Die weltweite Kirche wird durch die Stimme der Propheten gesegnet
Hören wir auf die Propheten unserer Zeit, denn sie helfen uns dabei, uns auf das zu konzentrieren, was im Plan des Schöpfers im Mittelpunkt steht.
Es ist eine große Freude, zu dieser weltweiten Kirche zu gehören und die aufbauenden Worte der Propheten, Seher und Offenbarer zu hören. Diese Konferenz wird in 68 Länder übertragen und in 55 Sprachen übersetzt. Dies ist wahrlich eine weltweite Kirche mit Mitgliedern in allen Ländern der Erde. Wir alle sind Kinder des lebendigen und liebenden Gottes, unseres Vaters im Himmel. Ich grüße Sie alle herzlich, meine lieben Brüder und Schwestern.
Erst vor drei Monaten haben wir gemeinsam unter der inspirierten Führung von Präsident Gordon B. Hinckley die Weihung des wieder aufgebauten Nauvoo-Tempels miterlebt. Wir wurden an den Propheten Joseph Smith und erneut an die Opfer, das Leid und die Tränen, aber auch an den Mut und den Glauben der Heiligen aus der Anfangszeit erinnert und daran, wie sehr sie dem Herrn vertrauten. Ich stamme nicht von den Pionieren des 19. Jahrhunderts ab. Seit den ersten Tagen meiner Mitgliedschaft in der Kirche fühle ich mich jedoch den Pionieren, die die Prärie durchquert haben, eng verbunden. Sie sind meine geistigen Vorfahren, so wie sie es für alle Mitglieder der Kirche sind, unabhängig von Staatsangehörigkeit, Sprache und Kulturkreis. Sie haben nicht nur einen sicheren Ort im Westen der Vereinigten Staaten geschaffen, sondern auch die geistige Grundlage für den Aufbau des Reiches Gottes in allen Ländern der Welt gelegt.
Jetzt, da das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi überall in der Welt angenommen wird, sind wir alle in unserem Umfeld und unseren Lebensumständen Pioniere. Meine Familie lernte die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in den Wirren nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland kennen. George Albert Smith war damals der Präsident der Kirche. Ich war noch ein Kind und wir hatten innerhalb von nur sieben Jahren zweimal alles verloren. Wir waren Flüchtlinge und unsere Zukunft war ungewiss. Dennoch gewannen wir in jenen sieben Jahren mehr, als man mit dem ganzen Geld der Welt jemals kaufen könnte. Wir fanden eine göttliche Zufluchtsstätte, eine Festung gegen die Verzweiflung – das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi und seine Kirche, geführt von einem wahren und lebenden Propheten.
In meiner Kindheit spielte ich in ausgebombten Häusern und wuchs mit den allgegenwärtigen Folgen des verlorenen Krieges und in dem Bewusstsein auf, dass mein Land während des furchtbaren Zweiten Weltkriegs vielen Ländern schreckliches Leid zugefügt hatte.
Die frohe Botschaft, dass Jesus Christus das vollkommene Sühnopfer für die Menschheit vollbracht hat, durch das jeder vom Grab erlöst und gemäß seinen Werken belohnt wird, war die heilende Kraft, die Hoffnung und Frieden in mein Leben zurückbrachte.
Welche Schwierigkeiten wir auch haben, unsere Lasten können leicht werden, wenn wir nicht nur an Christus glauben, sondern auch daran, dass er die Macht und die Kraft hat, uns zu reinigen und zu trösten, wenn wir nur seinen Frieden annehmen.
Präsident David O. McKay war Prophet, als ich Teenager war. Ich schien ihn persönlich zu kennen: Ich konnte seine Liebe, seine Güte und seine Würde spüren; er vermittelte mir in meiner Jugend Vertrauen und Mut, obwohl ich tausende Kilometer von ihm entfernt in Europa aufwuchs. Ich hatte das Gefühl, dass er mir vertraute, und ich wollte ihn nicht enttäuschen.
Eine weitere Quelle der Kraft war ein Brief, den der Apostel Paulus aus dem Gefängnis an seinen engsten Vertrauten und Freund Timotheus geschickt hat. Er schrieb:
„Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Schäme dich also nicht, dich zu unserem Herrn zu bekennen.“ (2 Timotheus 1:7,8.)
Diese Worte eines Apostels unseres Erretters aus der Urkirche waren für mich in der Nachkriegszeit genauso wie heute von großer Bedeutung. Aber viele von uns lassen es in dieser Zeit internationaler Spannungen, wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit und persönlicher Schwierigkeiten zu, dass ihre Ängste die Oberhand gewinnen!
Gott spricht mit unveränderter Stimme zu uns. Gott behandelt alle Menschen gleich. Egal, ob wir zu einer großen Gemeinde oder einem kleinen Zweig gehören, in welcher Klima- oder Vegetationszone wir leben, in welchem Kulturkreis wir aufgewachsen sind und welche Sprache wir sprechen oder welche Hautfarbe wir haben – die allumfassende Kraft und die Segnungen des wiederhergestellten Evangeliums stehen allen offen, unabhängig von Kulturkreis, Staatsangehörigkeit, politischen Systemen, Traditionen, Sprache, wirtschaftlichen Gegebenheiten oder vom Bildungsniveau.
