Lektion 24
Der Auszug aus Nauvoo und der Zug in den Westen
Einleitung
Unter der inspirierten Leitung von Brigham Young stellten die Heiligen den Nauvoo-Tempel fertig. Dort schlossen sie heilige Bündnisse und machten sich anschließend auf die beschwerliche Reise in ihre neue Heimat in den Rocky Mountains. Die Tempelbündnisse gaben den Heiligen Kraft und Inspiration, als sie auf ihrem Weg Schwierigkeiten durchmachten. Wir sind die Erben des Vermächtnisses dieser treuen Pioniere und profitieren von ihrem Beispiel – und können so den Weg für andere bereiten, die Segnungen des Evangeliums zu erlangen.
Zusätzlicher Lesestoff
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Gordon B. Hinckley, „Dem Glauben treu“, Der Stern, Juli 1997, Seite 65ff.
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M. Russell Ballard, „Sie brauchen sich vor der Reise nicht zu fürchten“, Der Stern, Mai 1997, Seite 59ff.
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Die Geschichte der Kirche in der Fülle der Zeiten, CES-Leitfaden, 2. Aufl., 2003, Seite 297–308, 323–329
Anregungen für den Unterricht
Die Vollendung des Nauvoo-Tempels
Zeigen Sie ein Bild des ursprünglichen Nauvoo-Tempels oder des neuen Nauvoo-Illinois-Tempels (siehe Bildband zum Evangelium, Nr. 118). Erklären Sie den Teilnehmern, dass der Tempel, den die Heiligen in Nauvoo gebaut hatten, 1848 – kurz nachdem sie die Stadt verlassen hatten – völlig ausbrannte und 1850 durch einen Tornado beinahe dem Erdboden gleichgemacht wurde. Rund 150 Jahre später wurde ein neuer Tempel gebaut, der dem ursprünglichen Tempel sehr ähnelt. Dieser wurde im Juni 2002 geweiht.
Nach dem Märtyrertod Joseph Smiths arbeiteten die Heiligen auf Weisung der Zwölf Apostel daran, den ursprünglichen Nauvoo-Tempel so schnell wie möglich fertigzustellen. Bitten Sie einen Teilnehmer, die nachstehenden Aussagen vorzulesen. Die anderen sollen aufschreiben, welche Opfer die Heiligen brachten, damit sie den Nauvoo-Tempel errichten konnten:
„Über 1000 Männer verbrachten jeden zehnten Tag mit freiwilliger Arbeit. Louisa Decker, ein junges Mädchen, war sehr davon beeindruckt, dass die Mutter ihr gutes Service und eine gute Steppdecke verkaufte und den Erlös für den Bau des Tempels spendete. Andere Heilige der Letzten Tage spendeten Pferde, Schweine und Getreide, um beim Bau des Tempels zu helfen. Die Frauen von Nauvoo wurden aufgefordert, ihre Zehn- und Ein-Cent-Münzen für den Tempelfonds zu spenden.“ (Unsere Geschichte – Ein Überblick über die Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 2001, Seite 59.)
Elizabeth Terry Kirby Heward gab den einzigen Besitz, den sie entbehren konnte: Die Taschenuhr ihres Mannes, der vor kurzem gestorben war. „Ich gab die Uhr für den Bau den Nauvoo-Tempels und alles weitere, was ich irgendwie entbehren konnte, auch meine letzten paar Dollar. Alles zusammen belief es sich auf fast 50 Dollar.“ (Zitiert in Carol Cornwall Madsen, In Their Own Words: Women and the Story of Nauvoo, 1994, Seite 180.)
Erklären Sie: Da die Heiligen immer stärker verfolgt und bedroht wurden, gaben die Führer der Kirche am 24. September 1845 bekannt, dass die Heiligen im kommenden Frühling Nauvoo verlassen würden. Fragen Sie die Teilnehmer:
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Wie wirkte sich die Entscheidung, Nauvoo zu verlassen, wohl darauf aus, wie sehr sich die Mitglieder anstrengten, den Tempel fertigzustellen?
