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Kapitel 1: Wir brauchen lebende Propheten


Kapitel 1

Wir brauchen lebende Propheten

Einleitung

Von den Tagen Adams an tut der Herr seinen Kindern seinen Willen unter anderem durch Propheten kund (siehe Amos 3:7). Propheten lehren uns den Willen Gottes und offenbaren sein göttliches Wesen. Sie predigen Rechtschaffenheit und verurteilen Sünde, und wenn es ihnen eingegeben wird, sagen die Propheten künftige Ereignisse vorher. Am wichtigsten ist jedoch, dass Propheten Zeugnis für Jesus Christus ablegen. Der Herr hat verheißen: Wenn wir den Worten des Propheten „Beachtung schenken“, werden „die Pforten der Hölle [uns] nicht überwältigen; ja, und der Herr, Gott, wird die Mächte der Finsternis vor [uns] zerstreuen und die Himmel zu [unserem] Guten und um der Herrlichkeit seines Namens willen erbeben lassen“ (LuB 21:4,6). Mit Propheten, die uns führen, können wir uns hinsichtlich des Willens Gottes in Bezug auf uns sicher sein. Wir können sicher sein, dass wir in der schwierigen Zeit, in der wir leben, besser zurechtkommen, wenn wir dem Rat der lebenden Propheten folgen.

Kommentar

1.1

Der Herr tut den lebenden Propheten in unserer Zeit seinen Willen ebenso kund, wie er es auch in der Vergangenheit getan hat

Präsident Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass Propheten – von Adam an bis zum derzeitigen Präsidenten der Kirche – einen wichtigen Teil im Plan des Herrn einnehmen:

„Die erste Evangeliumszeit war die Adams. Dann kamen die Evangeliumszeiten von Henoch, Noach, Abraham, Mose und anderen [siehe Schriftenführer, „Evangeliumszeit“]. Jeder Prophet hatte von Gott den Auftrag, das göttliche Wesen und die Lehre vom Herrn Jesus Christus zu verkünden. In jedem Zeitalter waren diese Lehren dazu gedacht, den Menschen zu helfen. Aber deren Ungehorsam führte zum Abfall vom Glauben. …

Es war also eine vollständige Wiederherstellung notwendig. Gott der Vater und Jesus Christus beriefen Joseph Smith als den Propheten dieser Evangeliumszeit. Alle göttlichen Kräfte früherer Evangeliumszeiten sollten durch ihn wiederhergestellt werden.“ („Die Sammlung Israels aus der Zerstreuung“, Liahona, November 2006, Seite 79f.; Hervorhebung hinzugefügt.)

Diese letzte Evangeliumszeit begann mit der Berufung eines Propheten – Joseph Smith. Wie in vergangenen Evangeliumszeiten erfahren Gottes Kinder seinen Willen durch Offenbarung.

Präsident James E. Faust (1920–2007) von der Ersten Präsidentschaft hat über die Notwendigkeit fortlaufender Offenbarung gesprochen:

„[Viel Offenbarung hat sich], wie in alter Zeit, auf die Lehre bezogen, manches aber auch auf Abläufe in der Kirche und auf Vorgehensweisen. Dabei hat es sich in den seltensten Fällen um spektakuläre Ereignisse gehandelt. Präsident John Taylor hat gesagt: ‚In der Offenbarung, die Adam empfangen hat, wurde Noach nicht angewiesen, die Arche zu bauen; in der Offenbarung, die Noach empfangen hat, wurde Lot nicht aufgefordert, Sodom zu verlassen. In keiner dieser Offenbarungen war davon die Rede, dass die Israeliten Ägypten verlassen sollten. Jeder bekam für sich Offenbarungen.‘ (Millennial Star, 1. November 1847, Seite 323.)“ (Siehe „Fortdauernde Offenbarung“, Der Stern, August 1996, Seite 5; Hervorhebung hinzugefügt.)

Präsident Hugh B. Brown (1883–1975) von der Ersten Präsidentschaft beschrieb ein Gespräch, das er mit einem Mitglied des Britischen Unterhauses hatte. Der Mann war Richter am Obersten Gerichtshof von England gewesen und gehörte nicht der Kirche an. In dem Gespräch ging es darum, dass Propheten und die Offenbarung, die sie empfangen, notwendig sind.

