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Kapitel 2: Der lebende Prophet – der Präsident der Kirche


Kapitel 2

Der lebende Prophet – der Präsident der Kirche

Einleitung

Der Präsident der Kirche präsidiert über alle Priestertumskollegien und über alle Mitglieder der Kirche. Präsident James E. Faust (1920–2007) von der Ersten Präsidentschaft hat erklärt: „Er ist der dienstälteste Apostel auf der Erde. Er ist für die Welt als Prophet, Seher und Offenbarer ordiniert und eingesetzt worden. Er ist als Präsident der Kirche bestätigt worden. Als präsidierender Hoher Priester präsidiert er über das gesamte Priestertum hier auf der Erde. Er allein besitzt alle Schlüssel des Gottesreichs und wendet sie auf Weisung des Herrn Jesus Christus an, der ja das Oberhaupt der Kirche und ihr Schlussstein ist.“ („Fortdauernde Offenbarung“, Der Stern, August 1996, Seite 4.)

Elder Mark E. Petersen (1900–1984) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat bezeugt, dass der lebende Prophet für Kirche und Welt der Sprecher des Herrn ist: „Menschen, die nicht dieser Kirche angehören, nehmen vielleicht nicht wahr, welch große Bedeutung mit seinem geistlichen Amt einhergeht. Selbst einigen Mitgliedern ist das vielleicht noch nicht bewusst. Doch der Präsident der Kirche ist in der Tat ein Prophet, der in diesen Letzten Tagen erweckt wurde, um inspiriert Führung zu geben – nicht nur den Heiligen der Letzten Tage, sondern allen Menschen überall.“ („A People of Sound Judgment“, Ensign, Juli 1972, Seite 40.)

Wenn du dich eingehend mit diesem Kapitel beschäftigst, lernst du den Präsidenten der Kirche und die Priestertumsschlüssel der Vollmacht, die er trägt, mehr schätzen. Du kannst dann auch besser verstehen, inwiefern denjenigen, die seinen Rat befolgen, Sicherheit zuteilwird.

Kommentar

2.1

Der lebende Prophet besitzt alle Schlüssel des Priestertums

Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat berichtet, wie Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) deutlich gemacht hat, dass er als Präsident der Kirche die Schlüssel des Priestertums innehat:

„Nach einer Konferenz in Kopenhagen lud Präsident Spencer W. Kimball uns im Jahr 1976 ein, mit ihm in einer der Kirchen dort die Statuen von Christus und den Zwölf Aposteln zu besichtigen, die Bertel Thorvaldsen geschaffen hatte. Der Christus steht in einer Nische hinter dem Altar. An den Seiten des Kirchenschiffs sind die Statuen der Zwölf aufgereiht. Paulus nimmt die Stelle von Judas Iskariot ein.

Präsident Kimball erklärte dem alten Küster, dass damals, als Thorvaldsen gerade in Dänemark diese schönen Statuen schuf, in Amerika die Wiederherstellung des Evangeliums stattfand, und zwar mit Aposteln und Propheten, die von denjenigen Vollmacht empfingen, die sie vor alters innegehabt hatten.

Er winkte die Anwesenden näher zu sich heran und sagte zu dem Küster: ‚Wir sind lebende Apostel des Herrn Jesus Christus.‘ Er zeigte auf Elder Pinegar und sagte: ‚Hier ist ein Siebziger, gerade so wie die, von denen im Neuen Testament die Rede ist.‘

Wir standen bei der Statue des Petrus, den der Bildhauer mit Schlüsseln in der Hand dargestellt hatte, als Symbol für die Schlüssel des Reiches. Präsident Kimball sagte: ‚Wir tragen die echten Schlüssel, genau wie Petrus, und wir bedienen uns ihrer Tag für Tag.‘

Dann kam etwas, was ich nie vergessen werde. Präsident Kimball, dieser liebevolle Prophet, wandte sich an Johan H. Benthin, den Präsidenten des Pfahls Kopenhagen, und sagte mit Nachdruck: ‚Ich will, dass Sie allen Prälaten [religiösen Führern] in Dänemark sagen, dass sie die Schlüssel nicht haben. Ich habe die Schlüssel!

