Die Stimme des Geistes
Wenn ich aufmerksam auf den Heiligen Geist höre, merke ich, ob ich auf dem richtigen Weg bin oder meinen Kurs ändern muss.
Als ich klein war, hatte mein Vater ein Geschäft, in dem er Uhren verkaufte und reparierte. Unsere Wohnung war direkt hinter dem Laden, und so wuchs ich mit dem Ticken der Uhren auf.
Jeden Abend nahm mein Vater einige der Wanduhren, an denen er im Laufe des Tages gearbeitet hatte, und hängte sie in unserer Wohnung in der Nähe des Schlafzimmers meiner Eltern und der Kinderzimmer auf. Ich verstand nicht, warum er das tat und warum wir mit all dem Lärm schlafen mussten. Aber mit der Zeit gehörte das Ticken der verschiedenen Uhren einfach zu unseren ansonsten stillen Nächten dazu.
Einige Jahre später begann ich, gemeinsam mit meinem Vater im Laden zu arbeiten, und er brachte mir bei, wie man Armbanduhren repariert. Eines Morgens sagte er etwas, wodurch mir endlich klar wurde, warum er die Wanduhren vor den Zimmern, in denen wir schliefen, aufhängte, statt sie im Laden zu lassen.
„Kannst du mir die Uhr bringen, die gestern in der Nähe von deinem Kinderzimmer hing?“, fragte er. „Ich habe sie heute Nacht gehört und gemerkt, dass sie nicht richtig läuft. Ich muss sie mir noch einmal ansehen.“
Das war es! In der Stille der Nacht hatte er sich das Ticken der Uhr angehört, genau wie sich ein Arzt bei einem Patienten den Herzschlag anhört. Im Laufe seines Lebens hatte er so viele Uhren verschiedenster Art repariert, dass er dabei seine Ohren geschult hatte. Er konnte am Ticken einer Uhr erkennen, ob sie perfekt funktionierte oder nicht.
Mit dieser Erkenntnis begann ich, in der Nacht auf das Ticken der Uhren zu achten, genau wie mein Vater. Dabei lernte ich zu erkennen, ob eine Uhr richtig lief oder ob sie noch einmal nachgestellt werden musste.
Als ich größer wurde und allmählich die Grundsätze des Evangeliums verstand, fing ich an, dieses Erlebnis damit zu vergleichen, welch positiven Einfluss der Heilige Geist in unserem Leben haben kann. Ich verglich die Zeiten geistiger Besinnung und des Nachdenkens mit den stillen nächtlichen Augenblicken in meiner Kindheit, und ich fing an, das Ticken der Uhren mit der Stimme des Geistes zu vergleichen, die mich warnt, die mich führt und die von Zeit zu Zeit zu mir spricht.
Wichtige geistige Eigenschaften
Diese Erfahrung half mir zu erkennen, dass Nephis Erlebnisse mit den Einflüsterungen des Heiligen Geistes wahr sind. Im Buch Mormon lesen wir, dass Nephi seinem Bruder Sam „alles [bekanntgab], was [ihm] der Herr durch seinen Heiligen Geist kundgetan hatte“ (1 Nephi 2:17; Hervorhebung hinzugefügt).
Nephi war mit dem Einfluss des Heiligen Geistes sehr gut vertraut. Sein Leben war erfüllt von der Liebe des Vaters und des Sohnes, die ihm durch den Heiligen Geist kundgetan wurde. Wenn wir Nephis Leben betrachten, sehen wir deutlich, wie sich Gottes Liebe durch Antworten auf Gebete und durch geistige Führung offenbart. Beispiele dafür sind:
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Nephis Vision vom Baum des Lebens (siehe 1 Nephi 11–15)
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der Liahona, der gemäß dem Glauben von Nephis Familie funktionierte (siehe 1 Nephi 16:10,16,26-30)
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Nephis Befreiung, nachdem er mit Stricken gebunden war (siehe 1 Nephi 7:17,18)
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die Führung des Herrn, als Nephis Familie das Meer überquerte (siehe 1 Nephi 18:21-23)
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eine Warnung des Herrn, in der er Nephi aufforderte, in die Wildnis zu fliehen (siehe 2 Nephi 5:5)
Nephi lernte bereits in jungen Jahren die Stimme des Geistes erkennen, wobei ihm vermutlich das Beispiel seiner Eltern half. Er baute diese Fähigkeit aus, indem er diese wichtigen geistigen Eigenschaften einsetzte:
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den Wunsch haben: „Und es begab sich: Ich, Nephi, [hatte] großes Verlangen, von den Geheimnissen Gottes zu wissen; darum rief ich den Herrn an.“ (1 Nephi 2:16.) „Ich [hatte] gewünscht …, das zu wissen, was mein Vater geschaut hatte.“ (1 Nephi 11:1; siehe auch Vers 3.)
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Glauben ausüben: „Ich [glaubte] alle die Worte …, die mein Vater gesprochen hatte.“ (1 Nephi 2:16.)
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gebeterfüllt sein: „Und ich, Nephi, stieg oft auf den Berg, und ich betete oft zum Herrn; darum zeigte der Herr mir Großes.“ (1 Nephi 18:3.)
