Geschichte der Kirche
Das „finstere Mittelalter“ der Kirche in Japan


„Das ‚finstere Mittelalter‘ der Kirche in Japan“, Geschichte weltweit: Japan, 2019

„Das ‚finstere Mittelalter‘ der Kirche in Japan“, Geschichte weltweit: Japan

Das „finstere Mittelalter“ der Kirche in Japan

1924 erließ der Kongress der Vereinigten Staaten das Einwanderungsgesetz von 1924, das die Einwanderung aus Asien in die Vereinigten Staaten verbot. Die Regierung Japans verstand dieses Gesetz als symbolisch für eine zunehmend antijapanische Haltung in den Vereinigten Staaten. Auf den Straßen und in den Kirchen in Japan verbreitete sich eine antiamerikanische Stimmung. Die Anwesenheit in den Versammlungen der Kirche Jesu Christi ging zurück, bis nur noch die treuesten Mitglieder regelmäßig kamen.

Heber J. Grant, der nun Präsident der Kirche war, erkannte, dass das gesellschaftliche, politische und religiöse Klima ungünstig war, und traf die schmerzliche Entscheidung, die Japan-Mission zu schließen – eine Mission, die er persönlich eröffnet hatte. Am 13. Juni 1924 sandte Präsident Grant ein Telegramm an Hilton A. Robertson, den Präsidenten der Mission, und wies ihn an, alle missionarischen Tätigkeiten einzustellen und dafür zu sorgen, dass die Missionare heimkehrten. Die Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung, eine Organisation für Jugendliche und junge Erwachsene, sollte als einzige Einrichtung der Kirche weiterbestehen, nachdem die Missionare fort waren.

Vor der Abreise der Missionare wurde Fujiya Nara zum präsidierenden Ältesten der Kirche in Japan berufen und ordiniert. Bei der ersten Versammlung der Heiligen nach dem Abzug der Missionare schlug Nara die Veröffentlichung eines Mitteilungsblattes namens Namen Shuro (Die Siegespalme) vor, um alle Mitglieder über die Angelegenheiten der einzelnen Zweige auf dem Laufenden zu halten. In der ersten Ausgabe brachte Nara das tiefe Gefühl des Verlustes zum Ausdruck, das die Heiligen angesichts der Schließung der Mission empfanden. Diese Zeit sei „das absolut finstere Mittelalter“, erklärte Nara, die Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung aber sei „in der gegenwärtigen Finsternis der Weg zum Licht“. Nara führte die Heiligen nach besten Kräften noch bis 1934. Dann wurde er im Rahmen seiner Arbeit bei der öffentlichen Eisenbahngesellschaft nach Manchuria versetzt.

Nachdem Nara versetzt worden war, gab es in Japan keinen Führer der Kirche. Takeo Fujiwara, ein junger Bekehrter aus Sapporo, der mit einem Stipendium des Universitätspräsidenten Franklin S. Harris die BYU besuchte, wurde von Heber J. Grant als präsidierender Ältester und Sondermissionar für Japan berufen und wurde dann eingesetzt. Fujiwara war voller Tatkraft und erfüllte seine Berufung mit Hingabe.

Als er in Japan ankam, suchte er sofort die Städte Tokio, Osaka, Kofu und Sapporo auf und gründete dort Zweige. Seine Erfahrungen mit der Kirche in Utah dienten ihm als Anleitung dafür, wie die Kirche funktionieren sollte, und er sandte mehrere ausführliche Berichte über seine Unternehmungen an Alma O. Taylor in Salt Lake City. Leider erkrankte Fujiwara Ende 1935 an Tuberkulose. Obwohl sich sein Gesundheitszustand rasch verschlechterte, widmete er sich weiterhin treu seiner Berufung. Am 27. Januar 1936 verstarb Takeo Fujiwara. Mit seinem letzten Atemzug bat er seinen Vater, an Taylor zu schreiben und sein Bedauern darüber zum Ausdruck zu bringen, dass er nicht in der Lage gewesen war, noch härter zu arbeiten.

Nach Fujiwaras Tod gab es nur begrenzt Kontakt zu den Heiligen in Japan. 1937 wurde Hilton A. Robertson berufen, die Japanische Mission mit Hauptsitz in Honolulu in Hawaii zu eröffnen, damit das Evangelium unter den vielen Japanern auf den hawaiianischen Inseln verkündet werden konnte. Hilton versuchte, so oft wie möglich den Kontakt zu den Heiligen in Japan zu pflegen. Im April 1939 verbrachte er einen Monat in Japan und besuchte dort die Zweige der Kirche. Als aber der Zweite Weltkrieg ausbrach, fanden sich die Mitglieder der Kirche in Japan und Hawaii auf entgegengesetzten Seiten wieder. Der Kontakt zwischen der Japanischen Mission in Hawaii und der kleinen Gruppe Heiliger in Japan brach ab.