2013
Tragt keine Maske
März 2013


Tragt keine Maske

Aus einer Ansprache, die am 4. März 2012 bei einer CES-Andacht für junge Erwachsene an der Brigham-Young-Universität Idaho gehalten wurde.

Elder Quentin L. Cook

Eine der besten Schutzmaßnahmen gegen schlechte Entscheidungen besteht darin, keine Maske der Anonymität aufzusetzen.

Als ich darüber nachgedacht habe, wer ihr seid, hatte ich den Eindruck, dass ihr womöglich gar nicht recht zu schätzen wisst, wie bedeutend eure Generation ist. Ich aber meine, dass eure Herkunft und eure Grundlagen euch zur besten Generation überhaupt machen, besonders wenn es darum geht, den Plan des himmlischen Vaters voranzubringen.

Angesichts eures enormen Potenzials, Gutes zu tun, stellt sich die Frage, welche Sorgen ich im Hinblick auf eure Zukunft habe. Welchen Rat kann ich euch geben? Jeder von euch ist einem starken Druck ausgesetzt, sich zu verstellen, sich regelrecht eine Maske aufzusetzen und jemand zu werden, der er gar nicht ist oder sein will.

Ein Beispiel aus der Geschichte der Vereinigten Staaten

2011 kamen Elder L. Tom Perry und ich mit Abraham Foxman zusammen, dem Landesgeschäftsführer der Anti-Defamation League, die es sich zum Ziel gesetzt hat, gegen die Verunglimpfung von Juden einzutreten.

Bei unserem Treffen mit Mr. Foxman fragte ich ihn, was er uns in Bezug auf unsere Aufgaben im Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Kirche raten würde. Er überlegte kurz und erläuterte dann, wie wichtig es sei, die Menschen aufzufordern, sich keine Maske aufzusetzen. Als Beispiel führte er den Ku-Klux-Klan an. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts hatte diese Organisation großen Einfluss in den USA und flößte den meisten Amerikanern gehörig Angst ein. Ihre Anhänger trugen alle die gleichen Kutten und Masken, sodass man niemanden identifizieren konnte. Sie verbrannten Kreuze im Garten ihrer Opfer und fühlten sich als selbsternannte Sittenwächter berufen. Sie hatten es vor allem auf Afro-Amerikaner, aber auch auf Katholiken, Juden und Einwanderer abgesehen. Die Militantesten unter ihnen beteiligten sich an körperlichen Misshandlungen – von Auspeitschungen bis hin zum Mord. Mr. Foxman wies darauf hin, dass die meisten in diesem Klan ohne ihre Maske in der Regel ganz normale, ja, sogar angesehene Leute waren, die ihrem Beruf nachgingen und ihre Kirche besuchten. Dadurch, dass sie ihre Identität verbargen und eine Maske trugen, war es ihnen möglich, sich an Umtrieben zu beteiligen, von denen sie normalerweise Abstand genommen hätten, meinte er. Ihr Verhalten hatte schreckliche Folgen für die amerikanische Gesellschaft.

Mr. Foxman empfahl uns, besonders hervorzuheben, wie wichtig es ist, dass man keine Maske aufsetzt, um seine wahre Identität zu verbergen.1

Beispiele aus der Geschichte der Kirche

In der Anfangszeit der Kirche lebten der Prophet Joseph Smith, seine Frau Emma und ihre elf Monate alten Zwillinge Joseph und Julia auf der Johnson-Farm in Hiram in Ohio.

An einem Samstag stürzten nachts einige Männer mit geschwärztem Gesicht durch die Tür und zerrten den Propheten hinaus, wo sie ihn und Sidney Rigdon zusammenschlugen und teerten.

„Joseph hatte einen Zahn verloren, eine schwere Verletzung an der Seite, Verbrennungen durch Salpetersäure, und ihm war ein Büschel Haare ausgerissen worden: Trotzdem hielt er beim Gottesdienst am Sonntag eine Predigt. Unter den anwesenden Mitgliedern befanden sich mindestens vier Männer aus dem Pöbel.“2

Es ist auch interessant, dass die Männer, die am Märtyrertod des Propheten Joseph und seines Bruders Hyrum beteiligt waren, ebenfalls ihr Gesicht geschwärzt hatten, um ihre wahre Identität zu verbergen.3

young man holding pixellated photo

Tragt keine Maske und schlüpft nicht in die Identität eines anderen

Ich möchte damit nicht andeuten, dass ihr euch mit solchen Scheußlichkeiten wie den gerade von mir geschilderten abgeben würdet. Ich glaube aber, dass es in der heutigen Zeit einfacher denn je ist, anonym zu bleiben. Es ist grundsätzlich immer gut, keine Maske zu tragen und dem Glauben treu zu bleiben, für den Märtyrer einst ihr Leben gaben.4

Eine der besten Schutzmaßnahmen gegen schlechte Entscheidungen besteht nämlich darin, keine Maske der Anonymität aufzusetzen. Solltet ihr je den Drang dazu verspüren, denkt bitte daran, dass dies ein Zeichen ernster Gefahr ist und ein Mittel des Widersachers, euch zu etwas zu bewegen, was ihr lieber lassen solltet.

