2011
Lehis Traum: Halten wir beständig an der eisernen Stange fest
Oktober 2011


Lehis Traum

Halten wir beständig an der eisernen Stange fest

Das vorherrschende Thema im Buch Mormon, nämlich alle einzuladen, zu Christus zu kommen, ist auch in Lehis Vision von zentraler Bedeutung.

Elder David A. Bednar

Ich liebe das Buch Mormon. Zu meinen frühesten Erinnerungen in Verbindung mit dem Evangelium gehört, dass mir meine Mutter aus dem Buch Book of Mormon Stories for Young Latter-day Saints [Geschichten aus dem Buch Mormon für junge Mitglieder der Kirche] von Emma Marr Petersen vorgelesen hat. Schon damals in meiner Kindheit und im Laufe meines Lebens beim regelmäßigen Schriftstudium und Gebet hat der Heilige Geist mir tief im Herzen wiederholt bezeugt, dass das Buch Mormon das Wort Gottes ist.

Ich bezeuge, dass das Buch Mormon ein weiterer Zeuge für Jesus Christus ist. Ich weiß, dass der Prophet Joseph Smith das Buch Mormon mit der Macht Gottes und durch sie übersetzt hat. Und ich bezeuge, dass das Buch Mormon „das richtigste aller Bücher auf Erden und der Schlussstein unserer Religion [ist,] und wenn man sich an dessen Weisungen [hält, wird] man dadurch näher zu Gott kommen als durch jedes andere Buch“.1

Wesentliche Symbole in Lehis Traum

Wie wichtig es ist, die heiligen Schriften überhaupt und insbesondere das Buch Mormon zu lesen, zu studieren, zu erforschen und darüber nachzudenken, wird durch mehrere Elemente in Lehis Vision vom Baum des Lebens deutlich (siehe 1 Nephi 8).

Im Mittelpunkt von Lehis Traum steht der Baum des Lebens – er stellt „die Liebe Gottes“ dar (siehe 1 Nephi 11:21,22). „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Johannes 3:16.) Daher sind die Geburt, das Leben und das Sühnopfer des Herrn Jesus Christus wohl der höchste Ausdruck der Liebe Gottes zu seinen Kindern. Wie Nephi bezeugt, ist diese Liebe „das Begehrenswerteste von allem“ und, wie der Engel in Nephis Vision erklärt, „die größte Freude für die Seele“ (1 Nephi 11:22,23; siehe auch 1 Nephi 8:12,15). Im 11. Kapitel des Ersten Buches Nephi wird ausführlich beschrieben, dass der Baum des Lebens auch das Leben, das Wirken und das Opfer des Erlösers symbolisiert – „die Herablassung Gottes“ (1 Nephi 11:16).

Die Frucht des Baumes ist ein Symbol für die Segnungen aus dem Sühnopfer. Der Verzehr der Frucht des Baumes stellt den Empfang heiliger Handlungen und Bündnisse dar, wodurch das Sühnopfer für uns voll und ganz wirksam werden kann. Die Frucht wird als „begehrenswert …, um einen glücklich zu machen“, beschrieben (1 Nephi 8:10). Sie ruft große Freude und den Wunsch hervor, andere an dieser Freude teilhaben zu lassen.

Bezeichnenderweise ist das vorherrschende Thema im Buch Mormon, nämlich alle einzuladen, zu Christus zu kommen, in Lehis Vision von zentraler Bedeutung. Besonders interessant ist die eiserne Stange, die zu dem Baum hinführt (siehe 1 Nephi 8:19). Die eiserne Stange ist das Wort Gottes.

Wie wichtig es ist, beständig an der eisernen Stange festzuhalten

Vater Lehi sah in seiner Vision vier Menschengruppen. Drei Gruppen strebten auf dem engen und schmalen Pfad vorwärts, um zu dem Baum und seiner Frucht zu gelangen. Eine vierte Gruppe strebte nicht zum Baum hin, sondern betrachtete das große und geräumige Gebäude als erstrebenswertes Ziel (siehe 1 Nephi 8:31-33).

