Sie schickt der Himmel
Als Schwestern haben Sie eine einzigartige Aufgabe im Werk des Herrn. Sie umhegen, Sie umsorgen.
Liebe Schwestern, es ist schön, Sie alle hier zu sehen. Ihre Gegenwart stimmt mich demütig. Wir freuen uns sehr, dass auch Präsident Hinckley und Präsident Monson unter uns sind. Der Chorgesang hat uns sehr erbaut. Und Schwester Sainz hat mit ihrem Gebet Gott zu uns eingeladen. Die inspirierten Botschaften der Schwestern Bonnie Parkin, Kathleen Hughes und Anne Pingree haben uns sehr berührt. Präsident Hinckley, Präsident Monson und ich haben die Einsetzung und Segnung dieser drei Schwestern als FHV-Präsidentschaft vorgenommen. Die drei haben den gottgegebenen Auftrag, diese große, weltweite Organisation von Schwestern auf Weisung des Priestertums zu leiten. Den drei Schwestern wurden – sowohl gemeinsam als auch jeder einzelnen – große Segnungen verheißen. Bei der Einsetzung von Schwester Parkin erinnerte Präsident Hinckley die Schwestern daran, dass „der Prophet Joseph Smith das Werk der FHV in groben Zügen dargelegt hat – sich nämlich um andere zu kümmern und sich der Armen, der Bedürftigen, der Bedrängten und der Bedrückten anzunehmen und ein Segen für alle Frauen zu sein“.
Das Motto des heutigen Abends lautet: „Herr, hier bin ich, sende mich!“ Diese so schlichte und doch tiefe Aussage passt gut zu Ihnen, Schwestern, an die ich mich heute wende. Viele von Ihnen legen nämlich genau diese Bereitwilligkeit an den Tag: Sie bringen sich ein. Sie dienen. Sie schickt der Himmel. Sie sind der Schmuck der Menschheit. Als Schwestern haben Sie eine einzigartige Aufgabe im Werk des Herrn. Sie umhegen, Sie umsorgen aufgrund der Ihnen eigenen – wie der Prophet Joseph Smith es ausdrückt – „Nächstenliebe und Mildtätigkeit“.1
Ich kann meine Achtung, meine Wertschätzung und meine Bewunderung für Sie, liebe Schwestern, gar nicht in Worte kleiden. Zu allen Zeiten war den Frauen der Kirche die gottgegebene, einzigartige weibliche Gabe der Tugend und Anmut zu Eigen. Wir erkennen demütig an, wie Sie aus dem Glauben heraus handeln, wie hingebungsvoll und gehorsam Sie sind, wie liebevoll Sie dienen und was für ein Vorbild an Rechtschaffenheit Sie sind. Ohne die engagierten, glaubenstreuen Frauen, die die Kirche durch ihre Rechtschaffenheit unendlich gestärkt haben, hätte diese Kirche ihre Bestimmung nicht erreichen können. Die Frauen der Kirche haben über die Jahre hinweg ebenso großen Herausforderungen gegenübergestanden wie Sie heute. Zwar unterscheiden sich Ihre Herausforderungen von denen Ihrer Mutter, Großmutter oder Urgroßmutter, aber sie sind deswegen nicht weniger real.
Ich freue mich, dass sich den Frauen in der Kirche und in der Welt immer größere Möglichkeiten auftun. Wir hoffen, dass Sie diese größeren Möglichkeiten auch besser nutzen, indem Sie ihnen Ihre typisch weibliche Note verleihen. Sie haben wirklich zahllose Möglichkeiten! Als Joseph Smith die FHV gründete, „schloss er mittels eines Schlüssels das Tor zur Emanzipation der Frauen auf … und zwar für alle Welt“.2 Seit damals im Jahre 1842 hat sich der Welt und insbesondere den Frauen mehr Wissen eröffnet als je zuvor in der Geschichte der Menschheit.
