgehen, sondern gänzlich verschwinden:

„Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden, und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten.

Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.“

Sogar den Schmerz und Kummer des Todes wird es nicht mehr geben:

„An jenem Tag wird ein Kind nicht sterben, ehe es alt ist; und sein Leben wird wie das Alter eines Baumes sein;

und wenn es stirbt, wird es nicht schlafen, das heißt in der Erde, sondern wird in einem Augenblick verwandelt werden und wird entrückt werden, und seine Ruhe wird herrlich sein.“

Also ja – tun wir, was in unserer Macht steht, um schon jetzt Leid und Kummer zu lindern, und widmen wir uns eifriger den Vorbereitungen, die für den Tag erforderlich sind, da Schmerz und Böses gänzlich enden, an dem „Christus persönlich auf der Erde regieren wird und … die Erde erneuert werden und ihre paradiesische Herrlichkeit empfangen wird“. Es wird ein Tag der Erlösung und des Gerichts sein. Der frühere anglikanische Bischof von Durham, Dr. N. T. Wright, hat treffend beschrieben, wie wichtig das Sühnopfer Christi, die Auferstehung und das Gericht dabei sind, Unrecht zu überwinden und alles wieder ins rechte Lot zu bringen.

Er sagte: „Gott hat einen Tag festgesetzt, an dem er die Welt in der rechten Weise von einem Mann richten lassen wird, den er dazu bestimmt hat – und darüber hat er allen Menschen Gewissheit verschafft, indem er diesen Mann von den Toten auferweckt hat. Die Tatsachen im Zusammenhang mit Jesus von Nazaret, und insbesondere im Zusammenhang mit seiner Auferstehung von den Toten, bilden die Grundlage für die Gewissheit, dass die Welt nicht dem Zufall überlassen ist. Sie ist letzten Endes kein Chaos; wenn wir zur gegenwärtigen Zeit Gerechtigkeit üben, begeben wir uns nicht ins Ungewisse, so als wollten wir ein Gebäude stützen, das schließlich doch in sich zusammenstürzen muss, oder ein Auto reparieren, das nichts vor dem Schrottplatz bewahren kann. Als Gott Jesus von den Toten auferweckte, war dies das mikrokosmische Ereignis, das schließlich makrokosmisch die Urteilsverkündung im Kern in sich barg – [den] Samen … der vollendeten Hoffnung. Gott verkündete auf die überzeugendste Weise, die man sich vorstellen kann, dass Jesus von Nazaret tatsächlich der Messias war. … Es ist die größte Ironie der Geschichte, dass [Jesus] selbst ein grausames und ungerechtes Urteil erduldete und sich an den Ort begab, der all die unzähligen Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten der Geschichte symbolisierte und in sich vereinigte, um dieses Chaos, diese Finsternis, diese Grausamkeit und diese Ungerechtigkeit in sich selbst zu ertragen und ihnen ihre Macht zu entziehen.“

Während ich bei der zuvor erwähnten Tagung in Buenos Aires war, führte mir der Heilige Geist ganz deutlich vor Augen, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in einzigartiger Weise bevollmächtigt und beauftragt ist, die für das Zweite Kommen des Herrn erforderlichen Vorbereitungen zu treffen – tatsächlich ist sie genau zu diesem Zweck wiederhergestellt worden. Findet man denn irgendwo sonst ein Volk, das die jetzige Zeit als die prophezeite „Fülle der Zeiten“ akzeptiert, für die Gott beschlossen hat, alles „in Christus … zusammenzufassen“? Wenn man hier keine Gemeinschaft findet, die vollbringen möchte, was für die Lebenden und auch die Verstorbenen als Vorbereitung auf diesen Tag vollbracht werden muss, wenn man hier keine Organisation findet, die willens ist, enorme Mengen an Zeit und Geld dafür aufzuwenden, ein Bundesvolk zu sammeln und vorzubereiten, das bereit ist, den Herrn zu empfangen, findet man es nirgendwo.

1831 richtete der Herr diese Worte an die Kirche:

„Die Schlüssel des Reiches Gottes sind dem Menschen auf Erden überantwortet, und von da an wird das Evangelium bis an die Enden der Erde hinrollen. …

Ruft den Herrn an, damit sein Reich auf der Erde vorwärtsschreite, damit ihre Bewohner es empfangen mögen und bereit seien für die kommenden Tage, in denen des Menschen Sohn im Himmel herabkommen wird, angetan mit dem hellen Glanz seiner Herrlichkeit, um dem Reich Gottes zu begegnen, das auf Erden errichtet ist.“

Wie können wir uns jetzt schon auf diesen Tag vorbereiten? Wir können uns als Volk vorbereiten, wir können das Bundesvolk des Herrn sammeln, und wir können mithelfen, das Versprechen der Errettung einzulösen, das unseren Vätern – unseren Vorfahren – gemacht wurde. All dies muss in einem erheblichen Ausmaß geschehen, bevor der Herr erneut kommt.