In 1 Nephi 8:21-23 lesen wir von der ersten Gruppe. Diese Menschen strebten vorwärts und betraten den Pfad, der zum Baum des Lebens führte. Als sie jedoch in den Nebel der Finsternis gerieten, der „die Versuchungen des Teufels“ darstellt (siehe 1 Nephi 12:17), fanden sie den Weg nicht mehr, irrten ab und gingen verloren.

Achten Sie darauf, dass in diesen Versen die eiserne Stange nicht erwähnt wird. Wer das Wort Gottes missachtet oder leichtfertig damit umgeht, kann auf diesen göttlichen Kompass, der den Weg zum Erretter zeigt, nicht zugreifen. Bedenken Sie, dass diese Gruppe auf den Pfad gelangte und vorwärtsstrebte, also etwas Glauben an Christus und geistige Überzeugung zeigte, aber durch die Versuchungen des Teufels davon abgebracht wurde und verloren ging.

In 1 Nephi 8:24-28 lesen wir über eine zweite Gruppe, die auf den engen und schmalen Pfad gelangte, der zum Baum des Lebens führte. Diese Menschen „strebten durch den Nebel der Finsternis vorwärts und hielten sich an der eisernen Stange fest, ja, bis sie herzukamen und von der Frucht des Baumes aßen“ (Vers 24). Als jedoch die fein gekleideten Bewohner des großen und geräumigen Gebäudes die Menschen in dieser zweiten Gruppe verspotteten, „schämten sie sich“ und „fielen ab auf verbotene Pfade und gingen verloren“ (Vers 28). Beachten Sie bitte, dass über diese Gruppe gesagt wird, dass sie sich an der eisernen Stange festhielten (siehe 1 Nephi 8:24).

Es ist bedeutsam, dass die zweite Gruppe gläubig und eifrig vorwärtsstrebte. Außerdem hatten diese Menschen den Vorteil, dass sie sich an der eisernen Stange festhielten! Als sie jedoch verfolgt und angefeindet wurden, fielen sie auf verbotene Pfade ab und gingen verloren. Selbst mit Glauben, Eifer und dem Wort Gottes ging diese Gruppe letztlich verloren – vielleicht, weil sie nur gelegentlich die heiligen Schriften las oder studierte oder erforschte. Möglicherweise hat sich diese Gruppe nur hin und wieder „anfallsartig“ dem Studium gewidmet, nur unregelmäßig am Wort Gottes genippt, anstatt sich beständig und fortwährend darin zu vertiefen.

In Vers 30 lesen wir über eine dritte Gruppe, die vorwärtsstrebte; diese Menschen „hielten sich dabei beständig an der eisernen Stange fest, bis sie herzukamen und niederfielen und von der Frucht des Baumes aßen“. Die entscheidende Aussage in diesem Vers ist, dass sie sich beständig an der eisernen Stange festhielten.

Die dritte Gruppe strebte ebenfalls gläubig und eifrig vorwärts; allerdings weist nichts darauf hin, dass sie abirrte, auf verbotene Pfade geriet oder verloren ging. Vielleicht haben die Menschen in dieser dritten Gruppe beständig die heiligen Schriften gelesen und studiert und erforscht. Vielleicht lag es an ihrem Eifer, ihrem treuen Festhalten an etwas scheinbar Kleinem und Einfachem (siehe Alma 37:6), dass diese dritte Gruppe nicht zugrunde ging. Vielleicht haben diese Menschen durch die „Erkenntnis des Herrn“ und die „Erkenntnis der Wahrheit“ (Alma 23:5,6), die man durch gewissenhaftes Schriftstudium erlangt, eine geistige Gabe empfangen, nämlich solche Demut, dass sie „niederfielen und von der Frucht des Baumes aßen“ (1 Nephi 8:30; Hervorhebung hinzugefügt). Vielleicht hatte diese Gruppe sich beständig „am Wort von Christus [geweidet]“ (2 Nephi 31:20) und dadurch ausreichend geistige Nahrung und Kraft erhalten, um imstande zu sein, die Verachtung und den Spott der Menschen im großen und geräumigen Gebäude nicht zu beachten (siehe 1 Nephi 8:33). Wir alle sollten danach streben, uns dieser Gruppe anzuschließen.

