2013
Rics neues Buch
März 2013


Rics neues Buch

Laura Byrd lebt in Oregon

„Wenn ich gut und freundlich bin und jemandem helfen kann, bin ich wirklich glücklich.“ („A Happy Helper“, Children’s Songbook, Seite 197)

Ric strich mit der Hand über die goldenen Buchstaben auf dem Einband seines neuen Buches. Seine Freunde umringten ihn.

„Cool!“, sagte Jake. „So ein Buch Mormon mit rotem Einband hab ich noch nie gesehen.“

„Sieht aus, als würde es in deine Hemdtasche passen“, meinte Jarom.

„Stimmt“, sagte Ric, steckte das Buch in die Hemdtasche und holte es wieder heraus. Da begrüßte die PV-Leiterin die Kinder zum Miteinander, und die Jungen hörten auf zu reden. Aber Rics Blick wanderte immer wieder mal zu seinem Buch.

Als die PV vorbei war, ging Ric zum Kindergarten, um seine kleine Schwester abzuholen. Sein Vater war schon da.

„Hast du Mutti gesehen?“, fragte er.

„Nein, aber ich hoffe, sie ist schon fertig“, antwortete Ric. „Ich hab Hunger!“

Ric knurrte schon der Magen, als sie seine Mutter entdeckten. Aber als er sah, dass Bruder Bird und seine Frau neben ihr standen, lächelte er. Eigentlich stand nur Bruder Bird. Schwester Bird saß nämlich wie immer im Rollstuhl. Mutti hatte ihm erzählt, dass Schwester Bird an Multipler Sklerose erkrankt war, auch MS genannt. Das bedeutet, dass ihre Muskeln schnell ermüdeten. Manchmal hatte sie Schmerzen, aber sie schenkte jedem immer ein Lächeln. Ric mochte Bruder Bird und seine Frau sehr gern.

„Hallo, junger Mann“, begrüßte ihn Bruder Bird mit einem Handschlag. „Wie war’s heute in der PV?“

„Schön! Ich konnte allen das hier zeigen.“ Ric hielt sein kleines rotes Buch hoch.

„Was ist denn das?“, fragte Schwester Bird.

„Mein neues Buch Mormon. Meine Großeltern haben es mir geschickt“, erklärte Ric und gab es ihr in die Hand.

„So eines habe ich noch nie gesehen“, sagte Schwester Bird und betrachtete das kleine rote Buch von allen Seiten. „Es ist so klein und leicht. Ich lese sehr gern im Buch Mormon, aber wenn ich die heiligen Schriften halte, werden meine Hände immer gleich müde, sodass ich nur ein paar Minuten lesen kann. Aber dieses kleine Buch könnte ich länger halten.“ Sie gab ihm das Buch zurück.

Ric schaute sein schönes neues Buch an. Dann schaute er Schwester Bird an.

„Hier, Schwester Bird, ich schenke es Ihnen.“ Ric legte ihr das Buch Mormon wieder in die Hand.

„Bist du sicher?“, fragte Bruder Bird.

„Ganz sicher“, erwiderte er.

„O danke, Ric.“ Schwester Birds Augen füllten sich mit Tränen. „In den Schriften zu lesen hilft mir, den Tag zu überstehen, wenn ich Schmerzen habe. Dein kleines Buch ist sehr wertvoll für mich.“ Sie beugte sich nach vorn und nahm ihn in die Arme.

Auf dem Weg zum Auto sagte Mutti: „Du bist sehr still. Bist du traurig, dass du dein Buch verschenkt hast?“

„Nein, eigentlich nicht. Es war schon cool, aber ich hab ja ein anderes zuhause. Was in dem Buch steht, ist ja wichtiger als das Äußere.“

Mutti drückte ihm liebevoll die Schulter.

„Ich hoffe nur, dass Oma und Opa nicht traurig sind, dass ich es verschenkt habe.“

„Sie sind bestimmt nicht traurig, Ric, da bin ich sicher.“

Ric hatte so ein Gefühl, dass seine Mutter Recht hatte.

Illustration von Matt Smith