Da fühlte ich eine Bestätigung, die den Heiligen der Letzten Tage gut bekannt ist, die aber jemandem, der sie selbst nicht erlebt hat, so schwer zu erklären ist: Es war ein Licht, eine Kraft, die das Innerste durchdringt. Und ich wusste: Hier steht buchstäblich der lebende Prophet, der die Schlüssel innehat.“ („The Shield of Faith“, Ensign, Mai 1995, Seite 8.)

Der Prophet besitzt die Mächte, Gaben und Segnungen, die ihn in die Lage versetzen, in jedem Amt der Kirche zu amtieren (siehe LuB 46:29; 107:91,92). Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat die Aufgaben des Präsidenten der Kirche, des lebenden Propheten, genauer benannt:

„Er ist das irdische Oberhaupt des Reiches Gottes, der oberste Beamte der Kirche, der ‚Präsident des Hohen Priestertums … oder, mit anderen Worten, Präsidierender Hoher Priester über das Hohe Priestertum der Kirche‘ (LuB 107:65,66). Seine Aufgabe ist es, ‚über die ganze Kirche zu präsidieren‘ (LuB 107:91).

Er ist auf Erden zu einer Zeit der Einzige, der die Schlüssel des Reiches in ihrer Fülle hält und ausüben darf (siehe LuB 132:7). Alle heiligen Handlungen, die vollzogen werden, sind auf seine Vollmacht zurückzuführen. Die gesamte Lehrtätigkeit bezüglich der Lehren der Errettung geht auf seine Vollmacht zurück und sogar die Errettung selbst wird den Menschen seiner Zeit durch die Schlüssel zuteil, die er innehat.“ (Mormon Doctrine, 2. Auflage, 1966, Seite 591f.; Hervorhebung hinzugefügt.)

Joseph Smith und Oliver Cowdery empfangen Schlüssel des Melchisedekischen Priestertums

Die gleichen Priestertumsschlüssel und -mächte, die der Prophet Joseph Smith innehatte, befinden sich auch heute auf der Erde.

Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat erklärt, wie die Priestertumsschlüssel vom Propheten Joseph Smith bis zum derzeit lebenden Propheten dieser Evangeliumszeit weitergegeben werden:

„Dieselbe Vollmacht, die Joseph Smith innehatte, dieselben Schlüssel und Mächte, die den Kern seines gottgegebenen Rechts auf die Präsidentschaft ausmachten, wurden von ihm selbst den Zwölf Aposteln – an deren Spitze Brigham Young stand – übertragen. Jeder Präsident der Kirche kommt seither aus dem Rat der Zwölf zu diesem höchsten und heiligen Amt. Jeder dieser Männer ist aus der Höhe mit dem Geist und der Macht der Offenbarung gesegnet worden. Seit Joseph Smith Jr. geht die Reihe in ununterbrochener Folge bis zu Spencer W. Kimball [der damals Prophet war]. Dafür lege ich heute feierlich Zeugnis ab. Diese Kirche ist auf das sichere Prophezeiungswort und auf Offenbarung gegründet, ‚auf das Fundament der Apostel und Propheten‘, wie Paulus es in seinem Brief an die Epheser ausdrückt, und ‚der Schlussstein ist Christus Jesus selbst‘ (Epheser 2:20).“ („The Joseph Smith III Document and the Keys of the Kingdom“, Ensign, Mai 1981, Seite 22.)

2.2

Der Prophet ist der Sprecher des Herrn

Der Prophet Joseph Smith

Der Prophet Joseph Smith empfing Offenbarung von Gott.

