Wie ich lesen lernte
„Ich … stamme von guten Eltern, darum ist mir von allem Wissen meines Vaters etwas beigebracht worden.“ (1 Nephi 1:1)
Als ich sechs Jahre alt war, hatte ich große Mühe, lesen zu lernen. Meine Lehrerin meinte, ich müsse wohl die erste Klasse wiederholen. Mein Vater machte sich Sorgen, als er das hörte. Deshalb übte er jeden Abend nach dem Abendessen mit mir lesen. Er machte ein Spiel daraus, damit ich mich nicht langweilte. Schon bald erkannte ich Wörter, wenn ich sie sah, und mein Vater lobte mich und spornte mich weiter an. Wir lasen stundenlang miteinander, und ich wurde immer besser.
Meine Lehrerin versetzte mich daraufhin in die zweite Klasse. Vater war stolz auf mich. Er hat sich immer für meinen Fortschritt in der Schule interessiert. Zu Weihnachten kaufte er mir Bücher, von denen er wusste, dass sie mir gefallen würden.
Ein paar Monate nachdem ich meinen Schulabschluss gemacht hatte, starb mein Vater an Krebs. Er erlebte nicht mehr, wie ich mein Medizinstudium abschloss, aber er hat noch erlebt, dass ich mittlerweile sehr gerne las. Das hat ihm große Freude gemacht.
Meine Familie und ich gehörten nicht der Kirche an. Als ich Medizin studierte, lieh ich einmal ein Buch aus der Bibliothek aus, das den Titel trug A Marvelous Work and a Wonder [Ein wunderbares Werk, ja ein Wunder]. Ein Apostel namens Elder LeGrand Richards hatte es geschrieben. Das Buch handelte von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Ich las das Buch mehrmals. Ich las es sehr gründlich und betete darüber. Das Buch bereitete mich darauf vor, mich ein paar Monate später der Kirche anzuschließen.
Nach meiner Taufe erfuhr ich, dass ich mich im Tempel für meinen Vater taufen lassen konnte. Er hatte so großen Einfluss auf mein Leben gehabt. Endlich konnte ich mich auf ganz besondere Weise für alles bedanken, was er für mich getan hatte.
Ich lese immer noch sehr gern. Dank meinem Vater habe ich lesen gelernt. Und es ist ein großer Segen, jeden Tag die heiligen Schriften und die Worte der Propheten zu lesen.