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Kapitel 5: Das Kollegium der Zwölf Apostel


Kapitel 5

Das Kollegium der Zwölf Apostel

Einleitung

Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat über die anderen Kollegiumsmitglieder gesagt:

„Die gegenwärtigen Zwölf sind ganz normale Menschen. Ebenso wie die ursprünglichen Zwölf ist an jedem Einzelnen von ihnen nichts Spektakuläres, doch gemeinsam stellen die Zwölf eine Macht dar.

Wir haben die verschiedensten Berufe. Wir sind Wissenschaftler, Rechtsanwalt, Lehrer.

Elder Nelson war ein Pionier in der Herzchirurgie. Er hat tausende Operationen durchgeführt. …

Einige in diesem Kollegium waren im Militär – bei der Marine, als Piloten.

Sie hatten die verschiedensten Aufgaben in der Kirche: Heimlehrer, Lehrer, Missionar, Kollegiumspräsident, Bischof, Pfahlpräsident, Missionspräsident und vor allem Ehemann und Vater.

Sie alle sind Lernende und Lehrer im Evangelium Jesu Christi. Uns eint, dass wir den Erlöser und die Kinder seines Vaters lieben, und unser Zeugnis, dass er das Oberhaupt der Kirche ist.

Fast ausnahmslos stammen die Zwölf aus einfachen Verhältnissen, so wie der Herr, als er auf Erden war. Die lebenden Zwölf sind im Dienst im Evangelium Jesu Christi zusammengeschweißt. Als die Berufung erfolgte, hat jeder sozusagen seine Netze beiseite gelegt und ist dem Herrn gefolgt.

Wir erinnern uns noch an Präsident Kimballs Worte: ‚Mein Leben ist wie ein Paar Schuhe – es muss im Dienst aufgebraucht werden.‘ Das gilt für alle Mitglieder der Zwölf. Wir brauchen uns auch im Dienst für den Herrn auf, und wir tun dies bereitwillig.“ („Die Zwölf“, Liahona, Mai 2008, Seite 86; siehe auch Lehren der Präsidenten der Kirche: Spencer W. Kimball, 2006, Seite XLIII.)

Wenn du dich mit diesem Kapitel beschäftigst, bemüh dich, dein Zeugnis von den Aposteln dadurch zu stärken, dass du etwas über ihre Aufgaben und Pflichten lernst. Sie führen die Kirche kraft der Vollmacht heiliger Priestertumsschlüssel, die sie ermächtigen, der Welt das Evangelium zu bringen und besondere Zeugen für Jesus Christus zu sein.

Kommentar

5.1

Zum Fundament der wahren Kirche des Herrn gehören Apostel

Der Apostel Paulus hat gesagt, treue Heilige seien „Hausgenossen Gottes, … auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst“ (Epheser 2:19,20; Hervorhebung hinzugefügt).

In einer Proklamation vom 6. April 1980 haben die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel verkündet:

„Wir geben feierlich Zeugnis: Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist in der Tat die Wiederherstellung der Kirche, die der Sohn Gottes gegründet hat, als er auf der Erde lebte und sein Werk hier aufrichtete; sie trägt seinen Namen, den Namen Jesu Christi[, und] sie ist auf das Fundament der Apostel und Propheten gegründet und Jesus selbst ist der Schlussstein.“ („Proclamation“, Ensign, Mai 1980, Seite 52.)

5.2

Die Apostel wissen, dass Jesus der Messias ist, und sie sind besondere Zeugen für ihn

Kollegium der Zwölf Apostel, 1979

Das Kollegium der Zwölf Apostel, 1979

Präsident Harold B. Lee (1899–1973) berichtet davon, wie er einmal zwei Missionaren begreiflich gemacht hat, wie sehr das Zeugnis eines Apostels für Jesus Christus auf Wahrheit gründet:

„Vor einigen Jahren kamen zwei Missionare mit einer Frage zu mir, die ihnen sehr schwierig vorkam. Ein junger methodistischer Geistlicher hatte sie ausgelacht, als sie ihm erklärten, dass es in der wahren Kirche des Herrn auch heutzutage Apostel geben müsse. Sie sagten mir, dass der Geistliche erwidert habe: ,Ist Ihnen denn nicht klar, dass die Apostel, als sie zusammenkamen und jemand auswählten, der anstelle von Judas zum Apostelamt berufen werden solle, sagten, es müsse einer sein, der sie begleitet hat und der alles in Bezug auf die Mission und die Auferstehung des Herrn bezeugen kann? Wie können Sie dann behaupten, dass Sie Apostel haben, wo das doch die Voraussetzungen für das Apostelamt sind?‘

Und so fragten diese jungen Männer: ,Was sollen wir antworten?‘

Ich sagte ihnen: ,Gehen Sie zurück und stellen Sie Ihrem Freund, dem Geistlichen, zwei Fragen. Erstens, wie hat der Apostel Paulus das erlangt, was notwendig war, um als Apostel berufen zu werden? Er kannte den Herrn ja nicht, er war nicht persönlich mit ihm gewandelt. Auch die Apostel hatte er nicht begleitet. Er war kein Zeuge für Mission und Auferstehung des Herrn gewesen. Wie hatte er dann ein Zeugnis erlangt, das ausreichend war für das Apostelamt? Nun die zweite Frage, die Sie ihm stellen: Woher weiß er denn, ob nicht alle, die heutzutage Apostel sind, auch das gleiche Zeugnis erlangt haben?‘

Ich bezeuge Ihnen, dass alle, die zum Apostel berufen werden, wissen können und auch wirklich wissen, dass der Herr tatsächlich gelebt und gewirkt hat.“ (Stand Ye in Holy Places, 1974, Seite 64f.)

