Kapitel 22
Kinder in Licht und Wahrheit erziehen
Der Herr hat den Eltern die Verantwortung auferlegt, ihre Kinder das Evangelium durch Wort und Tat zu lehren.
Aus dem Leben von George Albert Smith
Gegen Ende seines Lebens dachte Präsident George Albert Smith darüber nach, wie er von seinen Eltern erzogen worden war und was sie ihm beigebracht hatten:
„Ich kam in bescheidenen Verhältnissen zur Welt. … Meine Eltern führten ein sehr einfaches Leben, doch preise ich meinen Schöpfer und danke ihm von ganzem Herzen, dass er mich zu ihnen gesandt hat.
Ich bin in Salt Lake City aufgewachsen. Als ich acht Jahre alt war, wurde ich im City Creek getauft. In der Fastversammlung der Gemeinde 17 wurde ich als Mitglied der Kirche bestätigt, und schon als Junge habe ich erkannt, dass dies das Werk des Herrn ist. Ich habe erkannt, dass es Propheten auf dieser Erde gibt. Ich habe auch erkannt, dass die Inspiration des Allmächtigen diejenigen beeinflusst, die so leben, dass sie sich ihrer erfreuen können. …
Ich kenne niemanden auf der ganzen Welt, der mehr Grund hätte als ich, dankbar zu sein. Ich bin dankbar für meine Herkunft, dankbar für meine Eltern, die mich das Evangelium Jesu Christi gelehrt haben und zu Hause mit gutem Beispiel vorangegangen sind. Sollte ich in meinem Leben jemals etwas getan haben, was ich nicht hätte tun sollen, so habe ich es bestimmt nicht daheim bei meiner Mutter gelernt. In so einer kinderreichen Familie wurde meiner Mutter ein gehöriges Maß an Geduld abverlangt, aber sie war immer geduldig mit uns. Freundlichkeit, Güte und Liebe waren stets zu spüren.“1
In seiner eigenen Familie war George Albert Smith später bemüht, dem Beispiel seiner Eltern zu folgen und seine Kinder mit Geduld und Liebe zu erziehen. Seine Tochter Edith erinnert sich an ein Erlebnis aus ihrer Jugend:
„Er rief uns immer dazu auf, uns anständig zu benehmen, und legte Wert auf Ehrlichkeit und Anstand. Ich weiß noch, wie ich eines Tages vom Klavierunterricht kam und auf dem Weg nach Hause war. Der Straßenbahnschaffner übersah mich und versäumte es, mein Fahrgeld zu kassieren. … Irgendwie ging er an mir vorbei, und ich hatte meine fünf Cent noch in der Hand, als ich mein Ziel erreichte. Ich muss zugeben, dass es mich ziemlich begeisterte, diese Fahrt kostenlos bekommen zu haben. …
Vergnügt lief ich zu meinem Vater, um ihm zu erzählen, welch großes Glück mir widerfahren war. Er hörte sich meine Geschichte geduldig an. Ich dachte schon, das würde bei ihm gut ankommen. … Ich war mir sicher, der Schaffner wusste nichts davon, dass ich die Fahrt nicht bezahlt hatte, also sei alles in Ordnung.
Als ich mit meiner Geschichte zu Ende war, meinte Vater: ‚Aber mein Liebes, selbst wenn der Schaffner nichts davon weiß – du weißt es, ich weiß es und der Vater im Himmel weiß es ebenfalls. Deswegen gibt es also noch immer drei, die darauf achten müssen, dass du den vollen Gegenwert für die Leistung erbringst, die du erhalten hast.‘“
Edith ging zurück zur Straßenecke und zahlte ihr Fahrgeld, als die Straßenbahn wieder vorbeikam. Später brachte sie ihre Dankbarkeit dafür zum Ausdruck, wie ihr Vater mit dieser Situation umgegangen war: „Ich bin wirklich dankbar dafür, dass mein Vater so klug war, mich freundlich auf meinen Fehler aufmerksam zu machen, denn wenn er es hätte durchgehen lassen, hätte ich vielleicht gedacht, er würde zustimmen. Dann hätte ich ein andermal vielleicht etwas Ähnliches versucht.“2 [Siehe Anregung 1 auf Seite 264.]
