Methoden und Fertigkeiten für das Unterrichten
Versuchen, sie kennenzulernen und Näheres über ihre Lebensumstände, Bedürfnisse und Stärken zu erfahren


„Versuchen, sie kennenzulernen und Näheres über ihre Lebensumstände, Bedürfnisse und Stärken zu erfahren“, Methoden und Fertigkeiten für das Unterrichten: Den Schülern Liebe zeigen, 2023

„Versuchen, sie kennenzulernen und Näheres über ihre Lebensumstände, Bedürfnisse und Stärken zu erfahren“, Methoden und Fertigkeiten für das Unterrichten: Den Schülern Liebe zeigen

Grundsätze christlichen Lehrens: Den Schülern Liebe zeigen

Versuchen, sie kennenzulernen und Näheres über ihre Lebensumstände, Bedürfnisse und Stärken zu erfahren

Fertigkeit

Auf die Interessen der Schüler achten und danach fragen

Erläuterung

Wenn der Lehrer auf die Interessen der Schüler achtet und sie danach fragt, erfährt er mehr über ihre Lebensumstände und kann auch individuelle Lernbedürfnisse erkennen. Es ist oft einfacher, solche Gespräche vor oder nach dem Unterricht zu führen, aber sie können auch im Unterricht stattfinden. Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Der Lehrer bemerkt beispielsweise ein Buch, ein Projekt, einen Aufkleber, Teile einer Sportausrüstung oder etwas anderes, was ein Schüler bei sich hat, wenn er zum Unterricht kommt. Oder der Lehrer erinnert sich an eine Veranstaltung, an der die Schüler teilgenommen haben, und erkundigt sich danach. Die Fragen, die wir stellen, helfen uns, die Schüler und ihre Interessen kennenzulernen. Sie können Formulierungen wie diese enthalten:

  • „Erzähl mir doch mal mehr über …!“

  • „Was gefällt dir am …?“

  • „Es interessiert mich, was du über … erzählen kannst!“

Wenn der Lehrer ernstgemeinte Fragen stellt, erfährt er mehr über die Lebensumstände und Lernbedürfnisse seiner Schüler – und die Schüler spüren, dass der Lehrer aufrichtiges Interesse hat. Wenn die Schüler merken, dass sie ihrem Lehrer wirklich am Herzen liegen, ist es wahrscheinlicher, dass sie mit einer offenen Einstellung zum Unterricht kommen und gern von ihren Erkenntnissen und Erfahrungen erzählen.

Beispiele

  1. Schwester Meier erinnert sich, dass Romy ein großes Fußballspiel hatte, vor dem sie sehr nervös war. Als sie Romy sieht, bleibt Sie stehen und fragt sie, wie das Spiel gelaufen ist.

  2. Paul hat seine Schlüssel auf den Tisch gelegt. Im Vorbeigehen fällt Ihnen auf, dass auf dem Schlüsselanhänger die Flagge eines anderen Landes abgebildet ist. Sie interessieren sich dafür und sagen: „Paul, erzähl mir doch mal, was es mit der Flagge an deinem Schlüsselbund auf sich hat!“ Paul erzählt, dass seine Schwester auf Mission in Brasilien war und er sie mit seiner Familie am Ende ihrer Mission dort abgeholt hat. Daraufhin fragen Sie: „Wie war es denn, deine Schwester als Missionarin zu sehen?“

Klicken Sie hier, um ein Video zu dieser Methode anzusehen.

1:39

Übung

Übung 1: Was entdecken Sie auf jedem der folgenden Bilder, was etwas über die Lebensumstände oder Lernbedürfnisse dieser Schüler aussagt?

Mädchen beim Basketballspiel
Mädchen spielen Ukulele
Jugendliche sitzen im Halbkreis beieinander

Übung 2: Welche Fragen können Sie stellen, um mehr über die Interessen Ihrer Schüler zu erfahren?

Zum Besprechen oder Nachdenken

  • Was haben Sie gelernt, als Sie sich darin geübt haben, auf die Interessen Ihrer Schüler zu achten und sich danach zu erkundigen?

  • Inwiefern zeigt dieses Interesse den Schülern, dass Sie sie gernhaben?