Die Apostel wissen mit Gewissheit durch persönliche Offenbarung, dass Jesus der Messias ist und dass er als auferstandenes Wesen lebt. In den heiligen Schriften wird erklärt: „Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu, des Herrn.“ (Apostelgeschichte 4:33.) Präsident Joseph F. Smith (1838–1918) hat die Heiligkeit ihrer Berufung erläutert:

„Diese zwölf Jünger Christi sollen Augenzeugen der göttlichen Mission Jesu Christi sein. Sie dürfen nicht einfach nur sagen: Ich glaube es; ich nehme es einfach im Glauben an. Lesen Sie die Offenbarung. Der Herr sagt uns, dass sie es wissen müssen. Sie müssen selbst die Erkenntnis erlangt haben. Es muss für sie so sein, als hätten sie es mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört. Sie kennen daher die Wahrheit. Das ist ihr Auftrag: Zeugnis zu geben für Jesus Christus, dass er gekreuzigt wurde, von den Toten auferstanden ist und nun mit allumfassender Macht bekleidet zur rechten Hand Gottes sitzt, der Erretter der Welt. Das ist ihre Aufgabe und ihre Pflicht, und das ist die Lehre und die Wahrheit, von der sie den Auftrag haben, sie der Welt zu predigen und dafür zu sorgen, dass sie der Welt gepredigt wird.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1916.)

Christus-Statue

Die Apostel wissen, dass Jesus der Messias ist.

In Lehre und Bündnisse 107:23 lesen wir: „Die zwölf reisenden Räte sind berufen, die Zwölf Apostel oder besonderen Zeugen des Namens Christi in aller Welt zu sein.“ Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat über die Heiligkeit des apostolischen Zeugnisses für Jesus Christus gesagt:

„Während des letzten Jahres ist mir immer wieder mal eine bestimmte Frage gestellt worden. Meist wurde sie aus bloßer müßiger Neugierde gestellt, weil jemand wissen wollte, was mich denn dafür qualifiziere, für Christus als Zeuge aufzutreten. Die Frage lautet: ‚Haben Sie ihn gesehen?‘

Das ist eine Frage, die ich noch nie einem anderen gestellt habe. Ich habe keinem meiner Brüder im Kollegium diese Frage gestellt, weil ich der Ansicht bin, man müsse bei so etwas Heiligem und Persönlichem wohl eine besondere Inspiration, ja, sogar die Berechtigung empfangen, um diese Frage überhaupt stellen zu dürfen.

Manches ist einfach zu heilig, als dass man darüber sprechen sollte. …

Manche hören in der Kirche das Zeugnis von Mitgliedern, die eine hohe Stellung bekleiden, oder auch das von einfachen Mitgliedern aus der Gemeinde oder dem Zweig, und sie alle verwenden dieselben Worte: ‚Ich weiß, dass Gott lebt, ich weiß, dass Jesus der Messias ist‘ – und dann fragen sie sich: ‚Kann man das denn nicht einfacher ausdrücken? Warum werden sie nicht deutlicher und gehen näher darauf ein? Können die Apostel denn nicht mehr sagen?‘

Es ist so wie bei dem heiligen Erlebnis im Tempel, das dann zu unserem persönlichen Zeugnis wird. Es ist heilig, und wenn wir es in Worte fassen wollen, sagen wir es alle für gewöhnlich auf die gleiche Weise – alle verwenden die gleichen Worte. Die Apostel tun es mit den gleichen Sätzen kund wie das PV-Kind oder der Jugendliche in der Sonntagsschule. ‚Ich weiß: Gott lebt, und ich weiß, dass Jesus der Messias ist.‘ …

Ich habe gesagt, dass dies eine Frage ist, die man nicht leichtfertig stellen dürfe. Man darf sie auch nicht beantworten, es sei denn, man wird vom Geist dazu gedrängt. Ich stelle diese Frage niemandem, aber ich habe gehört, wie sie beantwortet wurde – allerdings nicht dann, wenn einer danach gefragt hatte. Sie wurde auf die Eingebungen des Geistes hin beantwortet – bei heiligen Anlässen, wenn ‚der Geist … Zeugnis [gibt]‘ (LuB 1:39).

Ich habe gehört, wie einer meiner Brüder erklärt hat: ‚Ich weiß aus Erlebnissen, die zu heilig sind, als dass ich darüber sprechen könnte, dass Jesus der Messias ist.‘

Ich habe einen anderen Zeugnis geben hören: ‚Ich weiß, dass Gott lebt; ich weiß, dass der Herr lebt. Und mehr als das, ich kenne den Herrn.‘

Nicht in ihren Worten lag die Bedeutung oder die Macht. Es war der Geist. ‚Denn wenn jemand durch die Macht des Heiligen Geistes spricht, so trägt die Macht des Heiligen Geistes es den Menschenkindern ins Herz.‘ (2 Nephi 33:1.)

Ich spreche demütig über dieses Thema und mit dem beständigen Gefühl, dass ich in jeder Hinsicht der Geringste unter denjenigen bin, die zu diesem heiligen Amt berufen sind. …

Wie Sie frage ich mich auch, warum gerade ich zum heiligen Apostelamt berufen wurde. Es gibt viele Voraussetzungen, die mir fehlen. So viel an meinem Bestreben, zu dienen, lässt zu wünschen übrig. Ich habe viel darüber nachgedacht, und mir ist nur eines in den Sinn gekommen, eine einzige Voraussetzung, die dies erklären kann, nämlich, dass ich dieses Zeugnis habe:

Ich verkünde Ihnen, dass ich weiß, dass Jesus der Messias ist. Ich weiß, er lebt. Er wurde in der Zeiten Mitte geboren. Er lehrte sein Evangelium, wurde vor Gericht gestellt, wurde gekreuzigt. Er ist am dritten Tag auferstanden. Er war der Erste, der auferstanden ist. Er hat einen Körper aus Fleisch und Gebein. Dafür gebe ich Zeugnis. Ich bin einer seiner Zeugen.“ („The Spirit Beareth Record“, Ensign, Juni 1971, Seite 87f.)