Lehren von George Albert Smith
Es ist in erster Linie die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder im Evangelium zu unterweisen
Eine der wunderbarsten und reichsten Segnungen erlangt man, indem man die auserkorenen Geister, die der Vater im Himmel in diesen Letzten Tagen auf die Erde sendet, so unterweist und schult, wie es sein soll. … Überlassen Sie die Ausbildung Ihrer Kinder nicht den staatlichen Schulen. Überlassen Sie sie auch nicht der Primarvereinigung, der Sonntagsschule oder den [Jugendorganisationen der Kirche]. Diese unterstützen Sie zwar und leisten einen guten Beitrag, aber bedenken Sie, was Gott selbst gesagt hat – dass nämlich die Sünde auf dem Haupt der Eltern sei, wenn sie ihre Kinder nicht über den Glauben an Gott, die Umkehr und die Taufe und das Händeauflegen im Alter von acht Jahren belehren [siehe LuB 68:25-28]. Das ist keine Drohung, meine Brüder und Schwestern, sondern der gütige und liebevolle Rat unseres allwissenden Vaters im Himmel, dem voll und ganz bewusst ist, was es heißt, wenn man zulässt, dass Kinder ohne eine derartige Schulung aufwachsen.3
Was ich damit sagen möchte, ist, dass mir überaus viel daran liegt, dass allen Eltern in Zion dies unmissverständlich klar ist: Der Herr hat zwar all die wunderbaren Bildungseinrichtungen hervorgebracht, die Wissenschaft hat unser Leben sehr viel bequemer gemacht und uns sonst großen Nutzen gebracht, die Kirche hat Orte geschaffen, wo wir unsere Kinder hinschicken können, damit sie dort im Evangelium Christi unterwiesen werden – und doch entbindet das alles weder Sie noch mich von der Aufgabe und Pflicht, die uns vom Vater im Himmel auferlegt wurde, nämlich unsere Kinder selbst zu unterweisen. … Es reicht nicht aus, dass meine Kinder in den Hilfsorganisationen über Glaube, Umkehr und Taufe und das Händeauflegen zur Gabe des Heiligen Geistes unterrichtet werden. Mein Vater im Himmel hat mir geboten, das selbst zu übernehmen.4
Niemand sonst kann den Beitrag leisten, den Gott uns als Eltern zugewiesen hat. Wir sind eine Verpflichtung eingegangen, als wir das Mittel dazu waren, Kinder in die Welt zu setzen. Diese Verantwortung können wir nicht auf irgendeine Organisation abwälzen. Sie ist uns übertragen. … Es obliegt vor allem Ihnen und mir, dass wir unseren lieben Kleinen nicht nur Anweisungen und Ratschläge erteilen, sondern dass wir sie schulen, indem wir mit gutem Beispiel vorangehen und genügend Zeit mit diesen Jungen und Mädchen verbringen, damit sie nicht auf … verbotene Pfade geführt werden.5
Rufen Sie Ihre Familie zu sich, und wenn Sie in der Vergangenheit versäumt haben, Ihren Kindern Einsicht in den Zweck des Lebens und Kenntnis vom Evangelium unseres Herrn zu vermitteln, dann tun Sie das jetzt. Als Diener des Herrn sage ich Ihnen: Ihre Kinder brauchen es jetzt und auch in Zukunft.6 [Siehe Anregung 2 auf Seite 264.]