Unter Inspiration hat sich die FHV im Laufe der Jahre weiterentwickelt, aber ihre eigentliche Aufgabe ist stets die gleiche geblieben. Der Prophet Joseph Smith hat in kurzen Worten dargelegt, dass Ihre Aufgabe darin besteht, „nicht nur den Armen [zu] helfen, sondern auch Seelen [zu] erretten.“3
Den Schwerpunkt der FHV bilden meiner Meinung nach vier große, stets gleich bleibende Gedanken:
Erstens ist sie eine von Gott eingerichtete Schwesternschaft.
Zweitens ist sie eine Stätte des Lernens.
Drittens ist sie eine Organisation, deren grundlegende Satzung auf den Dienst am Nächsten ausgerichtet ist. Ihr Wahlspruch lautet: „Die Liebe hört niemals auf.“
Und viertens ist die FHV ein Ort, an dem die Frauen zusammenkommen und Freundschaften für die Ewigkeit schließen können.4
Es freut mich, dass die jungen Schwestern mit 18 Jahren zur FHV kommen können. Die Mitgliedschaft in dieser Organisation wird Ihnen von großem Nutzen sein. Sie werden gesegnet, wenn Sie sich gemeinsam mit den anderen Schwestern gern dem Dienst am Nächsten widmen und für die Bedrängten da sind. Der Lehrplan der FHV umfasst grundlegende Lehren, so dass Sie das Evangelium studieren und an geistiger Gesinnung zunehmen können. Dieser Lehrplan ist für alle Welt, nicht bloß für die Ehefrauen und Mütter, von Bedeutung. Alle Schwestern, auch die jungen, haben es nötig, dass „ihrer gedacht [wird] und sie durch das gute Wort Gottes genährt“ werden.5 Durch die Lehre werden Sie gestärkt und können die geistige Gesinnung entwickeln, die Sie brauchen, um den Herausforderungen im Leben standhalten zu können.
Eine mir sehr nahe stehende junge Frau schreibt: „Ich bin 18 und in meiner Gemeinde die Jüngste in der FHV. Ich gehe gern mit meiner Mutter und meiner Großmutter zur FHV, weil die beiden meine Freundinnen sind. Ich höre gern zu, wenn meine Mutter mit ihren Freundinnen spricht, denn so kann ich die Schwestern ihres Alters kennen lernen. Manche Schwestern umarmen mich und fragen mich, wo ich arbeite und was ich im Sommer mache. Sie vermitteln mir das Gefühl, dass ich wichtig bin und ihnen etwas an mir liegt. Ich komme dort mit den Großmüttern und Urgroßmüttern aus der Gemeinde zusammen, und ich habe unter ihnen neue, liebe Freundinnen gefunden. Das macht mein Leben reicher, und ich fühle mich gesegnet. Ich mag auch den Unterricht, den die älteren Schwestern halten. Sie haben an verschiedenen Orten gelebt und Erfahrungen gesammelt, aus denen ich lernen kann, mit den Herausforderungen und Problemen des Lebens umzugehen. Was sie aus ihrem Leben erzählen, ist interessant und hilft mir, den Unterricht auf mich zu beziehen. Ich habe entdeckt, dass die FHV wirklich für alle Frauen da ist – ganz gleich, wie alt sie sind.“6
Schwestern, Sie können einen wunderbar weit reichenden Einfluss ausüben, in welchen Lebensumständen Sie sich auch befinden mögen. Manche von Ihnen unterschätzen vermutlich ihre große Fähigkeit, anderen zum Segen zu gereichen. In den meisten Fällen geht es nicht um öffentliches Auftreten, sondern Sie geben ein rechtschaffenes Beispiel und vollbringen bereitwillig viele gute, liebevolle Taten, und zwar oft auf einer ganz persönlichen Ebene.