Interessanterweise legt sich fast jeder, der sich mit Pornografie abgibt, eine falsche Identität zu und hält seine Aktivitäten im Netz geheim. Er verschleiert ein Verhalten, von dem er weiß, wie verwerflich es ist und dass es jedem schadet, der ihm am Herzen liegt. Pornografie ist eine Seuche, die nicht nur den eigenen moralischen Stand vor Gott herabsetzt, sondern auch Ehen und Familien zerstören kann und schlimme Folgen für die Gesellschaft hat.

Wenn ihr dieser zerstörerischen Gewohnheit verfallen seid, möchte ich euch versichern, dass ihr umkehren und geheilt werden könnt. Umkehr muss der Heilung vorausgehen. Es kann lange dauern, bis ihr geheilt seid. Sprecht mit eurem Bischof oder Zweigpräsidenten darüber, wie ihr die Hilfe bekommen könnt, die ihr braucht, um geheilt zu werden

Handelt im Einklang mit eurer Überzeugung

Es ist heutzutage gang und gäbe, dass Verfasser von Hasstiraden nicht ihren wirklichen Namen angeben, wenn sie im Internet gehässige, fanatische Mitteilungen posten. Das bezeichnet man auch als „Flaming“. Einige Einrichtungen prüfen die Kommentare auf ihren Seiten. Die New York Times beispielsweise duldet keine Kommentare mit persönlichen Angriffen, Obszönitäten, Pöbeleien, Beleidigungen, aus dem Zusammenhang gerissenen Andeutungen oder solche, in denen jemand andere nachäfft oder ANBRÜLLT. …

In der Zeitung The Times wird man außerdem dazu angehalten, seinen wahren Namen zu verwenden, denn: „Wir haben festgestellt, dass jemand, der unter eigenem Namen auftritt, sich verbindlicher und respektvoller äußert.“5

Der Apostel Paulus schrieb:

„Lasst euch nicht irreführen! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.

Werdet nüchtern, wie es sich gehört, und sündigt nicht! Einige Leute wissen nichts von Gott.“ (1 Korinther 15:33,34.)

Schlechter Umgang führt fraglos nicht nur zu schlechten Manieren: Wenn sich ein Mitglied der Kirche eines derartigen Verhaltens befleißigt, kann sich das negativ auf jemanden auswirken, der von Gott nichts weiß oder kein Zeugnis vom Erlöser hat.

Es ist verwerflich, wenn man das Internet dazu nutzt, jemanden zu schikanieren, ihn in ein schlechtes Licht zu rücken oder seinen Ruf zu zerstören. Wir erleben heute in der Gesellschaft, dass jemand, der die Maske der Anonymität trägt, eher zu solchem Verhalten neigt – was dem höflichen Umgang miteinander äußerst abträglich ist. Außerdem verstößt es gegen wesentliche Grundsätze, die der Erlöser gelehrt hat.

Wer rechtschaffen lebt, braucht keine Maske, die seine Identität verbirgt.

Macht eure Sache gut

Ihr genießt unser vollstes Vertrauen. Die Führer der Kirche sind aufrichtig davon überzeugt, dass ihr das Reich Gottes aufbauen könnt wie keine Generation vor euch. Wir haben euch lieb und vertrauen euch. Wir beten für euch und segnen euch. Wir wissen, dass die Kirche und das Reich Gottes nur weiter aufgerichtet werden und wachsen können, wenn eure Generation erfolgreich ist. Wir beten darum, dass ihre eure Sache gut macht und keine Maske aufsetzt.

Anmerkungen

  1. Treffen mit Abraham Foxman in seinem Büro in New York am 14. Juni 2011

  2. Mark L. Staker, „Remembering Hiram, Ohio“, Ensign, Oktober 2002, Seite 35, 37

  3. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 26

  4. Siehe „Treu in dem Glauben“, Gesangbuch, Nr. 166

  5. Mark Brent, zitiert in „The Public Forum“, Salt Lake Tribune, 27. Juli 2011, Seite A16

Fotos von Craig Dimond