Heute gibt es wieder Apostel, Seher und Offenbarer – sie sind Wächter auf dem Turm und Verkünder göttlicher, heilender Wahrheit. Sie sind sich der unterschiedlichen Lebensumstände der Mitglieder völlig bewusst. Sie sind in der Welt, aber nicht von der Welt.
Es gibt auf der Erde einen lebenden Propheten, nämlich Präsident Gordon B. Hinckley. Er kennt unsere Schwierigkeiten und Ängste. Er hat inspirierte Antworten. Vor einem Jahr hat er in seiner optimistischen und deutlichen Weise zu uns gesprochen. Er sagte:
„Wir brauchen keine Angst zu haben. Im Herzen und zu Hause können wir Frieden haben. Wir können die Welt positiv beeinflussen, jeder Einzelne von uns. …
Wir sind sicher, wenn wir umkehren. Unsere Kraft entspringt dem Gehorsam gegenüber Gottes Geboten.“ („Die Zeit, in der wir leben“, Liahona, Januar 2002, Seite 86.)
Die Propheten sprechen klar und deutlich im Namen des Herrn zu uns. Das Buch Mormon bestätigt: „Denn der Herr Gott gibt den Verständigen Licht; denn er spricht zu den Menschen in ihrer Sprache, gemäß ihrem Verständnis.“ (2 Nephi 31:3.)
Es liegt an uns, dem Herrn nicht nur zuzuhören, sondern auch nach seinem Wort zu handeln, damit wir die Segnungen der Verordnungen und der Bündnisse des wiederhergestellten Evangeliums beanspruchen können. Er sagte: „Ich, der Herr, bin verpflichtet, wenn ihr tut, was ich sage; tut ihr aber nicht, was ich sage, so habt ihr keine Verheißung.“ (LuB 82:10.)
Zeitweilig fühlen wir uns vielleicht überfordert, sind verletzt oder stehen kurz davor aufzugeben – während wir uns doch so sehr bemühen, perfekte Mitglieder der Kirche zu sein. Seien Sie gewiss – es gibt Balsam in Gilead. Hören wir auf die Propheten unserer Zeit, denn sie helfen uns dabei, uns auf das zu konzentrieren, was im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder im Mittelpunkt steht. Der Herr kennt uns, er liebt uns, er möchte, dass wir erfolgreich sind, und er ermutigt uns mit den Worten: „Und seht zu, dass … alles in Weisheit und Ordnung geschieht; denn es ist nicht erforderlich, dass der Mensch schneller laufe, als er Kraft hat. … [Aber] es ist ratsam, dass er eifrig [ist].“ (Mosia 4:27.)
Sind wir eifrig darin, nach den Geboten Gottes zu leben, ohne dabei schneller zu laufen, als wir Kraft haben? Oder schlendern wir nur gemächlich dahin? Setzen wir unsere Zeit, unsere Talente und unsere Mittel klug ein? Stellen wir das in den Mittelpunkt, was am wichtigsten ist? Folgen wir willig dem Rat der Propheten?
Ein Beispiel von größter Bedeutung für die Menschheit ist die Stärkung unserer eigenen Familie. Der Familienabend wurde 1915 eingeführt. Präsident McKay erinnerte 1964 die Eltern erneut daran, dass „kein anderweitiger Erfolg ein Versagen in der Familie wettmachen kann.“ (Zitiert von J. E. McCulloch, Home: Savior of Civilization, 1924, Seite 42; Generalkonferenz April 1964.) 1995 riefen die heutigen Propheten die ganze Welt auf, die Familie als die Grundeinheit der Gesellschaft zu stärken. Und vor nur drei Jahren verkündeten die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel auf liebevolle Weise: „Wir raten den Eltern und den Kindern, räumen Sie dem Familiengebet, dem Familienabend, dem Evangeliumsstudium und der Unterweisung im Evangelium sowie sinnvollen Familienaktivitäten höchste Priorität ein. So sinnvoll und angemessen andere Anforderungen und Aktivitäten auch sein mögen, sie dürfen die von Gott übertragenen Aufgaben, die nur die Eltern und die Familie erfüllen können, nicht verdrängen.“ („Brief von der Ersten Präsidentschaft“, Der Stern, Dezember 1999, Seite 1.)
Erneuern wir demütig und gläubig unsere Hingabe und unseren festen Vorsatz, den Propheten, Sehern und Offenbarern mit allem Eifer zu folgen. Hören wir auf jene, die alle Schlüssel des Reiches innehaben und lassen wir uns von ihnen unterweisen und erbauen. Und möge sich, während wir an dieser Konferenz teilnehmen, unser Herz wandeln, so dass wir den brennenden Wunsch haben, Gutes zu tun (siehe Alma 19:33) und dass wir als Pioniere die geistige Grundlage legen, auf der die Kirche in unserem Teil der Welt errichtet werden kann. Im Namen Jesu Christi. Amen.