2009
Bitte rette meinen Vater!
April 2009


Bitte rette meinen Vater!

Mein Vater war es, der nach der Wahrheit suchte und die Missionare fand. Sie lehrten uns das Evangelium, und bald darauf ließen wir – meine Eltern und fünf Kinder – uns taufen. Unser Zeugnis wurde stärker. Wir lernten so vieles, vor allem über den Erlöser und über die Familie.

1992, als mein Vater gerade Bischof unserer Gemeinde in den Philippinen war, erlitt er einen Herzinfarkt. Er wurde von seinem Büro aus sofort ins Krankenhaus gebracht. Als wir erfuhren, dass er auf der Intensivstation lag, erschraken wir sehr. Angst ergriff unser Herz. Die Überlebenschancen meines Vaters waren nicht sehr hoch. Meine Mutter weinte und bat uns alle, zu beten.

Danach verlor ich jegliches Zeitgefühl – in mir kamen so viele Erinnerungen hoch. Mit tränennassem Gesicht kniete ich zum Beten nieder. Mein Herz war so schwer, und mein Brustkorb platzte beinahe. Ich wollte schreien, um meinen Schmerz zu lindern und die Angst loszuwerden, die mich umklammerte. Stattdessen betete ich ganz schlicht: „Bitte rette meinen Vater!“ Es war ein aufrichtiges Gebet, ich wollte, dass es erhört wird.

An diesem Abend durfte ich zu ihm auf die Intensivstation. Mein Vater war ins Koma gefallen, und meine Mutter, meine Geschwister und ich mussten uns aufs Schlimmste gefasst machen. Es war eine schmerzhafte Erfahrung für uns alle. Die Zukunft erschien uns trostlos und unsicher. Als ich ihm in Gedanken Lebewohl sagte, dachte ich an unseren ersten Familienabend zurück. Wir hatten einen Film von der Kirche angesehen, Für immer vereint.

Noch ehe ich an diesem Abend zu Bett ging, kehrte mein irdischer Vater in aller Stille zu seinem Vater im Himmel zurück.

Ich war 22, als mein Vater starb, und seither habe ich hunderte Veränderungen in meinem Leben erlebt. Er war nicht mehr da, und ich stellte fest, dass ich Stärken hatte, die ich noch gar nicht entdeckt hatte. Ich habe mehr erreicht, als ich andernfalls vielleicht geschafft hätte, denn ich wurde mit Veränderungen und Wachstum konfrontiert.

Der Vater im Himmel hat mein Gebet zwar nicht erhört, doch mir kam nie der Gedanke, dass er mich nicht gehört hat. Ich weiß, dass er mir zugehört hat. Er wusste ganz genau, was in mir vorging. Er wusste ganz genau, was unsere Familie zu diesem Zeitpunkt brauchte, und genau das gab er uns – die Kraft, mit den Herausforderungen des Lebens zurechtzukommen, die Kraft, uns der Realität zu stellen. Er lehrte uns, wie wir uns voll Glauben unseren Bedrängnissen stellen.

Über fünfzehn Jahre sind seit diesem schlimmen Tag vergangen. Ich lerne noch immer, und ich wachse noch immer im Evangelium. Jetzt habe ich meine eigene Familie, und ich bin so froh, dass wir im Tempel aneinander gesiegelt wurden. Ich weiche nie von dem Weg ab, den mein Vater für uns abgesteckt hat.

Ich weiß, dass unsere Familie dank des Sühnopfers und der Auferstehung Jesu Christi eines Tages wieder zusammen sein wird. Ich habe noch einen weiten Weg vor mir, doch ich freue mich darauf, dass ich am Ende dieser Reise meinen Vater wiedersehen werde.