Andere Interessen dürfen uns nicht dazu verleiten, die Pflicht, unsere Kinder zu belehren, aus den Augen zu verlieren
In Lukas lesen wir, dass es eine Zeit geben wird, da die Menschen in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken [siehe Lukas 8:14]. Gerade jetzt … habe ich Männer und Frauen im Sinn, die mir am Herzen liegen und deren Geistigkeit von genau diesen Dingen erstickt wird. Der Widersacher führt sie diesen leicht begehbaren Pfad der Genüsse entlang, und sie vernachlässigen ihre Pflicht als Eltern und als Mitglieder der Kirche Jesu Christi. …
Jetzt, inmitten der Verwirrung, der Aufregung und all der Genüsse des Lebens … dürfen wir nicht unsere Pflicht aus den Augen verlieren, die wir diesen Jungen und Mädchen gegenüber haben, die im Abbild Gottes erschaffen wurden. Er ist der Vater ihres Geistes, und er wird uns für das, was wir ihnen beigebracht haben, zur Rechenschaft ziehen. Ich hoffe und bete, wir können sie so unterweisen, dass wir – wenn das Ende gekommen ist – von Gott diese segensreichen Worte hören: „Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Komm, nimm Teil an der Freude deines Herrn!“, und wir dann mit all unseren Lieben in Ewigkeit zusammen sein können.7
Ich möchte Ihnen gern eine Geschichte erzählen. Vor etlichen Jahren kannte ich in Indiana zwei Jungen – junge Burschen, die auf den Farmen, wo sie lebten, aushalfen. Beide Farmen lagen etwa zehn Kilometer voneinander entfernt. Sie arbeiteten jeden Tag schwer, halfen im Haushalt, melkten die Kühe und so weiter. Als der eine Junge 13, 14 Jahre alt war, ging er zu seinem Vater und sagte ihm: „Vater, ich möchte gerne in die Stadt gehen. Ich möchte die hellen Lichter dort sehen. Ich überlege mir, ob ich nicht vielleicht eines frühen Abends hingehen könnte, wenn ich mich vorher besonders anstrenge und all meine Arbeiten erledige.“ Der Vater meinte: „Das wird nicht gehen, weil du dann mit deiner Arbeit nicht fertig wirst.“ „Aber wenn ich schon bei Tagesanbruch aufstehe und den ganzen Tag arbeite, darf ich dann in die Stadt gehen? Es ist nicht so weit. Ich könnte ein, zwei Stunden dort bleiben und dann früh nach Hause kommen.“ Der Vater antwortete: „Also gut, aber nur, wenn du all deine Aufgaben erledigt hast. Dann kannst du gehen.“ Väter, passen Sie gut auf. Der Junge machte sich schließlich tatsächlich auf. Er kam in der Stadt an, als es schon dämmerte. Die Geschäfte und Banken waren geschlossen. Eine Menge Billard- und Spielhallen hingegen waren geöffnet. Alle guten Leute waren im Haus, die meisten bei sich daheim. Auf der Straße oder in diesen Hallen befand sich das Gesindel. Einige dieser Leute sahen, wie der junge Bursche in die Stadt kam, und nahmen ihn mit. Nicht lange danach zeigten sie ihm einiges von dem, was kein Junge jemals sehen sollte. Das war eine neue Erfahrung. Sie machte ihm Appetit auf etwas, was nicht gut für ihn war.
Der andere Junge ging in gleicher Weise auf seinen Vater zu. Er sagte: „Vater, ich möchte gerne bei Gelegenheit in die Stadt gehen. Ist es dir recht, wenn ich hingehe und mir einiges von dem anschaue, was ich noch nie gesehen habe? Ich muss gehen, bevor es dunkel wird, um noch etwas sehen zu können.“ „Mein Junge“, war die Antwort des Vaters, „ich denke, du hast ein Recht darauf, in die Stadt zu gehen, und du hast auch ein Recht darauf, dass dein Vater dich begleitet. Such dir einen Tag aus, und ich werde dir bei der Arbeit im Haus helfen, damit wir früh genug aufbrechen können und ich dich einigen meiner Geschäftspartner vorstellen kann.“
Wir reden hier vom selben Bundesstaat – die beiden Farmen lagen nicht weit auseinander. Innerhalb einer Woche hatte der Junge sich den Tag ausgesucht. Sie erledigten gemeinsam die Arbeit im Haus und gingen in die Stadt. Sie kamen kurz vor 16 Uhr an. Sie waren rechtzeitig da, bevor die Banken zumachten. Der Junge hatte sich schick angezogen. Sein Vater nahm ihn in die Bank mit und stellte ihn dem Bankier vor. Der nahm ihn bei der Hand und sagte: „Wenn du einmal in der Stadt bist, dann komm bei uns vorbei. Du bist jederzeit willkommen.“
Sein Vater nahm ihn mit zu den Geschäften, wo er oft zu tun hatte und wo man ihn freundlich begrüßte. Als sie – nachdem sie noch im Theater gewesen waren – schließlich gemeinsam nach Hause gingen, hatte dieser Junge die Bekanntschaft der besten Bürger aus der Gegend gemacht. Das hatte zur Folge, dass er, als er älter wurde und in die Stadt ging, immer mit guten Leuten Umgang hatte.8 [Siehe Anregung 3 auf Seite 264f.]
