2011
Können Sie mir einen Segen geben?
August 2011


Dienst in der Kirche

Können Sie mir einen Segen geben?

Es schneite heftig, und ich fuhr ganz langsam den Hügel hinauf. Wenn ich doch nur oben ankäme, dachte ich, dann könnte ich es sicher bis nach Hause schaffen. Aber als ich um die nächste Kurve bog, sah ich, dass ein Auto bergab direkt auf mich zuschlitterte. Offenbar hatte der Fahrer die Kontrolle verloren. Ich konnte nur noch schreien. Dann kam der Aufprall, und ich wurde bewusstlos.

Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als ich versuchte, die Augen zu öffnen. Durch das zerbrochene Seitenfenster wehte mir kalter Schnee ins Gesicht. Ich versuchte krampfhaft, mich an das Wesentliche zu erinnern, etwa, wohin ich vor dem Unfall unterwegs gewesen war. Der pochende Schmerz in der Schulter und der Brust ließ mich aufschreien; ich war allein und voller Angst. Ich flehte den Vater im Himmel an, dass meine Verletzungen nicht so schwer sein mochten und alles wieder gut werden würde.

Wenige Augenblicke später spürte ich, dass jemand meine Hand hielt. Instinktiv drückte ich die Hand. Ich öffnete die Augen und sah einen Mann mit schwarzem Mantel und Hut neben meinem zerbeulten Auto stehen. Er sagte, seine Frau habe vom Haus aus den Unfall gesehen, deshalb sei er gekommen, um zu helfen. Er hielt meine Hand und sagte, es werde alles gut.

Ich wollte ihn fragen, ob er Mitglied der Kirche sei, konnte aber nur flüstern: „Können Sie mir einen Segen geben?“

Er bejahte, streckte die Arme durch die zerbrochene Scheibe und legte mir die Hände auf.

Ich weiß nicht mehr, was er sagte. Aber ich weiß noch, dass ich sicher war, dass alles gut gehen würde, weil ich einen Segen bekommen hatte. Ich spürte Frieden und Trost.

Als der Krankenwagen eintraf, verlor ich den Mann aus den Augen. Ein paar Stunden später verließ ich das Krankenhaus mit einer gebrochenen Rippe und vielen Prellungen, aber ohne ernsthafte Verletzungen.

Am Morgen hatte ich noch für eine sichere Fahrt gebetet, und zuerst dachte ich, der Vater im Himmel habe mein Gebet nicht erhört. Doch bald wurde mir bewusst, dass er es sehr wohl erhört und mich nicht allein gelassen hatte. Die Antwort auf mein Gebet war ein hilfsbereiter Priestertumsträger, der nur ein paar Schritte vom Unfallort entfernt wohnte; und ich hätte bei diesem Unfall sehr viel schlimmere Verletzungen davontragen können.

Ich würde das Gesicht des Mannes nicht erkennen, sollte ich ihm auf der Straße begegnen. Ich würde auch seine Stimme nicht erkennen, wenn er mich grüßen würde. Aber ich bin sehr dankbar für diesen Fremden, der würdig und bereit war, einen Priestertumssegen zu geben, als ich ihn brauchte.

Illustration von Brian Call