Präsident Howard W. Hunter (1907–1995) gab als Apostel dieses Zeugnis:

„Als ordinierter Apostel und besonderer Zeuge für Christus bezeuge ich Ihnen feierlich, dass Jesus Christus wirklich der Sohn Gottes ist. Er ist der Messias, den die Propheten des Alten Testaments vorhergesagt haben. Er ist die Hoffnung Israels. Um sein Kommen hatten die Kinder Abrahams, Isaaks und Jakobs bei ihrer vorgeschriebenen Gottesverehrung jahrhundertelang gebetet.

Jesus ist der geliebte Sohn, der sich dem Willen seines Vaters unterwarf und sich im Jordan von Johannes taufen ließ. Er wurde in der Wildnis vom Teufel versucht, gab den Versuchungen jedoch nicht nach. Er predigte das Evangelium, das die Kraft Gottes zur Errettung ist, und gebot allen Menschen überall, umzukehren und sich taufen zu lassen. Er vergab Sünden, redete mit Vollmacht und bewies, dass er Macht dazu hat, indem er Lahme und Krüppel heilte, Taube hören machte und Blinden das Augenlicht gab. Er verwandelte Wasser in Wein, gebot den Wellen des Sees Gennesaret, sich zu legen, und wandelte auf dem Wasser wie auf festem Boden. Er machte die schlechten Machthaber, die ihm nach dem Leben trachteten, mundtot, und brachte so manch beunruhigtem Herzen Frieden.

Schließlich litt er im Garten Getsemani und starb am Kreuz. Sein sündenfreies Leben gab er als Lösegeld für jede Seele hin, die auf Erden geboren wird. Am dritten Tag stand er tatsächlich von den Toten auf, überwand den Tod und wurde so der Erste, der auferstand.

Der auferstandene Herr setzt sein errettendes Wirken nunmehr fort. Von Zeit zu Zeit erscheint er sterblichen Menschen, die Gott als seine Zeugen auserwählt hat. Er offenbart außerdem durch den Heiligen Geist seinen Willen.

Kraft des Heiligen Geistes bezeuge ich: Ich weiß, dass Christus lebt, so, als hätte ich ihn mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört. Ich weiß auch, dass der Heilige Geist die Wahrheit meines Zeugnisses jedem im Herzen bestätigt, der gläubig zuhört.“ („An Apostle’s Witness of Christ“, Ensign, Januar 1984, Seite 70.)

5.3

Die Apostel haben alle Priestertumsschlüssel des Gottesreiches inne

Die Wiederherstellung der Priestertumsschlüssel im Kirtland-Tempel

Boten vom Himmel haben wichtige Priestertumsschlüssel wiederhergestellt. Die Mitglieder der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel haben diese Schlüssel inne.

© 1985 Robert Theodore Barrett. Vervielfältigung untersagt

Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft hat bezeugt, wie wichtig die apostolischen Priestertumsschlüssel sind:

„Paulus bezeugte den Ephesern, dass Christus an der Spitze seiner Kirche stand. Und er lehrte, dass der Erretter seine Kirche auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut hatte, die alle Schlüssel des Priestertums besaßen. …

Paulus freute sich auf das Wirken des Propheten Joseph Smith, darauf, dass sich die Himmel wieder öffnen würden. Es geschah. Johannes der Täufer kam und übertrug Sterblichen das Priestertum Aarons und die Schlüssel des Dienstes von Engeln und die der Taufe durch Untertauchen zur Sündenvergebung.

Apostel und Propheten aus alter Zeit kehrten zurück und übertrugen Joseph Smith die Schlüssel, die sie während ihres irdischen Lebens innehatten. Sterbliche wurden im Februar 1835 zum heiligen Apostelamt ordiniert. Ende März 1844 erhielten die Zwölf Apostel die Priestertumsschlüssel.

Der Prophet Joseph Smith wusste, dass sein Tod unmittelbar bevorstand. Er wusste, dass die kostbaren Priestertumsschlüssel und das Apostelamt nicht mehr verlorengehen durften und sollten.

Einer der Apostel, Wilford Woodruff, hinterließ uns den folgenden Bericht über die Worte des Propheten, die er in Nauvoo an die Zwölf Apostel richtete:

‚Bei dieser Zusammenkunft … erhob sich der Prophet und sagte zu uns: „Brüder, ich wünschte, ich könnte die Fertigstellung dieses Tempels erleben. Ich werde den fertigen Tempel nie sehen, aber ihr. Ich habe auf euer Haupt alle Schlüssel des Reiches Gottes gesiegelt. Ich habe auf euch alle Schlüssel, Mächte und Grundsätze gesiegelt, die der Gott des Himmels mir offenbart hat. Das Reich ruht nun auf euren Schultern, wo auch immer ich hingehe oder was auch immer ich tue.“‘

Jeder Prophet, der auf Joseph Smith folgte, von Brigham Young bis [zum derzeitigen Präsidenten der Kirche], hat diese Schlüssel gehabt und ausgeübt und dieses heilige Apostelamt innegehabt.“ („Glaube und Schlüssel“, Liahona, November 2004, Seite 27f.)

Joseph Smith ordiniert Parley P. Pratt

Der Prophet Joseph Smith, Oliver Cowdery und David Whitmer ordinieren Parley P. Pratt als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel.

Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass die apostolischen Priestertumsschlüssel in ihrer Gesamtheit nur vom dienstältesten Apostel auf Erden ausgeübt werden können:

„Die Schlüssel des Gottesreiches – das Recht und die Kraft der ewigen Präsidentschaft, durch die das irdische Reich regiert wird –, diese Schlüssel, die zuerst aus dem Himmel offenbart worden sind, werden durch den Geist der Offenbarung jedem Mann übertragen, der zum Apostel ordiniert sowie als Mitglied des Rates der Zwölf eingesetzt wird.