Ich möchte Ihnen sagen … , dass Sie Ihre Zeit nicht besser nutzen können, als sie Ihren Jungen und Mädchen zu widmen und sie darin zu unterweisen, wie man der Segnungen unseres Vaters im Himmel würdig wird.9
Das Beispiel der Eltern kann ein Kind zu Sicherheit, Rechtschaffenheit und Glück führen
Seien wir unseren Kindern ein Beispiel an Rechtschaffenheit, finden wir uns zum Familiengebet zusammen und bitten wir darum, dass unsere Speisen gesegnet werden. Unsere Kinder sollen sehen, dass wir als Mann und Frau liebevoll miteinander umgehen. Nutzen Sie die Gelegenheit, solange noch Zeit dafür ist, und seien Sie einander als Mann und Frau in jeder Hinsicht in Liebe, Güte und Hilfsbereitschaft ergeben. Nutzen Sie die Zeit, solange es noch geht, und bringen Sie Ihren Söhnen und Töchtern bei, wie man glücklich wird. … Unser Zuhause soll ein Zufluchtsort sein, wo Friede, Hoffnung und Liebe zu spüren sind.10
Erst vor wenigen Tagen las ich den Brief eines Mannes in mittleren Jahren. Der Brief war an seinen Vater gerichtet und darin stand: „Deine Fürsorge um die Familie, deine Belehrungen, das Beispiel, das du mir gegeben hast, haben mich motiviert, das zu tun, was der Herr von mir erwartet. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich gar nicht fehlgehen kann, wenn ich in deine Fußstapfen trete.“ Was für ein weiser und gesegneter Vater, der seinem Sohn ein derartiges Vertrauen mit auf den Weg geben konnte! … Weil sein Vater sich so verhalten hatte – zumindest schrieb er in seinem Brief das Verdienst seinem Vater zu –, wegen des guten Beispiels, das zu Hause vorgelebt wurde, ist er heute ein treues Mitglied dieser Kirche. Er kann in der Welt leben, und dennoch die Gebote des Herrn halten. Sein Verlangen danach, Gutes zu tun, verdankte er dem Elternhaus, wo er aufgewachsen war. In seiner Familie herrschte keine Selbstsucht, sondern Selbstlosigkeit. Seine Eltern waren nicht bestrebt, alles selbstsüchtig für sich zu behalten, was sie bekommen konnten, sondern sahen sich nach denen um, die ihre Hilfe brauchten, sprachen ihnen Mut zu und waren ihnen ein Segen. Alles Reden der Welt hätte das Herz dieses Mannes nicht so formen können; vielmehr war es das Beispiel seiner Eltern, derjenigen, die in dem Haus wohnten, wo er aufgewachsen war.
Ich hege keinen Zweifel, dass es dort, wo wir leben, und in der Welt Hunderte von Männern und Frauen – ja, vielleicht sogar Tausende – gibt, die das Gleiche über das sagen würden, was ihnen ihre Väter und Mütter beigebracht haben. Ich befürchte aber auch, dass einige von uns von den Sitten und Gebräuchen der Welt beeinflusst und von dem Gedanken besessen sind, dass wir der Menge nachlaufen müssen, ungeachtet dessen, woran diese glaubt oder was sie tut. In diesem Fall ist unser Beispiel kein Segen, sondern es kann das Glück unserer Kinder zunichte machen.11
Geben wir sowohl mit dem, was wir täglich tun, als auch mit unseren Worten davon Zeugnis, dass wir glauben, dass dies das Werk des Vaters ist. Dann wird uns unaussprechliche Freude zuteil, und die Kinder, die bei uns aufwachsen, werden an Glauben und Demut zunehmen. Sie werden hinzugefügt bekommen und die Macht erhalten, die Pfeile des Widersachers abzuwehren, deren Ziel sie sind. An die Stelle des Elends, das die Menschenkinder aufgrund von Sünde gelitten haben, werden Trost, Friede und Glück treten, und … Männer und Frauen werden diese Erde bewohnen, die über die Charakterstärke verfügen, den Übeln des Lebens zu trotzen.12 [Siehe Anregung 4 auf Seite 265.]
