Geschichte der Kirche
Missionare treffen in Japan ein


„Missionare treffen in Japan ein“, Geschichte weltweit: Japan, 2019

„Missionare treffen in Japan ein“, Geschichte weltweit: Japan

Missionare treffen in Japan ein

Am Morgen des 12. August 1901 lief die Empress of India im Hafen von Yokohama ein und brachte die erste Gruppe von Missionaren der Kirche Jesu Christi nach Japan. Heber J. Grant (damals Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel), Louis A. Kelsch, Horace S. Ensign und Alma O. Taylor – bekannt als das „japanische Quartett“ – waren auf die Hindernisse, denen sie begegnen sollten, nicht vorbereitet. Keiner der vier sprach die Sprache oder wusste viel über das japanische Volk. Sie bekamen es schon bald mit negativen Berichten in der Lokalpresse zu tun und wurden von anderen christlichen Missionaren aus dem Westen ausgegrenzt.

Kulturelle Unterschiede stellten ein großes Hindernis für den Fortschritt der Missionsarbeit in Japan dar. Das Christentum wurde als importiertes westliches Gedankengut angesehen. Es wurde oft als ein Mittel betrachtet, mehr Reichtum und Wohlstand zu erlangen, und nicht als ein ausgereiftes Religionssystem. Die ersten Menschen, die sich taufen ließen, bereiteten den Missionaren Probleme, sodass diese mit der Zeit zögerlich wurden, Menschen, die sich mit der Kirche befassten, zu taufen. Die Arbeit in Japan ging nur langsam voran, da die Missionare alle, die an der Kirche Interesse zeigten, aufforderten, die Kirche längere Zeit zu untersuchen, um ihre Aufrichtigkeit auf die Probe zu stellen.

1905 wurde Alma O. Taylor im Alter von 22 Jahren Präsident der Japan-Mission. Taylor, der ja noch jung und unverheiratet war, musste eine Haushälterin einstellen, die sich um das Missionsheim kümmerte und für die Missionare kochte. Nach einigen Gesprächen mit mehreren Bewerberinnen stellte Taylor Tsune Ishida Nachie ein, eine 49-jährige, erfahrene Haushälterin und Christin, die großes Interesse an der Lehre der Kirche Jesu Christi hatte, was sie Taylor jedoch nicht sagte. Nur etwas mehr als einen Monat nachdem sie angefangen hatte, im Missionsheim zu arbeiten, wollte sie sich taufen lassen. Die Missionare waren jedoch skeptisch, was ihre Beweggründe anbelangte, und baten Nachie zu warten, bis sie ihr mehr über die Lehren des Evangeliums erzählt hätten. Nachie war jedoch entschlossen, sich taufen zu lassen. Sie unternahm einiges, um zu zeigen, dass sie sich aufrichtig wünschte, sich der Kirche anzuschließen, und trat deshalb auch aus ihrer bisherigen Kirche aus.

Am 26. September 1905 ließ sich Nachie taufen und wurde eines der ernsthaftesten und kenntnisreichsten Mitglieder der Kirche in Japan. Sie unterrichtete oft in der Sonntagsschule, half bei der Übersetzung des Buches Mormon und war den jungen Missionaren in Japan eine zweite Mutter. Nach vielen Jahren des Dienens in der Kirche äußerte Nachie den innigen Wunsch, in den Tempel zu gehen und dort an den heiligen Handlungen teilzunehmen.

1922 baten Missionare aus der Japan-Mission ehemalige Missionare, die Nachie kannten, um Spenden. Mit dem gesammelten Geld setzte sich Nachie in Hawaii zur Ruhe. Am 5. Juni 1923 besuchte sie den Tempel in Laie als die erste gebürtige Japanerin, die dort an den Tempelzeremonien teilnahm. In ihren letzten Lebensjahren hatte Nachie einen großen Anteil daran, dass Japanern, die in Hawaii lebten, das Evangelium verkündet wurde.

Trotz der Sprach- und Kulturbarriere verkündeten die Missionare in Japan auch weiterhin das Evangelium. Zwischen 1901 und 1924 wurden dutzende Missionare aus Nordamerika, vor allem aus Utah und Idaho, nach Japan berufen. Trotz aller Anstrengungen der Missionare ging es mit der Arbeit jedoch nur langsam voran. Bis 1924 hatten sich nur 176 gebürtige Japaner der Kirche angeschlossen. Einige, wie Nachie, waren treue Bekehrte; viele waren jedoch nur für kurze Zeit in der Kirche aktiv.