„[Ich sagte:] ‚Demnach darf ich also mit vollem Ernst behaupten, dass es in biblischer Zeit Gottes Gepflogenheiten entsprach, zu Menschen zu sprechen.‘

[Er antwortete:] ‚Das will ich wohl gelten lassen, aber kurz nach dem ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung hat es aufgehört.‘

‚Was glauben Sie, warum es aufgehört hat?‘

‚Das weiß ich nicht.‘

‚Glauben Sie, dass Gott seitdem nicht wieder gesprochen hat?‘

‚Meines Wissens nicht.‘ …

‚Vielleicht darf ich ein paar Vorschläge machen: Es könnte ja sein, dass Gott nicht mehr zu den Menschen spricht, weil er es nicht vermag. Er hat die Macht dazu verloren.‘

Darauf sagte er: ‚Das wäre doch gotteslästerlich.‘

‚Nun, wenn Ihnen das nicht gefällt: Vielleicht spricht er deshalb nicht mehr zu den Menschen, weil er uns nicht mehr liebt. Die Angelegenheiten der Menschen interessieren ihn nicht mehr.‘

‚Nein‘, sagte er, ‚Gott liebt alle Menschen, und er sieht nicht auf die Person.‘

‚Nun, … dann scheint mir die einzige mögliche Antwort zu sein, dass wir ihn nicht brauchen. Wir sind in der Wissenschaft derart rapide fortgeschritten und dermaßen hoch gebildet, dass wir Gott nicht mehr brauchen.‘

Da sagte er mit Blick auf den bevorstehenden [Zweiten Weltkrieg] mit bebender Stimme: ‚Mr. Brown, zu keiner Zeit in der Weltgeschichte war die Stimme Gottes so nötig wie heute. Vielleicht können Sie mir sagen, warum er nicht spricht.‘

Darauf antwortete ich: ‚Er spricht, und er hat gesprochen; aber der Mensch muss glauben, um ihn zu hören.‘

Dann machten wir uns daran, etwas zu erarbeiten, was ich als ‚Profil eines Propheten‘ bezeichnen würde. …

[Der Richter] saß da und hörte aufmerksam zu. Dann stellte er ein paar wohlüberlegte und eindringliche Fragen und zum Schluss meinte er: ‚Mr. Brown, ich frage mich nur, ob Ihren Mitgliedern bewusst ist, wie bedeutsam diese Botschaft ist. Ist es Ihnen bewusst?‘ Er erklärte: ‚Wenn das, was Sie mir da gesagt haben, wahr ist, dann ist das die herrlichste Botschaft auf dieser Welt, seit die Engel die Geburt Christi verkündet haben.‘“ (Herbst-Generalkonferenz 1967; Hervorhebung hinzugefügt; siehe auch „The Profile of a Prophet“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 4. Oktober 1955, Seite 2, 3, 5, 8, speeches.byu.edu; siehe auch „Das Profil eines Propheten“, Liahona, Juni 2006, Seite 12f., 15.)

1.2

Die Probleme unserer Zeit mit von Gott gegebenen Lösungen angehen

Der Prophet Joseph Smith (1805–1844) hat gesagt, dass wir unentwegt Weisung von Gott brauchen, „die den Umständen entspricht“, in denen sich die Menschen in dieser Evangeliumszeit befinden (History of the Church, 5:135). Er sagte auch: „Wir sind in einer ganz anderen Lage als jedes andere Volk, das es je auf der Erde gegeben hat. Daher lassen sich frühere Offenbarungen nicht an unsere Verhältnisse anpassen“ und wir brauchen einzigartige Offenbarung und Weisung (History of the Church, 2:52; siehe auch Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, 2007, Seite 214). „Wir glauben alles, was Gott offenbart hat, und alles, was er jetzt offenbart; und wir glauben, dass er noch viel Großes und Wichtiges offenbaren wird, was das Reich Gottes betrifft.“ (9. Glaubensartikel.)

In einer Offenbarung, die 1883 Präsident John Taylor (1808–1887) gegeben wurde, hat der Herr verheißen, dass er die Kirche weiterhin mit Offenbarungen segnen werde:

„Ich will euch von Zeit zu Zeit auf dem von mir bestimmten Weg alles offenbaren, was für die zukünftige Entwicklung und Vervollkommnung meiner Kirche, für die Ordnung und Ausbreitung meines Reiches und für den Aufbau und die Errichtung meines Zions notwendig ist.“ (James R. Clark, Hg., Messages of the First Presidency of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, 1965, 2:354.)

Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat die Mitglieder daran erinnert, dass in der Kirche sowohl Wandel als auch Beständigkeit durch Offenbarung vorgegeben werden:

„Wie in der Vergangenheit wird es auch in Zukunft Änderungen geben. Ob die führenden Brüder [die Propheten und Apostel] Änderungen vornehmen oder nicht, hängt ausschließlich von den Weisungen ab, die sie auf dem Wege empfangen, der zu Beginn festgelegt wurde.

Die Lehren bleiben gleich und sind ewig; die Organisation, die Programme und Verfahrensweisen ändern sich, wie der, dessen Kirche es ist, es anweist.“ („Revelation in a Changing World“, Ensign, November 1989, Seite 16.)

Präsident John Taylor (1808–1887) sprach darüber, dass zur wahren Religion des Herrn auch heute Offenbarung gehört und dass sie unerlässlich ist:

„Wir glauben daran, dass ein Mensch die Verständigung mit Gott braucht, dass er Offenbarung von ihm braucht und dass er, wenn er nicht unter dem Einfluss der Inspiration des Heiligen Geistes steht, nichts über die Dinge Gottes wissen kann. … Wer hat je von wahrer Religion ohne Verständigung mit Gott gehört? Für mich ist das das Absurdeste, was ein Mensch sich ausdenken kann. Wenn die Menschen im Allgemeinen das Prinzip gegenwärtiger Offenbarung ablehnen, wundert es mich nicht, dass Skepsis und Treulosigkeit so erschreckend überhandnehmen. Es wundert mich nicht, dass so viele Menschen der Religion mit Verachtung begegnen und sie nicht der Aufmerksamkeit eines intelligenten Wesens für wert erachten, denn ohne Offenbarung ist Religion ein Possenspiel und eine Farce. …

Der Grundsatz gegenwärtiger Offenbarung ist also ‚die‘ Grundlage unserer Religion.“ („Discourse by Elder John Taylor“, Deseret News, 4. März 1874, Seite 68; Hervorhebung hinzugefügt; siehe auch Lehren der Präsidenten der Kirche: John Taylor, 2001, Seite 157ff.)

1.3

In dieser Evangeliumszeit gibt es fortdauernd Offenbarung

Joseph Smith empfängt Offenbarung

Der Prophet Joseph Smith offenbarte den Heiligen die Absichten und den Willen Gottes.

Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) hat bezeugt, dass in unserer Evangeliumszeit fortwährend Offenbarung an uns ergeht:

„Ich sage demutsvoll und doch mit der Macht und Kraft des Zeugnisses, das in meiner Seele brennt, dass Gott nicht aufgehört hat zu sprechen, und zwar vom Propheten der Wiederherstellung an bis zum heutigen Propheten – die Vollmacht ist beständig da, und ein strahlend helles Licht scheint immerfort. Die Stimme des Herrn ist eine stete Melodie und ein Aufruf mit Donnerhall.“ („Revelation: The Word of the Lord to His Prophets“, Ensign, Mai 1977, Seite 78; siehe auch Lehren der Präsidenten der Kirche: Spencer W. Kimball, 2006, Seite 285.)

Präsident George Q. Cannon (1827–1901) von der Ersten Präsidentschaft hat erklärt:

„Diese Kirche war vom Tag ihrer Gründung an bis jetzt nie auch nur eine Stunde, ja, ich möchte sagen, nie auch nur einen Augenblick ohne Offenbarung. Sie war nie ohne einen Mann in unserer Mitte, der uns als Volk die Absicht und den Willen Gottes kundtun kann, der uns aufzeigen kann, was wir tun sollen, der uns die Lehren Christi vermitteln kann, der uns darauf hinweisen kann, was falsch oder unrichtig ist, und der uns zu allen Angelegenheiten, die in unseren Erfahrungsbereich fallen und die wir beachten müssen, den notwendigen Rat und die notwendigen Anweisungen geben kann. Das war schon immer so.“ (Discourse by President George Q. Cannon“, Deseret News, 21. Januar 1885, Seite 3; Hervorhebung hinzugefügt.)