Indem wir unsere Jugendlichen lieb haben und sie unterweisen, können wir sie vor dem Bösen schützen
Den Heiligen der Letzten Tage sage ich: Bringen Sie Ihren Kindern bei, das Sittengesetz zu befolgen! Lassen Sie sie spüren, dass Ihre Liebe sie immer umgibt, damit sie nicht den geringsten Wunsch verspüren, den Versuchungen des Bösen nachzugeben, denen sie überall ausgesetzt sind. …
Wie bevorzugt sind doch Eltern, die sich zu Hause niedersetzen und die reinen Jungen und Mädchen, deren Geist der Vater im Himmel gezeugt hat und die sie von ihm anvertraut bekommen haben, um sich scharen können. Es macht große Freude, sie zusammenzurufen, damit sie gemeinsam die Segnungen des himmlischen Vaters erlangen und sich freuen, weil sie seinen Geist bei sich haben, und um sie in jungen Jahren so zu formen, dass sie sich auch als Erwachsene ihre Reinheit bewahren.
Meine Brüder und Schwestern, ich bitte Sie inständig, dass Sie die heranwachsende Generation mit mehr Ernsthaftigkeit, mehr Aufmerksamkeit und mehr Geduld als jemals zuvor vor den Fallstricken bewahren, die der Widersacher für sie ausgelegt hat. Viele [Filme], Radioprogramme, Zeitschriften, Bücher und so weiter sind schädlich … Unter Umständen entgleiten uns einige unserer Lieben, es sei denn, wir schaffen einen Ausgleich zu diesen Einflüssen. Dazu müssen wir erbaulichen Unterricht bieten und eine gute Umgebung schaffen; wir müssen den Jugendlichen vom Leben guter Männer und Frauen erzählen, damit sie Nutzen daraus ziehen, und ihnen die Tugenden der Propheten aufzeigen und was das Evangelium Jesu Christi bedeutet. …
Bringen wir unseren Kindern bei, sich rein zu halten und redlich zu sein. Bringen Sie Ihren Söhnen bei, die Tugend ihrer Schwestern und ihrer weiblichen Weggefährten zu schützen. Lehren Sie Ihre Töchter, die Tugend der jungen Männer, mit denen sie Umgang haben, zu schützen. … Wir wollen uns darauf spezialisieren, wenn ich das so sagen darf, unsere Jungen und Mädchen unter dem Einfluss des Geistes Gottes großzuziehen, damit der Widersacher keine Macht hat, sie in die Irre zu führen.13 [Siehe Anregung 5 und 6 auf Seite 265.]
Wenn wir uns als Familie mit dem Evangelium befassen, bindet das unsere Kinder stärker an uns
Brüder und Schwestern, zu Hause haben wir das Recht, ja, die Pflicht, die Familie zusammenzurufen, damit wir uns aneinander erfreuen, uns gegenseitig stärken und stützen und die Wahrheiten aus den heiligen Schriften besprechen. In jeder Familie sollen die Kinder dazu angehalten werden, das Wort des Herrn zu lesen, wie es uns in allen Evangeliumszeiten offenbart worden ist. Wir sollen die Bibel lesen, das Buch Mormon, das Buch Lehre und Bündnisse und die Köstliche Perle. Wir sollen aber zu Hause nicht nur darin lesen, sondern sie unseren Kindern auch auslegen, damit sie verstehen, wie … Gott mit den Völkern der Erde umgeht.
