Heller und heller bis zum vollkommenen Tag
Selbst in sehr schweren und finsteren Zeiten gibt es um uns herum viel Licht und Gutes.
Paulus schickte den Korinthern eine wundervolle Botschaft der Hoffnung:
„Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln dennoch nicht;
wir werden gehetzt und sind doch nicht verlassen; wir werden niedergestreckt und doch nicht vernichtet.“1
Worauf fußte diese Hoffnung des Paulus? Hier seine Erklärung: „Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi.“2
Selbst in sehr schweren und finsteren Zeiten gibt es um uns herum viel Licht und Gutes. Im vergangenen Oktober erinnerte uns Präsident Dieter F. Uchtdorf daran: „Wir sind umgeben von solch einer erstaunlichen Fülle an Licht und Wahrheit, dass ich mich frage, ob wir wirklich zu schätzen wissen, was wir haben.“3
Der Widersacher möchte unsere Aufmerksamkeit ja eher auf „die Nebel der Finsternis“ lenken, die „die Augen blind machen und das Herz verhärten“ und uns „wegführen“4.
Der Herr, der die Herausforderungen unserer Zeit vollkommen nachempfinden kann, verheißt uns jedoch: „Was von Gott ist, das ist Licht; und wer Licht empfängt und in Gott verbleibt, empfängt mehr Licht; und jenes Licht wird heller und heller bis zum vollkommenen Tag.“5
Wir sind Kinder Gottes. Licht annehmen, weiter in Gott verbleiben und noch mehr Licht empfangen – dazu sind wir geschaffen. Von Anfang an folgten wir dem Licht. Wir folgten dem Vater im Himmel und seinem Plan. Die Suche nach Licht ist in unserer geistigen DNA verankert.
Diese ewige Wahrheit wurde mir einmal ganz unerwartet und anschaulich vermittelt. Als ich bei einer großen Bank angestellt war, nahm ich an einem Programm für Führungskräfte an der Universität von Michigan teil. Dort lehrte Professor Kim Cameron das Prinzip affirmativer Menschenführung samt dessen fototropischer Wirkung. Er erklärte: „Dies bedeutet, dass alle Lebewesen hin zu positiver Energie [also zum Licht] und weg von negativer Energie [also von der Dunkelheit] streben. Allem, was lebt, vom Einzeller bis hin zum komplexen menschlichen Organismus, ist die Neigung angeboren, sich zum Positiven hinzuwenden und weg vom Negativen.“6
Gestützt auf mannigfache Studien arbeitete der Professor drei entscheidende Bestandteile einer erfolgreichen Arbeitsumgebung heraus: Mitgefühl, Vergebungsbereitschaft und Dankbarkeit.7 Es versteht sich von selbst, dass dann, wenn sich die Menschen dem Positiven (also dem Licht) zuwenden, auch die Eigenschaften zugegen sind, die Jesus Christus, das Licht der Welt, so vollkommen verkörpert!
Brüder und Schwestern, bitte schöpfen Sie Trost aus der Tatsache, dass Licht für uns stets bereitsteht. Ich möchte drei Bereiche erwähnen, wo immer Licht zu finden ist:
1. Das Licht der Kirche
In der finsterer werdenden Welt ist die Kirche eine Quelle des Lichts. Es ist großartig, heutzutage der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage anzugehören! So stark wie heute war die Kirche noch nie,8 und sie wird von Tag zu Tag stärker, weil sich ihr neue Mitglieder anschließen, weil neue Gemeinden entstehen, neue Missionare berufen werden und neue Gebiete für das Evangelium erschlossen werden. Präsident Thomas S. Monsons Aufruf zur Rettung trägt Früchte, und wir erleben täglich das Wunder, dass Mitglieder, die sich eine Zeit lang von der Kirche entfernt hatten, zurückkehren.
Kürzlich traf ich anlässlich der FSY-Tagungen in Paraguay, Uruguay, Chile und Argentinien mit Jugendlichen zusammen. Viele Tausende Jungen und Mädchen hatten eine Woche lang ihre Liebe zum Erretter vertieft, kehrten dann zu ihrer Familie und ihren Freunden zurück und strahlten das Licht und die Liebe Christi aus.
Ja, die Kirche wird immer wieder kritisiert. So war es von Anfang an und so wird es auch immer sein. Wir dürfen aber durch diese Kritik unser Empfinden für das Licht, das für uns bereitsteht, nicht abstumpfen lassen. Wer das Licht erkennt und zu ihm strebt, macht sich bereit, noch mehr Licht zu empfangen.
In der finsterer werdenden Welt strahlt das Licht der Kirche heller und heller bis zum vollkommenen Tag.
2. Das Licht des Evangeliums
Das Licht des Evangeliums ist der Pfad, der „immer heller [wird] bis zum vollen Tag“9, und am hellsten strahlt es in unserer Familie und in den Tempeln auf der ganzen Welt.
