2012
Ein gutes Vorbild
September 2012


Ein gutes Vorbild

Elder O. Vincent Haleck

So wie meine Freunde mein Leben beeinflusst haben, könnt auch ihr durch die Art und Weise, wie ihr lebt, euren Freunden das Licht des Evangeliums bringen.

Vor kurzem habe ich mich mit einem alten Schulfreund unterhalten. Wir sprachen darüber, wie wir uns kennengelernt haben, welche Freude es macht, nach dem Evangelium zu leben, und welchen Einfluss Freunde auf unser Leben haben können. Ja, ich habe mich aufgrund des Beispiels meiner Freunde der Kirche angeschlossen.

Ich kam mit zehn Jahren aus Amerikanisch-Samoa in die Vereinigten Staaten, weil mein Vater seinen Kindern bessere schulische Möglichkeiten bieten wollte, als er gehabt hatte. Ich wohnte bei einer Tante und einem Onkel in Seattle in Washington. Mit vierzehn zog ich nach Kalifornien. Meine Großmutter, bei der ich wohnte, war Tempelarbeiterin im Los-Angeles-Kalifornien-Tempel, doch ich gehörte nicht der Kirche an.

Als ich in der Mittelstufe war, engagierte ich mich in der Schülermitverwaltung und stellte fest, dass es dort einige Schüler gab, die ganz anders waren als alle anderen. Sie gingen respektvoll miteinander um, hatten eine saubere Ausdrucksweise und waren anständig gekleidet. Sie umgab eine Würde, ein Licht, das meine Aufmerksamkeit weckte. Wir freundeten uns an, und sie luden mich zur wöchentlichen Aktivität für Jugendliche in ihrer Kirche ein. Mir gefiel, was sie unternahmen. Es war sinnvoll und fröhlich, und ich verspürte dort etwas Besonderes, also ging ich regelmäßig mit. Nur wenige Wochen später stellten mir meine Freunde die Missionare vor und erzählten mir vom Buch Mormon. Bald darauf ließ ich mich taufen und begann mit dem Studium des Buches Mormon, das ich mein Leben lang fortgesetzt habe.

Meine Freunde waren dem Rat in 1 Timotheus 4:12 gefolgt: „Sei den Gläubigen ein Vorbild in deinen Worten, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben, in der Lauterkeit.“ Wie meine Freunde können auch wir durch unser Verhalten, indem wir Tag für Tag nach dem Evangelium leben, guten Einfluss ausüben. Wenn wir so leben, dass unsere Grundsätze und unser Glaube sichtbar werden, werden diejenigen aufmerksam, die bereit sind, das Evangelium anzunehmen, und wollen mehr darüber erfahren.

Abinadi Appearing before King Noah

Denkt beispielsweise an die Geschichte Almas im Buch Mormon. Alma lebte recht angenehm als Priester am Hofe König Noas. Als Abinadi Zeugnis ablegte, glaubte Alma ihm, schrieb – obwohl er sich dadurch in große Gefahr brachte – Abinadis Worte auf und verkündete Jesus Christus (siehe Mosia 17:2-4).

„Und es begab sich: Nach vielen Tagen war eine stattliche Anzahl an dem Ort Mormon versammelt, um die Worte Almas zu hören. Ja, alle, die seinen Worten glaubten, waren versammelt, um ihn zu hören. Und er lehrte sie und predigte ihnen Umkehr und Erlösung und Glauben an den Herrn.“ (Mosia 18:7; siehe auch Vers 1-6.)

Später, als Alma der Jüngere der Kirche Probleme bereitete, wurden Almas Gebete erhört. Ein Engel sprach zu Alma dem Jüngeren: „Der Herr hat die Gebete seines Volkes vernommen, ebenso auch die Gebete seines Knechtes Alma, der dein Vater ist; denn er hat mit viel Glauben für dich gebetet, damit du zur Erkenntnis der Wahrheit gebracht würdest.“ (Mosia 27:14.) Alma der Jüngere und seine Freunde kehrten um, wurden großartige Missionare, und Tausende wurden durch ihr gutes Beispiel positiv beeinflusst.

„Und so waren sie Werkzeuge in den Händen Gottes, um viele zur Erkenntnis der Wahrheit zu bringen, ja, zur Erkenntnis ihres Erlösers.

Und wie gesegnet sind sie! Denn sie verkündigten Frieden; sie verkündigten gute Nachricht von Gutem; und sie verkündeten dem Volk, dass der Herr regiert.“ (Mosia 27:36,37.)

Meine Freunde gaben mir auch ein gutes Beispiel, als sie sich entschieden, auf Mission zu gehen. Trotz einiger Widerstände beschloss ich, dass ich auch auf Mission gehen wollte. Diese Entscheidung prägte mein weiteres Leben. Als ich in der Samoa-Mission Apia tätig war, schulterten die Missionare viele der Führungsaufgaben im Priestertum. Es war offensichtlich, dass die Kirche auf den Inseln der Stärkung bedurfte. Ich nahm mir vor, meinen Teil beizutragen: Ich wollte nach Samoa zurückkehren, nachdem ich meine Mission und meine Ausbildung beendet hatte.

Nachdem ich das College abgeschlossen hatte, zogen meine Frau und ich nach Samoa, wo wir unsere Kinder großzogen und uns in der Kirche und in der Gesellschaft engagierten. Mein Vater, der nicht der Kirche angehörte, war in der Geschäftswelt und im öffentlichen Leben sehr aktiv. Sein Motto war: „Wenn etwas die Mühe wert ist, dann lohnt es sich auch, es richtig zu machen.“ Als meine Geschwister und ich das Evangelium kennenlernten und nach besten Kräften danach lebten, bemerkte er, dass wir uns zum Guten veränderten. Im Jahr 2000 war Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) bei meinen Eltern zu Gast, als er von der Weihung des Suva-Tempels in Fidschi zurückkehrte. Bei diesem Besuch berührte der Heilige Geist das Herz meines Vaters, und ich durfte ihn taufen, als er 82 Jahre alt war. Das Evangelium brachte ihm große Freude, und er verkündete es all seine übrigen Tage unerschrocken mit klaren Worten.

Ich weiß, wie wichtig es ist, ein Vorbild zu sein. Es bringt uns selbst und anderen große Freude. Wegen des guten Beispiels meiner Freunde und der Liebe eines Propheten genießen meine Familie und ich nun die große Freude, die das Evangelium einem bereitet.

Jeden Tag beeinflussen wir andere durch unser Verhalten. Achten wir darauf, dass wir auf andere zugehen und ihnen nahebringen, was in dieser Schriftstelle verkündet wird, damit auch sie Freude haben: „Denkt daran, denkt daran, dass es auf dem Fels unseres Erlösers ist, und das ist Christus, der Sohn Gottes, dass ihr eure Grundlage bauen müsst; damit, wenn der Teufel seine mächtigen Winde aussenden wird, ja, seine Pfeile im Wirbelsturm, ja, wenn all sein Hagel und sein mächtiger Sturm an euch rütteln, dies keine Macht über euch haben wird, euch in den Abgrund des Elends und des endlosen Wehs hinabzuziehen, und zwar wegen des Felsens, auf den ihr gebaut seid, der eine sichere Grundlage ist, und wenn die Menschen auf dieser Grundlage bauen, können sie nicht fallen.“ (Helaman 5:12.)

Links: Abinadi vor König Noa, Gemälde von Arnold Friberg © IRI 1951; rechts: Alma tauft in den Wassern Mormon, Gemälde von Arnold Friberg, © IRI 1951

Illustration von Jerry Thompson © IRI