Zunächst – und das ist von entscheidender Bedeutung für die Wiederkehr des Herrn – muss es auf der Erde ein Volk geben, das bereit ist, ihn bei seinem Kommen zu empfangen. Er hat erklärt, dass diejenigen, die an diesem Tag auf der Erde verbleiben, „vom Geringsten bis zum Größten … von der Erkenntnis des Herrn erfüllt sein werden und Aug in Auge sehen werden und ihre Stimme erheben werden und mit vereinter Stimme dieses neue Lied singen, nämlich: Der Herr hat Zion wiedergebracht. … Der Herr hat alles in eins zusammengeführt. Der Herr hat Zion von oben herniedergebracht. Der Herr hat Zion von unten heraufgebracht.“

In alter Zeit hat Gott die rechtschaffene Stadt Zion zu sich genommen. Im Gegensatz dazu wird in den Letzten Tagen ein neues Zion den Herrn bei seiner Wiederkehr empfangen. Zion ist die im Herzen Reinen – Menschen, die eines Herzens und eines Sinnes sind und die in Rechtschaffenheit leben, ohne dass es unter ihnen Arme gibt. Der Prophet Joseph Smith hat erklärt: „Wir müssen die Errichtung Zions als unser wichtigstes Ziel ansehen.“ Wir bauen Zion in unserem Zuhause, in unseren Gemeinden, Zweigen und Pfählen durch Einigkeit, Frömmigkeit und Nächstenliebe auf.

Man muss allerdings einräumen, dass der Aufbau Zions in aufgewühlten Zeiten erfolgt – an einem „Tag des Grimms, ein[em] Tag des Brennens, ein[em] Tag der Verwüstung, des Weinens, des Trauerns und des Klagens; und wie ein Wirbelsturm wird er über das ganze Antlitz der Erde kommen, spricht der Herr“. Daher wird das Sammeln in den Pfählen zu einem Schutz und zu einer Zuflucht „vor dem Sturm und vor dem Grimm, wenn diese unvermischt über die ganze Erde ausgegossen werden“.

Wie schon in früheren Zeiten üblich, versammeln wir uns oft, „um zu fasten und zu beten und miteinander über das Wohlergehen [unserer] Seele zu sprechen. Und … um zum Gedächtnis des Herrn Jesus Brot und [Wasser zu uns] zu nehmen.“ Wie Präsident Russell M. Nelson bei der Generalkonferenz im vergangenen Oktober erklärt hat, „verfolgt die Kirche [schon lange] das Ziel, alle Mitglieder dabei zu unterstützen, ihren Glauben an unseren Herrn Jesus Christus und an sein Sühnopfer zu vergrößern und mit Gott Bündnisse einzugehen und zu halten sowie ihre Familie zu stärken und aneinander zu siegeln“. Daran anknüpfend weist er auch darauf hin, wie bedeutsam die Tempelbündnisse und die Sabbatheiligung sind und dass man sich täglich am Evangelium weidet, und zwar vor allem zuhause – was dann von einem ganzheitlichen Lehrplan in der Kirche unterstützt wird. Wir wollen den Herrn kennen, und wir wollen ihn erkennen.

Eines der Grundziele beim Aufbau Zions ist die Sammlung des Bundesvolks des Herrn aus seiner langen Zerstreuung. „Wir glauben an die buchstäbliche Sammlung Israels und die Wiederherstellung der Zehn Stämme.“ Alle, die umkehren, an Christus glauben und sich taufen lassen, zählen zu seinem Bundesvolk. Der Herr selbst hat prophezeit, dass vor seiner Wiederkehr das Evangelium in der ganzen Welt verkündet wird, um sein Volk, „das vom Haus Israel ist, zurückzugewinnen“, „und dann wird das Ende kommen“. Die Prophezeiung Jeremias erfüllt sich gerade:

„Darum siehe, Tage kommen – Spruch des Herrn –, da sagt man nicht mehr: So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat!,

sondern: So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus dem Nordland und aus allen Ländern, in die er sie verstoßen hatte, heraufgeführt hat. Ich bringe sie zurück in ihr Heimatland, das ich ihren Vätern gegeben habe.“