Probieren wir doch aus, ob uns das in Zukunft nicht öfter gelingt als in der Vergangenheit. Machen wir es uns zum Grundsatz und zur Gewohnheit, die Familie zu Hause zusammenzurufen, und lassen wir darin nicht nach. Jeder soll sich selbst fragen: „Habe ich in der Familie meine Pflicht erfüllt, indem ich die heiligen Schriften lese und das Evangelium so lehre, wie es durch die Propheten des Herrn offenbart worden ist? Habe ich eine enge Beziehung zu meinen Kindern aufgebaut und unser Zuhause zu einem angenehmen Ort gemacht – einem Ort, der Andacht, Liebe, Verständnis und Hingabe widerspiegelt?“
Falls nicht, sollen wir von diesem Versäumnis umkehren, unsere Kinder um uns scharen und sie die Wahrheit lehren. …
„Habe ich mein Haus in Ordnung gebracht?“ Jeder sollte sich im Herzen diese Frage stellen. Es geht nicht darum, ob mein Nachbar das getan hat, sondern darum, ob ich getan habe, was der Herr von mir verlangt.14
Unsere Kinder sind die kostbarste Gabe, der der Vater im Himmel uns gewährt. Wenn es uns gelingt, ihre Schritte auf dem Weg zur Errettung zu lenken, bringt das sowohl ihnen als auch uns ewige Freude. …
Sie bleiben uns näher, wenn wir als Familie öfter zusammenzukommen. In der Kirche werden wir angehalten, mindestens einen Abend in der Woche dem Familienabend zu widmen, an dem die ganze Familie zusammenkommt, um miteinander Spaß zu haben, gemütlich um den Kamin herum zu sitzen und miteinander über das zu sprechen, was von großem und bleibendem Wert ist. …
Im Jahr 1915 wandte sich die Erste Präsidentschaft zu diesem Thema in einem Schreiben an die „Pfahlpräsidenten, Bischöfe und Eltern in Zion“. Ich zitiere daraus:
„Wir raten dringend dazu, dass in der ganzen Kirche ein ‚Familienabend‘ eingeführt wird, an dem die Väter und Mütter ihre Jungen und Mädchen zu Hause um sich scharen und sie das Wort des Herrn lehren. … Bei diesem ‚Familienabend‘ soll die Familie beten, Kirchenlieder und andere Lieder singen, gemeinsam musizieren, in den heiligen Schriften lesen und Familienangelegenheiten behandeln. Auch zur Sprache kommen sollen einzelne Grundsätze des Evangeliums, ethische Fragen sowie die Aufgaben der Kinder und welche Verpflichtung sie gegenüber den Eltern, der Familie, der Kirche, der Gesellschaft und dem Land haben.“
Denen, die dieser Aufforderung nachkommen, wurde folgender Segen verheißen:
„Wenn die Heiligen diesen Rat befolgen, verheißen wir ihnen große Segnungen. Die Liebe in der Familie und der Gehorsam gegenüber den Eltern werden zunehmen. Glaube wird im Herzen der Jugend Israels keimen und sie wird die Kraft erlangen, die Einflüsse des Bösen und die Versuchungen, die sie plagen, zu bekämpfen.“
Diese Grundsätze und Verheißungen sind noch immer gültig.15
Ach, wenn der Familienabend unter den Heiligen der Letzten Tage doch nur Realität wäre! Wenn wir an einem Abend in der Woche bei unseren Lieben blieben und beeinflusst vom Geist des Herrn diejenigen, die der Herr uns mit dem besonderen Auftrag, sie zu unterweisen, anvertraut hat, um den Kamin herum versammelten, wären heutzutage viele Familien glücklich, die stattdessen betrübt, zerrüttet und verzweifelt sind. …
Wenn wir die Welt und alles, was von außen hereindrängt, aussperren und mit der Macht des Gebets und der Danksagung unseren Söhnen und Töchtern diese tiefen Wahrheiten vermitteln, die der Herr uns zu unserem und ihrem Wohl überlassen hat, wird sich wahrhaftig Glaube entwickeln. Ich hoffe, dass es uns möglich ist, umzukehren, falls wir von diesem Rat abgewichen sind. Scharen wir unsere Kinder um uns und machen wir unser Zuhause zu einem Ort, wo der Geist des Herrn immer zugegen sein kann. Wenn wir unseren Teil tun, können wir gewiss sein, dass auch der Vater im Himmel seinen Beitrag leisten wird.16 [Siehe Anregung 7 auf Seite 265.]
