Seine Last wurde ihm leicht gemacht
„Der Herr stärkte sie, sodass sie ihre Lasten mühelos tragen konnten“ (Mosia 24:15).
Horst Scharffs war gerade einmal 14 Jahre alt, als ihm seine Mutter Geld für die Fahrkarte gab und ihn aufs Land schickte, damit er etwas zu essen kaufe. Die Scharffs lebten während des Ersten Weltkriegs in Hamburg, und Lebensmittel waren so knapp, dass sie rationiert werden mussten. Oft versuchten Leute aus der Stadt, Lebensmittel bei Bauern zu kaufen, die noch ein wenig abzugeben hatten.
Horst kam nach zweistündiger Bahnfahrt in einem Dorf an und ging dort von Tür zu Tür. Er fragte bei mehr als 40 Häusern, doch niemand wollte ihm etwas verkaufen.
Doch Horst wollte auf keinen Fall mit leeren Händen zurückkehren, und so beschloss er, das nächste Dorf aufzusuchen, das an die 5 Kilometer entfernt war. Er war eine Dreiviertelstunde unterwegs und klopfte an alle Türen, und schließlich kam er zu einem Bauern, der ihm 45 kg Kartoffeln verkaufte. Horst konnte sein Glück kaum fassen! Er hatte sich höchstens ein Pfund Butter oder ein paar Kilo Schinken erhofft.
Der Bauer legte Horst den Sack Kartoffeln auf die Schultern, und Horst machte sich auf den Rückweg. Doch schon bald merkte er, wie schwierig seine Aufgabe war. Die Kartoffeln wogen mindestens ebenso viel wie er selbst, und für den unterernährten Jungen waren sie eine beinahe unerträgliche Last. Falls er am Straßenrand Pause machen und den Sack ablegen würde, könnte er ihn anschließend wohl nicht mehr schultern.
Horst überlegte hin und her und dachte schließlich daran, dass ihm seine Mutter aus den heiligen Schriften von der Macht des Gebets erzählt hatte. Er dachte an eine Geschichte im Buch Mormon, die vom Volk Alma im Land Helam handelt. Die Nephiten waren den Lamaniten untertan und baten den Herrn um Hilfe, ihre Last tragen zu können. Der Herr erhörte ihre Gebete dergestalt, dass er machte, dass ihnen die Last leicht vorkam. Horst kam in den Sinn, dass der Herr ja auch ihm die Last leichter machen könne.
Und so betete er. Im selben Augenblick hatte er das Gefühl, als sei ihm die Last von den Schultern genommen worden. Er konnte den Weg bis zum Bahnhof mit Leichtigkeit und ohne Ruhepause zurücklegen.
Am Bahnhof ereignete sich ein weiteres Wunder. Die Dorfpolizei durfte sämtliche Lebensmittel beschlagnahmen, die sie bei den Reisenden fand. Daher versuchten viele, ihre Lebensmittel zu verstecken, aber wie sollte Horst seine 45 kg Kartoffeln verstecken? Zu seiner Überraschung sagte aber niemand etwas, als er in den Zug einstieg, und so konnte er die Kartoffeln heim zu seiner Mutter bringen.
Die Kartoffeln boten in dieser Zeit der Not nicht nur Nahrung für Horst und seine Familie, sondern sie nährten auch seinen Geist – Horst erlangte nämlich ein unerschütterliches Zeugnis davon, dass der Herr Gebete hört und erhört.
Sandra Dawn Brimhall gehört zur Gemeinde Welby 4 im Pfahl West Jordan Welby in Utah.
„Wir entwickeln Glauben, wenn wir mit dem aufrichtigen Wunsch, uns Gott zu nahen, beten und darauf vertrauen, dass er unsere Last trägt.“
Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel, „Wie man Glauben an den Herrn Jesus Christus findet“, Liahona, November 2004, Seite 73.