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gehorsam sein: „Und es begab sich: Ich, Nephi, sprach zu meinem Vater: Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat; denn ich weiß, der Herr gibt den Menschenkindern keine Gebote, ohne ihnen einen Weg zu bereiten, damit sie das vollbringen können, was er ihnen gebietet.“ (1 Nephi 3:7.)
Die Aufgabe des Heiligen Geistes
Nephi war bestens darauf vorbereitet, über das dritte Mitglied der Gottheit zu sprechen. Er hatte gelernt, auf die Stimme des Geistes zu hören, und zwar in ruhigen Gewässern wie auf stürmischer See. Seine Erlebnisse veranlassten ihn dazu, über die „Aufgaben des Heiligen Geistes“1 zu schreiben (siehe 2 Nephi 31,32). Von Nephi und anderen Propheten lernen wir:
Der Heilige Geist offenbart: „Niemand kann den Heiligen Geist empfangen, ohne auch Offenbarung zu erhalten. Der Heilige Geist ist ein Offenbarer“2 (siehe 1 Nephi 10:17-19; 2 Nephi 32:5; Moroni 10:5).
Der Heilige Geist inspiriert: Er gibt uns Gedanken, Gefühle und Worte ein, erleuchtet unseren Verstand und führt uns (siehe 1 Nephi 4:6).
Der Heilige Geist gibt Zeugnis: Er gibt Zeugnis für den Vater und den Sohn (siehe 2 Nephi 31:18; 3 Nephi 28:11; Ether 12:41).
Der Heilige Geist lehrt: Er erweitert unsere Erkenntnis (siehe 2 Nephi 32:5).
Der Heilige Geist heiligt: Nach der Taufe können wir durch das Empfangen des Heiligen Geistes geheiligt werden (siehe 3 Nephi 27:20).
Der Heilige Geist erinnert uns: Er ruft uns etwas in Erinnerung, wenn wir es dringend brauchen (siehe Johannes 14:26).
Der Heilige Geist tröstet: In schwierigen Zeiten, wenn wir verzweifelt sind, kann der Heilige Geist uns geistig aufrichten und uns Hoffnung geben (siehe Moroni 8:26), uns „das Friedfertige des Reiches lehren“ (LuB 36:2) und uns helfen, den „Friede[n] Gottes, der alles Verstehen übersteigt“ (Philipper 4:7), zu verspüren.3
Der Einfluss des Heiligen Geistes
Im ersten Kapitel des Buches Mormon erfahren wir, dass Lehi „vom Geist des Herrn erfüllt“ war (1 Nephi 1:12). Im letzten Kapitel des Buches Mormon verheißt Moroni, dass Gott uns „durch die Macht des Heiligen Geistes kundtun [wird], dass [das Buch Mormon] wahr ist“ (Moroni 10:4).
Dieses inspirierte Buch heiliger Schrift ist von der ersten bis zur letzten Seite gefüllt mit Beispielen, wie der Heilige Geist aktiv im Leben von Menschen wirkt, die Gott nachfolgen. Sein machtvoller Einfluss erstreckt sich auch auf alle, die das Buch Mormon lesen und beten, Glauben aufbringen und den aufrichtigen Wunsch haben, die Wahrheit zu erkennen (siehe Moroni 10:4,5).
Wie können wir den Heiligen Geist erkennen und unser Anrecht als Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Anspruch nehmen, den Einfluss des Heiligen Geistes in unserem Leben zu empfangen? Elder Craig C. Christensen von der Präsidentschaft der Siebziger hat erklärt: „Wir alle haben schon den Heiligen Geist erlebt, auch wenn wir dies nicht immer bewusst erkennen. Wenn uns inspirierte Gedanken in den Sinn kommen, wissen wir durch die geistigen Regungen, die unser Herz erfassen, dass sie wahr sind.“4
Um den Einfluss und die Führung des Heiligen Geistes in unserem Leben besser wahrzunehmen, müssen wir wie Nephi den Wunsch hegen, ihn wahrzunehmen, an den Herrn Jesus Christus glauben, „immer beten … und nicht ermatten“ (2 Nephi 32:9) und die Gebote halten.
Präsident Thomas S. Monson hat uns noch etwas anderes ans Herz gelegt: „Öffnet dem Klang dieser besonderen Stimme, die für die Wahrheit Zeugnis ablegt, euer Herz, ja, euer tiefstes Inneres … Mögen wir immer für den Geist empfänglich sein, damit wir jene Stimme vernehmen können, die tröstet, führt und behütet.“5
Von meinem Vater habe ich auf praktische Art gelernt, zuzuhören – durch die Arbeit mit Uhren. Heute schätze ich sehr, was er mich gelehrt hat. Der Heilige Geist hält mir diese Erkenntnis in Herz und Sinn wach, und er verheißt mir, dass noch Gutes folgen wird.
Dank dieses Erlebnisses suche ich die Augenblicke der Stille, in denen ich auf die Stimme des Geistes hören kann. Wenn ich auf den Heiligen Geist höre, erkenne ich leichter, ob ich auf dem richtigen Weg bin oder ob ich meinen Kurs ändern muss, damit ich mit den Wünschen des himmlischen Vaters im Einklang bin.