In der Anleitung Verkündet mein Evangelium! lesen wir: „Durch das Licht des Evangeliums kann [die Familie] Missverständnisse und Streit ausräumen und Schwierigkeiten bewältigen. Zerrüttete Familien können durch Umkehr, Vergebung und Glauben an die Macht des Sühnopfers Jesu Christi Heilung finden.“10 Mehr denn je sollten Familien, die der Kirche angehören, für ihr Umfeld eine Quelle des Lichts sein. Je mehr Liebe und Güte in der Familie herrschen, desto heller strahlt sie dieses Licht auch aus. Wenn wir „Glaube[n,] Umkehr, Vergebungsbereitschaft, gegenseitige Achtung, Liebe [und] Mitgefühl“11 in der Familie pflegen, nimmt unsere Liebe zum Erretter und zu einander zu. Die Familie wird dann stärker, und das Licht in jedem von uns wird heller.
Im Bible Dictionary lesen wir: „Nur das Zuhause kommt dem Tempel an Heiligkeit gleich.“12 Es gibt momentan 155 Tempel in Betrieb, und bald noch mehr. Immer mehr Familien lassen sich für Zeit und alle Ewigkeit siegeln. Mitglieder reichen im Tempel immer mehr Namen von Vorfahren ein, sodass für diese Menschen die errettenden heiligen Handlungen vollzogen werden können. Das sorgt auf beiden Seiten des Schleiers für große Freude und großen Jubel!
In der finsterer werdenden Welt strahlt das Licht des Evangeliums heller und heller bis zum vollkommenen Tag.
3. Das Licht Christi
Man kann nicht das Licht in der Welt erwähnen, ohne zugleich auch vom Licht der Welt zu sprechen, nämlich Jesus Christus. Die Liebe des Vaters im Himmel zeigt sich unter anderem auch dadurch, dass allen Menschen, die zur Welt kommen, das Licht Christi gegeben ist, das einem jeden hilft, wieder nach Hause zurückzukehren. Präsident Boyd K. Packer hat erklärt: „Der Geist Christi ist immer da. … Das Licht Christi ist so allumfassend wie das Sonnenlicht. Wo es Menschen gibt, da ist auch der Geist Christi.“13 Das Licht Christi „lädt ein und lockt, beständig Gutes zu tun“14, und bereitet alle, die nach Güte und Wahrheit suchen, darauf vor, den Heiligen Geist zu empfangen.
Der Erretter hat erklärt, dass er das Licht ist, das „die Augen erleuchtet“, das „euch das Verständnis belebt“ und „das allem Leben gibt“15. Das Licht Christi hilft uns, unsere Mitmenschen mit den Augen des Erretters zu sehen. Wir werden liebevoller und haben mehr Verständnis für die Probleme anderer. Dieses Licht hilft uns, mehr Geduld zu haben, wenn jemand Gott nicht so verehrt wie wir oder ihm nicht so dient, wie wir es uns vorstellen. Es hilft uns, den großen, liebevollen Plan des Glücklichseins und unseren Platz darin besser zu verstehen. Es erfüllt alles, was wir tun, mit Leben, Sinn und Zweck. Und das Glück, das uns zuteil- wird, wenn wir das Licht Christi besser verstehen, wird noch überstrahlt von der Freude, die wir empfinden, wenn wir sehen, welche Wirkung das Licht Christi auf andere ausübt: auf Angehörige, Freunde oder sogar Fremde.
Eine solche Freude habe ich empfunden, als ich von den Anstrengungen einiger mutiger Feuerwehrleute hörte, die 2015 einen Brand in einem Pfahlhaus in Südkalifornien bekämpften. Die Flammen schlugen bereits aus dem Dach, da rief der Einsatzleiter ein befreundetes Mitglied der Kirche an und wollte wissen, wo denn die heiligen Reliquien und die Abendmahlsbecher aufbewahrt werden, damit wenigstens sie gerettet werden. Sein Bekannter versicherte ihm, dass es keine heiligen Reliquien gebe und die Abendmahlsbecher wirklich sehr leicht zu ersetzen seien. Der Einsatzleiter wollte jedoch mehr tun und schickte die Feuerwehrleute nochmals in das brennende Gebäude, um alle an den Wänden hängenden Gemälde von Christus herauszuholen. Eines davon stellten sie sogar im Feuerwehrwagen auf in der Hoffnung, dass die Feuerwehrleute beschützt würden. Die Freundlichkeit und Güte des Einsatzleiters und seine Empfänglichkeit für das Licht in einem gefährlichen und schwierigen Moment berührten mich sehr.
In der finsterer werdenden Welt strahlt das Licht Christi heller und heller bis zum vollkommenen Tag!
Ich wiederhole die Worte von Paulus: „Darum lasst uns … anlegen die Waffen des Lichts.“16 Ich gebe Zeugnis für Christus. Er ist das Licht der Welt. Möge uns das Licht stärken, das wir immer dann erhalten, wenn wir uns mehr in der Kirche einbringen und in der Familie vermehrt nach den Evangeliumsgrundsätzen leben. Mögen wir in anderen immer das Licht Christi sehen und ihnen helfen, es ebenfalls zu erkennen. Wenn wir das Licht empfangen, werden wir mit mehr Licht gesegnet bis hin zu jenem vollkommenen Tag, da wir den „Vater der Lichter“17, nämlich unseren Vater im Himmel, wiedersehen. Das bezeuge ich im heiligen Namen des Lichts der Welt, Jesus Christus. Amen.