2011
Ein Musical in Singapur
August 2011


Ein Musical in Singapur

Jugendliche im Pfahl Singapur haben ein Musical einstudiert und dabei erfahren, welche Segnungen Opferbereitschaft und harte Arbeit mit sich bringen.

Als der Wecker um 5 Uhr klingelte, stand die 17-jährige Yee Mun Lim auf und machte sich für den Tag bereit. Um 5:20 Uhr verließ sie das Haus und ging zum Seminarunterricht. Um 6:30 Uhr eilte sie zur Schule, wo sie bis 19 Uhr mit Unterricht und Arbeitsgemeinschaften beschäftigt war. Dann beeilte sie sich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Pfahlzentrum zu kommen, um dort an den Proben für das vom Pfahl organisierte Musical teilzunehmen.

Fünf Monate lang verlief so jeder Freitag für die meisten Jugendlichen im Pfahl Singapur. Manchmal waren sie erschöpft und müde, aber während der ganzen Vorbereitungszeit für das Musical Wenn ein Prophet spricht gab es keine Klagen und kein Bedauern, denn die Jugendlichen fanden, dass die Opfer, die sie brachten, alle Mühe wert waren. „Das ist die erstaunlichste, beeindruckendste, aufbauendste, fröhlichste und ergreifendste Veranstaltung, an der ich je teilgenommen habe“, meint Yee Mun von der Gemeinde Singapur 2.

Wie alles begann

„Anfangs ging es uns darum, den Zusammenhalt unter den Jugendlichen zu fördern“, berichtet Kate Loreto, die Pfahl-JD-Leiterin. „Wir haben Jugendliche in acht Gemeinden mit ganz unterschiedlicher Herkunft. Es ist gar nicht so leicht für sie, mit allen gut zurechtzukommen. Deshalb dachten wir, wir könnten doch ein Musical einstudieren, um sie zusammenzubringen.“

Die Leitung wählte Lieder aus, deren Texte auf den Tipps von Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) beruhten.1 Man wählte diese Lieder aus, um den Jugendlichen zu helfen, „den Text zu verinnerlichen, den Geist zu spüren und nach diesen Grundsätzen zu leben“, erklärt Connie Woo, die die Gesamtleitung innehatte. „Wir wollten so viele Jugendliche wie möglich daran beteiligen“, sagt Schwester Woo. Insgesamt machten 78 Jungen und Mädchen bei der Aufführung mit.

Vielleicht kamen anfangs nicht alle Jugendlichen aus dem gleichen Beweggrund, aber fast alle kamen immer wieder zu den Proben, weil sie die freundschaftliche Atmosphäre und das Singen genossen und vor allem, weil sie den Geist spürten.

Mitwirkung

Nachdem das Thema ausgewählt war und die Proben festgelegt worden waren, wurden die Jugendlichen verschiedenen Komitees und Aufgabenbereichen zugeteilt, die ihren Talenten entsprachen.

Ally Chan, 18 Jahre, aus der Gemeinde Singapur 2 meldete sich freiwillig für das Kostümkomitee. „Wir mussten anständige Kleidung auswählen, das war sehr wichtig, sie musste aber auch günstig und jugendlich sein und außerdem auf der Bühne gut aussehen“, erklärt sie. Sie lernte nicht nur, auf der Grundlage von Evangeliumsrichtlinien Entscheidungen zu treffen und mit anderen zusammenzuarbeiten, sondern freute sich auch sehr darüber, wie gut die Jugendlichen in der Kleidung aussahen.

Canden Petersen, 15 Jahre, aus der Gemeinde Singapur 1 wurde zum Chorpräsidenten ernannt. Er sorgte für einen reibungslosen Ablauf der Proben. Zu seinen Aufgaben gehörte, die Gebete einzuteilen, die Jugendlichen für die Proben und für Spiele zusammenzuholen und bekanntzugeben, wer auf der Bühne wo Platz nehmen sollte. „Ich wurde auch gebeten, einige Junge Männer damit zu beauftragen, auf der Bühne alles auf- und abzubauen und darauf zu achten, dass die Jugendlichen ihre Aufträge erfüllen“, sagt er. „Ich fand, dass es den Jugendlichen guttat, Verantwortung zu übernehmen. Hoffentlich hat es ihnen bewusst gemacht, dass der Herr nicht nur Erwachsene dazu beruft, Führungsaufgaben zu übernehmen. Sie können und sollen die Führungsbeamten unterstützen, ganz unabhängig von ihrem Alter und ihrer Erfahrung.“

Kandace Lim, 18 Jahre, aus der Gemeinde Woodlands, übernahm gleich mehrere Aufgaben. Unter anderem gehörte sie dem Kostümkomitee, dem Choreografiekomitee und dem Fotokomitee an und sang außerdem ein Solo. Über ihre vielen Aufgaben sagt sie: „Meine Mutter hat mich angespornt, diese Aufträge anzunehmen. Sie hat mir beigebracht, dass man jede Gelegenheit zu dienen gleich ergreifen soll. Wenn man eine Aufgabe übernimmt und sein Bestes gibt, hilft einem der Herr bestimmt durch alle Schwierigkeiten, die auftauchen können.“