Präsident Harold B. Lee (1899–1973) hat deutlich gemacht, dass sich die Heiligen nie täuschen lassen müssen, denn für die Unterweisung hat der Herr einen ganz eindeutigen Weg festgelegt:

„Wenn sich an dem, was der Herr uns bereits gesagt hat, etwas ändern sollte, dann tut der Herr dies durch seinen Propheten kund und nicht durch Hinz oder Kunz – und auch nicht durch jemanden, der von sich behauptet, in Ohnmacht gefallen zu sein und dabei eine Offenbarung bekommen zu haben. Ich frage dann: ‚Wenn der Herr doch einen Propheten auf Erden hat, meinen Sie dann, dass er seinen Kindern etwas nur über Umwege offenbart? Dafür hat er ja einen Propheten, und wenn er der Kirche etwas mitzuteilen hat, dann sagt er es dem Präsidenten, und der Präsident sorgt dafür, dass die Pfahl- und Missionspräsidenten informiert werden, ebenso die Generalautoritäten. Sie alle tragen dann dafür Sorge, dass die Mitglieder von der Änderung erfahren.‘“ („The Place of the Living Prophet, Seer, and Revelator“, Ansprache vor Religionslehrern des Bildungswesens der Kirche, 8. Juli 1964, Seite 11; Hervorhebung hinzugefügt.)

Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat festgestellt, dass wir die Worte des Propheten höher schätzen müssen als die eines jeden anderen Menschen:

„Von allen Menschen hier auf Erden müssen wir den Blick vor allem fest auf den Hauptmann gerichtet haben – den Propheten, Seher und Offenbarer und Präsidenten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Er ist derjenige, der der Quelle lebendigen Wassers am nächsten steht. Einige göttliche Anweisungen können wir nur durch den Propheten empfangen. Eine gute Möglichkeit, den eigenen Stand vor dem Herrn zu erkennen, besteht darin, dass man prüft, was man von den inspirierten Worten seines Stellvertreters auf Erden – des Propheten und Präsidenten der Kirche – hält und wie man sie umsetzt. Mit den inspirierten Worten des Propheten darf nicht leichtfertig umgegangen werden. Alle Menschen haben Anspruch auf Inspiration, und viele haben Anspruch auf Offenbarung für ihre speziellen Aufgaben. Doch es gibt nur einen Mann, der als Sprecher des Herrn für die Kirche und die Welt fungiert, und das ist der Präsident der Kirche. Die Worte aller anderen müssen an seinen inspirierten Worten gemessen werden.“ („Jesus Christ – Gifts and Expectations“, New Era, Mai 1975, Seite 16.)

2.3

Der Herr führt die Kirche durch fortlaufende Offenbarung an seinen Propheten

Der Herr offenbart seine Absicht und seinen Willen seinem Propheten. Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) hat bezeugt, dass die Himmel noch immer offen stehen und dass der Herr seine Kirche tagaus, tagein führt:

„Heute lege ich vor der Welt Zeugnis dafür ab, dass die eherne Grenze zwischen Erde und Himmel vor mehr als anderthalb Jahrhunderten durchbrochen wurde. Die Himmel stehen wieder offen, und seither gibt es beständig Offenbarung. …

Seit jenem bedeutsamen Tag im Jahre 1820 kommt weitere heilige Schrift dazu, darunter auch die zahlreichen wichtigen Offenbarungen, die Gott seinen Propheten auf Erden unablässig zuteilwerden lässt. …

Wir bezeugen der Welt, dass es weiterhin Offenbarung gibt und dass sich in den Archiven der Kirche all jene Offenbarungen finden, die Monat für Monat und Tag um Tag gegeben werden. Wir bezeugen außerdem: Seit der Gründung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage im Jahre 1830 gibt es und wird es für alle Zeit einen Propheten geben, der von Gott und seinem Volk anerkannt wird und weiterhin den Sinn und den Willen des Herrn auslegt.

