Zu Hause das Evangelium lehren
Der Herr hat den Eltern geboten, ihre Kinder im Evangelium zu unterweisen. Er hat gesagt:
„Wenn Eltern in Zion oder einem seiner organisierten Pfähle Kinder haben und sie nicht lehren, die Lehre von der Umkehr, vom Glauben an Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, und von der Taufe und der Gabe des Heiligen Geistes durch Händeauflegen zu verstehen, wenn sie acht Jahre alt sind, so sei die Sünde auf dem Haupt der Eltern.
Denn dies soll für die Einwohner Zions und in jedem seiner organisierten Pfähle ein Gesetz sein.
Und ihre Kinder sollen, wenn sie acht Jahre alt sind, zur Vergebung ihrer Sünden getauft werden und die Hände aufgelegt bekommen.
Und sie sollen ihre Kinder auch lehren, zu beten und untadelig vor dem Herrn zu wandeln.“ (LuB 68:25–28.)
Das Schriftstudium in der Familie
Wir können nur dann wie der himmlische Vater werden und so leben, wie er lebt, wenn wir die Gesetze befolgen, auf denen diese Segnung beruht (siehe LuB 130:20,21). Bevor wir aber nach diesen Gesetzen leben können, müssen wir sie kennen. „Es ist unmöglich, dass man als Unwissender errettet werden kann“ (LuB 131:6).
Jesus Christus ist unser Führer, er gibt das Gesetz. Er kennt den Weg und die Gesetze, die wir befolgen müssen, und er hat uns alle eingeladen, ihm nachzufolgen. Er hat gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben: niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Johannes 14:6). Um dem himmlischen Vater ähnlich zu werden und zu ihm zurückkehren zu können, müssen wir die Lehren Jesu lernen und befolgen. Wir haben die heilige Schrift, aus der wir über das Leben, die Lehren und die Gebote Jesu Christi lernen können.
Die vier Bücher, die von der Kirche als heilige Schrift anerkannt werden, sind die Bibel, das Buch Mormon, das Buch Lehre und Bündnisse und die Köstliche Perle. Sie legen die Gesetze des Evangeliums und die Maßstäbe dar, anhand derer wir all unser Denken, Tun und Lehren messen können. Sie tragen dazu bei, dass wir über das Leben und die Lehren Jesu Christi lernen können, und sie nennen uns Beispiele von Menschen, die Glauben an Gott hatten und seine Gebote hielten.
Jesus hat gelehrt, dass wir in der Schrift forschen und uns damit befassen sollen (siehe Johannes 5:39; 3 Nephi 23:1; LuB 88:118).
Die Familie soll jeden Tag gemeinsam die heiligen Schriften studieren, um die Lehren des Herrn zu lernen und zu befolgen. Der Vater versammelt die Familie jeden Tag zu einer festgesetzten Zeit, damit sie in den heiligen Schriften liest und miteinander darüber spricht. Jeder in der Familie, der lesen kann, soll auch aus den heiligen Schriften vorlesen dürfen.
Vor dem Lesen kann jemand aus der Familie dann den Vater im Himmel bitten, alle zu segnen, damit sie verstehen, was gelesen wird, und ein Zeugnis davon erlangen. Die Familie kann nach dem Schriftstudium das Familiengebet sprechen.
Wenn die Familie in den heiligen Schriften liest und darüber nachsinnt, wünscht sie sich, Jesus Christus ähnlicher zu werden, und wird glücklicher und findet größeren inneren Frieden.
Das persönliche Gebet und das Familiengebet
Jeder muss lernen, durch Beten mit dem Vater im Himmel zu sprechen. Er liebt uns und möchte, dass wir mit ihm sprechen. Er möchte, dass wir ihm für unsere Segnungen danken und seine Hilfe und Führung erbitten. Er hilft uns, wenn wir bitten.
Man betet meist mit geneigtem Kopf und geschlossenen Augen – im Knien, Sitzen oder Stehen.
Beim Beten müssen wir vier wichtige Grundsätze beachten:
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Zu Beginn des Gebets sprechen wir den Vater im Himmel an: „Unser Vater im Himmel…“
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Wir danken dem Vater im Himmel für das, was er uns gibt: „Wir danken dir… .“
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Wir bitten ihn um die Hilfe, die wir brauchen: „Wir bitten dich…“
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Wir beenden unser Gebet im Namen Jesu Christi: „Im Namen Jesu Christi. Amen.“
Wir müssen beim Beten nicht immer alle diese vier Schritte befolgen, doch wenn wir daran denken, lernen wir, wie man betet.
