2012
Blaubeeren und das Buch Mormon
April 2012


Blaubeeren und das Buch Mormon

Suellen S. Weiler, Georgia, USA

Vor ein paar Jahren zog unsere Familie aus einer hektischen, überfüllten Großstadtregion auf ein kleines, ländliches Anwesen außerhalb einer ruhigen Kleinstadt. In der Nähe war eine verlassene Blaubeerplantage, und wir erhielten über Freunde des Besitzers die Erlaubnis, so viele Blaubeeren zu pflücken, wie wir nur wollten.

Mehrmals in der Woche kletterten wir in diesem Sommer morgens mit Eimern und Tüten beladen ins Auto und verbrachten eine vergnügliche, köstliche Stunde mit Blaubeerpflücken. An einem Morgen wollte unser jüngster Sohn Hyrum uns nicht begleiten. Er war sicher, dass wir bereits sämtliche Blaubeeren gepflückt hatten, und hielt es für Zeitverschwendung, noch einmal hinzugehen. Überrascht stellte er dann fest, dass wir so viele Blaubeeren fanden wie sonst auch. Er entdeckte ganze Büschel, die er bisher übersehen hatte, und manche saftige Beere wuchs an Zweigen, die er doch ganz sicher schon durchgesehen hatte.

Zur gleichen Zeit forderten die Jugendführer der Gemeinde die Jugendlichen auf, noch vor Schulanfang im August das Buch Mormon ganz zu lesen. Unsere Kinder erzählten uns davon, und wir beschlossen, der Aufforderung gemeinsam als Familie nachzukommen.

Kaum hatten wir das Buch Mormon zu Ende gelesen, traf das Augustheft 2005 des Ensigns ein, worin Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) die Mitglieder aufforderte, das Buch Mormon bis zum Ende des Jahres ganz zu lesen. Hyrum und sein Bruder Joseph waren begeistert: Wir hatten die Weisung des Propheten bereits befolgt! Doch ihre älteren Geschwister Seth und Bethany machten sie darauf aufmerksam, dass Präsident Hinckley uns aufgefordert hatte, das Buch Mormon erneut zu lesen, unabhängig davon, wie oft man es schon gelesen hatte.

„Aber warum?“, fragten die Jungen. „Wir haben jedes Wort gelesen, was soll man denn außer dem, was wir schon gelesen haben, noch Neues erfahren?“

Einen Augenblick war es still, dann erwähnte jemand die Blaubeeren. „Wisst ihr noch, wie wir dachten, wir hätten alle Blaubeeren gepflückt? Aber als wir zurückgingen, fanden wir immer noch mehr Blaubeeren – jedes Mal! Ganz gleich, wie oft wir dort waren und wie kurz die Abstände waren, wir haben immer Unmengen Blaubeeren gefunden.“

Die Verbindung war uns sofort klar. Wie die nahegelegene Plantage mit ihrer Fülle an köstlichen Blaubeeren ist das Buch Mormon eine nie versiegende Quelle, die uns geistig Nahrung gibt. Und stets gibt es neue Wahrheiten zu entdecken. Also machten wir uns erneut daran, das Buch Mormon zu lesen.

Ich kam der Aufforderung des Propheten nach, und ich las im Buch Mormon manches, was ich schon oft gelesen hatte, aber ich sah es in einem anderen Licht oder bezog es auf neue Umstände oder Probleme. Ich weiß, dass wir jedes Mal, wenn wir aufrichtig das Buch Mormon lesen, neue Einsichten gewinnen und dem Erlöser näherkommen können.