Wie sehr dem Herrn die Witwen am Herzen liegen, geht aus den Schriften hervor. Dasselbe gilt natürlich auch für die allein erziehenden Mütter. Auf ihren Schultern lastet so viel. Sie müssen Nahrung und Kleidung und alles weitere zum Leben Notwendige beschaffen. Sie müssen ihren Kindern auch eine Extraportion Liebe und Fürsorge angedeihen lassen.
Vor kurzem hat mir der Sohn einer allein erziehenden Mutter geschrieben. Ich zitiere daraus einen Absatz: „Als wir Kinder noch klein waren, konnte meine Mutter zu Hause sein. Das war ihr ein großes Anliegen. Aber vor 28 Jahren – wir vier Kinder waren zwischen 5 und 14 Jahre alt – stand sie plötzlich als allein erziehende Mutter da und musste einer Arbeit außer Haus nachgehen. Das war natürlich alles andere als ideal, aber meine Mutter war eifrig bemüht, uns im Evangelium großzuziehen und trotz ihrer Vollzeitbeschäftigung allen elterlichen Aufgaben nachzukommen. Erst jetzt, da ich selbst Vater bin und meine Frau daheim bei unseren Kinder bleiben kann, wird mir zum Teil bewusst, in was für einer Lage meine Mutter sich damals befand und was für eine Last sie zu tragen hatte. Es war schwer, es war anstrengend, und ich wünschte, ich hätte damals mehr getan, um ihr das Leben leichter zu machen. Ich bin unendlich dankbar für die Opfer meiner Mutter. Sie hat uns vorgelebt, wie man leben und arbeiten soll. Wegen dieser Erfahrungen aus meiner Kindheit kann ich viel besser verstehen, wie weise die Proklamation zur Familie doch ist.“7
Viele glaubenstreue, rechtschaffene Schwestern haben nie geheiratet, und doch sind sie ein wesentlicher, ein notwendiger Teil in diesem heiligen Werk. Diese guten Frauen erfüllen einen besonderen Auftrag – sie üben wie barmherzige Engel einen guten Einfluss auf Eltern, Schwestern, Brüder, Nichten, Neffen und weitere Angehörige und Freunde aus. In der Kirche gibt es zahllose Möglichkeiten, sich um andere zu kümmern und ihnen Liebe entgegenzubringen. Viele alleinstehende Schwestern – von denen manche einfach mehr Zeit haben – leisten einen großartigen Dienst.
Schwester Margaret Anderson aus Centerville in Utah ist beispielsweise eine jener lieben alleinstehenden Schwestern, die ein vorbildliches und erfülltes Leben im Dienst am Nächsten verbracht haben. Jahrelang kümmerte sich Schwester Anderson liebevoll um ihre alte Mutter, ihre Tante und ihre behinderte Schwester. Als Volksschullehrerin übte sie einen guten Einfluss auf hunderte Schüler und Schülerinnen aus. Jetzt ist sie pensioniert und doch übt sie noch jede Woche unentgeltlich mit Kindern das Lesen. Durch ihren Dienst sind die Mitglieder ihrer Gemeinde immer wieder reich gesegnet worden. Eine junge Dame berichtet: „Als ich noch klein war, hat mir Schwester Anderson jedes Jahr eine Geburtstagstorte gebacken. Und sie verzierte den Zuckerguss immer mit etwas, was mit einer Beschäftigung zu tun hatte, der ich im vergangenen Jahr nachgegangen war – etwa tanzen oder Fußball spielen.“ Und für jedes Mitglied der Gemeinde, das auf Mission geht, fertigt Schwester Anderson eine lederne Geldbörse an. Sie kennt sich gut in der Lehre der Kirche aus und gibt ihr Wissen besonders in der FHV gern weiter. Sie hat für Nachbarn und Freunde immer wieder Besorgungen erledigt oder sie zum Tempel gefahren. Schwester Anderson ist eine gute Gastgeberin. Sie stellt leckere Süßigkeiten her und malt schöne Bilder. All das verschenkt sie auch gern. Sie hat schon für viele segensreich gewirkt.
