2011
Zwei Städte und die liebevolle Barmherzigkeit des Herrn
Juli 2011


Zwei Städte und die liebevolle Barmherzigkeit des Herrn

Tiffany Taylor Bowles, Illinois, USA

Wie Nauvoo in Illinois liegt die Stadt Natchez in Mississippi hoch auf einer Klippe über dem Mississippi. Die Mitglieder aus der Anfangszeit der Kirche, die aus England einwanderten, kamen auf ihrem Weg flussaufwärts von New Orleans nach Nauvoo oft auch durch Natchez. Ja, im Jahr 1844 setzte eine Gruppe Randalierer sogar ein Boot in Brand, das in Natchez angelegt hatte. Auf dem Boot waren einige Mitglieder der Kirche.

Ich hatte in Natchez eine Stelle als Fremdenführerin im Nationalpark angenommen, doch als ich dort ankam, war ich voller Zweifel und Ängste. Alles, was mir angenehm und vertraut war, hatte ich in Utah zurückgelassen. Und als ich mich nun in dieser neuen und für mich fremden Stadt niederließ, fühlte ich mich verloren und allein.

Am ersten Tag meiner Einweisung führte mich der Aufseher durch das Herrenhaus aus der Zeit des Bürgerkriegs, das zum Nationalpark gehörte, und erklärte mir die Führung durch das Haus, die ich bald schon selbst übernehmen sollte. Nachdem wir alles im Erdgeschoss begutachtet hatten, fiel es mir schon schwer, mich an all die Einzelheiten zu erinnern. Von den Möbelstücken im französischen Neurokokostil bis zum englischen Porzellan – das kunstvoll ausgestattete Haus zeugte von südstaatlichem Wohlstand. Und ich war völlig überfordert. Bei dem Gedanken, dass wir ja auch noch den ersten Stock besichtigen mussten, war ich völlig niedergeschlagen und hatte nur noch Heimweh.

Wir stiegen die breite Treppe hinauf, und mein Blick fiel auf ein Ölgemälde, auf dem eine Stadt zu sehen war. Ich hatte dieses Gemälde noch nie gesehen, aber es kam mir irgendwie bekannt vor. Vor allem ein großes Gebäude, das oben auf der Klippe stand, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Und ich erkannte den geschwungenen Flussverlauf am Fuße der Stadt. Konnte es wirklich sein, was ich vermutete?

Ich fragte, ob es sich um ein Bild von Nauvoo handelte. Der Aufseher erwiderte erstaunt, ja, das sei Nauvoo. Ich erfuhr, dass einer der späteren Besitzer des Herrenhauses das Gemälde gekauft hatte, weil es vermutlich Mitte des 19. Jahrhunderts gemalt worden war und das Bild mit der Stadt am Fluss so gut zur Umgebung von Natchez passte.

Die Mitglieder der Kirche, die inmitten von Verfolgung durch Natchez kamen, mussten sehr erleichtert und dankbar gewesen sein, als sie endlich in Nauvoo ankamen. Ebenso fühlte ich mich getröstet, als ich in dem Herrenhaus in Natchez das Gemälde von Nauvoo sah. Es erinnerte mich nämlich daran, dass der Vater im Himmel wusste, wie es mir ging, und mich mit der Kraft segnen würde, mein Heimweh, meine Ängste und Zweifel zu überwinden. Dieses Gemälde von Nauvoo erinnerte mich an die liebevolle Barmherzigkeit des Herrn.

Wir stiegen die breite Treppe hinauf, und mein Blick fiel auf ein Ölgemälde, auf dem eine Stadt zu sehen war. Konnte das Motiv wirklich das sein, was ich vermutete?