2011
Die Lebensaufgabe einer liebevollen Mutter
Juli 2011


Heim und Familie

Die Lebensaufgabe einer liebevollen Mutter

Ich wuchs in Tonga auf. Meine Mutter unterrichtete gelegentlich die Seminarklasse. Von der Zeit an, als ich fünf Jahre alt war, bis zu meinem elften Lebensjahr weckte sie mich oft frühmorgens und ging mit mir zu dem Haus, wo der Seminarunterricht stattfand. Wir gingen nur knapp einen halben Kilometer auf einem Pfad zwischen Guavenbüschen entlang, doch sie fragte mich immer: „Hast du Angst?“ Tapfer antwortete ich jedes Mal: „Nein.“

Dann sagte sie: „Eines Tages musst du ganz mutig sein und deinem Vater im Himmel dienen. Er hat uns alles gegeben, sogar einen Plan, wie wir wieder zu ihm zurückkehren können. Eines Tages wirst du auf Mission gehen und ihm mit ganzem Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft dienen. Du musst dich jetzt schon darauf vorbereiten, einmal ein guter Missionar zu sein.“

Später zogen meine Eltern mit uns nach Ontario in Kalifornien. Meine Mutter fand sich in einem unbekannten Land wieder. Sie konnte die Sprache nicht sprechen und erlebte einen Kulturschock. Wie eine Henne, die ihre Küken unter ihre Flügel sammelt, scharte sie all ihre Kinder um sich, fiel auf die Knie und flehte den Vater im Himmel an, dass keines der Kinder, die er ihr geschenkt hatte, von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage abfallen möge. Meine Eltern nutzten das Familiengebet, das tägliche Schriftstudium, regelmäßiges gemeinsames Fasten, den wöchentlichen Familienabend und die Versammlungen der Kirche, um den Vater im Himmel um seine Hilfe dabei zu bitten, unsere Familie stark zu machen.

Meine Eltern spornten uns schon von klein auf an, dass wir uns wie Missionare benahmen. Wir trugen in der Kirche immer ein weißes Hemd und hatten einen Missionarshaarschnitt. Als ich Priester war, segnete ich das Abendmahl, und meine jüngeren Brüder – Lehrer und Diakone – bereiteten das Abendmahl vor und teilten es aus. Ich konnte sehen, dass unsere Eltern uns beobachteten und darauf achteten, dass wir unsere Aufgabe gewissenhaft erfüllten.

Ehe ich auf Mission ging, sagte meine Mutter zu mir: „Du trägst deinen Teil bei und ich meinen. Ich werde für dich fasten und beten, damit du Menschen findest, die zuhören wollen.“ Sie fastete und betete für alle vier Söhne, als sie auf Mission waren. Wir alle dienten treu und kehrten ehrenvoll zurück.

In unserem letzten Gespräch, bevor meine Mutter starb, sagte sie zu mir: „Peiholani, ich habe dir alles beigebracht, was ich für das Wichtigste halte, in diesem Leben und im nächsten. Nämlich, dass das Evangelium Jesu Christi wahr ist. Das sühnende Blut Jesu Christi ist Errettung für deine Seele. Ehre die Bündnisse, die du mit dem Herrn im Tempel geschlossen hast. Dann werden wir als Familie vereint sein. Das weiß ich ohne jeden Zweifel, weil ich weiß, dass es den Vater im Himmel und Jesus Christus wirklich gibt.“

Mein Zeugnis beruht auf dem Evangelium, es entwickelte sich durch jedes Wort meiner Eltern. Ich weiß, dass wir als Familie eines Tages wieder vereint sein werden, weil meine Eltern ihre Aufgabe erfüllt haben, uns das Evangelium zu lehren und uns zum Erlöser zu führen.

Oben: Der Vater des Verfassers, Moses, seine Mutter, Lavinia, und eine Nichte 1999 auf dem Gelände des Los-Angeles-Kalifornien-Tempels.

Abdruck des Fotos mit freundlicher Genehmigung von Peiholani Kauvaka