2010–2019
Eine Festung der Geistigkeit und des Schutzes
Frühjahrs-Generalkonferenz 2019


15:58

Eine Festung der Geistigkeit und des Schutzes

Wenn wir das Evangelium Jesu Christi leben, das Sühnopfer des Erretters für uns in Anspruch nehmen und voller Glauben vorwärtsstreben, sind wir gegen den Widersacher gewappnet

Meine lieben Brüder und Schwestern, diese Konferenz neigt sich jetzt dem Ende zu, und so danke ich unserem Vater im Himmel für den Rat, die Wahrheiten und die Offenbarung, die wir in den letzten zwei Tagen von diesem Rednerpult aus vernommen haben. Zu uns haben Diener Gottes gesprochen, die dazu berufen sind, seine heiligen Worte zu verkünden. Der Herr hat uns durch neuzeitliche Offenbarung darauf hingewiesen: „Sei es durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.“

Wenn ich die Unmengen von Heiligen hier sehe und mir die Mitglieder vorstelle, die überall auf der Welt die Generalkonferenz mitverfolgen, muss ich an die Menschenmenge im Buch Mormon denken, damals, als Jesus Christus den Nephiten nach seiner Kreuzigung erschien. Er erläuterte ihnen das Evangelium und forderte sie dann auf: „Darum geht nach Hause und denkt über das nach, was ich gesagt habe, und bittet den Vater in meinem Namen, damit ihr verstehen könnt.“

„Geht nach Hause und denkt … nach“ – das ist der nächste Schritt, wenn es darum geht, die Worte, die die Propheten und Führer der Kirche zu diesem heiligen Anlass verkündet haben, zu beherzigen. Ein auf Christus ausgerichtetes Zuhause wird im Gottesreich auf Erden zu einer Festung in diesen Tagen, da der Teufel, wie es prophezeit wurde, „im Herzen der Menschenkinder [wütet] und sie zum Zorn [aufstachelt] gegen das, was gut ist“.

Im Laufe der Geschichte wurden immer wieder Festungen errichtet, um Feinde abzuwehren. Zu einer Festung gehörte oft auch ein Wachturm, von dem aus Wächter – Propheten ähnlich – vor Bedrohungen und Angriffen warnten.

Thomas Rasband

Zur Zeit der Pioniere in Utah zählten mein Urgroßvater Thomas Rasband und seine Familie zu den ersten Siedlern, die ins Heber Valley im schönen Wasatch-Gebirge von Utah einzogen.

1859 half Thomas beim Bau des Forts Heber, das zu ihrem Schutz errichtet wurde. Es war eine einfache Anlage aus Pappelstämmen, die nebeneinander in den Boden gerammt wurden und die Begrenzung des Forts bildeten. Innerhalb der Festung wurden an diesem Holzwall entlang Blockhütten gebaut. Die Anlage bot den Pionierfamilien Sicherheit und Schutz, während sie dort sesshaft wurden und den Herrn verehrten.

Ein Fort der Pioniere

Ebenso ist es bei uns. Unser Zuhause ist eine Festung gegen die Übel der Welt. Zuhause kommen wir zu Christus – wir lernen, seine Gebote zu befolgen, befassen uns gemeinsam mit den heiligen Schriften und beten, und wir helfen einander, auf dem durch Bündnisse vorgezeichneten Weg zu bleiben. Dass nun auf das persönliche Schriftstudium und das Studium mit der Familie mithilfe des Lehrplans Komm und folge mir nach! Nachdruck gelegt wird, hat zum Ziel, „unsere Bekehrung zu vertiefen und uns dabei zu helfen, mehr wie Jesus Christus zu werden“. Auf diese Weise werden wir, wie Paulus es ausdrückt, „eine neue Schöpfung“, und unser Herz und unsere Seele sind mit Gott im Einklang. Wir brauchen diese Kraft, um den Angriffen des Widersachers standhalten und sie abwehren zu können.

Wenn wir mit der Hingabe leben, die dem Glauben an Jesus Christus entspringt, verspüren wir die friedvolle Gegenwart des Heiligen Geistes, der uns zur Wahrheit führt, uns dazu inspiriert, ein der Segnungen des Herrn würdiges Leben zu führen, und uns bezeugt, dass Gott lebt und uns liebt. All das geschieht innerhalb der Festung unseres eigenen Zuhauses. Beachten Sie jedoch, dass das Zuhause nur so stark sein kann wie die geistige Kraft eines jeden, der dort wohnt.

Präsident Russell M. Nelson hat gesagt: „Es wird in künftigen Tagen nicht möglich sein, ohne den führenden, leitenden, tröstenden und steten Einfluss des Heiligen Geistes geistig zu überleben.“ Als der lebende Prophet, Seher und Offenbarer des Herrn in dieser Zeit und als der Wächter auf dem Turm unserer Festung, nämlich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, sieht er, wie der Feind anrückt.