1.4

Die Kirche des Herrn ist auf das Fundament der Propheten und Apostel gebaut

Kollegium der Zwölf Apostel, 2009

Das Kollegium der Zwölf Apostel, 2009

Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat bezeugt:

„Dies ist die wiederhergestellte Kirche Jesu Christi. Wir sind Heilige der Letzten Tage. Wir bezeugen, dass sich die Himmel geöffnet haben, dass der Schleier sich geteilt hat, dass Gott gesprochen und Jesus Christus sich kundgetan hat, worauf die Übertragung göttlicher Vollmacht folgte.

Jesus Christus ist der Eckstein dieses Werkes, das ‚auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut ist’ (Epheser 2:20).“ („Die wunderbare Grundlage unseres Glaubens“, Liahona, November 2002, Seite 81.)

Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat dargelegt, weshalb wir auch heute das Fundament der Apostel und Propheten benötigen:

„Das Fundament der Apostel und Propheten für die Kirche war demnach als Segen für alle Zeiten gedacht, aber insbesondere in Zeiten von Widrigkeiten oder Gefahr, Zeiten, in denen wir uns wie Kinder fühlen, verwirrt, vielleicht ein wenig ängstlich, Zeiten, in denen die Verschlagenheit von Menschen oder die Boshaftigkeit des Teufels uns verunsichern oder täuschen wollen. … Zur Zeit des Neuen Testaments, des Buches Mormon und in der heutigen Zeit bilden diese Beamten den Grundstein der wahren Kirche. Sie umgeben den Schlussstein und beziehen von ihm ihre Kraft, vom ‚Fels unseres Erlösers …, und das ist [Jesus] Christus, der Sohn Gottes‘ [Helaman 5:12].“ („Propheten, Seher und Offenbarer“, Liahona, November 2004, Seite 7.)

1.5

Die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel sind Propheten, Seher und Offenbarer

Präsident Harold B. Lee (1899–1973) hat erklärt, was es bedeutet, wenn wir die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel als Propheten, Seher und Offenbarer bestätigen:

Alle Mitglieder der Ersten Präsidentschaft und der Zwölf werden regelmäßig als ‚Propheten, Seher und Offenbarer‘ bestätigt. … Das bedeutet, dass jeder der Apostel, die auf diese Weise erwählt und ordiniert worden sind, über die Kirche präsidieren könnte, wenn er ‚von der Körperschaft [womit das gesamte Kollegium der Zwölf gemeint sein wird] erwählt, zu diesem Amt bestimmt und ordiniert und vom Vertrauen, Glauben und Gebet der Kirche getragen‘ würde, um aus einer Offenbarung zu diesem Thema zu zitieren; dabei muss allerdings die Bedingung erfüllt sein, dass er das dienstälteste Mitglied, der Präsident dieser Körperschaft ist (siehe LuB 107:22).“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Harold B. Lee, 2000, Seite 82.)

Präsident J. Reuben Clark Jr. (1871–1961) von der Ersten Präsidentschaft hat erklärt:

„Einigen Generalautoritäten [den Aposteln] ist eine besondere Berufung übertragen worden. Sie besitzen eine besondere Gabe; sie sind als Propheten, Seher und Offenbarer bestätigt worden, was ihnen eine besondere geistige Gabe für die Unterweisung der Mitglieder verleiht. Sie haben das Recht, Gottes Volk die Macht und die Vollmacht, die Absicht und den Willen Gottes zu verkünden, wobei sie der alles umfassenden Macht und Vollmacht des Präsidenten der Kirche unterstehen.“ („When Are Church Leaders’ Words Entitled to Claim of Scripture?”, Church News, 31. Juli 1954, Seite 9; Hervorhebung hinzugefügt.)

1.6

Was ist ein Prophet, Seher und Offenbarer?

1.6.1

Prophet

Jesus Christus

Ein Prophet ist „jemand, der von Gott berufen ist und für ihn spricht. Als Bote Gottes empfängt ein Prophet Gebote, Prophezeiungen und Offenbarungen von Gott. Es ist seine Aufgabe, der Menschheit Gottes Willen und wahres Wesen bekannt zu machen und die Bedeutung seines Umgangs mit ihnen aufzuzeigen. Ein Prophet prangert Sünde an und sagt ihre Folgen vorher. Er ist ein Prediger der Rechtschaffenheit. Gelegentlich können Propheten durch Inspiration zum Nutzen der Menschen die Zukunft vorhersagen. Die Hauptaufgabe eines Propheten ist es jedoch, Zeugnis von Christus zu geben. Heutzutage ist der Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage Gottes Prophet auf Erden. Die Mitglieder der Ersten Präsidentschaft und die Zwölf Apostel werden als Propheten, Seher und Offenbarer bestätigt.“ (Schriftenführer, „Prophet“, scriptures.lds.org; Hervorhebung hinzugefügt.)