Anregungen für Studium und Unterricht
Beachten Sie diese Anregungen, wenn Sie sich mit dem Kapitel befassen oder sich auf den Unterricht vorbereiten. Weitere Hinweise finden Sie auf Seite Vff.
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Denken Sie über die Geschichte auf Seite 253f. nach. Warum war George Albert Smith wohl imstande, seiner Tochter Edith wirklich etwas beizubringen? Denken Sie an eine Zeit in Ihrer Jugend zurück, als Ihnen Ihre Eltern etwas beigebracht haben, was Ihr weiteres Leben geprägt hat. Warum hat sich das so nachhaltig ausgewirkt?
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Befassen Sie sich mit dem ersten Abschnitt der Lehren von George Albert Smith (Seite 254ff.) und mit Lehre und Bündnisse 93:37-40. Warum hat der Herr wohl den Eltern – und niemandem sonst – die Verantwortung übertragen, ihre Kinder im Evangelium zu unterweisen? Wie können die Organisationen innerhalb der Kirche die Eltern dabei unterstützen? Wie können die Verwandten helfen? Sollten Sie keine Kinder haben, überlegen Sie, wie Sie guten Einfluss auf die Jugendlichen in der Kirche nehmen und so die Eltern in ihrer Aufgabe unterstützen können.
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Denken Sie über die Geschichte auf Seite 256ff. nach. Inwieweit profitieren Kinder davon, wenn Eltern Zeit mit ihnen verbringen? Welche „Sorgen und … [Genüsse] des Lebens“ (Seite 256) könnten uns dazu bringen, unsere familiären Pflichten zu vernachlässigen? Wie können wir dieser Ablenkungen Herr werden?
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Lesen Sie den Abschnitt, der auf Seite 259 beginnt. Überlegen Sie, wie Sie zu den „Gebräuchen der Welt“ stehen und wie sich Ihre Einstellung auf Ihre Kinder auswirken kann. Wie können wir unseren Kindern „mit dem, was wir täglich tun,“ so Zeugnis geben, dass es sich ihnen einprägt?
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Vor welchen Versuchungen stehen Kinder und Jugendliche an Ihrem Wohnort? Befassen Sie sich mit dem Abschnitt, der auf Seite 260 beginnt. Achten Sie darauf, was Eltern, Großeltern und andere tun können, um den Jugendlichen dabei zu helfen, Versuchungen standzuhalten.
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Präsident Smith gibt den Rat, dass wir uns darauf spezialisieren sollen, unsere Kinder unter dem Einfluss des Geistes zu erziehen (siehe Seite 261). Was bedeutet das für Sie? Was können Eltern tun, um sich darauf zu spezialisieren, ihre Kinder in Rechtschaffenheit großzuziehen?
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Auf Seite 263f. geht Präsident Smith auf einige der Verheißungen ein, die den Familien gemacht worden sind, die regelmäßig den Familienabend abhalten. Wie haben sich diese Verheißungen in Ihrer Familie erfüllt? Was würden Sie einer Familie raten, die noch nie den Familienabend abgehalten hat, aber gern damit anfangen würde?
Einschlägige Schriftstellen: Sprichwörter 22:6; Jesaja 54:13; Enos 1:1-3; Mosia 4:14,15; Alma 56:45-48; Lehre und Bündnisse 68:25-31; siehe auch „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, November 2010, Rückumschlag.
Unterrichtshilfe: „Brechen Sie ein gutes Unterrichtsgespräch nicht allzu früh ab, bloß weil Sie noch allen Lehrstoff bringen wollen, den Sie vorbereitet haben. Natürlich ist es wichtig, den Lehrstoff durchzunehmen, doch noch wichtiger ist es, den Lernenden zu helfen, den Einfluss des Geistes zu spüren, etwas zu klären, was unklar war, das Evangelium besser verstehen zu lernen und sich vermehrt zu verpflichten, die Gebote zu halten.“ (Lehren, die größte Berufung, Seite 64.)