Heim und Familie
Es bringt Segen, den Blick auf den Tempel zu richten
Es gibt kein wichtigeres Werk als eine ewige Familie aufzubauen – und dieses Werk findet Erfüllung im Haus des Herrn.
Es gibt wohl kaum etwas Schmerzlicheres als den Tod eines geliebten Menschen. Bischof Richard Rodriguez und seine Frau Ruth wissen, was ein solcher Verlust bedeutet. Aber mit Augen, die sehen, und Ohren, die hören, und durch die heiligen Verordnungen des Tempels haben sie sich voll Glauben dieser Prüfung gestellt, und das hat sie dem Erlöser, dem Glück und dem Frieden nähergebracht.
Der Verlust eines geliebten Menschen
Richard und Ruth haben sich kennengelernt, als sie beide in einem Zementwerk in Azogues, einem kleinen Ort in den Anden nicht weit von Cuenca in Ecuador, gearbeitet haben. Richard hatte sich erst ein paar Jahre zuvor mit seiner Mutter und seinem Bruder der Kirche angeschlossen. Ruth gehörte damals nicht der Kirche an.
„Als ich Ruth kennenlernte, konnte ich sie nicht mehr verlassen“, sagt er lächelnd.
Sie heirateten 1996. Nur wenige Monate später verstarb Ruths Vater.
„Sein Tod verursachte bei mir eine schwere Depression“, erzählt Ruth. „Den Verlust eines geliebten Menschen verwindet man nie. Man spürt ihn immer.“
2001 verstarb Richards Mutter. Auch dieser Verlust brachte tiefen Kummer. Richard war jedoch über die Jahre in seiner Erkenntnis und seinem Zeugnis vom Evangelium gereift und fand dadurch Trost.
„Durch das Evangelium hatte ich eine gewisse Vorstellung davon, wie es meiner Mutter ging“, meint er. „Ich las Ruth Alma 40:11 vor und erklärte, was mit dem Geist geschieht, wenn er den Körper verlässt. Das war für uns beide sehr tröstlich.“
Achtung vor der Entscheidungsfreiheit
Ruth interessierte sich dennoch nicht für die Kirche, auch wenn sie den Mitgliedern der Kirche und den Missionaren freundlich begegnete. „Ich fand es einfach nicht notwendig, meine Religion zu wechseln“, erklärt sie.
Richard beschloss, das Thema nicht überzustrapazieren. „Jedes Mal, wenn wir über die Kirche sprachen, nahm es kein gutes Ende“, sagt er. „Und wenn ich sie unter Druck setzte, war es noch schlimmer. Also hörte ich damit auf. Ich wollte ihr das nicht antun.“
Im Herbst 2001 luden die Missionare Ruth zu einem Taufgottesdienst ein. Ihr Entschluss, die Einladung anzunehmen, änderte alles.
Bei diesem Taufgottesdienst gab die Schwester, die sich hatte taufen lassen, Zeugnis. „Sie erzählte von den Wundern, die sich in ihrem Leben ereignet hatten, seit sie die Kirche kennengelernt hatte – Wunder, die sich auf Gesundheit, Wohlbefinden und Kraft ausgewirkt haben“, erinnert sich Ruth. „Diese Schwester lebte ganz allein und hatte doch dieses starke Zeugnis.“
Ruth fragte sich, wie eine Frau, die solche Prüfungen durchlitten hatte, einen solchen Glauben haben konnte. Durch diese Frage und ihre Bereitschaft, den Taufgottesdienst zu besuchen, wurde ihr Herz berührt und sie war bereit, ein Zeugnis vom Heiligen Geist zu empfangen.
„Das war der Moment, als ich mich zur Taufe entschloss. Später, als Richard und ich allein waren, sagte ich: ‚Richard, was hältst du davon, wenn ich mich im Dezember taufen lasse?‘ Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Die Kirche und das Evangelium kannte ich ja schon. Aber es war trotzdem wichtig, dass ich die Missionarslektionen anhörte.“
„Gott bereitet das Herz der Menschen vor“, meint Richard. „Manches können wir selbst tun. Ich habe vieles versucht, aber erst als Ruth bereit war, konnte dies geschehen.“
Ruth pflichtet ihm bei: „Ich musste viele Schwierigkeiten überwinden, als wir heirateten. Als ich sie endlich überwunden hatte, erkannte ich, dass ich nicht auf ein weiteres Wunder warten musste. Da war ich bereit, mich taufen zu lassen.“
Sie begegnen Schwierigkeiten mit Glauben
Mit Ruths Taufe im Dezember 2001 rückten andere Ziele in den Vordergrund. Diese Veränderung brachte geistige Kraft und Segnungen mit sich, die sich bis heute auswirken.