Brüder und Schwestern, wir befinden uns im Krieg mit dem Satan, und es geht dabei um die Seele der Menschen. Wer gegen wen kämpft, zeigte sich bereits im vorirdischen Dasein. Der Satan und ein Drittel der Kinder des himmlischen Vaters wandten sich von der von Gott verheißenen Erhöhung ab. Seit dieser Zeit kämpfen die Gefolgsleute des Widersachers gegen die Treuen, die sich für den Plan des Vaters entschieden haben.

Der Satan weiß, dass seine Tage gezählt sind und ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. So listig und gerissen er auch ist, er wird nicht siegen. Trotzdem kämpft er unablässig um jede Seele.

Zu unserer Sicherheit müssen wir eine Festung der Geistigkeit und des Schutzes für unsere Seele bauen, eine Festung, in die der Böse nicht eindringen kann.

Der Satan ist eine listige Schlange, die sich in unseren Verstand und unser Herz einschleicht, wenn wir gerade nicht achtgeben, enttäuscht worden sind oder die Hoffnung verloren haben. Er lockt uns mit Schmeichelei, dem Versprechen eines einfachen und bequemen Lebens oder einer zeitweiligen Hochstimmung, wenn wir bedrückt sind. Er rechtfertigt Stolz, unfreundliches Verhalten, Unehrlichkeit, Unzufriedenheit und Unsittlichkeit, und mit der Zeit haben wir „kein Gefühl mehr“. Der Heilige Geist kann uns verlassen. „Und so betrügt der Teufel ihre Seele und führt sie mit Bedacht hinweg, hinab zur Hölle.“

Dagegen verspüren wir den Heiligen Geist oft sehr stark, wenn wir ein Loblied auf Gott mit Worten wie diesen anstimmen:

Ein feste Burg ist unser Gott,

ein gute Wehr und Waffen;

er hilft uns frei aus aller Not,

die uns jetzt hat betroffen.

Wenn wir eine Festung aus geistiger Kraft bauen, können wir die Angriffe des Widersachers abwehren, ihm den Rücken zukehren und den Frieden des Heiligen Geistes verspüren. Wir können es unserem Herrn und Erretter gleichtun, der, als er in der Wüste versucht wurde, sagte: „Weg mit dir, Satan!“ Jeder von uns muss aus eigener Erfahrung lernen, wie das geht.

Diese rechtschaffene Absicht wird gut im Buch Mormon beschrieben, als Hauptmann Moroni die Nephiten gegen die Angriffe des betrügerischen, blutrünstigen und machtgierigen Amalikkja wappnete. Moroni errichtete zum Schutz der Nephiten Festungen, „dass sie dem Herrn, ihrem Gott, leben und dass sie das aufrechterhalten könnten, was von ihren Feinden die Sache der Christen genannt wurde“. Moroni war „im Glauben an Christus fest“ und treu darin, „die Gebote Gottes zu halten … und dem Übeltun zu widerstehen“.

Als die Lamaniten zum Kampf anrückten, waren sie über die Vorbereitungen der Nephiten erstaunt, und sie erlitten eine Niederlage. Die Nephiten dankten „dem Herrn, ihrem Gott, dafür, dass er sie mit seiner unvergleichlichen Macht aus den Händen ihrer Feinde befreit hatte“. Sie hatten zu ihrem äußeren Schutz Festungen errichtet, und sie hatten im Innern, tief in ihrer Seele, den Glauben an den Herrn Jesus Christus gefestigt.

Wie können wir uns in schwierigen Zeiten wappnen, damit wir „in den Händen Gottes zu Werkzeugen [werden], dieses große Werk zuwege zu bringen“? Wenden wir uns doch den heiligen Schriften zu.

Wir sind gehorsam. Der Herr gebot Vater Lehi, seine Söhne nach Jerusalem zurückzuschicken, um „die Aufzeichnungen zu erlangen und sie hierher hinab in die Wildnis zu bringen“. Lehi stellte dieses Gebot nicht in Frage; er fragte nicht nach dem Grund oder wie dies zu bewerkstelligen sei. Auch Nephi zweifelte nicht. Er erwiderte: „Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat.“

Handeln wir wie Nephi in bereitwilligem Gehorsam? Oder neigen wir eher dazu, Gottes Gebote in Frage zu stellen wie Nephis Brüder, die sich infolge ihres mangelnden Glaubens schließlich von Gott abwandten? Der Herr erwartet von uns, dass wir „mit aller Herzensheiligkeit“ gehorsam sind.

Wir vertrauen dem Herrn. Als Josua sich bereitmachte, die Israeliten ins verheißene Land zu führen, sagte der Herr zu ihm: „Sei mutig und stark[.] Fürchte dich … nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir überall, wo du unterwegs bist.“ Josua vertraute auf diese Worte und riet dem Volk: „Heiligt euch; denn morgen wird der Herr mitten unter euch Wunder tun.“ Der Herr teilte die Wasser des Jordan, und damit ging die vierzigjährige Wanderschaft der Israeliten in der Wüste zu Ende.