1.6.2

Seher

Jesaja sagt die Geburt Christi vorher

Als Seher sah Jesaja in die Zukunft.

Ein Seher ist „jemand, der von Gott bevollmächtigt ist, mit geistigem Auge Dinge zu sehen, die Gott vor der Welt verborgen hat (Mose 6:35-38). Er ist ein Offenbarer und ein Prophet (Mosia 8:13-16). Im Buch Mormon lehrte Ammon, dass nur ein Seher besondere Übersetzer oder einen Urim und Tummim benutzen könne (Mosia 8:13; 28:16). Ein Seher kennt die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vor alters wurde ein Prophet oft ein Seher genannt (1 Samuel 9:9; 2 Samuel 24:11).

Joseph Smith ist der große Seher der Letzten Tage (LuB 21:1; 135:3). Darüber hinaus werden die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf als Propheten, Seher und Offenbarer bestätigt.“ (Schriftenführer, „Seher“, scriptures.lds.org; Hervorhebung hinzugefügt.)

Elder John A. Widtsoe (1872–1952) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt:

„Ein Seher ist jemand, der mit geistigen Augen sieht. Er begreift die Bedeutung dessen, was anderen unverständlich erscheint; deshalb kann er ewige Wahrheit auslegen und deutlich machen. Kurz gesagt, er ist jemand, der sieht, der mit offenen Augen im Licht des Herrn wandelt [siehe Mosia 8:15-17].“ (Evidences and Reconciliations, Hg. G. Homer Durham, 3 Bände, Band 1,1960, Seite 258.)

Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) beschrieb einen seiner Ratgeber als jemanden, der die Sehergabe besitzt:

„Präsident Harold B. Lee ist ein Pfeiler der Wahrheit und Rechtschaffenheit, ein wahrer Seher, der große Geisteskraft, Einsicht und Weisheit besitzt und dessen Erkenntnis und Verständnis von der Kirche und dem, was in der Kirche vonnöten ist, die jedes anderen übersteigt.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1970; oder Improvement Era, Juni 1970, Seite 27.)

1.6.3

Offenbarer

Als Offenbarer tun die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel den Willen des Herrn kund – das, was sich der Herr für die Kirche und für die Menschen im Allgemeinen wünscht. Sie offenbaren seinen Willen sowohl in geistigen als auch in zeitlichen Angelegenheiten, auch wenn für den Herrn alles geistig ist (siehe LuB 29:34). Sie vermitteln die Lehre, leiten die Priestertumskollegien und Hilfsorganisationen an, beaufsichtigen den Bau von Gemeindehäusern und Tempeln und tun, was immer sonst noch nötig ist, damit „das Evangelium bis an die Enden der Erde hinrollen [wird]; gleichwie der Stein, der sich ohne das Zutun von Händen vom Berg löst, dahinrollen wird, bis er die ganze Erde erfüllt“ (LuB 65:2).

Elder John A. Widtsoe (1872–1952) hat gesagt:

„Ein Offenbarer offenbart mit der Hilfe des Herrn etwas, was zuvor nicht bekannt war. Es mag sich dabei um neue oder in Vergessenheit geratene Wahrheiten handeln oder um die neue oder in Vergessenheit geratene Anwendung bereits bekannter Wahrheiten, zugeschnitten auf die Bedürfnisse des Menschen.“ (Evidences and Reconciliations, Seite 258.)

1.7

Propheten helfen uns, Glauben an Jesus Christus zu entwickeln

Wenn man die Worte der lebenden Propheten hört und sie befolgt, stärkt dies den Glauben an Jesus Christus (siehe Römer 10:17). Der Prophet Joseph Smith (1805–1844) hat gesagt: „Der Glaube kommt, wenn man das Wort Gottes durch das Zeugnis der Knechte Gottes hört, und dieses Zeugnis geht immer mit dem Geist der Prophezeiung und Offenbarung einher [siehe Offenbarung 19:10].“ (In History of the Church, 3:379; Hervorhebung hinzugefügt.) Propheten verkünden das Wort Gottes durch den Geist der Prophezeiung, sodass diejenigen, die es hören, Glauben an Christus ausüben können.