Wir beginnen und beenden unsere Gebete aber immer mit dem ersten bzw. mit dem letzten Schritt. Was wir sonst noch sagen, hängt davon ab, was wir als wichtig erachten. Manchmal möchten wir dem Vater im Himmel vielleicht in erster Linie danken. Ein andermal möchten wir vielleicht fast nur um seine Hilfe bitten.
Das persönliche Gebet
Jeder soll wenigstens jeden Morgen und jeden Abend für sich allein beten. Sobald ein Kind anfängt zu sprechen, sollen die Eltern es lehren, allein zu beten. Die Eltern können einem Kind beibringen, wie man betet, indem sie mit ihm zusammen niederknien und es einen Satz nach dem anderen nachsprechen lassen. Schon bald wird das Kind selbst beten können.
Das Familiengebet
Jede Familie soll täglich gemeinsam beten. Die ganze Familie kniet nieder, und der Vater spricht das Gebet oder bittet ein Familienmitglied darum. Jeder soll regelmäßig die Gelegenheit bekommen, das Familiengebet zu sprechen. Wenn kleine Kinder an der Reihe sind, können die Eltern ihnen helfen. Beim Familiengebet kann man die Kinder gut das Beten lehren und ihnen Grundsätze wie den Glauben an Gott, Demut und Liebe vermitteln.
Besondere Gebete
Die Eltern sollen ihre Kinder lehren, dass Gott stets bereit ist, auf ihr Beten zu hören. Zusätzlich zum üblichen persönlichen Gebet und dem Familiengebet können die Kinder jederzeit beten, wenn sie Hilfe brau- chen oder ihren Dank ausdrücken wollen.
Das Tischgebet
Der Vater achtet darauf, dass die Angehörigen seiner Familie lernen, Gott für das Essen dankbar zu sein und ihn vor dem Essen um seinen Segen dafür bitten. Jeder in der Familie, auch ein kleines Kind, soll das Tischgebet sprechen dürfen. Durch das Tischgebet können Eltern und Kinder lernen, dem himmlischen Vater dankbar zu sein.
Familienabend
Jede Familie soll jede Woche den Familienabend halten. Eine Familie besteht vielleicht nur aus einem Alleinstehenden oder aus Mann und Frau. Zur Familie können Kinder und Verwandte gehören. Jede Familie wird ungeachtet ihrer Lebensumstände gesegnet, wenn sie den Familienabend hält. Die Kirche hält den Montagabend von anderen Aktivitäten frei, damit die Familie zu dieser Zeit ihren Familienabend halten kann.
Die Erste Präsidentschaft hat gesagt: „Wir verheißen Ihnen große Segnungen, wenn Sie den Rat des Herrn befolgen und regelmäßig den Familienabend halten. Wir beten ständig darum, dass die Eltern in der Kirche ihre Pflicht erfüllen, ihren Kindern die Grundsätze des Evangeliums beizubringen und sie ihnen vorzuleben. Der Herr segne Sie, damit Sie dieser wichtigen Verpflichtung voll Eifer nachkommen.“ (Geleitwort der Ersten Präsidentschaft, Der Familienabend – Anregungen und Hilfsmittel, [1983], Seite IV.)
Der Vater ist der Patriarch der Familie und präsidiert beim Familienabend. Er leitet den Familienabend oder beauftragt einen Angehörigen der Familie damit. Er gibt die Lektion oder überlässt dies seiner Frau oder einem Kind, das alt genug dazu ist. Jeder, der alt genug ist, soll sich beteiligen dürfen. Kleinere Kinder können mitwirken, indem sie zum Beispiel den Gesang leiten, Schriftstellen aufsagen, Fragen beantworten, Bilder halten, Erfrischungen reichen und ein Gebet sprechen. In Abwesenheit des Vaters präsidiert die Mutter.