Doch da die Schlüssel der Präsidentschaft vorbehalten sind, können sie in ihrer Fülle immer nur von einem Mann auf einmal ausgeübt werden. Das ist immer der dienstälteste Apostel, [der präsidierende Apostel,] der präsidierende Hohe Priester, der präsidierende Älteste. Er allein kann allen anderen Weisung geben, Weisung, von der niemand ausgenommen ist.

Die Schlüssel ruhen also zwar in jedem von den Zwölf, doch gebraucht sie jeder von ihnen immer nur in beschränktem Maße, bis einer von ihnen der Dienstälteste wird, was ihn zum Gesalbten des Herrn auf Erden macht.“ („Die Schlüssel des Reiches“, Der Stern, Oktober 1983, Seite 41; Hervorhebung hinzugefügt.)

Diese Schlüssel, die die Zwölf als Propheten, Seher und Offenbarer innehaben, berechtigen sie, die Aufgaben auszuführen, die der Präsident der Kirche ihnen überträgt. Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat dazu gesagt:

„Die Zwölf Apostel können Offenbarung empfangen, die sie bei ihrer Arbeit führt und ihnen hilft, das Priestertum und die Organisationen der Kirche ordnen. Wenn sie kraft der Vollmacht zu einem Pfahl geschickt werden, haben sie alle Macht, Offenbarung zu empfangen, Änderungen vorzunehmen und die Angelegenheiten gemäß dem Willen des Herrn zu regeln. Sie empfangen jedoch keine Offenbarung zur Führung der gesamten Kirche, nur in dem einen Fall, wenn einer unter ihnen die Nachfolge in der Präsidentschaft antritt. Mit anderen Worten, das Recht, Offenbarung und Führung für die gesamte Kirche zu empfangen, ist jedem der Zwölf übertragen, und er kann es ausüben, sofern er als Präsident nachrückt. Doch diese Macht ruht, während der Präsident der Kirche lebt.“ (Doctrines of Salvation, Hg. Bruce R. McConkie, 1956, 3:157; Hervorhebung hinzugefügt.)

5.4

Die Pflichten der Zwölf Apostel

Kollegium der Zwölf Apostel, 1997

Das Kollegium der Zwölf Apostel, 1997

„Die zwölf reisenden Räte sind berufen, die Zwölf Apostel oder besonderen Zeugen des Namens Christi in aller Welt zu sein – so unterscheiden sie sich von anderen Beamten in der Kirche durch die Pflichten ihrer Berufung. …

Die Zwölf sind ein reisender präsidierender Hoher Rat, der im Namen des Herrn unter der Leitung der Präsidentschaft der Kirche und im Einklang mit der Einrichtung des Himmels amtieren soll, der die Kirche aufbauen und alle Angelegenheiten derselben in allen Nationen ordnen soll, zuerst bei den Andern und danach bei den Juden.

Die Siebziger sollen im Namen des Herrn unter der Leitung der Zwölf, oder des reisenden Hohen Rates, handeln, um die Kirche aufzubauen und alle Angelegenheiten derselben in allen Nationen zu ordnen, zuerst bei den Andern und dann bei den Juden –

die Zwölf, die die Schlüssel innehaben, sind ausgesandt, um durch die Kundmachung des Evangeliums Jesu Christi die Tür zu öffnen, und zwar zuerst den Andern und dann den Juden. …

Es ist auch die Pflicht der Zwölf, alle anderen Beamten der Kirche zu ordinieren und zu ordnen, im Einklang mit der Offenbarung.“ (LuB 107:23,33-35,58.)

Präsident Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat über die Pflichten der Apostel gesprochen:

„Der Herr hat offenbart, warum er ‚den einen das Apostelamt [gab und] andere als Propheten‘ einsetzte, nämlich um ‚die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi.

So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen‘ [Epheser 4:11-13].

Demnach besteht der Dienst der Apostel – der Ersten Präsidentschaft und der Zwölf – darin, diese Einheit im Glauben herzustellen und unser Wissen über den Herrn zu verkünden. Unser Dienst besteht darin, ein Segen für all jene zu sein, die lernen und dem ‚vortrefflicheren Weg‘ des Herrn folgen wollen [Ether 12:11]. Und wir sollen den Menschen dabei helfen, sich auf ihre mögliche Errettung und Erhöhung vorzubereiten.“ („Errettung und Erhöhung“, Liahona, Mai 2008, Seite 7f.)

Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) umriss die grundlegenden Pflichten der Apostel mit diesen Worten:

„Die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf Apostel, die dazu berufen und ordiniert sind, die Schlüssel des Priestertums innezuhaben, haben die Vollmacht und Verantwortung, die Kirche zu führen, ihre heiligen Handlungen zu vollziehen, ihre Lehre auszulegen und alles, was in der Kirche geschieht, festzulegen und aufrechtzuerhalten. Jeder Mann, der zum Apostel ordiniert und als Mitglied des Rates der Zwölf bestätigt wird, wird als Prophet, Seher und Offenbarer bestätigt.“ („God Is at the Helm“, Ensign, Mai 1994, Seite 54; Hervorhebung hinzugefügt.)

Nachdem die Mitglieder des Kollegiums der Zwölf ausgewählt und ordiniert waren, gab Präsident Oliver Cowdery (1806–1850), damals stellvertretender Präsident der Kirche, ihnen folgenden Auftrag:

„Ihr wurdet zu diesem heiligen Priestertum ordiniert. Ihr habt es von denjenigen erhalten, die die Macht und Vollmacht von einem Engel haben. Ihr müsst das Evangelium jedem Volk predigen. Solltet ihr eurer Pflicht auch nur im Geringsten nicht nachkommen – groß wird eure Verdammnis sein, denn je größer die Berufung, desto größer die Übertretung. Ich lege euch daher eindringlich ans Herz, euch in großer Demut zu üben, denn ich kenne den Stolz des menschlichen Herzens. Habt acht, dass euch die Schmeichler der Welt nicht hochmütig machen; habt acht, dass ihr euch nicht von Weltlichem fesseln lasst. Stellt euren geistlichen Dienst an erste Stelle. Denkt daran, die Seelen der Menschen sind euch anvertraut, und wenn ihr eure Berufung ernst nehmt, werdet ihr stets gedeihen. …