Zusätzlich zu all diesen Aufgaben wurden natürlich auch Darsteller gebraucht. John Lee, 17 Jahre, aus der Gemeinde Clementi gehörte zu den Mutigen, die sich freiwillig für ein Solo meldeten. Sein Beweggrund war einfach: „Ich singe einfach gern! Es gibt mir immer ein besonderes Gefühl.“

Ezra Tadina, 17 Jahre, aus der Gemeinde Woodlands glaubte nicht, dass er gut genug singen konnte, deshalb wirkte er auf andere Weise mit. „Ich wollte gern mitmachen“, sagt er, „und nun bin ich der Erzähler, der darüber spricht, wie wichtig es ist, mitzumachen. Ich stehe hinter dieser Botschaft, weil ich weiß, dass sie wahr ist.“

Kein geringes Opfer

Die Proben fanden von November 2009 bis März 2010 statt. In dieser Zeit kamen die Jugendlichen jeden Freitagabend zu den Proben ins Pfahlzentrum, außer in den Ferien. Der Zeitaufwand und der Einsatz, der von den Jugendlichen gefordert wurde, waren kein geringes Opfer, wenn man bedenkt, wie anstrengend der Tagesablauf eines Jugendlichen in Singapur üblicherweise ist.

Olivia Hoe von der Gemeinde Bedok, die die elfte Klasse besucht, wollte unbedingt mitmachen, „weil mir das Evangelium am Ende jedes Tages hilft, mich nicht unterkriegen zu lassen – wie beschwerlich das Leben auch sein mag – und alle Schwierigkeiten zu überwinden. Zu wissen, dass es jemanden gibt, der auf mich achtet und mich auf vollkommene Weise liebt, tröstet mich sehr, und es gibt mir mehr als genug Kraft für jeden neuen Tag.“

Viele Jugendliche hatten auch andere Verpflichtungen, aber sie wussten, dass der Herr ihnen einen Weg bereitete. So ging es der 16-jährigen Amanda Ho aus der Gemeinde Singapur 2. „Ich hatte Tanztraining, das zur gleichen Zeit wie einige Proben für das Musical stattfand. Aber wie durch ein Wunder änderte die Schule die Trainingszeiten, sodass ich bei den Proben für das Musical dabei sein konnte“, erzählt sie.

Bühne frei!

Nachdem viele Monate lang geprobt worden war, konnte das Musical schließlich aufgeführt werden. Da die Jugendlichen begeistert Werbung dafür machten, kamen mehr als 700 Zuschauer zu den drei Aufführungen. Viele Zuschauer waren tief bewegt, als die Jugendlichen ihre Botschaft durch Lieder, Tanz, Instrumentalmusik und ihre Zeugnisse zum Ausdruck brachten.

Die Jugendlichen waren auch aufgefordert worden, die Gelegenheit zur Missionsarbeit zu nutzen und Freunde, die nicht der Kirche angehörten, zur Aufführung einzuladen. Michael Lee, 18 Jahre, nahm diesen Auftrag sehr ernst. „Ich habe sechs Freunde eingeladen. Drei Schulkameraden und ein Lehrer sind gekommen“, berichtet er. Vor allem sein Lehrer war von der Aufführung sehr beeindruckt. „Er sagte, es habe ihm sehr gut gefallen. Er wollte sogar ein Exemplar der Broschüre Für eine starke Jugend. Er sagte, er habe die Kraft und die hoffnungsvolle Überzeugung der Jugendlichen gespürt.“

Die ursprüngliche Absicht der Führungsbeamten, die Jugendlichen zusammenzubringen, wurde voll und ganz verwirklicht. „Als ich unten saß und zu den einzelnen Jugendlichen bei der Aufführung hinaufschaute, war mein Herz voller Freude“, sagt Schwester Woo. „Es ging nicht darum, wie gut sie aussahen, wie gut sie sangen und spielten oder wie gut sie ihren Text vortrugen. Es ging nicht darum, welche Schule sie besuchten oder aus welchem Land sie kamen. Sie waren eins.“

Die Botschaft der Lieder

Das Musical half vielen, ein stärkeres Zeugnis zu bekommen. Manche Jugendliche sagen, dass sie immer wieder und überall die Melodien summen oder die Lieder singen und dass die Aussage der Lieder ihnen hilft, ihre alltäglichen Probleme zu meistern. Viele Jugendliche sind nicht nur gute Freunde geworden, sondern unterstützen einander auch geistig und muntern sich gegenseitig auf, wenn Schwierigkeiten auftauchen. Sie können einander helfen, auf dem schmalen Pfad zu bleiben und sich geistig weiterzuentwickeln.

Anmerkung

  1. Die neun Tipps lauten: seid dankbar, seid klug, seid engagiert, seid rein, seid treu, seid positiv, seid demütig, seid ruhig, seid gebeterfüllt; siehe Gordon B. Hinckley Way to Be!, 2002; siehe auch „Rat und Gebet eines Propheten für die Jugend“, Liahona, April 2001, Seite 30ff.

Fotos von Daniel Soh

Amanda Ho

Olivia Hoe

Michael Lee

Yee Mun Lim

Canden Petersen

Kandace Lim

Ezra Tadina

Ally Chan

Cerys Ong

John Lee