Umsetzung

  • Achten Sie diese Woche im Unterricht auf Gelegenheiten, sich bei den Schülern nach ihren Interessen, wichtigen Ereignissen oder sonstigen Lebensumständen zu erkundigen. Zeigen Sie aufrichtiges Interesse. Achten Sie darauf, wie sich das letztlich auf die Lernerfahrung der Schüler auswirkt. Nehmen Sie sich nach dem Unterricht fünf Minuten Zeit, aufzuschreiben, was Sie über Ihre Schüler erfahren haben und wie Sie das nutzen können, um Lernerfahrungen zu schaffen, die für die Schüler relevant sind, sie spüren lassen, dass sie dazuzugehören, und die zu Bekehrung führen.

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Fertigkeit

Innehalten, nachdenken und uns selbst Fragen stellen, die eine christliche Haltung fördern und uns helfen, im Umgang mit anderen Urteilsvermögen, Liebe und Einfühlungsvermögen zu entwickeln

Erläuterung

Jeder Schüler hat unterschiedliche Lebenserfahrungen und Beziehungen, die seine Gefühle und Gedanken zu den Evangeliumswahrheiten beeinflussen. Diese Voraussetzungen bilden den Ausgangspunkt seiner Gedanken. Wenn wir die Sichtweise eines Menschen verstehen, können wir die Wahrheit mit Einfühlungsvermögen und Liebe lehren – so wie Jesus Christus Wahrheit lehrt. Unterschiedliche Sichtweisen ändern nichts an der Lehre. Vielmehr ermöglichen sie es uns, den Lernenden besser zu verstehen und zu erkennen, was er braucht, um seinen Glauben an Jesus Christus zu stärken.

Bei der Unterrichtsvorbereitung kann der Lehrer ewige Wahrheiten berücksichtigen, innehalten, nachdenken und Antworten auf folgende Fragen finden:

  • Inwiefern prägen die Erfahrungen und Beziehungen meiner Schüler, wie sie diese Wahrheiten sehen und empfinden und inwieweit sie danach leben?

  • Könnte sich einer meiner Schüler bei diesem Thema aufgrund seiner Lebensumstände ausgeschlossen fühlen, beunruhigt sein oder verletzt sein?

Während der Lehrer im Unterricht oder in einem Gespräch den Gedanken oder der Frage eines Schülers aufmerksam zuhört, kann er sich fragen:

  • Welche Erfahrungen und Beziehungen könnte dieser Schüler haben, die dazu führen, dass er anders denkt als ich?

  • Was muss ich sonst noch wissen, um wirklich verstehen zu können, wo er steht?

Solche Fragen können uns bereitmachen, den Heiligen Geist bei uns zu haben. Sie fördern eine christliche Haltung und helfen uns, im Umgang mit anderen Urteilsvermögen, Liebe und Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Sie können uns auch helfen, nicht abwertend, verurteilend oder abwehrend auf die Äußerung eines Schülers zu reagieren. So können wir die Wahrheit auf eine Weise lehren, die der ganzen Klasse nützt und den Einzelnen hilft, Glauben an Jesus Christus zu entwickeln.

Bei den nachstehenden Beispielen und Übungen handelt es sich um allgemeine Beispiele. Diese Fertigkeit wird wirkungsvoller geübt, wenn die Beispiele und Übungen mit den nächsten Lektionen verbunden werden, die im Lehrplan behandelt werden.

Beispiele (bei der Unterrichtsvorbereitung)

Wenn ich eine Lektion darüber vorbereite, wie man den Eingebungen des Heiligen Geistes folgt, denke ich über diese Fragen nach: „Inwiefern prägen die Erfahrungen und Beziehungen meiner Schüler, wie sie diese Wahrheiten sehen und empfinden und inwieweit sie danach leben?“, „Könnte sich einer meiner Schüler bei diesem Thema ausgeschlossen fühlen, beunruhigt sein oder verletzt sein, weil seine Lebensumstände nicht gerade ideal sind, was diese Lehre angeht?“

Dann sage ich mir: „Vielleicht sind Schüler dabei, die das Gefühl haben, noch nie eine Eingebung erhalten zu haben, oder sie spüren nicht, dass der Heilige Geist zu ihnen spricht. Vielleicht habe ich Schüler, die meinen, sie seien nicht würdig. Manchmal sind sich meine Schüler vielleicht nicht sicher, ob eine Eingebung vom Heiligen Geist kommt. Es kann Schüler geben, die es leid sind, von anderen zu hören, wie es ist, wenn man dem Geist folgt, weil ihnen diese Geschichten immer zu wundersam erscheinen und sie selbst so etwas nicht erleben.“

Übung (bei der Unterrichtsvorbereitung)

Bei der Vorbereitung einer Lektion zu 1 Nephi 3:7, „Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat“:

  • Denken Sie nach und finden Sie Antworten auf folgende Fragen: „Inwiefern prägen die Erfahrungen und Beziehungen meiner Schüler, wie sie diese Wahrheiten sehen und empfinden und inwieweit sie danach leben?“, „Könnte sich einer meiner Schüler bei diesem Thema ausgeschlossen fühlen, beunruhigt sein oder verletzt sein, weil seine Lebensumstände nicht gerade ideal sind, was diese Lehre angeht?