Die Propheten des Herrn haben immer wieder verheißen, dass einer rechtschaffenen alleinstehenden Schwester keine Segnung vorenthalten wird, falls sie ohne eigenes Verschulden in diesem Leben nicht geheiratet hat und nicht an einen würdigen Priestertumsträger gesiegelt ist. Sie wird sich dieser Segnung in der nächsten Welt auf immerdar erfreuen. „Wenn Sie sich bisweilen nach Anerkennung und Zuneigung sehnen, wie sie das Familienleben hier auf Erden schenken kann, dann denken Sie bitte daran, dass der himmlische Vater Ihren Schmerz kennt und Sie eines Tages mehr segnen wird, als Sie es in Worte kleiden können.“8
Nach der Weihung des wunderschönen, neuen Nauvoo-Tempels flogen wir mit den Ehepaaren Parkin, Hughes und Pingree zurück. Ich fragte die Schwestern, ob sie auch in dem roten Backsteingebäude in Nauvoo gewesen waren, in dem der Prophet Joseph Smith am 17. März 1842 die FHV gegründet hatte. Damals waren 20 Mitglieder zugegen gewesen. Schwester Parkin erwiderte, dass sie dort gewesen seien.
Während wir so plauderten, kam mir machtvoll der Gedanke in den Sinn, dass die Segnungen, die der Herr den Frauen zugedacht hat, allen Schwestern auf der Welt offen stehen, damit sie daraus Nutzen ziehen. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: „Im Namen Gottes übergebe ich euch jetzt den Schlüssel. … Wissen und Intelligenz sollen von nun an herabströmen.“9 Dieser Segen des Wissens und der Intelligenz wird allen rechtschaffenen Frauen der Kirche zuteil, ungeachtet ihrer Rasse oder Nationalität, und ganz gleich, ob sie neu in der Kirche sind oder von den ersten 20 Mitgliedern der FHV damals in Nauvoo im Jahre 1842 abstammen. Diese Segnungen werden all jenen Schwestern zuteil, die bereitwillig die Arbeit von Engeln verrichten.
Vor kurzem habe ich Elder Dieter Uchtdorf etwas Bemerkenswertes sagen hören: “Keiner meiner Vorfahren war in Nauvoo. Ich stamme nicht von den Pionieren ab. Doch wie die meisten Mitglieder der Kirche in der ganzen Welt fühle ich mich von ganzem Herzen mit den Heiligen aus Nauvoo und ihrer Reise nach Zion eng verbunden, denn ich muss ja selbst auch ständig an meinem Weg nach Zion arbeiten – zu denen, die im Herzen rein sind. Und so fühle ich mich den Pionieren des 19. Jahrhunderts sehr nahe. Sie sind, geistig gesehen, meine Vorfahren. Das sind sie ja für jedes Mitglied der Kirche, ungeachtet von Nationalität, Sprache oder Kulturkreis. Die Pioniere haben im Westen nicht nur eine sichere Wohnstätte geschaffen; sie haben auch die Grundlage für die Errichtung des Gottesreiches unter allen Nationen der Welt gelegt.“
Jetzt möchte ich zu den verheirateten Schwestern sprechen. Sie, Schwestern, machen im Wesentlichen das Zuhause zu einem Ort des Friedens und des Glücks in dieser schlimmen Welt. Wenn ein rechtschaffener Ehemann das Priestertum trägt, ist dieses Priestertum die regierende Vollmacht innerhalb der Familie. Aber der Mann ist nicht das Priestertum – er trägt das Priestertum.10 Seine Frau erfreut sich gemeinsam mit ihm der Segnungen des Priestertums. Er hat keinen höheren Stand als die Frau mit ihrem von Gott gegebenen Status. Präsident Gordon B. Hinckley hat vergangenen April bei der allgemeinen Priestertumsversammlung gesagt: „In der Ehe ist keiner weniger wert als der andere. Weder geht die Frau dem Mann voraus, noch der Mann der Frau. Seite an Seite begeben sie sich als ein Sohn und eine Tochter Gottes auf eine ewige Reise.“