Weil der Vater im Himmel seine Kinder liebt und „das Unheil kennt, das über die Bewohner der Erde kommen soll“ (LuB 1:17), hat er eine Lösung vorbereitet: Durch den Propheten Joseph Smith hat er die Fülle des Evangeliums Jesu Christi wiederhergestellt. Auf diese Weise hat der Herr den Weg bereitet, damit „der Glaube auf Erden zunehme“ (LuB 1:21). Er hat verheißen: „Mögen auch die Himmel und die Erde vergehen, mein Wort wird nicht vergehen, sondern wird sich gänzlich erfüllen, sei es durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.“ (LuB 1:38.) Wenn wir durch die Lehren der Propheten das Wort des Herrn hören und miterleben, wie es sich erfüllt, wächst unser Glaube. Dieser Glaube schenkt uns Frieden, Hoffnung und Freude – selbst in einer Welt, die von Zweifeln, Schlechtigkeit und Katastrophen geplagt wird.

1.8

Die Propheten lehren zu unserem Nutzen

Denjenigen, die sich dem Rat und der Warnung der Propheten vielleicht widersetzen wollen, hat Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) versichert:

„Seien Sie gewiss, dass unsere Bitten nicht auf irgendwelchen selbstsüchtigen Wünschen beruhen. Seien Sie gewiss, dass wir keine Warnung ohne Anlass und Grund aussprechen. Seien Sie gewiss, dass die Entscheidung, sich zu verschiedenen Angelegenheiten zu äußern, nicht ohne reifliche Überlegung, Gespräche und Gebete getroffen wird. Seien Sie gewiss, dass unser einziges Ziel darin besteht, Ihnen bei Ihren Problemen und Anstrengungen, in Ihrer Familie und im Leben zu helfen. …

Wir wünschen dabei nichts für uns selbst, … wir wünschen nur, dass unsere Brüder und Schwestern glücklich sind, dass in ihrer Familie Frieden und Liebe herrschen und dass sie bei all ihren rechtschaffenen Unternehmungen durch die Macht des Allmächtigen gesegnet werden.“ („The Church Is on Course“, Ensign, November 1992, Seite 59f.)

1.9

Sicherheit stellt sich dann ein, wenn man die Lehren der lebenden Propheten kennt und sich nach ihnen richtet

Konferenzzentrum, Generalkonferenz

Im Konferenzzentrum während einer Generalkonferenz der Kirche

Die zeitlichen und geistigen Gefahren, denen sich die Welt heute gegenübersieht, sind ein Beweis dafür, wie sehr wir Führung durch einen Propheten brauchen. Präsident James E. Faust (1920–2007) von der Ersten Präsidentschaft hat beschrieben, wie wir vor diesen Gefahren sicher sein können:

„Uns ist verheißen, dass der Präsident der Kirche als Offenbarer für die Kirche für alle Mitglieder Weisung empfängt. Wir befinden uns nur dann in Sicherheit, wenn wir auf das hören, was er sagt, und seinen Rat befolgen.“ („Fortdauernde Offenbarung“, Der Stern, August 1996, Seite 6; Hervorhebung hinzugefügt.)

Elder Quentin L. Cook vom Kollegium der Zwölf Apostel hat ein Beispiel dafür angeführt, wie die treuen Mitglieder der Kirche auch früher schon durch die Lehren der Propheten vor Gefahren beschützt worden sind:

Die Propheten sind inspiriert, uns Prioritäten zu nennen, die uns vor Gefahren schützen. Zum Beispiel war Präsident Heber J. Grant, der von 1918 bis 1945 Prophet war, inspiriert, die Mitglieder verstärkt zu ermahnen, das Wort der Weisheit zu befolgen [siehe Lehren der Präsidenten der Kirche: Heber J. Grant, 2002, Seite 207–215], jenen Grundsatz mit einer Verheißung, den der Herr dem Propheten Joseph Smith offenbart hat [siehe LuB 89]. Er betonte, dass man weder rauchen noch Alkohol trinken darf, und wies die Bischöfe an, diese Grundsätze beim Tempelinterview anzusprechen.