Bei der Vorbereitung einer Lektion über das Geschlecht als wesentliches Merkmal unserer ewigen Identität und Bestimmung in der Lektion mit dem Titel „Geschlecht und ewige Identität“:

  • Denken Sie nach und finden Sie Antworten auf folgende Fragen: „Inwiefern prägen die Erfahrungen und Beziehungen meiner Schüler, wie sie diese Wahrheiten sehen und empfinden und inwieweit sie danach leben?“, „Könnte sich einer meiner Schüler bei diesem Thema ausgeschlossen fühlen, beunruhigt sein oder verletzt sein, weil seine Lebensumstände nicht gerade ideal sind, was diese Lehre angeht?

Beispiel (im Unterricht)

  • Bei einem Gespräch über die Lehre vom Sabbat sagt eine Schülerin: „Meine Familie geht sonntags gern zu Sportveranstaltungen.“ Überlegen Sie, während Sie der Schülerin aufmerksam zuhören: „Welche Erfahrungen und Beziehungen könnte diese Schülerin haben, die dazu führen, dass sie anders denkt als ich?“, „Was muss ich sonst noch wissen, um wirklich verstehen zu können, wo sie steht?“

Klicken Sie hier, um ein Video zu dieser Methode anzusehen.

1:56

Übung (im Unterricht)

Bei einem Gespräch über Missionsarbeit fragt ein Schüler: „Warum soll es so wichtig sein, dass jeder junge Mann auf Mission geht?“

  • Überlegen Sie still für sich: „Welche Erfahrungen und Beziehungen könnte dieser Schüler haben, die dazu führen, dass er anders denkt als ich?“, „Was muss ich sonst noch wissen, um wirklich verstehen zu können, wo er steht?“

In einem Gespräch über Propheten und Offenbarung fragt eine Schülerin: „Wann geht die Kirche mit der Zeit und passt ihre Richtlinien dem Rest der Welt an?“

  • Überlegen Sie still für sich: „Welche Erfahrungen und Beziehungen könnte diese Schülerin haben, die dazu führen, dass sie anders denkt als ich?“, „Was muss ich sonst noch wissen, um wirklich verstehen zu können, wo sie steht?“

Zum Besprechen oder Nachdenken

  • Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht, als Sie sich vor dem Unterricht und während des Unterrichts bemüht haben, die Sichtweise der Schüler zu erkennen? Wie hilft Ihnen das, Wahrheit mit Einfühlungsvermögen zu vermitteln?

  • Wie kann diese Übung Ihnen helfen, mehr wie Jesus Christus zu lehren?

Umsetzung

Wählen Sie eine der obigen Übungen aus, auf die Sie sich in den nächsten zwei Wochen konzentrieren möchten. Planen Sie, wie Sie diese Fertigkeiten üben wollen. Zum Beispiel:

  • Nehmen Sie sich für jeden Grundsatz, den Sie im Unterricht besprechen wollen, fünf Minuten Zeit, innezuhalten, nachzudenken und sich Fragen zu stellen, die Ihnen helfen, die Sichtweise eines Schülers zu erkennen.

  • Wählen Sie noch vor dem Unterricht einen Schüler aus und überlegen Sie, welche Gedanken oder welche Frage er vielleicht zu dem Grundsatz haben könnte. Überlegen Sie dann still für sich: „Welche Erfahrungen und Beziehungen könnte dieser Schüler haben, die dazu führen, dass er anders denkt als ich?“, „Was muss ich sonst noch wissen, um wirklich verstehen zu können, wo er steht?“ So bereiten Sie sich darauf vor, auch im Unterricht solche Überlegungen anzustellen, während Sie den Gedanken und Fragen des Schülers aufmerksam zuhören.