Und er fuhr fort: „Ich bin sicher, dass es, wenn wir vor dem Richterstuhl Gottes stehen, kaum darum gehen wird, wie viel Vermögen wir im Laufe des Lebens angehäuft haben oder welche Ehrungen wir errungen haben. Aber zu unseren familiären Beziehungen werden wir eingehend befragt werden. Ich bin gleichermaßen überzeugt, dass nur jene, die voller Liebe und Achtung und Dankbarkeit gegenüber ihren Partnern und Kindern durchs Leben gegangen sind, von unserem ewigen Richter die Worte hören werden: ‚Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!‘“11
Frauen, die ihren Mann unterstützen, während er in einer Bischofschaft, einer Pfahlpräsidentschaft oder sonst einer Berufung im Priestertum dient, sind der Kirche ein großer Segen. Sie dienen hinter den Kulissen – still und leise, aber effektiv. Sie kümmern sich um die Familie und das Zuhause, während der Mann den Mitgliedern dient. Ich sagte: „Still und leise.“ Ich habe einmal gehört, dass sich so manche Frau einen starken, aber stillen Mann wünscht. Sie glaubt nämlich, dass er ihr zuhört!
Ich weiß, welche Kraft einem eine Frau geben kann, die wirklich hinter einem steht. Meine Frau Ruth hat mich seit damals, als wir vor fast sechzig Jahren geheiratet haben, immer in allen meinen Berufungen unterstützt. Sie hat mir immer Mut gemacht. Ohne ihre liebevolle Unterstützung hätte ich nicht einen einzigen Tag lang dienen können. Ich bin ihr von Herzen dankbar, und ich liebe sie sehr.
Die Witwe eines meiner Mitarbeiter auf Mission, Schwester Effie Dean Bowman Rich, ist mit ihrer Familie und im Geschäftsleben voll ausgelastet. Sie ist Mutter, Großmutter und Urgroßmutter einer großen Familie. Vor kurzem versuchte sie wieder einmal, alle ihre Aufgaben miteinander in Einklang zu bringen, und seufzte: „Also wirklich, ich bräuchte eine Frau!“ Sie meinte damit natürlich, dass sie gern jemanden hätte, der sie unterstützt und ihr die vielen Kleinigkeiten abnimmt, die eine rechtschaffene, fürsorgliche Frau so gut erledigen kann.
Wie auch immer Ihr Leben gerade aussehen mag, Schwestern, Sie brauchen jedenfalls alle Öl in Ihrer Lampe. Sie müssen bereit sein. Wir kennen ja alle das Gleichnis von den zehn Jungfrauen, die zu einem Hochzeitsmahl eingeladen worden waren. Fünf waren weise und bereit – sie hatten Öl in der Lampe, damit sie dem Bräutigam entgegengehen konnten; fünf waren es nicht. Alle zehn wollten nun ihre Lampen anzünden, aber fünf hatten nicht genug Öl mitgenommen und standen nun ohne Öl da. Wir alle brauchen das Licht unserer Lampe, damit es uns durch die Finsternis führt. Wir möchten ja alle dem Bräutigam entgegengehen und zum Hochzeitsmahl mitkommen.
Präsident Spencer W. Kimball hat die traurige Lage der Unvorbereiteten vor einigen Jahren folgendermaßen beschrieben. Er sagte, die fünf törichten Jungfrauen im Gleichnis „seien ja unterwiesen worden. Sie waren ihr Leben lang gewarnt worden.“ Bei Tage waren die klugen und die törichten Jungfrauen kaum voneinander zu unterscheiden, aber „der Bräutigam kam in der dunkelsten Stunde, als man ihn am wenigsten erwartete“. Die fünf, deren Lampen ausgegangen waren, wollten schnell noch Öl beschaffen, aber als sie zum Hochzeitssaal kamen, war die Tür bereits verschlossen. Es war zu spät.