Wie der Prophet Abinadi im Buch Mormon treten wir für die Wahrheit ein. Er wurde ergriffen und vor König Noa und dessen schlechte Priester gebracht. Abinadi zählte die Zehn Gebote auf und verkündete eindrucksvoll, dass Christus „unter die Menschenkinder herabkommen … und sein Volk erlösen [werde]“. Dann rief er aus tiefstem Glauben aus: „O Gott, nimm meine Seele auf“, ehe er „den Feuertod [erlitt]“.

Der Rom-Tempel in Italien

Wir schließen Bündnisse und erneuern sie, wenn wir vom Abendmahl nehmen und im Tempel Gott verehren. Das Abendmahl ist das Kernstück unserer Gottesverehrung am Sonntag. Dort erhalten wir die Verheißung, dass „sein Geist immer mit [uns] sei“. Bei dieser heiligen Handlung versprechen wir, den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen, ihm nachzufolgen und unseren Aufgaben in diesem göttlichen Werk nachzukommen, wie er es getan hat. Im Tempel können wir „die Dinge dieser Welt ablegen“ und die Gegenwart des Herrn und seinen alles übersteigenden Frieden verspüren. Wir können uns auf unsere Vorfahren, unsere Familie und das ewige Leben in der Gegenwart des Vaters besinnen. Kein Wunder, dass Präsident Nelson vor kurzem in Rom gesagt hat: „Das Gute, was von diesem Tempel ausgehen wird, ist unermesslich.“

In allem, was wir tun, müssen wir redlich sein. Wir müssen uns Urteilsvermögen und Disziplin aneignen, damit wir nicht ständig aufs Neue überlegen müssen, was richtig oder falsch ist. Wir sollten uns diese Warnung des Petrus, eines Apostels der Urkirche, zu Herzen nehmen: „Seid nüchtern, seid wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann.“

Wenn wir unsere Festung sorgsam befestigen, werden wir wie Jesus Christus – als seine wahren Jünger, deren Seele unter seinem Schutz steht.

Ihr Zeugnis von Jesus Christus ist Ihre persönliche Festung, der Schutz für Ihre Seele. Als mein Urgroßvater mit den anderen Pionieren das Fort Heber baute, trieben sie einen Stamm nach dem anderen in den Boden, bis „der ganze Bau zusammengehalten [wurde]“ und ihnen Schutz bot. So verhält es sich auch mit unserem Zeugnis. Einer nach dem anderen empfangen wir ein Zeugnis vom Heiligen Geist, wenn er zu unserem Geist spricht und uns „im Innersten“ Wahrheit lehrt. Wenn wir das Evangelium Jesu Christi leben, das Sühnopfer des Erretters für uns in Anspruch nehmen und voller Glauben und ohne Furcht vorwärtsstreben, sind wir gegen die Tücken des Widersachers gewappnet. Unser Zeugnis verbindet uns mit dem Himmel und bringt uns den Segen, dass wir „von allem wissen [können], ob es wahr ist“. Und wie die Pioniere in einer Festung geschützt sind, sind wir dann von den Armen der Liebe des Erretters sicher umschlossen.

Der Prophet Ether hat erklärt: „Darum, wer an Gott glaubt, der darf mit Gewissheit auf eine bessere Welt hoffen, ja, nämlich einen Platz zur rechten Hand Gottes, und diese Hoffnung kommt aus Glauben und wird für die Menschenseelen zum Anker, der sie sicher und standhaft [macht], immer reich an guten Werken, und sie [bewegt], Gott zu verherrlichen.“

Meine lieben Brüder und Schwestern, ich segne Sie, dass Sie voll Vertrauen auf den Herrn und sein Evangelium vorwärtsgehen. Legen Sie Ihren Arm um diejenigen, die straucheln, und führen Sie sie mit der Kraft des Geistes, der in Ihnen ist, liebevoll zurück zu der Festung der Geistigkeit und des Schutzes. Bemühen Sie sich, in allem, was Sie tun, „wie Jesus“ zu sein. Meiden Sie das Böse und die Versuchung. Kehren Sie um, wie es uns unser Prophet gestern aufgetragen hat. Seien Sie von Herzen ehrlich, rechtschaffen und rein. Erweisen Sie anderen Mitgefühl und Nächstenliebe, und lieben Sie den Herrn, Ihren Gott, mit der Hingabe eines wahren Jüngers.

Unser Zeugnis vom Evangelium Jesu Christi, unser Zuhause, unsere Familie und unsere Mitgliedschaft in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage werden uns als schützende Festung dienen, die uns umgibt und vor der Macht des Teufels abschirmt. Dafür gebe ich feierlich Zeugnis im Namen unseres Herrn und Erretters, ja, Jesus Christus. Amen.