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Fertigkeit

Den wahren Hintergrund der Fragen, Gefühle und Glaubensansichten eines Schülers klären und verstehen

Ein Mann unterrichtet

Erläuterung

Den wahren Hintergrund der Fragen, Gefühle und Glaubensansichten eines Schülers zu klären und zu verstehen, schließt mit ein, mehr über die Erfahrung, die Situation oder das Gefühl in Erfahrung zu bringen, das zu der Frage geführt hat. Nachdem ein Schüler eine Frage, ein Gefühl oder eine Ansicht geäußert hat, können Sie ihm für das, was er gesagt hat, danken und ihn dann fragen, ob er bereit ist, vertiefende Fragen zu beantworten. Wenn der Schüler dies ablehnt, versichern Sie ihm, dass das in Ordnung ist, und gehen Sie auf die ursprüngliche Frage oder Aussage ein. Wenn der Schüler zustimmt, stellen Sie eine vertiefende Frage, die den Schüler anregt, mehr darüber zu erzählen, was ihn zu dieser Frage oder Aussage veranlasst hat. Dadurch können Sie und andere in der Klasse einander besser verstehen und mit Einfühlungsvermögen und Liebe reagieren.

Bei den nachstehenden Beispielen und Übungen handelt es sich um allgemeine Beispiele. Diese Fertigkeit wird wirkungsvoller geübt, wenn die Beispiele und Übungen mit den nächsten Lektionen verbunden werden, die im Lehrplan behandelt werden.

Beispiele

  1. Schwester Schneider behandelt in ihrem Unterricht das Thema Priestertum, als eine Schülerin fragt: „Warum durften schwarze Männer bis 1978 das Priestertum nicht erhalten?“

    • Schwester Schneider: Danke für die Frage. Darüber haben schon viele von uns nachgedacht. Darf ich dir ein paar vertiefende Fragen stellen?

    • Schülerin: Klar!

    • Schwester Schneider: Wie bist du auf diese Frage gekommen?

  2. Bruder Schulz behandelt in seinem Unterricht das Thema Priestertum, als eine Schülerin fragt: „Warum durften schwarze Männer bis 1978 das Priestertum nicht erhalten?“

    • Bruder Schulz: Danke für die Frage. Darüber haben schon viele von uns nachgedacht. Darf ich dir ein paar vertiefende Fragen stellen?

    • Schülerin: Nein.

    • Bruder Schulz: Kein Problem. Ich bin froh, dass du gefragt hast. Sprechen wir über diese Frage.

Weitere Beispiele für vertiefende Fragen, die man stellen könnte:

  • Es freut mich, dass du deine Gedanken dazu äußerst. Gibt es ein Erlebnis oder eine Situation, die zu [der Frage, dem Gedanken, der Ansicht] geführt hat?

  • Danke für die Frage. Kannst du mir mehr dazu sagen, wie diese Frage bei dir aufgekommen ist?

  • Danke für die Frage. Ich möchte gern verstehen, was diese Frage aufgeworfen hat oder warum du das wissen möchtest. Kannst du mir das näher erklären?

Klicken Sie hier, um ein Video zu dieser Methode anzusehen.

1:10

Übung

Bemühen Sie sich, in den folgenden Situationen zu verstehen und zu klären, was zu der Frage, dem Gefühl oder der Glaubensansicht geführt hat:

  1. In einer Lektion über die Ehe zwischen Mann und Frau, die von Gott verordnet ist, fragt ein Schüler: „Warum lehnen wir diejenigen ab, die der LGBTQ-Gemeinschaft angehören? Warum sollten sie nicht heiraten können, wenn sie sich lieben?“

  2. Bei einem Gespräch über Missionsarbeit erzählt ein Schüler: „Ich dachte, dass junge Männer gar keine Wahl haben, ob sie auf Mission gehen oder nicht, junge Frauen aber schon.“

Zum Besprechen oder Nachdenken

  • Warum sollten wir uns die Zeit nehmen, ganz klar zu verstehen, was gesagt oder gefragt wird? Wie wirkt es sich auf den Unterricht aus, wenn wir uns bemühen, zu klären, welcher Beweggrund hinter der Äußerung oder Frage eines Schüler steht? Wen man den Beweggrund hinter einer Frage oder Äußerung kennt, wie kann einem das helfen, den Schüler zu Christus hinzuführen?

Umsetzung

  • Hören Sie den Schülern im Unterricht aufmerksam zu und überlegen Sie gut, an welcher Stelle mehr Klarheit hilfreich wäre. Nachdem Sie dem Schüler gedankt haben, der die Frage gestellt hat, stellen Sie eine vertiefende Frage, die es dem Schüler ermöglicht, seine Gedanken zu erklären.

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