Präsident Kimball erklärte weiter: „Die törichten Jungfrauen baten die anderen um Öl, aber geistiges Vorbereitetsein lässt sich nicht im Handumdrehen weitergeben. Die Klugen mussten sich auf den Weg machen, um den Bräutigam willkommen zu heißen. Sie brauchten ihr Öl selbst; sie konnten die Törichten nicht retten.“
„Im Gleichnis“, fuhr Präsident Kimball fort, „konnte man das Öl auf dem Markt kaufen. Unser Öl des Vorbereitetseins sammelt sich Tropfen um Tropfen durch ein rechtschaffenes Leben. All die Jahre, da man die Abendmahlsversammlung besucht, gibt man einen Tropfen Öl nach dem anderen in die Lampe. Wenn man fastet, mit der Familie betet, Heimlehren geht, seine Gelüste beherrscht, das Evangelium verkündet, in den heiligen Schriften liest – kurz, wenn man sich weiht und gehorsam ist, fügt man jedes Mal seinem Vorrat einen weiteren Tropfen hinzu. Jede gute Tat, das Zahlen des Zehnten und der Opfergaben, jeder reine Gedanke und jede reine Tat, die Eheschließung im ewigen Bund der Ehe – all das gibt ebenfalls Öl hinzu, so dass wir um Mitternacht bereit sind.“12
Schwestern, Sie müssen Öl in Ihrer Lampe haben, damit Sie, wenn Sie zum Herrn sagen: „Hier bin ich, sende mich!“, auch wirklich bereit und vorbereitet sind, um ausgeschickt zu werden. Uns alle schickt der Himmel, aber was wir im Werk des Herrn tatsächlich zu leisten imstande sind, hängt zu einem großen Teil davon ab, wie bereit und wie bereitwillig wir sind.
Nach 59 Ehejahren kann ich Zeugnis davon geben, dass unser Zuhause durch die Mitarbeit meiner lieben Frau Ruth in der FHV geistig stärker und harmonischer geworden ist. Diese von Gott inspirierte Organisation hat sich nicht allein für meine Frau als segensreich erwiesen, sondern für uns alle in der Familie. Wer sich in der FHV einbringt, füllt ebenfalls Öl nach. Sie können dadurch Gelassenheit und Durchhaltevermögen gewinnen, wie Sie sie für die Stürme auf Ihrem Lebensweg brauchen.
Bei der ersten Pressekonferenz, nachdem Präsident Hinckley als Präsident der Kirche ordiniert und eingesetzt worden war, fragte ihn jemand, was er zu den Müttern zu sagen habe, die arbeiten gehen und gleichzeitig den mannigfachen Anforderungen, die Familie und Kinder an sie stellen, gerecht werden müssen. Präsident Hinckley entgegnete: „Tun Sie Ihr Bestes und bedenken Sie, dass die Kinder, die Sie in die Welt gesetzt haben und für deren Obsorge und Erziehung Sie die Verantwortung tragen, das Wertvollste sind, was Sie in dieser Welt besitzen.“13 Ich sage Ihnen das heute Abend erneut. Tun Sie Ihr Bestes, um uns allen zu helfen, höher zu steigen und Besseres zu leisten. Nutzen Sie die Ihnen innewohnenden geistigen Gaben, um anderen zum Segen zu gereichen. Helfen Sie uns, den schädlichen Einfluss der Welt im Alltag, im Zuhause und in der Kirche einzudämmen.
Möge sich an Ihnen die Verheißung Nephis erfüllen: „Und sie wurden mit Rechtschaffenheit und mit der Macht Gottes in großer Herrlichkeit ausgestattet.“14 Ich gebe davon Zeugnis, wie reich gesegnet ich bin durch die Liebe meiner Frau, Ruth, durch die Liebe meiner christusgleichen Mutter, meiner lieben Großmütter und unserer Töchter und Enkelinnen und vieler weiterer rechtschaffener Frauen. Im Namen Jesu Christi. Amen.