Meine Pioniertage in Calgary
Lorraine Gilmour, Ontario, Kanada
Ich wurde 1947 in einer Kleinstadt in Nordengland geboren. Als ich fünfzehn war, machten Freunde mich mit den Missionaren bekannt, und ich ließ mich taufen. Doch meine Familie schloss sich nicht der Kirche an.
Als ich von den frühen Pionieren der Kirche hörte, fühlte ich mich benachteiligt, weil ich nicht von Vorfahren abstammte, die die Prärie überquert hatten. Aber als ich im Evangelium weiter Fortschritt machte, änderten sich meine Gefühle.
Mir wurde bewusst, dass die frü-hen Pioniere den Weg gebahnt hatten, damit Menschen wie ich sich der Kirche anschließen konnten. Die beiden Missionare, die mich mit dem Evangelium bekannt gemacht hatten, waren Nachfahren dieser Pioniere, also habe ich den Pionieren viel zu verdanken. Ich fühle mich auf ganz besondere Weise mit ihnen verbunden.
Ich erkannte auch, dass ich ebenfalls von großzügigen, fleißigen Menschen abstammte, die Opfer gebracht, hart gearbeitet und sogar in Kriegen gekämpft und mir dadurch ermöglicht hatten, dass ich vieles habe, was sie nie hatten, und mich heute großer Freiheiten erfreue. Meine Eltern schlossen sich nicht der Kirche an, aber sie erzogen mich mit guten Werten und Grundsätzen, die mich dafür bereit machten, das Evangelium anzunehmen.
Schließlich erkannte ich auch, dass es viele Arten von Pionieren gibt. Ich gehöre in meiner Familie zur ersten Generation, die der Kirche angehört. Meine Familie war nicht gerade erfreut über meine Entscheidung, mich taufen zu lassen, deshalb war es schwierig für mich, die Versammlungen zu besuchen. Unser kleiner Zweig hatte zu kämpfen, weil nur so wenige Mitglieder, vor allem so wenige Priestertumsträger, da waren. Schließlich wurde klar, dass die Mission den Zweig schließen würde.
Daher beschloss ich, nach Kanada zu ziehen. Es war eine der härtesten Entscheidungen meines Lebens. Ich war ja noch jung und liebte meine Eltern sehr, wie sie mich liebten, aber mein Zeugnis wäre gefährdet gewesen, wenn ich in einer Gegend geblieben wäre, wo ich nicht in die Kirche gehen konnte. Ich erinnere mich noch gut an den Abend meiner Abreise. Mein Vater rannte neben dem Zug entlang und warf mir Kusshände zu, während meine Mutter still dastand und mir nachschaute. Mir brach das Herz, aber ich wusste, dass ich fort musste.
Ich kam im Mai 1967 in Calgary an. Es war Muttertag. Ich ging mit den Mitgliedern, bei denen ich wohnte, in die Kirche und weinte die ganze Versammlung hindurch. Ich weiß noch, dass mir die Tränen über die Wangen strömten, als ich meinen Eltern schrieb, dass es mir in Kanada sehr gut gefiel, ich aber England und meine Familie schrecklich vermisste.
Es fiel mir nicht leicht, mich an mein neues Leben zu gewöhnen. Ich hatte Heimweh, fühlte mich einsam und erlebte Enttäuschungen, aber ich blieb dem Evangelium treu. Ich besuchte stets die Versammlungen und nahm Berufungen an. Das waren meine Pioniertage.
Schließlich lernte ich meinen zukünftigen Ehemann kennen. Wir wurden im Cardston-Alberta-Tempel gesiegelt und erzogen drei Kinder im Evangelium.
Jedes Mal, wenn ich nach England zurückkehre, strömen Erinnerungen auf mich ein. Dann denke ich an meine Bekehrung und empfinde nur Dankbarkeit für meine Segnungen. Wo wäre ich wohl heute, wenn ich nicht den Mut gehabt hätte, eine so schwierige Entscheidung zu treffen und dem Heiligen Geist zu folgen?
Ich werde ewig dankbar sein für die frühen Pioniere in und außerhalb der Kirche, die den Weg bereitet haben, damit ich und andere wie ich das Evangelium hören konnten. Diejenigen, die mir vorausgegangen sind, haben mir die Möglichkeit und den Mut gegeben, in meiner Zeit eine Pionierin zu sein.