Nun ein Wort der Warnung: Begehen wir nicht den Fehler, den die Menschen vor alters begangen haben! Viele Konfessionen heute glauben an die Abrahams, Moses und Pauli der alten Zeit, aber sie weigern sich, an die heutigen Propheten zu glauben. Auch die Menschen vor alters konnten die Propheten noch früherer Tage akzeptieren, aber die zeitgenössischen Propheten verurteilten und verfluchten sie.

Wie schon früher meinen auch heute viele, dass eine Offenbarung immer ein ehrfurchtgebietendes, bahnbrechendes Ereignis sein müsse. Vielen fällt es schwer, das als Offenbarung anzunehmen, was sich zur Zeit von Mose, Joseph Smith oder auch heute oftmals als nachhaltiger, unanfechtbarer Eindruck in Sinn und Herz des Propheten einprägt – wie Tau vom Himmel oder wie die Morgendämmerung, die das Dunkel der Nacht vertreibt.

Wenn jemand Aufsehenerregendes erwartet, merkt er vielleicht gar nicht, dass sich Gott unablässig durch Offenbarung kundtut. Ich sage demutsvoll und doch mit der Macht und Kraft des Zeugnisses, das in meiner Seele brennt, dass Gott nicht aufgehört hat zu sprechen, und zwar vom Propheten der Wiederherstellung an bis zum heutigen Propheten – die Vollmacht ist beständig da, und ein strahlend helles Licht scheint immerfort. Die Stimme des Herrn ist eine stete Melodie und ein Aufruf mit Donnerhall. Beinahe anderthalb Jahrhunderte lang gibt es seither keine Unterbrechung.“ („Revelation: The Word of the Lord to His Prophets“, Ensign, Mai 1977, Seite 77f.; Hervorhebung hinzugefügt.)

2.4

Das Wort des Herrn an den lebenden Propheten ist im Hier und Jetzt für uns von allergrößter Bedeutung

Die Welt verändert sich ständig. Neue und andersartige Probleme und viele Spielarten alter Probleme fordern uns stets heraus. Unser weiser und liebevoller Vater im Himmel weiß schon im Voraus, was alles geschehen wird, und durch seinen Propheten offenbart er Antworten und Lösungen, wie sie gerade gebraucht werden. Ein Prophet legt bestehende heilige Schrift aus und bestätigt sie. Außerdem fungiert er als Mittler, durch den der Herr gemäß den Bedürfnissen der Menschen neue heilige Schrift kundtun kann. Da er auf Weisung des Heiligen Geistes spricht, haben die Worte des lebenden Propheten Vorrang vor anderen Aussagen zum selben Thema. Sein inspirierter Rat steht im Einklang mit den ewigen Wahrheiten in den Standardwerken und konzentriert sich auf die Bedürfnisse und Lebensumstände seiner Zeit.

Die Lehren sind ewig und verändern sich nicht. Der Herr kann jedoch durch seinen Propheten Vorgehensweisen und Programme entsprechend den Bedürfnissen der Menschen abändern. Die nachstehenden Beispiele veranschaulichen diesen Grundsatz:

  1. Das Gesetz des Mose hat die Kinder Israel „in Zucht gehalten bis zum Kommen Christi“ (Galater 3:24; siehe auch Joseph Smith Translation, Galater 3:24 [in Galater 3:24, Fußnote b in der englischsprachigen Bibelausgabe der Kirche]), war aber erfüllt, als durch Jesus Christus das Gesetz des Evangeliums gegeben wurde (siehe Galater 3:23-25; Mosia 13:27-35; 3 Nephi 9:15-20).

  2. Als Jesus auf der Erde lebte, wurde das Evangelium in der Regel nur im Haus Israel verbreitet (siehe Matthäus 10:5,6; 15:24; Markus 7:25-27). Nach seiner Auferstehung gebot der Erretter den Aposteln, jedem Geschöpf das Evangelium zu bringen (siehe Markus 16:15; Apostelgeschichte 10).