Der Familienabend kann beispielsweise so ablaufen:
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Anfangslied (ganze Familie)
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Anfangsgebet (ein Familienmitglied)
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Gedicht oder Schriftstelle (ein Familienmitglied)
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Unterricht (Vater, Mutter oder älteres Kind)
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Aktivität (ein Mitglied der Familie ist zuständig für etwas, woran alle anderen teilnehmen können)
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Schlusslied (ganze Familie)
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Schlussgebet (ein Familienmitglied)
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Erfrischungen
Die Familie kann den Familienabend aber auch ganz anders gestalten. Jede Aktivität, welche die Familie einander näher bringt, die Liebe zueinander stärkt oder sie dem himmlischen Vater näher bringt und sie dazu anhält, rechtschaffen zu leben, kann ein Familienabend sein. Beispiele für solche Aktivitäten sind Schriftstudium, Gespräche über das Evangelium, Zeugnis ablegen, Dienstprojekte, zusammen singen, ein Pick- nick, Gesellschaftsspiele spielen und die Schönheit der Natur genießen. Das Gebet gehört zu jedem Familienabend.
Die Lektion beim Familienabend kann sich auf die heiligen Schriften stützen, auf die Worte der neuzeitlichen Propheten, besonders auf die Ansprachen von der Generalkonferenz, sowie auf eigene Erlebnisse und das eigene Zeugnis. Viele Lektionen sollen die Geburt, das Leben, die Lehren und das Sühnopfer Jesu Christi behandeln. Der Leitfaden Grundbegriffe des Evangeliums und die Zeitschriften der Kirche enthalten Artikel und Unterlagen zu vielen Themen, die für die Lektion beim Familienabend verwendet werden können.
Hier einige Themen, die beim Familienabend besprochen werden können:
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Der Plan der Errettung
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Das Leben und die Lehren Jesu
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Umkehr
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Beten
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Fasten
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Das Wort der Weisheit
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Der sittliche Maßstab des Herrn
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Die Bedeutung des Abendmahls
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Der Zehnte
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Dankbarkeit
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Ehrlichkeit
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Ehrfurcht vor Gott und Achtung vor seiner Schöpfung
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Vorbereitung auf die Taufe, auf die Ordinierung im Priestertum oder auf die Ehe
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Vorbereitung auf den Tempel
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Schriftstudium
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Den Sabbat heilighalten
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Anderen vergeben
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Wie man sich ein Zeugnis erarbeitet und andere daran teilhaben lässt
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Anderen vom Evangelium erzählen
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Die Familiengeschichte zusammenstellen
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Den Tod verstehen und annehmen
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Probleme in der Familie lösen
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Das Geld der Familie verwalten
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Die gemeinsame Hausarbeit
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Musik zu schätzen wissen und genießen
Feiertage und besondere Anlässe
Feiertage und besondere Anlässe wie Weihnachten oder Ostern, der Jahrestag der Wiederherstellung des Priestertums, Konferenzen, die Abreise eines Familienmitglieds auf Mission oder die Geburt, die Taufe oder die Ordinierung eines Familienmitglieds stellen ausgezeichnete Gelegenheiten dar, um Evangeliumswahrheiten zu lehren.
Der Zehnte und die Opfergaben
Der Herr hat seinem Volk geboten, nach dem Gesetz des Zehnten zu leben und sich für die verheißenen Segnungen würdig zu machen (siehe Maleachi 3:8–11).
Eine ausgezeichnete Gelegenheit, wann die Eltern das Gesetz des Zehnten und der Opfergaben lehren können, bietet sich immer dann, wenn sie selbst den Zehnten zahlen. Die Kinder werden von dem beeinflusst, was sie ihre Eltern tun sehen. Wenn ein Kind Taschengeld erhält, soll es davon den Zehnten zahlen. Jedes Kind kann beispielsweise drei Spardosen bekommen: eine für den Zehnten, die zweite für die Mission und die dritte für das Geld zum Ausgeben. Wenn ein Kind Geld bekommt, soll es lernen, zuerst 10 Prozent in die Sparbüchse für den Zehnten zu geben und auch etwas für seine Mission wegzulegen; den Rest kann es in die Spardose zum Ausgeben geben.
Wenn das Kind den Zehnten zahlt, sollen die Eltern ihm beibringen, wie man einen Spendenzettel ausfüllt, ihn mitsamt dem Geld in ein Spendenkuvert steckt und das Kuvert einem Mitglied der Bischofschaft bzw. der Zweigpräsidentschaft gibt. Wenn die Familie nicht zu einer Gemeinde oder einem Zweig gehört, wird der Zehnte dem dazu beauftragten Priestertumsführer gegeben.