Ihr müsst selbst ein Zeugnis vom Himmel empfangen. …

Stärkt euren Glauben, legt eure Zweifel, eure Sünden und all euren Unglauben ab, und nichts kann euch daran hindern, zu Gott zu kommen. Eure Ordinierung ist erst dann vollständig, wenn Gott euch die Hände aufgelegt hat. Wir müssen uns genauso würdig machen wie diejenigen, die uns vorausgegangen sind, denn Gott ist derselbe. Wenn der Erlöser in früheren Zeiten seinen Jüngern die Hände aufgelegt hat, warum dann nicht auch in den Letzten Tagen? …

Ihr seid eins; ihr seid gleichberechtigt und müsst allen Nationen die Schlüssel des Reiches bringen. Ihr seid dazu berufen, das Evangelium des Gottessohnes den Völkern der Erde zu verkünden. Es ist der Wille des himmlischen Vaters, dass ihr den Enden der Erde und den Inseln des Meeres sein Evangelium verkündet.

Seid eifrig darauf bedacht, Seelen zu retten. Die Seele des einen ist ebenso wertvoll wie die des anderen. … Der Widersacher hat den Dienern Gottes schon immer nach dem Leben getrachtet. Seid daher allzeit bereit, euer Leben zu opfern, sollte Gott dies von euch verlangen, um seine Sache voranzubringen und aufzubauen. Murrt nicht gegen Gott. Seid immer gebeterfüllt und wachsam. …

Wir ermahnen euch nun, treu zu sein und eure Berufung zu erfüllen. Ihr dürft nichts zurückhalten, ihr müsst alles erfüllen; … alle Nationen erheben Anspruch auf euch. Ihr seid miteinander verbunden, wie es die drei Zeugen waren. Dennoch könnt ihr immer wieder voneinander scheiden und wieder zusammenkommen und zusammenkommen und voneinander scheiden, bis ihr alt und grau geworden seid.“ (History of the Church, 2:195f.; Hervorhebung hinzugefügt.)

5.5

Die Apostel sind gesandt, auf der ganzen Erde das Reich Gottes aufzubauen

Christus beauftragt die Apostel, alle Völker im Evangelium zu unterweisen

Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat erklärt, was das Wort Apostel bedeutet:

Das Wort Apostel bedeutet, wörtlich übersetzt: Gesandter. Wenn diese Definition folgendermaßen erweitert würde: ‚Ein mit bestimmter Vollmacht und Verantwortung Gesandter‘, dann beschriebe sie genau die Berufung, die ausgesprochen wurde, als der Herr auf Erden gelebt hat. Die gleiche Berufung wird auch in unserer Zeit ausgesprochen.“ („Special Witnesses for Christ“, Ensign, Mai 1984, Seite 50; Hervorhebung hinzugefügt.)

Präsident Brigham Young (1801–1877) hat erklärt, dass es die Pflicht der Apostel ist, auf der ganzen Welt das Gottesreich aufzubauen:

„Die Berufung eines Apostels besteht darin, in der ganzen Welt das Gottesreich aufzubauen. Der Apostel hat die Schlüssel dazu inne und sonst niemand. Wenn ein Apostel seine Berufung groß macht, so ist er seinem Volk allzeit das Wort des Herrn.“ (Discourses of Brigham Young, Hg. John A. Widtsoe, 1954, Seite 139; Hervorhebung hinzugefügt; siehe auch Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, 1997, Seite 138.)

Elder L. Tom Perry (1922–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass die Aufgaben der Apostel sie durch die ganze Welt führen:

„Auch heute noch ist ein Apostel ein ‚Gesandter‘. Die Umstände, unter denen wir heute wirken und reisen, um unsere Aufgaben zu erfüllen, unterscheiden sich von denen in früherer Zeit. Wir reisen heute auf ganz andere Weise als die früheren Apostel in alle Winkel der Erde. Doch der Auftrag ist der gleiche; es ist der Auftrag, den der Erretter erteilte, als er die Zwölf, die er berufen hatte, unterwies und aufforderte: ‚Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.‘ (Matthäus 28:19,20.)“ („Was ist ein Kollegium?“, Liahona, November 2004, Seite 24.)

Elder Bruce C. Hafen von den Siebzigern beschreibt die weltweite Reisetätigkeit Elder Neal A. Maxwells (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel in einem einzigen Jahr:

„Ungeachtet der unterschiedlichen Aufträge pro Jahr ist jedem Apostel der weltweiten Kirche immer mehr bewusst, dass sich sein Wirken auf die gesamte Erde erstreckt, dass es sich nicht nur auf alle Programme der Kirche erstreckt, sondern auch auf alle Kontinente und alle Menschen. Zur Veranschaulichung hier der offizielle Terminkalender Elder Maxwells, der aufzeigt, an welchen Konferenzen und Versammlungen er im Jahr 1993 teilgenommen hat [siehe beigefügte Übersicht]. …

Hierbei handelt es sich um eine ziemlich lange Liste größerer Aufträge in aller Welt und das in nur einem Jahr – darunter auch in China und in der Mongolei. Und doch ist diese Liste typisch für die Reisetätigkeit aller Apostel.“ (A Discipleʼs Life: The Biography of Neal A. Maxwell, 2002, Seite 458f.)