Nephis Brüder fragten: „Was bedeutet die eiserne Stange, die unser Vater gesehen hat, die zu dem Baum führt?

Und [Nephi] sagte ihnen, das sei das Wort Gottes; und wer auf das Wort Gottes höre und daran festhalte, der werde niemals zugrunde gehen; auch könnten die Versuchungen und die feurigen Pfeile des Widersachers sie nicht mit Blindheit schlagen, um sie weg ins Verderben zu führen.“ (1 Nephi 15:23,24; Hervorhebung hinzugefügt.)

Worin unterscheiden sich nun das sporadische und das beständige Festhalten an der eisernen Stange? Ich würde sagen: Zum beständigen Festhalten an der eisernen Stange gehört vor allem, dass man die heiligen Schriften gebeterfüllt, beständig und ernsthaft als eine sichere Quelle für offenbarte Wahrheit erforscht, als einen verlässlichen Wegweiser auf dem engen und schmalen Pfad zum Baum des Lebens – ja, zum Herrn Jesus Christus.

„Und es begab sich: Ich sah, dass die eiserne Stange, die mein Vater gesehen hatte, das Wort Gottes ist, das zu der Quelle lebendigen Wassers oder zum Baum des Lebens führt.“ (1 Nephi 11:25.)

Das Buch Mormon ist für uns heute bestimmt

Im Buch Mormon werden Wahrheiten erklärt, die für die heutige Zeit und unsere Lebensumstände von wesentlicher Bedeutung sind. Wie bedeutend das Buch Mormon im geistigen und im praktischen Sinne für uns ist, machte Moroni deutlich: „Siehe, ich spreche zu euch, als seiet ihr gegenwärtig, und doch seid ihr es nicht. Aber siehe, Jesus Christus hat euch mir gezeigt, und ich weiß, was ihr tut.“ (Mormon 8:35.) Da die Hauptverfasser des Buches Mormon unsere Zeit und unsere Lebensumstände durch Gottes Vorherwissen gesehen haben, haben sie genau die Themen und Beispiele darin aufgenommen, die für die Bewohner der Erde in den Letzten Tage am wichtigsten sind.

Bitte denken Sie gründlich und gebeterfüllt über die Frage nach: Was kann und soll ich aus Lehis Vision vom Baum des Lebens und über den Grundsatz, dass wir beständig an der eisernen Stange festhalten sollen, lernen, was mir ermöglicht, in der heutigen Welt geistig stark und standhaft zu sein?

Wenn Sie sich gewissenhaft mit dieser wichtigen Frage auseinandersetzen und sich um Inspiration bemühen, um eine Antwort darauf zu finden, wird Ihnen durch die Macht des Heiligen Geistes gefühls- und verstandesmäßig besser einleuchten, warum es so wichtig ist, beständig an der eisernen Stange festzuhalten. Es wird Ihnen gelingen, diese Lehren gläubig und eifrig in Ihrem Leben und in Ihrer Familie umzusetzen.

Mögen wir alle Augen haben, die sehen, und Ohren, die hören, damit wir weitere Lehren aus Lehis Vision ziehen, die uns helfen, „mit Beständigkeit in Christus [vorwärtszustreben], erfüllt vom vollkommenen Glanz der Hoffnung und von Liebe zu Gott und zu allen Menschen. Wenn ihr darum vorwärtsstrebt und euch am Wort von Christus weidet und bis ans Ende ausharrt, siehe, so spricht der Vater: Ihr werdet ewiges Leben haben.“ (2 Nephi 31:20.)

Anmerkung

  1. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 70

Lehis Traum, Gemälde von Greg Olsen, Vervielfältigung untersagt

Illustration von David Stoker

Foto von Matthew Reier