Damals galt das Rauchen in der Gesellschaft als wohltuend und sogar schick. Die Mediziner erhoben kaum Bedenken, denn die wissenschaftlichen Studien, die das Rauchen mit verschiedenen Krebsarten in Verbindung brachten, lagen noch weit in der Zukunft. Präsident Grant gab seinen Rat mit großem Nachdruck, und wir wurden bekannt als ein Volk, das weder Alkohol noch Nikotin anrührt. …

Wenn unsere Mitglieder, besonders die Jugend, das Wort der Weisheit befolgten, war das wie eine Schutzimpfung gegen den Drogenkonsum und die damit verbundenen gesundheitlichen und moralischen Gefahren.“ („Schenkt den Worten der Propheten Beachtung!“, Liahona, Mai 2008, Seite 48f.; Hervorhebung hinzugefügt.)

Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat warnend darauf hingewiesen, dass wir Sicherheit nur dann finden, wenn wir den Worten des lebenden Propheten folgen, und deshalb vor Hindernissen auf der Hut sein müssen, die manch einen davon abhalten, den Worten des Propheten Beachtung zu schenken:

„Meine Brüder und Schwestern, es ist großartig, einen Propheten Gottes bei uns zu haben. … Wenn wir den Ratschlag des Herrn hören, der durch die Worte des Präsidenten der Kirche zum Ausdruck gebracht wird, sollen wir ihn gleich und gern befolgen. Die Geschichte hat gezeigt, dass Sicherheit, Frieden, Wohlstand und Glücklichsein folgen, wenn wir wie Nephi vor alter Zeit auf den Rat des Propheten hören: ‚Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat.‘ (1 Nephi 3:7.)

Wir kennen das Erlebnis von Naaman, der an Aussatz erkrankt war, sich schließlich an Elischa wandte und von ihm angewiesen wurde: ‚Geh und wasch dich siebenmal im Jordan! Dann wird dein Leib wieder gesund und du wirst rein.‘ (2 Könige 5:10.)

Zuerst mochte Naaman Elischas Ratschlag nicht befolgen. Er verstand nicht, was von ihm verlangt worden war – sich siebenmal im Jordan zu waschen. Mit anderen Worten: Sein Stolz und seine Sturheit hielten ihn davon ab, die Segnungen des Herrn durch dessen Propheten anzunehmen. Zum Glück ging er schließlich hinab und tauchte siebenmal im Jordan unter, ‚wie ihm der Gottesmann befohlen hatte. Da wurde sein Leib gesund wie der Leib eines Kindes, und er war rein‘ (2 Könige 5:14).

Wie demütig muss es Naaman gemacht haben, als er erkannte, wie nah er daran gewesen war, durch seinen eigenen Stolz und seine mangelnde Bereitschaft, auf den Rat des Propheten zu hören, diese großartige und reinigende Segnung nicht zu erlangen. Und wie demütig macht es uns, wenn wir bedenken, wie viele von uns große und verheißene Segnungen nicht erhalten, weil wir auf die relativ einfachen Aussagen des Propheten der heutigen Zeit nicht hören und sie nicht befolgen. …

Ich gebe Ihnen heute eine Verheißung. Sie ist sehr einfach, aber trotzdem wahr. Wenn Sie auf den lebenden Propheten und die Apostel hören und auf unseren Rat achten, werden Sie nicht in die Irre gehen.“ („Sein Wort sollt ihr empfangen“, Liahona, Juli 2001, Seite 80f.; Hervorhebung hinzugefügt.)

Präsident Dieter F. Uchtdorf von der Ersten Präsidentschaft hat uns daran erinnert, dass wir Segnungen empfangen, wenn wir den inspirierten Antworten folgen, die uns durch den Propheten gegeben werden:

„Es gibt auf der Erde einen lebenden Propheten. … Er kennt unsere Schwierigkeiten und Ängste. Er hat inspirierte Antworten. …

Die Propheten sprechen klar und deutlich im Namen des Herrn zu uns. Das Buch Mormon bestätigt: ‚Denn der Herr, Gott, gibt dem Verständnis Licht; denn er spricht zu den Menschen gemäß ihrer Sprache zu ihrem Verständnis.‘ (2 Nephi 31:3.)

Es liegt an uns, dem Herrn nicht nur zuzuhören, sondern auch nach seinem Wort zu handeln, damit wir die Segnungen der Verordnungen und der Bündnisse des wiederhergestellten Evangeliums beanspruchen können. Er sagte: ‚Ich, der Herr, bin verpflichtet, wenn ihr tut, was ich sage; tut ihr aber nicht, was ich sage, so habt ihr keine Verheißung.‘ (LuB 82:10.)