Elder Neal A. Maxwells Terminkalender für Konferenzen und andere Versammlungen 1993:

Datum

Ort

Auftrag

30. Januar

Manti, Utah

Pfahlkonferenz

13. Februar

Provo, Utah

Regionskonferenz (BYU-Pfähle für Verheiratete)

20. Februar

Salt Lake City, Utah

Weihung der Kathedrale „Madeleine“

27. Februar

El Paso, Texas

Pfahlkonferenz

6. März

Hermosillo, Mexiko

Regionskonferenz

13. März

Toronto, Kanada

Pfahlkonferenz

9. bis 19. April

Mongolei und Peking

Weihung der Mongolei, Besuch bei chinesischen Regierungsbeamten

25./26. April

San Diego, Kalifornien

Weihung des San-Diego-Kalifornien-Tempels

1. Mai

Ogden, Utah

Regionskonferenz

22. Mai

Paris, Frankreich

Pfahlkonferenz

12. Juni

Twin Falls, Idaho

Regionskonferenz

19. Juni

Springville, Utah

Pfahlumbildung

4. Juli

Provo, Utah

Festival der Freiheit

22. August

Salt Lake City, Utah

Schulung der neuen Pfahlpräsidenten des Gebiets Utah Nord

28. August

Nyssa, Oregon

Pfahlkonferenz

11. September

Montreal, Kanada

Regionskonferenz

16. Oktober

Raleigh, North Carolina

Regionskonferenz

23. Oktober

Hattiesburg, Mississippi

Regionskonferenz

6. November

Tokio

Seminar für Missionspräsidenten, Gebietsschulung

13. November

Seoul, Südkorea

Gebietsschulung

17. November

Hongkong

Gebietsschulung

20. November

Manila, Philippinen

Seminar für Missionspräsidenten, Gebietsschulung

4. Dezember

Chicago, Illinois

Versammlung für Tempelarbeiter des Chicago-Illinois-Tempels

(Bruce C. Hafen, A Discipleʼs Life: The Biography of Neal A. Maxwell, 2002, Seite 459.)

Die Erste Präsidentschaft beauftragt manchmal Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel, eine Zeit lang die Arbeit der Kirche in einem bestimmten Teil der Welt zu beaufsichtigen. Auch wenn die Entwicklung im Verkehrs- und Kommunikationswesen es den Aposteln ermöglicht, sich vom Hauptsitz der Kirche aus um diese Gebiete zu kümmern, haben sie doch gelegentlich auch in anderen Ländern gewohnt. Beispielsweise dienten Elder Dallin H. Oaks und Elder Jeffrey R. Holland als Gebietspräsident und wohnten von 2002 bis 2004 in den Philippinen beziehungsweise in Chile, und Elder L. Tom Perry diente als Gebietspräsident und wohnte 2004 und 2005 in Mitteleuropa.

Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat über die Aufgabe der Apostel, den Bewohnern der Welt geistlich zu dienen, gesagt:

„Ihr Hauptanliegen muss es sein, auf Erden das Werk Gottes voranzubringen. Sie müssen sich um das Wohlergehen der Kinder des Vaters im Himmel kümmern, und zwar innerhalb der Kirche wie auch außerhalb. Sie müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Trauernden zu trösten, die Schwachen zu stärken, die Zweifelnden zu ermuntern, den Einsamen ein Freund zu sein, die Hungrigen zu speisen, die Kranken zu segnen und Zeugnis zu geben, und zwar nicht aus Glauben heraus, sondern aus der sicheren Erkenntnis vom Gottessohn heraus, ihres Freundes und Meisters, dessen Diener sie sind.“ („Special Witnesses for Christ“, Seite 49f.)

Präsident Thomas S. Monson in Tonga, 1965

Präsident Thomas S. Monson besucht 1965 die Tonga-Mission. Aufgrund ihrer ausgedehnten Reisen sind die Apostel mit den Bedürfnissen der weltweiten Kirche vertraut.

5.6

Die Apostel haben die Schlüssel, um die Länder für die Evangeliumsverkündigung zu öffnen

Der Prophet Joseph Smith (1805–1844) hat gesagt, dass die Zwölf Apostel „die Schlüssel dieses Amtes innehaben, sodass sie allen Nationen die Tür zum Himmelreich aufschließen und jedem Geschöpf das Evangelium predigen können. Dies ist die Macht, Vollmacht und Stärke ihres Apostelamts“ (in History of the Church 2:200; siehe auch Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, 2007, Seite 154f.).

Die Zwölf öffnen auf Weisung der Ersten Präsidentschaft durch Verhandlungen mit Regierungsbeamten und anderen nationalen Führungspersönlichkeiten „die Tür“ für die Missionsarbeit. Sie üben ihre Priestertumsmacht auch dazu aus, um Länder für die Verkündigung des Evangeliums zu weihen oder erneut zu weihen. Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat erläutert:

Das Evangelium wird erst dann in einem Land der Welt verkündigt, wenn ein Mitglied der Ersten Präsidentschaft oder der Zwölf das Land zu diesem Zweck geweiht hat. Die Kirche ist nur im Rahmen der Gesetze eines Landes tätig. Damit wird sichergestellt, dass die Bräuche der Kirche nicht mit dem Gesetz oder den Sitten des Landes in Konflikt geraten. In Ländern, wo die Gesetze es verbieten, sind wir nicht missionarisch tätig.“ („150th Year for Twelve: ‘Witnesses to All the World‘“, Church News, 27. Januar 1985, Seite 3; Hervorhebung hinzugefügt.)

Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat von seinem Großvater erzählt, der kraft seiner apostolischen Schlüssel 1925 Südamerika geweiht hatte:

„Parley P. Pratt war 1851 in Südamerika. 1925 wurde das Werk noch einmal in Angriff genommen. Am ersten Weihnachtstag 1925 weihte mein Großvater, Elder Melvin J. Ballard, in Argentinien im Park „Tres de Febrero“ in Buenos Aires Südamerika für die Verkündigung des Evangeliums. Ich zitiere aus dem Weihungsgebet:

‚Segne die Präsidenten, die Regierenden und die führenden Beamten der südamerikanischen Länder, damit sie uns freundlich aufnehmen und uns gestatten, den Menschen in diesen Ländern die Tür zur Errettung zu öffnen. …

Und nun, o Vater, kraft des Segens und Auftrags des Präsidenten der Kirche und mit der Vollmacht des heiligen Apostelamtes, das ich innehabe, schließe ich mit dem Schlüssel auf und öffne die Tür für die Verkündigung des Evangeliums in allen Ländern Südamerikas. Ich weise jede Macht zurecht und gebiete ihr Einhalt, die sich der Evangeliumsverkündigung in diesen Ländern entgegenstellen will; und wir segnen und weihen die Völker dieses Landes für die Verkündung des Evangeliums. Dies alles tun wir, damit allen Menschen Errettung zuteilwerde und damit dein Name in diesem Teil des Landes Zion gepriesen und verherrlicht werde.‘ (Crusader for Righteousness, Bookcraft, Salt Lake City, 1966, Seite 81; Hervorhebung hinzugefügt.)“ („The Kingdom Rolls Forth in South America“, Ensign, Mai 1986, Seite 12.)

5.7

Die Entscheidungen des Kollegiums der Zwölf Apostel werden einstimmig getroffen

Kollegium der Zwölf Apostel, 1984

Das Kollegium der Zwölf Apostel, 1984

Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat dargelegt, wie in den führenden Ratsgremien der Kirche Einstimmigkeit erzielt wird:

„Ich kann Ihnen dadurch am besten erklären, wie Sie heute geleitet werden …, dass ich Ihnen die Grundsätze und Verfahrensweisen erläutere, nach denen wir in den Sitzungen der Ersten Präsidentschaft mit dem Kollegium der Zwölf Apostel vorgehen. Durch dieses Prozedere wird das Werk vor den persönlichen Schwächen geschützt, die ja jeder von uns hat.

Wenn der Ersten Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf Apostel in einer Versammlung im Tempel eine Angelegenheit vorgelegt wird, wird sehr schnell entschieden, ob sie von großer Tragweite ist oder nicht. Der eine oder andere von uns sieht vielleicht in einem scheinbar harmlosen Vorschlag Probleme von großer, dauerhafter Tragweite kommen.

Aus den Offenbarungen geht klar hervor, dass Entscheidungen der präsidierenden Kollegien ‚einstimmig sein [müssen]‘. … Ist dies aber nicht der Fall, so haben ihre Entscheidungen keinen Anspruch auf dieselben Segnungen.‘ (LuB 107:27,29.) Damit die Entscheidung einstimmig getroffen wird, werden Angelegenheiten von großer Tragweite selten in der gleichen Sitzung entschieden, in der sie unterbreitet werden. Betrifft der Vorschlag ein größeres Problem, nimmt man sich genug Zeit, ‚uns alle einzubeziehen‘, damit jeder von uns das Problem entweder genau versteht oder, wie es häufig der Fall ist, in diesem Zusammenhang ein eindeutiges Gefühl hat. …

Es wäre undenkbar, eine Angelegenheit absichtlich so vorzubringen, dass die Zustimmung davon abhängt, wie das Problem durch die Zuständigkeiten gelangt, wer es vorbringt oder wer damals gerade anwesend oder abwesend war.

Oft ist einer oder sind mehrere von uns bei einer regulären Sitzung nicht anwesend. Wir alle wissen, dass das Werk vorangehen muss, und wir akzeptieren das Urteil unserer Brüder. Hat sich einer aus dem Kollegium jedoch eingehender mit einer Angelegenheit befasst als die anderen oder ist er durch seinen Auftrag, seine Erfahrung oder sein persönliches Interesse daran mehr damit vertraut, wird die Angelegenheit sehr häufig aufgeschoben, bis der Betreffende bei der Besprechung dabei sein kann.

Und immer, wenn sich einem von uns ein Problem nicht erschließt oder er diesbezüglich unsicher ist, wird es für weitere Besprechungen zurückbehalten.

Ich erinnere mich an Anlässe, wo eine Abordnung ins Krankenhaus geschickt wurde, um mit einem erkrankten Mitglied des Rates eine dringende Angelegenheit zu besprechen, die nicht aufgeschoben werden konnte, für die aber Einstimmigkeit erforderlich war. Es gibt auch Fälle, da einer von uns kurz die Sitzung verlässt, um einen der Zwölf, der sich gerade im Ausland befindet, anzurufen und seine Meinung zu der Angelegenheit einzuholen.

Wir halten uns an eine Regel: Eine Angelegenheit ist erst dann erledigt, wenn aus einem Protokolleintrag hervorgeht, dass sich alle Brüder, die im Rat anwesend waren – nicht nur einer von uns, nicht nur ein Komitee –, in ihren Gefühlen eins sind. Die grundsätzliche Zustimmung wird erst dann als Vollmacht zum Handeln angesehen, wenn die zu ergreifende Maßnahme im Protokoll vermerkt ist. Dies ist in der Regel dann der Fall, wenn das Protokoll in der nächsten Sitzung bestätigt wird.

Manchmal kommt einem von uns zu einer Entscheidung nachträglich ein Gedanke, der ihn beunruhigt. Das wird nie einfach so abgetan. Man muss davon ausgehen, dass diese Art Beklommenheit im Grunde ja der Geist der Offenbarung sein kann.

So arbeiten wir – im Rat versammelt. Dies bietet für die Kirche Sicherheit und ist für jeden von uns, die wir persönlich verantwortlich sind, sehr beruhigend. Gemäß diesem Plan können gewöhnliche Männer durch Rat und Inspiration so geführt werden, dass sie Außergewöhnliches leisten.“ („I Say unto You, Be One“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 12. Februar 1991, Seite 3f., speeches.byu.edu; Hervorhebung hinzugefügt.)

Präsident Hunter, Elder Holland, Präsident Faust

Präsident Howard W. Hunter, Elder Jeffrey R. Holland und Präsident James E. Faust genießen einen Augenblick zusammen.