„Wir wurden am 28. Juni 2003 im Tempel aneinander gesiegelt“, berichtet Richard. „Dadurch sind wir wirklich sehr gesegnet worden. Unsere ersten zwei Kinder wurden an uns gesiegelt, und die nächsten zwei wurden im Bund geboren. Unsere Kinder sind ein Segen.“
Richard erzählt, dass ihr treuer Dienst in der Kirche mehr Harmonie in die Familie gebracht hat: „Meine Frau und ich ziehen am gleichen Strang. Wir haben Schwierigkeiten und Prüfungen erlebt, aber wir haben sie gemeinsam überstanden. Wir haben denselben Glauben. Da wir im Tempel gesiegelt sind, wissen wir, dass der Herr uns helfen wird, wenn wir treu ausharren.“
Der Blick auf den Tempel verändert die Gemeinde
Als Ruth sich taufen ließ, gab es im damaligen Zweig Azogues nur 25 Mitglieder. Heute ist es eine Gemeinde mit oft über 75 Mitgliedern in der Abendmahlsversammlung.
„Man stärkt den Einzelnen, wenn man die Familie stärkt“, sagt Ruth. „Wenn die Mitglieder die Gebote halten und auf die Aussagen der Führer der Kirche achten, stärken wir unsere Familien und die Gemeinde. Es ist, als sei jede Familie ein Teil des Zements, der die Gemeinde zusammenhält, damit sie wachsen kann.“
Als Bischof hat Richard dafür gesorgt, dass die Familien gestärkt werden, indem sie die Bündnisse im Tempel schließen und halten und häufig den Tempel besuchen. Ein Beispiel für diesen Schwerpunkt sind die Gemeindetempelfahrten zum fünf Stunden entfernten Guayaquil-Tempel in Ecuador.
„Wir fahren so oft wie möglich als Gemeinde zum Tempel“, erklärt Ruth. „Unser Ziel ist, dass jede Familie im Tempel gesiegelt ist.“
„Den Tempel zu besuchen und dort als Familie gesiegelt zu werden hat vielen Familien geholfen, geistig Fortschritt zu machen“, merkt Richard an. „In den letzten Jahren sind einige Familien gesiegelt worden. Und nun bereiten sie Namen für den Tempel vor und vollziehen die heiligen Handlungen für ihre Vorfahren. Diejenigen, die diese Arbeit verrichten, fühlen sich dem Evangelium Jesu Christi enger verbunden und haben größere Freude gefunden. Durch den Tempel bekommen die Mitglieder eine andere Sichtweise.“
Der Blick auf den Tempel verändert den Einzelnen
Durch heilige persönliche Erlebnisse hat Familie Rodriguez ein machtvolles Zeugnis von den Tempelbündnissen und der stellvertretenden Arbeit für die Vorfahren erlangt.
„Wir haben die Arbeit für meine Onkel und Tanten, die Geschwister meines Vaters, verrichtet“, erzählt Ruth. „Wir hatten das Gefühl, dass wir diese Arbeit für unsere Familie selbst verrichten sollten. Ich weiß, dass diese stellvertretende Arbeit Gottes Werk ist. Ich spürte tiefen Frieden bei der Arbeit, die wir für unsere Vorfahren tun konnten. Das war etwas ganz Besonderes.“
Richard bezeugt: „Mir bedeutet es sehr viel, die Tempelarbeit für diejenigen zu verrichten, die darauf warten. Das ist die Arbeit unseres Lebens. Das machen wir von Herzen gern.“
Der Besuch des Tempels hat die Familie verändert. „Seit unserer Siegelung im Tempel hat sich vieles grundlegend geändert“, meint Ruth. „Wir sind geistig viel stärker geworden.“
Richard pflichtet ihr bei: „In unserer Familie herrscht mehr Einigkeit, weil uns diese Verbundenheit der Familie, die letztlich der Anfang und das Ende von allem ist, die Kraft gibt, vorwärtszugehen. Das Leben hält immer Herausforderungen bereit. Doch mit der Sichtweise, die der Tempel uns vermittelt, können wir uns der Zukunft anders stellen. Andere an diesen Segnungen teilhaben zu lassen – vor allem anderen Familien zu helfen, es uns gleichzutun – bringt uns viel Freude. In unserer Familie ist mehr Entschlossenheit zu spüren.“
Richard findet, dass die Entscheidung der Familie, sich auf den Tempel vorzubereiten, die heiligen Handlungen zu empfangen, gesiegelt zu werden und dann zum Tempel zurückzukehren, um für ihre Vorfahren die stellvertretende Arbeit zu verrichten, sich als großer Segen erwiesen hat. „Wenn wir Glauben ausüben und das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi annehmen und vor allem, wenn wir in den Tempel gehen, um durch das Priestertum siegelnde und errettende heilige Handlungen zu empfangen, ändert sich unser Leben“, erklärt er. „Wer die Bündnisse des Tempels empfangen hat, ist nicht mehr derselbe.“