1 Nephi 17 und 18

Ich schaute zu meinem Gott auf

Wir alle erleben Prüfungen und Leid. Manches davon ist die Folge unserer eigenen falschen Handlungen, anderes wiederum ergibt sich einfach daraus, dass wir in einer gefallenen, unvollkommenen Welt leben. Wie Nephi es auf dem Weg ins verheißene Land erlebt hat, werden manche Bedrängnisse und manches Leid dadurch verursacht, dass jemand in unserem Umfeld seine Entscheidungsfreiheit missbraucht. Unabhängig von der Ursache unseres Leidens bietet Jesus Christus denen, die ihn suchen, Kraft und Heilung. Diese Lektion kann dir helfen, unabhängig von deinen Lebensumständen dem Herrn gegenüber Liebe und Dankbarkeit zu empfinden.

Wie würdest du reagieren?

Ist dir schon mal aufgefallen, wie unterschiedlich Menschen manchmal in ganz ähnlichen Situationen reagieren? Lies die folgenden Fallbeispiele und überlege, wie man hier reagieren könnte.

Guido geht zum Augenarzt, weil er nur noch verschwommen sieht. Der Arzt diagnostiziert eine seltene Augenerkrankung und teilt Guido mit, er werde innerhalb eines Jahres vollständig erblinden.

Laras Bruder wird wütend und schubst sie so heftig, dass sie sich den Knöchel verstaucht. Eigentlich sollte Lara diese Woche im Meisterschaftsspiel ihrer Mannschaft mitspielen, doch jetzt kann sie nicht rennen.

• Wie könnte man in diesen Beispielen reagieren?

• Was sind deiner Meinung nach einige Gründe, weshalb jemand auf solche Prüfungen eher positiv oder eher negativ reagiert?

Nephis Sichtweise

Im Buch Mormon fällt dir vielleicht der Unterschied zwischen Nephis Taten und seiner Einstellung und den Taten und der Einstellung seiner Brüder Laman und Lemuel auf, obwohl sie alle im Grunde genommen die gleichen Schwierigkeiten durchmachen mussten. Achte in den folgenden Versen besonders auf diese Unterschiede.

Reise durch die Wildnis:Stelle Nephis Aussage in 1 Nephi 17:1-3 dem gegenüber, was Laman und Lemuel in 1 Nephi 17:20-22 gesagt haben.

Bau eines Schiffes:Vergleiche Nephis Reaktion in 1 Nephi 17:8,9,15 mit der von Laman und Lemuel in 1 Nephi 17:17,18.

• Welche Gedanken oder Eindrücke hattet ihr, als ihr die Worte und Taten Nephis denen von Laman und Lemuel gegenübergestellt habt?

• Was ist euch an ihrer Beziehung zu Gott aufgefallen?

Wir alle reagieren in schwierigen Situationen manchmal gut und manchmal weniger gut. Überlege, ob du dich in schwierigen Situationen meist eher wie Nephi oder eher wie Laman und Lemuel verhältst. Achte beim weiteren Studium auf Lehren, die dir helfen können, in Schwierigkeiten oder Prüfungen positiver zu reagieren.

Lehi und seine Familie segeln zum verheißenen Land

Nachdem Nephi und seine Brüder den Bau des Schiffes beendet hatten, gebot der Herr Lehi und seiner Familie, in Richtung verheißenes Land zu segeln (siehe 1 Nephi 18:1-8).

Lies 1 Nephi 18:9-21 und achte auf die Schwierigkeiten, die die Familie unterwegs hatte. Vergleiche auch hier wieder Nephis Handlungen und seine Einstellung mit der von Laman und Lemuel. Du kannst dir auch das Video „Lehis Familie segelt zum verheißenen Land“ von Minute 3:13 bis 11:31 ansehen, verfügbar auf ChurchofJesusChrist.org.

Lehis Familie segelt zum verheißenen Land | 1 Nephi 18

Lehis Familie setzt die Segel und macht sich auf dem Schiff, das Nephi mit seinen Brüdern gebaut hat, auf den Weg ins verheißene Land.

1. Beantworte in deinem Studientagebuch mindestens zwei der folgenden Fragen:

   • Was ist dir an diesem Bericht besonders aufgefallen?

   • Achte darauf, was Nephi in Vers 16 geschrieben hat. Wenn du die Chance hättest, ihm einige Fragen zu seinem Verhalten in diesem Vers zu stellen, was würdest du ihn gern fragen?

   • Was meinst du, was er dir antworten würde?

Elder Dale G. Renlund vom Kollegium der Zwölf Apostel nannte einen Grund, warum Nephi in der Lage war, trotz seiner Schwierigkeiten so zu reagieren.

„Damit ich alle Menschen zu mir zöge“

Elder Renlund zeigt auf, wie Liebe und Dankbarkeit an die Stelle von Selbstsucht, Anspruchsdenken und Skepsis treten können, wenn man Gott – vor allem durch das Abendmahl – näherkommt.