Gespräche bei Tisch
Während der Mahlzeiten lässt sich gut über das Evangelium sprechen. Kleine Kinder stellen gern Fragen zum Evangelium und beantworten Evangeliumsfragen. Wenn sie die Antwort nicht wissen, kann der Vater oder die Mutter eine kurze Antwort geben und das Evangelium lehren. Es muss nicht bei jeder Mahlzeit über das Evangelium gesprochen werden, doch ein solches Gespräch alle zwei, drei Tage kann dazu beitragen, dass die Familie das Evangelium lernt.
Gute-Nacht-Geschichten
Die meisten Kinder mögen Gute-Nacht- Geschichten. Darum lässt sich gut das Evangelium lehren, indem man Geschichten aus der Schrift, aus den Veröffentlichungen der Kirche oder eigene Erlebnisse erzählt oder vorliest. Geschichten über Ehrlichkeit, Teilen oder Freundlichkeit vermitteln wichtige Evangeliumsgrundsätze.
Miteinander arbeiten
Bei der gemeinsamen Hausarbeit bieten sich viele Gelegenheiten, das Evangelium zu lehren. Die Eltern sollen beispielsweise beim Hausputz oder bei der Gartenarbeit nach Gelegenheiten Ausschau halten, um über das Evangelium zu sprechen. Kinder stellen oft Fragen. Die Eltern sollen sich immer die Zeit für eine einfache Antwort
nehmen. Wenn sie etwa sagen: „Du bist wirklich sehr fleißig. Ich bin sicher, der himmlische Vater freut sich darüber“ oder „Sieh mal die wunderschönen Wolken an, die der himmlische Vater gemacht hat“, vermittelt dies den Kindern ein Gefühl der Dankbarkeit für den himmlischen Vater und die Gewissheit, dass es ihn wirklich gibt.
Der Familienrat
Der Vater kann die Familie zum Familienrat zusammenrufen. Diese Ratsversamm- lung kann der Familie dazu dienen, sich Familienziele zu setzen, Familienprobleme zu lösen, über Geld zu sprechen, Pläne zu schmieden, einander zu unterstützen und zu stärken und füreinander zu beten. Eine Ratsversammlung kann abgehalten werden, wann immer es nötig ist. Der Vater kann so eine Ratsversammlung jeden Sonntag oder in Verbindung mit dem Familienabend durchführen. Der Erfolg des Familienrats hängt in hohem Maße davon ab, dass man die Meinung und die Gefühle der anderen respektiert.
Gespräche unter vier Augen
Viele Väter haben schon die Erfahrung gemacht, dass regelmäßige persönliche Gespräche mit den Kindern ihnen helfen, den Kindern näher zu kommen, ihnen Mut zu machen und sie im Evangelium zu unterweisen. Solche Gespräche können förmlichen Charakter haben, aber auch ganz zwanglos sein und häufig stattfinden.
Der Vater soll dabei dem Kind Liebe und Vertrauen ausdrücken, und das Kind soll über seine Gefühle zu jedem beliebigen Thema, Problem oder Erlebnis sprechen dürfen. Der Vater hört aufmerksam zu und nimmt die Probleme und das, was das Kind ihm anvertraut, ernst. Vater und Kind können auch gemeinsam beten. Wenn bei einem solchen Gespräch unter vier Augen ein Problem zur Sprache kommt, das andere in der Familie betrifft, kann beim nächsten Familienabend darüber gesprochen werden.
Familienaktivitäten
Der Vater soll oft Zeit für gemeinsame Unternehmungen mit der ganzen Familie einplanen. Picknicks, Camping, Familienprojekte, Arbeiten in Haus und Garten, Schwimmen, Wandern und zuträgliche Filme und sonstige Unterhaltung sind nur einige der vielen Aktivitäten, die eine Familie gemeinsam unternehmen kann.
Wenn die Familie gemeinsam etwas unternimmt, werden Liebe und Harmonie stärker. Die Kinder hören ihren Eltern bereitwilliger zu und befolgen ihren Rat, wenn sie sich ihnen nahe fühlen. Die Eltern können das Evangelium besser lehren.