Erklären Sie, dass sich die Heiligen beim Tempelbau noch mehr anstrengten, denn sie wollten ihn unbedingt fertig bekommen, ehe sie Nauvoo verlassen würden. War ein Raum fertig, wurde er geweiht, damit die Verordnungen darin so schnell wie möglich vollzogen werden konnten. Vor seinem Tod hatte der Prophet Joseph Smith an einer kleinen Gruppe Männer und Frauen das Endowment vollzogen. Am 10. Dezember 1845 fingen diese Männer und Frauen an, in den geweihten Räumen des Tempels die heiligen Handlungen an anderen Mitgliedern zu vollziehen. Bitten Sie jemanden, die nachstehenden beiden Aussagen vorzulesen, in denen erläutert wird, was die Heiligen und ihre Führer taten, damit so viele wie möglich vor der Abreise aus Nauvoo die heiligen Handlungen des Tempels empfangen konnten.
Zwischen 1844 und 1846 machten Präsident Brigham Young und die Zwölf Apostel die Fertigstellung des Nauvoo-Tempels zur höchsten Priorität. Noch vor Vollendung des Tempels wurden dort Endowments und Siegelungen vollzogen. Brigham Young (1801–1877) schrieb: „Die Heiligen sind so sehr darauf bedacht, die heiligen Handlungen des Tempels zu empfangen, und uns liegt so viel daran, sie ihnen zu ermöglichen, dass ich mich Tag und Nacht völlig der Arbeit des Herrn im Tempel hingebe und durchschnittlich pro Tag nicht mehr als vier Stunden schlafe und nur einmal in der Woche nach Hause gehe.“ (Siehe History of the Church, 7:567.)
Abgesehen von den Männern, die im Tempel tätig waren, wurden „sechsunddreißig Frauen Verordnungsarbeiterin im Nauvoo-Tempel. Im Winter 1845/46 arbeiteten sie rund um die Uhr, um vor der großen Reise an so vielen wie möglich die Verordnungen zu vollziehen. Eine dieser Frauen, Elizabeth Ann Whitney, erinnerte sich: ‚Ich arbeitete jeden Tag unaufhörlich im Tempel, bis er geschlossen wurde. Ich widmete mich selbst, meine Zeit und meine Aufmerksamkeit dieser besonderen Aufgabe.‘ Dutzende andere Frauen wuschen Kleidung und bereiteten Speisen und unterstützten so diese bemerkenswerte Unternehmung auf zeitliche Art und Weise.“ (Carol Cornwall Madsen, „Faith and Community: Women of Nauvoo“, in Joseph Smith: The Prophet, The Man, Hg. Susan Easton Black und Charles D. Tate Jr., 1993, Seite 233f.)
Erklären Sie: Als die Heiligen zwischen dem 10. Dezember 1845 und dem 7. Februar 1846 in den Westen aufbrachen, hatten im Nauvoo-Tempel schätzungsweise 5615 Heilige das heilige Endowment empfangen, und zahlreiche Familien waren gesiegelt worden.
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Was zeigt uns die Opferbereitschaft der Heiligen, den Tempel fertigzustellen, wo sie doch wussten, dass sie Nauvoo bald verlassen würden? (Die Teilnehmer können eine Reihe von Grundsätzen nennen, darunter auch diesen: Jede rechtschaffene Mühe und jedes Opfer sind es wert, die heiligen Handlungen des Tempels zu empfangen. Schreiben Sie diesen Grundsatz an die Tafel, um dessen Bedeutung hervorzuheben.)
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Inwiefern sind wohl diejenigen, die Nauvoo verlassen haben, durch die heiligen Handlungen des Tempels auf ihre über 1600 Kilometer lange Reise in den Westen der Vereinigten Staaten vorbereitet worden, wo sie dann Zuflucht fanden?
Lassen Sie jemanden die nachstehenden Aussagen von Sarah Rich sowie von Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel vorlesen:
„Hätten wir … unseren Glauben und die Erkenntnis nicht gehabt, die wir in diesem Tempel durch den Einfluss und die Hilfe des Geistes des Herrn empfangen hatten, wäre unsere Reise wie ein Sprung in die Dunkelheit gewesen.“ (Sarah Rich, zitiert in Die Töchter in meinem Reich: Die Geschichte und das Werk der Frauenhilfsvereinigung, 2011, Seite 34.)