Weil sie sich vom Erretter entfernt hatten, murrten Laman und Lemuel, wurden streitsüchtig und waren ungläubig. In ihren Augen war das Leben ungerecht. Sie meinten, sie hätten einen Anspruch auf die Gnade Gottes. Im Gegensatz dazu muss Nephi, weil er sich Gott zugeneigt hatte, erkannt haben, dass das Leben für Jesus Christus so ungerecht sein würde wie für niemand sonst. Trotz seiner vollkommenen Unschuld würde der Erretter am meisten leiden.

Je näher wir Jesus Christus in Gedanken und in den Absichten unseres Herzens sind, desto mehr schätzen wir sein unschuldiges Leiden, desto dankbarer sind wir für seine Gnade und seine Vergebungsbereitschaft und desto mehr wollen wir umkehren und so werden wie er. (Dale G. Renlund, „Damit ich alle Menschen zu mir zöge“, Liahona, Mai 2016, Seite 40)

• Welche Wahrheit entnimmst du der Aussage von Elder Renlund, die dir in deinen Prüfungen helfen kann?

Eine Wahrheit, die du vielleicht erkannt hast, ist diese: Wenn wir Jesus Christus nahe sind, können wir auch in schwierigen Zeiten Liebe und Dankbarkeit für ihn empfinden.

Nimm dir einen Moment Zeit, darüber nachzudenken, was du heute gelernt hast. Überlege, wie nah du dich dem Vater im Himmel und Jesus Christus fühlst. Was kannst du tun, um ihnen näherzukommen? Was könnte das in deinem Leben wohl bewirken? Halte deine Gefühle und geistigen Eindrücke in deinem Studientagebuch fest.

Optional: Möchtest du noch mehr erfahren?

1 Nephi 18:11,17-19. Wieso hat Gott zugelassen, dass Laman und Lemuel solches Leid verursachten?

Präsident Dallin H. Oaks von der Ersten Präsidentschaft hat dazu gesagt:

Selten greift Gott in die Selbständigkeit eines seiner Kinder ein, indem er gegen einige Menschen einschreitet, um es anderen leichter zu machen. Doch er macht uns die Last unserer Bedrängnisse leicht und gibt uns die Kraft, sie zu ertragen. … Er bewahrt uns zwar nicht vor jeder Katastrophe, erhört aber unsere Gebete, sie abzuwenden, … oder er schwächt ihre Auswirkungen ab. …

Trotz all der Gegensätze und Widerstände in diesem Leben hat Gott uns zugesichert, dass er unsere „Bedrängnisse [zu unserem] Gewinn weihen“ wird (2 Nephi 2:2). (Dallin H. Oaks, „Ein Gegensatz in allen Dingen“, Liahona, Mai 2016, Seite 117)

Dies sollte keinesfalls so gedeutet werden, dass der Vater im Himmel unserem Leiden gegenüber gleichgültig ist, insbesondere wenn es um Missbrauch oder Misshandlung geht.

Der Herr erwartet von uns, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun, um Missbrauch und Misshandlung zu verhindern und die Opfer zu schützen und zu unterstützen. Niemand muss Missbrauch oder Misshandlung über sich ergehen lassen.

Meldungen über Missbrauch oder Misshandlung dürfen niemals auf die leichte Schulter genommen werden. Im Umgang mit einem Opfer und dessen Familie sollte jeder Mitgefühl und Feinfühligkeit an den Tag legen. Wer von Missbrauch oder Misshandlung betroffen ist, muss gehört und unterstützt werden. (Evangeliumsthemen, „Missbrauch und Misshandlung“, topics.ChurchofJesusChrist.org)

Bringt mein Gottesglaube mit sich, dass ich schwierigen Umständen aus dem Weg gehen kann?

Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt:

Glaube bedeutet, Gott zu vertrauen – in guten wie in schlechten Zeiten –, selbst wenn wir Leid ertragen müssen, bis wir sehen, wie sein Arm um unsertwillen offenbar wird. Das kann in unserer modernen Welt schwierig sein, denn viele glauben inzwischen, dass das höchste Gut im Leben darin bestehe, allen Schmerz zu vermeiden, und dass niemand jemals wegen irgendetwas leiden sollte. Doch diese Annahme führt uns niemals zur „vollen Größe, die der Fülle Christi entspricht“ [Epheser 4:13]. (Jeffrey R. Holland, „Auf den Herrn hoffen“, Liahona, November 2020, Seite 116)

Kann ich auch in schwierigen Lebensumständen noch Freude empfinden?

Präsident Russell M. Nelson hat gesagt:

Meine lieben Brüder und Schwestern, die Freude, die wir empfinden, hat wenig mit unseren Lebensumständen und vielmehr damit zu tun, worauf wir im Leben den Blick richten.

Wenn wir Gottes Plan der Erlösung und Jesus Christus und sein Evangelium in unserem Leben in den Mittelpunkt stellen, … können wir Freude verspüren – ganz gleich, was in unserem Leben geschieht oder nicht geschieht. (Russell M. Nelson, „Freude und geistiges Überleben“, Liahona, November 2016, Seite 82)