Zeitweilig fühlen wir uns vielleicht überfordert, sind verletzt oder stehen kurz davor aufzugeben – während wir uns doch so sehr bemühen, perfekte Mitglieder der Kirche zu sein. Seien Sie gewiss – es gibt Balsam in Gilead. Hören wir auf die Propheten unserer Zeit, denn sie helfen uns dabei, uns auf das zu konzentrieren, was im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder im Mittelpunkt steht.“ („Die weltweite Kirche wird durch die Stimme der Propheten gesegnet“, Liahona, November 2002, Seite 12.)

1.10

Es ist uns ein großes Bedürfnis, den Propheten Gehör zu schenken

Präsident Harold B. Lee (1899–1973) hat erläutert, wie wichtig es ist, auf den Propheten zu hören, selbst wenn unsere eigenen Vorstellungen von seinem Rat abweichen sollten:

„Die einzige Sicherheit, die wir Mitglieder der Kirche haben, liegt darin, dass wir genau das tun, was der Herr zu seiner Kirche gesagt hat, als sie gegründet wurde. Wir müssen lernen, auf die Worte und Gebote zu achten, die der Herr durch seinen Propheten gibt, ‚wie er sie empfängt, in aller Heiligkeit vor mir wandelnd, … als sei es aus meinem eigenen Mund, voller Geduld und Glauben‘ (LuB 21:4,5). So manches erfordert Geduld und Glauben. So manches, was von der Autorität der Kirche kommt, mag Ihnen nicht gefallen. Es widerspricht vielleicht Ihren politischen Ansichten. Vielleicht widerspricht es Ihren gesellschaftlichen Ansichten. Vielleicht beeinträchtigt es Ihren geselligen Umgang. Aber wenn Sie auf dies alles hören, als käme es aus dem Mund des Herrn selbst, mit Geduld und Glauben, dann gilt Ihnen die Verheißung des Herrn: Dann ‚werden die Pforten der Hölle nicht obsiegen gegen euch; ja, und der Herr Gott wird die Macht der Finsternis vor euch zerstreuen und die Himmel um euretwillen und um der Herrlichkeit seines Namens willen erbeben lassen‘. (LuB 21:6.)“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Harold B. Lee, 2000, Seite 84f.)

Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel hat uns zugesichert, dass wir von „unnötigem Schmerz“ frei werden, wenn wir den Rat des Propheten beherzigen:

„Wenn wir den Rat der Propheten befolgen, können wir hier auf der Erde so leben, dass wir uns keine unnötigen Schmerzen und Selbstzerstörung auferlegen. Das bedeutet nicht, dass wir dann keine Schwierigkeiten mehr haben. Die haben wir. Es bedeutet nicht, dass wir nicht geprüft werden. Wir werden geprüft, denn auch dazu sind wir hier auf der Erde. Aber wenn wir auf den Rat unseres Propheten hören, werden wir stärker und können die Prüfungen des Erdenlebens bestehen. Dann haben wir Hoffnung und Freude. Alle Ratschläge der Propheten haben wir bekommen, damit wir stärker werden und dann auch unsere Mitmenschen aufrichten und stärken können.“ („Hear the Prophetʼs Voice and Obey“, Ensign, Mai 1995, Seite 17; siehe auch Mosia 2:41; LuB 59:23.)

Zum Nachdenken

  • Weshalb brauchen wir laut dem Kommentar in diesem Kapitel neben den Worten der Propheten in den heiligen Schriften auch noch die Lehren der lebenden Propheten?

  • Was wäre in deinem Leben anders, wenn du die Lehren der lebenden Propheten nicht hättest?

  • Elder M. Russell Ballard erwähnt den Stolz als eines der Hindernisse, die die Menschen davon abhalten, dem Propheten zu folgen. Was kann uns noch abhalten? Wie können wir diese Hindernisse überwinden oder uns vor ihnen hüten?

Vorschläge für Aufgaben

  • Schreib drei kurze Absätze, in denen du mit eigenen Worten die Bezeichnungen Prophet, Seher und Offenbarer erklärst. Wodurch unterscheiden sich diese Bezeichnungen? Weshalb sind diese Unterschiede wichtig?

  • Schildere, was dir diese wahre Aussage bedeutet: Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage können nicht den Herrn annehmen und zugleich seinen Propheten ablehnen.