Präsident James E. Faust (1920–2007) von der Ersten Präsidentschaft hat erklärt, warum Einstimmigkeit so wichtig ist:

Die Voraussetzung der Einstimmigkeit schiebt Vorurteilen und persönlichen Neigungen einen Riegel vor. Sie garantiert, dass Gott durch den Geist herrscht, nicht der Mensch durch Mehrheitsbeschluss oder Kompromisse. Sie ist die Gewähr dafür, dass alle Weisheit und Erfahrung in ein Thema eingebracht werden, ehe die tiefgehenden, unanfechtbaren Eindrücke der Offenbarung empfangen werden. Sie schützt vor den Schwächen der Menschen.“ (Siehe „Fortdauernde Offenbarung“, Der Stern, Januar 1990, Seite 9; Hervorhebung hinzugefügt.)

Die Männer im Kollegium der Zwölf Apostel haben ausgeprägte Ansichten und einen unterschiedlichen Werdegang. Dennoch, so hat Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) festgestellt, gibt es unter den Brüdern weder Unfrieden noch feindselige Gefühle:

„Jede wesentliche Frage, die Richtlinien, Verfahrensweisen, Programme oder Punkte der Lehre betrifft, wird von der Ersten Präsidentschaft und den Zwölf Aposteln gemeinsam gründlich und gebeterfüllt erörtert. Diese beiden Kollegien, das Kollegium der Ersten Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel, erwägen in ihren Zusammenkünften jede wesentliche Frage, wobei jeder freimütig seine Meinung äußern darf. …

Und jetzt zitiere ich … aus dem Wort des Herrn: ‚Und jede Entscheidung, die von einem dieser Kollegien getroffen wird, muss bei demselben einstimmig sein, das heißt, jedes Mitglied des betreffenden Kollegiums muss mit dessen Entscheidungen einverstanden sein, damit ihre Entscheidungen dieselbe Macht oder Gültigkeit haben wie die der anderen.‘ (LuB 107:27.)

Jede Entscheidung, die von der Ersten Präsidentschaft und den Zwölf nach reiflicher Überlegung getroffen wird, erfolgt einstimmig. Zu Beginn der Besprechung mag es unterschiedliche Meinungen geben. Das ist auch zu erwarten. Diese Männer haben alle unterschiedliche Lebenserfahrungen. Es sind Männer, die sich durchaus ihre eigenen Gedanken machen. Aber ehe die endgültige Entscheidung getroffen wird, kommt es zu Einstimmigkeit sowohl in der Sache als auch im Ausdruck.

Das ist auch zu erwarten, wenn man sich an das offenbarte Wort des Herrn hält. Ich zitiere wieder aus der Offenbarung:

‚Die Entscheidungen dieser Kollegien, oder von einem davon, sollen in aller Rechtschaffenheit getroffen werden, in Heiligkeit und Herzensdemut, mit Sanftmut und Langmut und Glauben und Tugend und Erkenntnis, Mäßigung, Geduld, Gottesfurcht, brüderlichem Wohlwollen und Nächstenliebe;

denn dies ist die Verheißung: Wenn dieses alles reichlich in ihnen vorhanden ist, werden sie in der Erkenntnis des Herrn nicht unfruchtbar sein.‘ (LuB 107:30,31.)

Ich möchte dem mein Zeugnis hinzufügen: In den zwanzig Jahren, in denen ich als Mitglied des Rates der Zwölf gedient habe, und in den nahezu dreizehn Jahren, seit ich in der Ersten Präsidentschaft diene, ist nie eine wesentliche Entscheidung gefallen, ohne dass dieses Verfahren eingehalten wurde. Ich habe gesehen, wie bei diesen Überlegungen verschiedene Meinungen kundgetan wurden. Durch dieses Verfahren, nämlich dass jeder seine Meinung kundtut, sondert sich in Gedanken und Begriffen die Spreu vom Weizen. Aber ich habe niemals erlebt, dass es unter meinen Brüdern ernsthafte Misstöne oder gar Feindseligkeiten gegeben hätte. Vielmehr habe ich etwas Wundervolles, Erstaunliches beobachtet, nämlich wie sich unter dem Einfluss des Heiligen Geistes und dank der Macht der Offenbarung die unterschiedlichen Meinungen treffen, bis völliger Einklang und uneingeschränkte Übereinstimmung herrschen. Erst dann werden Beschlüsse in die Tat umgesetzt. Ich bezeuge: So äußert sich in der Führung des Werkes des Herrn immer wieder der Geist der Offenbarung.“ (Vgl. „Gott steht am Ruder“, Der Stern, Juli 1994, Seite 51; Hervorhebung hinzugefügt.)

Zum Nachdenken

  • Inwiefern unterscheiden sich die Aufgaben eines Apostels von denen anderer Autoritäten in der Kirche?

  • Welche Priestertumsschlüssel haben die Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel inne? Inwiefern erweisen sich diese Schlüssel für dich und deine Familie als Segen?

  • Inwiefern bewahren uns die Apostel davor, „hin und her getrieben“ zu werden „von jedem Widerstreit der Meinungen, dem Betrug der Menschen ausgeliefert [und] der Verschlagenheit“ (Epheser 4:11-14)?

  • Welche Pflicht haben die Mitglieder der Kirche? Inwiefern sollen sie vereint hinter den Weisungen der Zwölf Apostel und der Ersten Präsidentschaft stehen? Was müssen wir tun, wenn wir feststellen, dass wir nicht völlig mit ihnen im Einklang sind?

Vorschläge für Aufgaben

  • Umreiße auf einem Blatt Papier oder in deinem Studientagebuch kurz die Berufung und die Aufgaben des Kollegiums der Zwölf Apostel, wie sie in dieser Lektion zum Ausdruck kommen.

  • Schreib auf ein Blatt Papier oder in dein Studientagebuch, wie dir die Worte der Apostel schon Trost, Führung oder geistige Erkenntnis vermittelt haben.

  • Berichte demnächst beim Familienabend oder in einem Gespräch, was du aus dieser Lektion gelernt hast.