Verloren und wiedergefunden
Wir verlieren leicht den Weg, wenn unsere täglichen Entscheidungen nicht mit unserem ewigen Ziel verbunden sind.
Kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag wurde Roberta Tuilimu bewusst, dass sie nicht glücklich war. Sie hatte drei wunderbare Kinder und liebte deren Vater, Daniel Nepia. Doch Roberta und Daniel waren nicht verheiratet. Daniel gehörte nicht der Kirche an, und es war schon lange her, dass Roberta regelmäßig zur Kirche gegangen war.
Sie war weit entfernt von der Tempelehe, von der sie als junges Mädchen immer geträumt hatte, als sie jede Woche mit ihren Eltern in Auckland in Neuseeland in die Kirche ging. Doch es war keine einmalige Entscheidung gewesen, die sie von ihren ewigen Zielen abgebracht hatte; vielmehr hatte sie sich nach und nach durch kleine Entscheidungen, die sie jeden Tag traf, allmählich abgewandt.
Losgelöste Entscheidungen
Eine Entscheidung betrachtet Roberta Tuilimu jedoch als den Moment, in dem sie den Pfad des Evangeliums zum ersten Mal verlassen hat, auch wenn einige andere Entscheidungen sie wahrscheinlich an diesen Punkt gebracht hatten. Als Jugendliche ging sie mehrere Wochen lang nicht zur Kirche, um Hausaufgaben zu erledigen. „Es ist interessant, dass es mit etwas anfing, was damals so unbedeutend erschien“, meint sie.
Nachdem sie ein paar Wochen lang nicht zur Kirche gegangen war, wurde es immer leichter, beim nächsten Mal auch nicht zu gehen. Aus Wochen, in denen sie nur sporadisch zur Kirche ging, wurden Monate. Als sie achtzehn geworden war, ließ sie sich von ihren Freunden überreden, samstags spätabends noch auszugehen, wodurch es noch schwerer wurde, sonntags in die Kirche zu gehen. Es führte auch dazu, dass sie anfing, Alkohol zu trinken.
„Ich wusste, dass es nicht richtig war, dachte aber, ich könnte sofort damit aufhören, wenn ich es wollte“, erzählt sie. „Ich versuchte, meine Entscheidungen zu rechtfertigen.“
Ihre Lebensweise war unvereinbar mit dem Besuch des Tempels, doch nachdem sie Daniel Nepia kennengelernt hatte, besuchte sie mit ihm das Tempelgelände des Hamilton-Tempels und sagte ihm, sie wolle dort im Tempel heiraten.
„Ich wusste, dass ich in den Tempel gehen wollte“, sagt sie. Doch jede schlechte Entscheidung schien die nächste zu erleichtern – was sie immer weiter von ihrem Wunschziel abbrachte. Nach einiger Zeit lebten Roberta und Daniel zusammen.
„Die Entscheidungen, die ich traf, waren losgelöst von dem, was ich mir wünschte – was ich als richtig erkannt hatte“, erklärt sie. „Ich lebte im Hier und Jetzt. Ich machte mir überhaupt keine Gedanken darüber, wohin mich meine gegenwärtigen Entscheidungen führen würden.“
Der Herr sucht die Verirrten
Auch wenn Roberta weit von ihrem ursprünglichen Ziel entfernt war, war sie für den Herrn doch nicht verloren. Obwohl es Daniel und Roberta damals überhaupt nicht bewusst war, war der gute Hirt, der gekommen ist „um zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lukas 19:10), die ganze Zeit über auf der Suche nach ihnen.
Der Heilige Geist hatte Daniel berührt, etwa als Roberta mit ihm das Tempelgelände besucht hatte oder als ihr Vater die Kinder gesegnet hatte. Sie waren mehrmals umgezogen, doch immer wieder liefen sie den Missionaren über den Weg, und gelegentlich wurden sie auch von Missionaren besucht.
Nachdem sie 2006 wieder umgezogen waren, trafen sie zwei ehemalige Schulkameraden wieder, nämlich Dan und Lisa Nathan, die treue Mitglieder der Kirche waren. Daniel und Roberta waren gerade in das Gemeindegebiet gezogen, wo Dan und Lisa Nathan wohnten.
Drei Wochen lang schob Roberta Lisas Einladung, mit ihr in die Kirche zu gehen, immer wieder auf. „Ich wollte meine Situation nicht erklären müssen“, sagt sie. „Aber dann beschloss ich, dass meine Kinder die PV besuchen sollten.“
Bald darauf besuchten die Missionare Daniel und Roberta regelmäßig. Daniel ging daraufhin in die Kirche, wo er in der Evangeliumslehreklasse einen guten Lehrer hatte, der einen tiefen Eindruck hinterließ. Die Besuchslehrerinnen kamen jeden Monat. Daniel und Roberta lernten sogar bei einer Andacht Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel kennen.