„Unsere Vorfahren, die Pioniere, wurden im Nauvoo-Tempel als Familien aneinander gesiegelt. Die Bündnisse, die sie im Nauvoo-Tempel mit dem Herrn geschlossen hatten, waren für sie auf ihrem Zug nach Westen ein Schutz, so wie unsere Bündnisse für jeden von uns ein Leben lang ein Schutz sind. …
Für das Zeugnis der frühen Mitglieder der Kirche war die Teilnahme an den heiligen Handlungen des Tempels von großer Bedeutung. Ihnen stand ja viel Mühsal bevor, der wütende Pöbel, die Vertreibung aus ihren gemütlichen Häusern in Nauvoo und die lange, beschwerliche Reise. Im heiligen Tempel waren sie mit Macht ausgerüstet worden. Mann und Frau waren aneinander gesiegelt worden. Kinder waren an ihre Eltern gesiegelt worden. Viele von ihnen verloren unterwegs Angehörige durch den Tod. Doch sie wussten, dass dies nicht das Ende für sie war. Im Tempel waren sie für alle Ewigkeit gesiegelt worden.“ (Robert D. Hales, „Segnungen des Tempels“, Liahona, Februar 2014, Seite 54.)
Fragen Sie die Teilnehmer:
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Wie wirkte es sich auf die Heiligen der Letzten Tage, die die lange Reise in den Westen auf sich nehmen mussten, aus, dass sie vorher die heiligen Handlungen des Tempels empfangen konnten? (Lassen Sie die Teilnehmer antworten und achten Sie darauf, dass sie diesen Grundsatz verstanden haben: Die heiligen Handlungen des Tempels können uns Schutz und Kraft geben, wenn wir Mühsal und Unglück durchmachen.)
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Wie wurden Sie oder jemand, den Sie kennen, in schwierigen Zeiten dadurch behütet und gestärkt, dass Sie in den Tempel gegangen sind?
Fordern Sie die Teilnehmer auf, darüber nachzudenken, wie sie größeren geistigen Schutz und mehr Stärke erfahren können, indem sie ins Haus des Herrn gehen.
Lehre und Bündnisse 136
Die Anweisungen des Herrn an diejenigen, die in den Westen zogen
Die Teilnehmer sollen Karte 6, „Der Zug der Kirche gen Westen“ von den Landkarten zur Kirchengeschichte aufschlagen und die Orte Nauvoo und Winter Quarters suchen. Erklären Sie: Die Heiligen, die Nauvoo im Februar 1846 verließen, brauchten für die etwa 480 Kilometer lange Strecke durch Iowa vier Monate, weil es stark regnete und sie nicht gut genug ausgerüstet waren. In diesem Zeitraum kamen über 500 männliche Mitglieder der Aufforderung Brigham Youngs nach und meldeten sich für die Armee der Vereinigten Staaten, um im Krieg gegen Mexiko zu kämpfen. Diese Gruppe wurde das Mormonenbataillon genannt. Einige der Männer wurden von ihren Frauen und Kindern begleitet. Dieser Dienst brachte ihnen Geld ein, mit dem sie ärmere Mitglieder auf der Reise in den Westen finanziell unterstützen konnten, allerdings mussten sich nun auch viele Familien ohne Ehemann und Vater auf den Weg machen. Daher beschlossen die Führer der Kirche, den Zug in den Westen zu den Rocky Mountains erst im Frühling 1847 fortzusetzen. Die Heiligen ließen sich an einem Ort nieder, den sie Winter Quarters nannten. Dort empfing Brigham Young die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 136.
Bitten Sie einige Teilnehmer, reihum Lehre und Bündnisse 136:1-5 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, wie sich die Mitglieder darauf vorbereiten sollten, die Reise in den Westen fortzusetzen.
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Wie sollten die Abteilungen organisiert werden? Wie hat dies den Heiligen auf ihrer Reise wohl geholfen?
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Inwiefern ähneln diese Abteilungen der heutigen Organisation der Kirche? (Lassen Sie die Teilnehmer antworten und schreiben Sie dann diesen Grundsatz an die Tafel: Der Herr teilte seine Heiligen in Gruppen ein, damit jeder Einzelne geführt und versorgt werden konnte.)
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Wie sollten die Heiligen laut Vers 4 Kraft empfangen, wenn sie sich darum bemühten, den Willen des Herrn zu verrichten?
Die Teilnehmer sollen Lehre und Bündnisse 136:6-11 für sich lesen und herausarbeiten, wie die Abteilungen vorgehen sollten, damit sie sich umeinander kümmern und den Armen und Bedürftigen während des Zugs gen Westen helfen konnten. Geben Sie den Teilnehmern genügend Zeit und fragen Sie dann als Einstieg ins Gespräch:
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Welche Wörter und Formulierungen in den Versen 6 bis 11 zeigen auf, wie die Heiligen füreinander und für die Bedürftigen sorgen sollten? (Heben Sie gegebenenfalls die Begriffe „Vorbereitungen treffen“, „vorbereiten“ und „herrichten“ in Vers 6, 7 und 9 hervor. Diese verdeutlichen auch die Methode für das Schriftstudium, auf Wiederholungen zu achten.)
