Konnte der Zehnte mich von meinen Sorgen befreien?
Als meine älteren Kinder in der Schule waren und die Kleinen schliefen, breitete ich die Rechnungen auf dem Küchentisch aus. Ehe ich mich an diese gefürchtete monatliche Aufgabe machte, betete ich um Weisheit und darum, dass es mir gelingen würde, unser mageres Einkommen zu strecken. Wie immer wollte ich zuerst den Scheck für den Zehnten ausstellen.
Als ich mich als junge Ehefrau und Mutter der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angeschlossen hatte, hatte ich mich selbst dazu verpflichtet, den Zehnten zu zahlen. Von diesem Versprechen war ich nie abgewichen. Aber jetzt war ich verzweifelt, denn das Geld reichte nicht aus, um die Rate für das Haus, die Nebenkosten und die Versicherungsbeiträge für einen weiteren Monat zu bezahlen.
Inzwischen war ich eine alleinstehende Mutter von sechs kleinen Kindern. Ich fühlte mich oft von der vielen Arbeit, den finanziellen Sorgen und endlosen Entscheidungen überfordert, die mit dem Bemühen, gleichzeitig Mutter und Vater zu sein, verbunden waren. Und ich hatte keine Verwandten, die mir helfen oder mich unterstützen konnten.
Als ich am Tisch saß und den Herrn um Hilfe und Barmherzigkeit anflehte, offenbarte mir der Heilige Geist ein wunderschönes und tröstliches Bild von der Liebe des Heilands. Diese Erinnerung an das, was im Leben heilig und wirklich wichtig ist, ließ mich die notwendigen Haushaltsausgaben und das Geld, das ich dafür schuldete, in einem anderen Licht sehen. Ich wusste, dass der himmlische Vater wollte, dass ich die Segnungen erhielt, die denen verheißen sind, die treu den Zehnten und die anderen Spenden zahlen. Ich wusste auch, dass ich den Zehnten freudig zahlen sollte, aus Liebe und ohne Angst und Sorge.
Vom Geist des Herrn erfüllt, gab ich mir selbst Zeugnis, indem ich meine tiefsten Überzeugungen, die mir heilig waren, zum Ausdruck brachte. Meine Stimme durchbrach die Stille der Küche, als ich erklärte, dass ich lieber auf den Wasseranschluss verzichten würde als auf das lebendige Wasser, das der Erlöser schenkt. Lieber wollte ich kein Essen auf dem Tisch haben, als ohne das Brot des Lebens zu leben. Ich wollte lieber auf Strom verzichten und damit Dunkelheit und sonstige Unannehmlichkeiten ertragen, als das Licht Christi in meinem Leben zu verlieren. Lieber wollte ich mit meinen Kindern in einem Zelt wohnen, als das Vorrecht aufzugeben, ins Haus des Herrn zu gehen.
Die Last der Sorgen war verschwunden. Meine Liebe zum Herrn überwand die Schwäche, die meine Ängste geweckt hatten. Unser himmlischer Vater ist unser Befreier, unser Wohltäter und unser Beschützer. Er versorgt uns wirklich mit allem, was wir brauchen. Seine Verheißungen sind sicher und verlässlich. Er gebietet uns, von unserem Einkommen den Zehnten zu zahlen, damit er Segnungen aus dem Himmel herabschütten kann – darunter innerer Frieden, Freiheit von weltlichen und materiellen Sorgen und Vertrauen in seinen heiligen Namen.
Von diesem Tag an war es mir immer eine Freude, vorbehaltlos und frei von Ängsten meinem Herrn den Zehnten zu zahlen, ihm, der mich zuerst geliebt hat.