In all diesen Erlebnissen sieht Roberta den Beweis dafür, dass der Vater im Himmel „eine ganze Reihe guter Menschen geschickt hat, um uns zu helfen“.
Überlegt also, wie es euch geht
Durch verschiedene Erlebnisse und Menschen hatte der Vater im Himmel Daniel und Roberta Gelegenheit gegeben, sich zu überlegen, „wie es [ihnen ging]“ (siehe Haggai 1:7). Doch sie mussten „dem Herrn [ihren] Weg“ befehlen (siehe Psalm 37:5), ehe sie weiter Fortschritt machen konnten.
„Ich wusste, dass meine Wege nicht seine Wege gewesen waren“, meint Roberta (siehe Jesaja 55:8,9), „aber ich wusste einfach nicht, wie ich beides verbinden konnte.“
Der Wendepunkt kam, als die Missionare die beiden aufforderten, zu entscheiden, wohin sie – geistig gesehen – gehen wollten und was sie tun mussten, um dorthin zu gelangen.
„Als wir schließlich beschlossen, dass wir dort sein wollten, wohin der Weg des Herrn führt“, sagt Roberta, „machten wir uns Gedanken darüber, was notwendig war, um seinem Weg dorthin zu folgen.“
In den folgenden Monaten arbeitete sie daran, sich von den schlechten Entscheidungen der Vergangenheit abzuwenden und auf den Weg zurückzukehren, den sie über zehn Jahre zuvor verlassen hatte. So wie kleine Entscheidungen dazu geführt hatten, dass sie als Jugendliche den Weg des Evangeliums verließ, waren es nun auch die täglichen, scheinbar unbedeutenden Taten, die sie wieder auf den Weg zurückführten.
„Als ich mich daranmachte, jeden Tag das Grundsätzliche zu tun – alleine und mit der Familie zu beten, in den heiligen Schriften zu lesen, mit den Kindern in die Kirche zu gehen, anderen zu helfen, wo ich konnte –, konnte ich spüren, dass der Vater im Himmel auf uns achtete und unsere Gebete erhörte“, erzählt Roberta. „Wir waren als Familie glücklicher.“
Diese kleinen Entscheidungen gaben den beiden Kraft für die größeren Entscheidungen, die ihnen noch bevorstanden. Sie beschlossen zu heiraten. Und fast ein Jahr, nachdem sie zum ersten Mal von den Missionaren besucht worden waren, führte ihr Wunsch, als Familie für immer zusammen zu sein, dazu, dass Daniel sich taufen ließ.
Nachdem sie sich zwei Jahre lang bemüht hatten, ihr tägliches Handeln mit ihrem Wunsch für die Zukunft in Einklang zu bringen, wurden die beiden im Tempel gesiegelt, womit für Roberta ein Kindheitstraum in Erfüllung ging.
Leben wir heute für die Ewigkeit
Zum Plan des Vaters im Himmel gehört, dass Daniel und Roberta jeden Tag entscheiden können, welchen Weg sie nehmen wollen – ihren oder seinen. Die beiden achten nun bewusster darauf, in welche Richtung ihre täglichen Entscheidungen sie führen.
Aus eigener Erfahrung wissen sie, wie leicht man vom Weg abkommen kann, wenn man die täglichen Entscheidungen trifft, ohne zu überlegen, welche Auswirkung sie auf ewige Ziele haben. Sie sind aber auch dankbar, dass sie selbst erfahren haben, dass es einen Weg zurück gibt.
„Ich weiß, dass der Herr mich liebt und sich wünscht, dass ich zu ihm zurückkehre, weil er uns entlang des Weges Menschen geschickt hat, die uns geholfen haben zurückzukehren“, erklärt Roberta. „Er hat mich in der Zeit, als ich die Kirche verlassen hatte, nie vergessen.“
Dank der Liebe – und des Sühnopfers – des guten Hirten kann „der Ruchlose … seinen Weg verlassen [und] zum Herrn [umkehren], damit er Erbarmen hat mit ihm, … denn er ist groß im Verzeihen“ (Jesaja 55:7).
Heute achten Daniel und Roberta darauf, dass sie ihr Ziel immer im Auge behalten. „Wenn man erkennt, dass das Leben viel mehr ist als das Jetzt“, meint Daniel, „trifft man ganz andere Entscheidungen.“