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Was verheißt der Herr Vers 11 zufolge denen, die sich darum bemühen, anderen zu helfen und ihnen den Weg zu bereiten? (Lassen Sie die Teilnehmer darauf antworten und schreiben Sie dann diesen Grundsatz an die Tafel: Der Herr segnet uns, wenn wir anderen helfen und ihnen den Weg bereiten.)
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Wer hat Ihnen den Weg bereitet, damit Sie die Segnungen des Evangeliums erlangen können? Wie hat derjenige Ihnen den Weg bereitet?
Erklären Sie, dass der Begriff Pionier für jemanden steht, der vorangeht und es möglich macht, dass andere den gleichen Weg gehen wie er. Das heißt also, dass jeder von uns auf die eine oder andere Weise ein Pionier sein kann. Geben Sie den Teilnehmern Zeit, darüber nachzudenken, wie sie anderen helfen und ihnen den Weg bereiten können, die Segnungen des Evangeliums zu erlangen. Lassen Sie dann einige Teilnehmer antworten. Geben Sie Zeugnis, dass der Herr von uns möchte, dass wir uns unser Leben lang darum bemühen, den Weg für seine Kinder zu bereiten, damit diese das Evangelium empfangen und zu ihm zurückkehren können.
Erklären Sie, dass die Heiligen dem Gebot des Herrn gehorchten, anderen halfen und denjenigen den Weg bereiteten, die nach ihnen kamen. Die erste Gruppe Pioniere brach am 5. April 1847 in Winter Quarters auf. Sie reiste über 1600 Kilometer und kam Ende Juli 1847 im Salzseetal an. Am 24. Juli 1847 traf Brigham Young im Tal ein und empfing die Bestätigung, dass die Heiligen nun ihre neue Heimat gefunden hatten.
Ein Teilnehmer soll diese Aussage von Elder William R. Walker vorlesen, der den Siebzigern angehört hat:
„Ob Sie von Pionieren abstammen oder nicht: Das Vermächtnis des Glaubens und der Opferbereitschaft der Mormonenpioniere ist Ihr Vermächtnis. Es ist das edle Erbe der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.“ („Dem Glauben treu bleiben“, Liahona, Mai 2014, Seite 97.)
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Weshalb müssen wohl alle Mitglieder der Kirche begreifen, dass „das Vermächtnis des Glaubens und der Opferbereitschaft der Mormonenpioniere“ ihr Erbe ist, ganz egal, wer ihre buchstäblichen Vorfahren sind?
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Inwiefern spornt es uns als Mitglied der Kirche an, für andere da zu sein und ihnen auf der Reise zum Vater im Himmel zur Seite zu stehen, wenn wir uns mit der Reise der Pioniere befassen?
Ein Teilnehmer soll diese Aussage von Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) vorlesen:
„Wir haben den Nutzen von der großen Anstrengung jener [Pioniere]. Ich hoffe, dass wir dafür dankbar sind. Ich hoffe, wir tragen tiefempfundene Dankbarkeit im Herzen für all das, was sie für uns getan haben. …
Meine lieben Brüder und Schwestern, wie gesegnet wir doch sind! Welch ein wunderbares Vermächtnis wir übernommen haben! Es ist aus Opfern, Leiden, Tod, Visionen sowie der Erkenntnis und dem Zeugnis von Gott, dem ewigen Vater, und seinem Sohn, dem auferstandenen Herrn Jesus Christus, zustande gekommen. …
Diejenigen, die uns vorangegangen sind, ehren wir am besten dadurch, dass wir in der Sache der Wahrheit gut dienen.“ („Dem Glauben treu“, Der Stern, Juli 1997, Seite 67.)
Weisen Sie die Teilnehmer darauf hin, dass alle Mitglieder der Kirche durch diejenigen gesegnet worden sind, die für sie einen Weg bereitet haben, damit sie die Segnungen des Evangeliums erlangen können. Legen Sie ihnen ans Herz, darüber nachzudenken, wie sie andere – auch ihre Nachkommen – vorbereiten können, Glauben an den Vater im Himmel und an Jesus Christus zu haben und ihnen zu gehorchen.
Lesestoff für die Teilnehmer
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Gordon B. Hinckley, „Dem Glauben treu“, Der Stern, Juli 1997, Seite 65ff.