2008
Eine unerwartete Lektion
December 2008


Eine unerwartete Lektion

Ich war gerade nach New York gezogen, weil ich dort beruflich aufsteigen konnte. Eines Abends im Dezember war ich unterwegs, um noch einige Einrichtungsgegenstände für meine neue Wohnung zu kaufen. Vor kurzem hatte ein Sturm die Stadt heimgesucht, und so säumte knietiefer Schnee die Straßen. Ich hatte mich in einen warmen Daunenmantel eingepackt und war zusammen mit vielen anderen geschäftigen Leuten, die Weihnachtseinkäufe tätigen wollten, auf dem Weg zur Bahn.

Ich wartete ungeduldig auf den Zug, in Gedanken ging ich meine Einkaufsliste durch. Als der Zug endlich kam, stieg ich in einen der Wagen ein und sah mich nach einem freien Platz um. Der nächste Sitzplatz war direkt gegenüber von einem alten, obdachlosen Mann, der weder einen warmen Mantel noch sonstige dicke Kleidung trug. Er hatte nur ein paar Plastiktüten voll Kleinkram.

Ich wollte nicht in seiner Nähe sitzen, da er sehr unangenehm roch, und ich fragte mich, ob er wohl gefährlich sei, denn er sah ziemlich heruntergekommen aus. Aber vor allem wollte ich nicht um Kleingeld angebettelt werden. Unvermittelt ging ich zum anderen Ende des Wagens und setzte mich dort. Die anderen Fahrgäste gingen auch alle zum Ende des Wagens, sodass der Mann allein zurückblieb.

Bald jedoch stieg ein junger Mann ein und ließ sich auf dem Platz genau gegenüber dem obdachlosen Mann nieder. Ohne zu zögern lächelte der junge Mann herzlich, reichte dem Obdachlosen die Hand und sagte fröhlich „Hallo“. Der Gesichtsausdruck des alten Mannes hellte sich auf, und die beiden begannen, sich angeregt zu unterhalten. Sie unterhielten sich die nächste Viertelstunde und genossen die gemeinsame Zeit.

Als ich das beobachtete, musste ich daran denken, was der wahre Geist der Weihnacht ist. Während der junge Mann ins Gespräch vertieft war, stand er auf und zog seine Weste und sein Hemd aus und noch ein weiteres, langärmeliges Hemd, das er darunter trug. Da stand er nun im Unterhemd und reichte dem obdachlosen Mann das langärmelige Hemd. Der alte Mann nahm es dankbar und höflich an, und die beiden unterhielten sich weiter. Als ich an der nächsten Station ausstieg, war ich noch immer berührt von der Güte des jungen Mannes. Ich fühlte mich schuldig, weil ich so selbstsüchtig gewesen war, aber ich hatte auch den starken Wunsch, ein besserer Mensch zu werden.

Der König der Könige kam in äußerst ärmlichen Verhältnissen zur Welt, nämlich in einem einfachen Stall. Die Welt erhielt ein kostbares, errettendes Geschenk: den Sohn Gottes. Ich bin dankbar für das Geschenk des Erretters in meinem Leben und für die Erinnerung daran, dass er Gottes Kinder unendlich liebt und auch mit ihnen fühlt. In jener Weihnachtszeit hatte ich erneut den starken Wunsch, freundlicher und selbstloser zu sein und mehr wie mein Erlöser, Jesus Christus, zu sein. ◼