Präsident Nelson hat wiederholt betont, dass die „Sammlung Israels [das] Wichtigste [ist], was heute auf der Erde stattfindet. Nichts lässt sich mit ihrem Ausmaß vergleichen, nichts lässt sich mit ihrer Wichtigkeit vergleichen, nichts lässt sich mit ihrer Erhabenheit vergleichen. Und wenn [Sie sich] dafür [entscheiden], können [Sie] ein wichtiger Teil davon sein.“ Die Heiligen der Letzten Tage waren schon immer missionarisch gesinnt. Hunderttausende haben seit Beginn der Wiederherstellung Missionsberufungen angenommen, Zehntausende sind jetzt gerade auf Mission. Und wie Elder Quentin L. Cook gerade aufgezeigt hat, können wir alle uns in einfacher und ganz natürlicher Weise beteiligen und liebevoll andere einladen, zu uns in die Kirche oder zu uns nach Hause zu kommen und sich unserem Kreis anzuschließen. Die Veröffentlichung des Buches Mormon war das Signal, mit dem die Sammlung begann. Das Buch Mormon selbst ist das Werkzeug für Sammlung und Bekehrung.

Ebenso wichtig für die Vorbereitung auf das Zweite Kommen sind die großen Bemühungen um die Erlösung unserer Vorfahren. Der Herr hat verheißen, vor dem Zweiten Kommen – dem großen und furchtbaren Tag des Herrn – den Propheten Elija zu senden, um das Priestertum zu offenbaren und „die Verheißungen, die den Vätern gemacht worden sind, den Kindern ins Herz [zu] pflanzen“. Elija ist gekommen, wie es verheißen war. Das Datum war der 3. April 1836, der Ort der Kirtland-Tempel. An diesem Ort und in diesem Moment hat er fürwahr das verheißene Priestertum übertragen – die Schlüssel für die Erlösung der Verstorbenen und die Vereinigung von Ehepaaren und Familien hinweg über alle Generationen der Zeit und bis in alle Ewigkeit. Ohne dies wäre der Zweck der Schöpfung vereitelt worden, und in diesem Sinne würde die Erde verflucht oder „völlig verwüstet“ werden.

Bei der Andacht für Jugendliche vor der Weihung des Rom-Tempels in Italien hielten die vielen hundert anwesenden Jungen Männer und Damen für Präsident Nelson eigens vorbereitete Karten mit Namen ihrer Vorfahren hoch. Sie waren bereit, den Tempel sogleich nach Öffnung zu betreten und sich als Stellvertreter für diese Vorfahren taufen zu lassen. Das war ein höchst erfreulicher Augenblick, und doch nur ein Beispiel für die immer schneller voranschreitenden Bemühungen, Zion für die Generationen aufzurichten, die vorausgegangen sind.

Auch wenn wir uns eifrig bemühen, Zion aufzubauen, und dabei unseren Teil zur Sammlung der Auserwählten des Herrn und zur Erlösung der Verstorbenen beisteuern, sollten wir innehalten und daran denken, dass es das Werk des Herrn ist und dass er es vollbringt. Er ist der Herr des Weingartens, und wir sind seine Diener. Er gebietet uns, dieses „letzte Mal“ im Weingarten zu arbeiten, und er arbeitet mit uns. Wahrscheinlich wäre es aber treffender zu sagen, dass er uns gestattet, mit ihm zu arbeiten. Es ist so, wie Paulus sagt: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber ließ wachsen.“ Er ist es, der sein Werk in seiner Zeit beschleunigt. Der Herr bedient sich unserer zugegebenermaßen unvollkommenen Bemühungen – unserer kleinen Mittel –, um Großes zuwege zu bringen.

Diese große und letzte Evangeliumszeit strebt beständig ihrem Höhepunkt entgegen, nämlich Zion auf Erden, das bei der herrlichen Wiederkehr des Erretters mit Zion aus der Höhe verbunden wird. Die Kirche Jesu Christi ist beauftragt, die Welt auf diesen Tag vorzubereiten, und sie trifft diese Vorbereitungen. Feiern wir also dieses Osterfest wahrhaftig die Auferstehung Jesu Christi mit allem, was sie in Aussicht stellt: seine Wiederkehr, um tausend friedevolle Jahre zu regieren, ein gerechtes Gericht und vollkommene Gerechtigkeit für alle, die Unsterblichkeit aller, die je auf dieser Erde gelebt haben, und die Verheißung ewigen Lebens. Die Auferstehung Christi ist die endgültige Zusicherung, dass alles ins rechte Lot gebracht wird. Widmen wir uns dem Aufbau Zions, damit dieser Tag schneller anbricht. Im Namen Jesu Christi. Amen.