  3. Zur Zeit des Mose blieb der Bevölkerung Israels das Melchisedekische Priestertum im Allgemeinen vorenthalten. Das Aaronische Priestertum wurde lediglich den Leviten übertragen (siehe LuB 84:24-26; siehe auch Numeri 8:10-22; Hebräer 7:5). Zur Zeit Christi und seiner Apostel wurde das Melchisedekische Priestertum wiederum verfügbar gemacht und das Aaronische Priestertum wurde auch Männern angeboten, die keine Leviten waren (siehe Lukas 6:13-16; Philipper 1:1; Hebräer 7:11,12). Heute darf „jeder glaubenstreue, würdige Mann in der Kirche das heilige Priestertum samt der Macht, dessen göttliche Vollmacht auszuüben, empfangen“ (Amtliche Erklärung 2).

Noach predigt

Wie zu Noachs Zeit erheben auch die heutigen Propheten warnend die Stimme.

Präsident John Taylor (1808–1887) bezog sich auf Propheten aus dem Alten Testament und veranschaulichte damit, dass für neue Generationen neue Offenbarungen nötig sind:

„Wir brauchen einen lebendigen Baum – eine lebendige Quelle – lebendige Intelligenz, die vom lebendigen Priestertum im Himmel stammt, durch das lebendige Priestertum auf der Erde. … Und von der Zeit, als Gott sich dem Adam zum ersten Mal kundtat, bis zu der Zeit, als Johannes auf der Insel Patmos seine Offenbarung empfing oder sich für Joseph Smith die Himmel öffneten, bedurfte es immer neuer Offenbarung, die den besonderen Umständen angepasst war, in der die Kirche beziehungsweise der Einzelne sich befanden.

Adams Offenbarung wies Noach nicht an, seine Arche zu bauen; Noachs Offenbarung gebot dem Lot nicht, Sodom zu verlassen; beide sprachen nicht vom Wegzug der Israeliten aus Ägypten. Sie alle hatten ihre eigenen Offenbarungen, und das gilt auch für Jesaja, Jeremia, Ezechiel, Jesus, Petrus, Paulus, Johannes und Joseph. Auch wir brauchen sie.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: John Taylor, Seite 158.)

Präsident Wilford Woodruff (1807–1898) erwähnte eine Versammlung, bei der Joseph Smith und ebenso auch Brigham Young anwesend waren.

„Bruder Joseph [Smith] wandte sich an Bruder Brigham Young und sagte: ‚Bruder Brigham, ich möchte, dass du ans Pult gehst und uns deine Sicht hinsichtlich der Offenbarungen aus dem Mund lebender Personen und dem geschriebenen Wort Gottes erklärst.‘ Brigham Young ging ans Pult, nahm die Bibel und legte sie hin, nahm das Buch Mormon und legte es hin, nahm das Buch der Lehre und Bündnisse und legte es vor sich hin und sagte: ‚Dies ist das niedergeschriebene Wort Gottes an uns bezüglich des Wirkens Gottes seit dem Anfang der Welt bis nahezu zum heutigen Tag. Und jetzt‘, sagte er, ‚bedeuten mir diese Bücher im Vergleich zu lebendiger Offenbarung [lebenden Propheten] nichts; diese Bücher übermitteln nicht das an uns heute gerichtete Wort Gottes, wie es die Worte eines Propheten oder eines Mannes tun, der das heilige Priestertum heutzutage und in der heutigen Generation trägt. Mir ist lebendige Offenbarung wichtiger als alles Geschriebene in den Büchern.‘ Das war der Standpunkt, den er vertrat. Als er fertig war, sagte Bruder Joseph zu den Versammelten: ‚Bruder Brigham hat euch das Wort des Herrn mitgeteilt, und er hat die Wahrheit gesagt.‘“ (Herbst-Generalkonferenz 1897; Hervorhebung hinzugefügt; siehe auch „Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith“, Seite 217f.)

Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat dargelegt, dass die Grundsätze und Lehren des Evangeliums Bestand haben, dass jedoch Verfahrensweisen in der Kirche gelegentlich abgeändert werden müssen: „Durchführungsbestimmungen, Programme, Verwaltungsrichtlinien können sich ändern – selbst manches in der Organisation. Es ist uns freigestellt, von Zeit zu Zeit Änderungen vorzunehmen, ja, wir müssen es sogar. Die Grundsätze aber ändern sich nie, die Lehre bleibt immer gleich.“ („Principles“, Ensign, März 1985, Seite 8.)

2.5

Der Herr wird niemals zulassen, dass der lebende Prophet die Kirche in die Irre führt

Führer der Kirche bei der Generalkonferenz

Präsident Wilford Woodruff (1807–1898) hat erklärt, dass wir voll und ganz darauf vertrauen können, dass der Prophet die Kirche in die richtige Richtung führt:

„Der Herr wird niemals zulassen, dass ich oder irgendein anderer Mann, der als Präsident dieser Kirche dasteht, Sie in die Irre führt. Das ist nicht Teil des Plans. Das hat Gott nicht im Sinn. Wenn ich das versuchte, würde der Herr mich von meinem Platz entfernen, und das wird er auch mit jedem anderen tun, der versucht, die Menschenkinder von den Aussprüchen Gottes und von ihrer Pflicht weg in die Irre zu führen.“ (Amtliche Erklärung – 1, „Auszüge aus drei Reden des Präsidenten Wilford Woodruff in Bezug auf das Manifest“; Hervorhebung hinzugefügt.)

Präsident Harold B. Lee (1899–1973) hat den gleichen Grundsatz gelehrt:

„Richten Sie den Blick beständig auf denjenigen, den der Herr berufen hat, und ich sage Ihnen nun (wobei mir bewusst ist, dass ich selbst diese Stelle innehabe): Sie müssen sich keine Sorgen darum machen, dass der Präsident der Kirche das Volk jemals in die Irre führen könnte, denn der Herr würde ihn eher von seinem Platz entfernen, als dass er dies zuließe.“ (The Teachings of Harold B. Lee, Hg. Clyde J. Williams, 1996, Seite 533.)

Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) versicherte dies den Mitgliedern in ähnlicher Weise:

„Die Kirche ist wahr. Diejenigen, die sie leiten, haben nur einen Wunsch, nämlich den Willen des Herrn zu tun. Sie bemühen sich in allem um Führung von ihm. Jede wichtige Entscheidung, die die Kirche und die Mitglieder betrifft, wird erst nach gebetsvollem Überlegen getroffen, nachdem man sich an den Quell aller Weisheit gewandt hat. Folgen Sie den Führern der Kirche. Gott wird es nicht zulassen, dass sein Werk in die Irre geleitet wird.“ („Be Not Deceived“, Ensign, November 1983, Seite 46; Hervorhebung hinzugefügt.)

2.6

Einige Leute glauben zwar an frühere Propheten, lehnen jedoch die lebenden Propheten ab

Viele Leute verehren die Propheten der Vergangenheit, weigern sich aber, den Propheten anzunehmen, den der Herr heute zu ihrer Führung gesandt hat (siehe Helaman 13:24-26). Präsident Harold B. Lee (1899–1973) hat von einem Erlebnis berichtet, das diese Neigung veranschaulicht:

„Ich kenne in New York einen Banker. Wir begegneten uns das erste Mal, als ich gerade mit Präsident Jacobson unterwegs war, der damals über die Oststaaten-Mission präsidierte. Wir hatten ein ziemlich aufschlussreiches Gespräch. Präsident Jacobson hatte ihm ein Buch Mormon geschenkt. Sein Bekannter hatte es gelesen und begeistert die darin enthaltenen Lehren kommentiert. Nach Geschäftsschluss wollte er uns einmal in seiner Limousine zum Missionsheim bringen. Wir nahmen das Angebot an. Unterwegs sprach er über das Buch Mormon und die Achtung, die er vor den darin enthaltenen Lehren hatte. Ich fragte ihn: ‚Warum unternehmen Sie dann nichts? Wenn Sie ja ohnehin das Buch Mormon annehmen, was hält Sie dann zurück? Weshalb schließen Sie sich nicht der Kirche an? Wieso nehmen Sie Joseph Smith nicht als Propheten an?‘ Da meinte er sehr nachdenklich und zurückhaltend: ‚Ich glaube, es liegt bloß daran, dass mir Joseph Smith zu nahe ist. Hätte er vor zweitausend Jahren gelebt, so könnte ich wohl an ihn glauben. Aber ich glaube, ich kann ihn deshalb nicht [als Propheten] annehmen, weil er mir zu nahe ist.‘

Da sagt jemand also: ‚Ich glaube an die verstorbenen Propheten, die vor über tausend Jahren gelebt haben, aber es fällt mir sehr schwer, an einen lebenden Propheten zu glauben.‘ Diese Einstellung wird auch auf Gott übertragen. Zu sagen, die Himmel seien verschlossen und es gebe heutzutage keine Offenbarung mehr, bedeutet, dass wir heute also nicht an einen lebendigen Christus oder einen lebendigen Gott glauben – wir glauben demnach an einen, der seit langem tot und nicht mehr da ist. Die Bezeichnung ‚lebender Prophet‘ hat also eine wirkliche Bedeutung.“ („The Place of the Living Prophet, Seer, and Revelator“, Ansprache vor Religionslehrern im Bildungswesen der Kirche, 8. Juli 1964, Seite 2.)

Zu behaupten, dass man den toten Propheten glaube, während man gleichzeitig den lebenden Propheten verwirft, ist ein uraltes Problem. Einige Pharisäer zur Zeit Jesu Christi lehnten den lebenden Christus ab, akzeptierten aber den Propheten Mose, der Israel über 1000 Jahre zuvor geführt hatte. Sie schmähten einen Mann, den Jesus geheilt hatte, und sagten:

„Du bist ein Jünger dieses Menschen; wir aber sind Jünger des Mose.

Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat; aber von dem da [Jesus] wissen wir nicht, woher er kommt.“ (Johannes 9:28,29; siehe auch Matthäus 23:29,30,34; Helaman 13:24-29.)

Die Angreifer umstellen das Gefängnis zu Carthage

Die Angreifer umstellen das Gefängnis zu Carthage

Präsident Harold B. Lee (1899–1973) hat erklärt, dass der Glaube an Offenbarung auch die Lehren des derzeitigen Propheten mit einschließen muss:

„Bald nachdem Präsident David O. McKay der Kirche bekanntgegeben hatte, dass die Mitglieder des Ersten Rates der Siebziger als Hohe Priester ordiniert werden würden, damit sie noch nützlicher sein könnten und Handlungsvollmacht erhielten, wenn keine andere Generalautorität anwesend sein konnte, war ein Siebziger, den ich traf, … sehr beunruhigt. Er meinte mir gegenüber: ‚Hat nicht der Prophet Joseph Smith gesagt, es widerspräche der Ordnung des Himmels, wenn ein Hoher Priester zum Präsidenten des Ersten Rates der Siebziger ernannt würde? Ich entgegnete: ‚Das ist mir durchaus bewusst, aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass das, was 1840 im Widerspruch zur Ordnung des Himmels stand, 1960 vielleicht nicht mehr dazu im Widerspruch stehen könnte?‘ Der Gedanke war ihm nicht gekommen. Auch er folgte einem toten Propheten und vergaß dabei, dass es heute einen lebenden Propheten gibt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir das Wort lebend betonen.

Vor mehreren Jahren besuchte ich als junger Missionar mit meinem Missionspräsidenten Nauvoo und Carthage. Wir hielten in der Gefängniszelle, wo Joseph und Hyrum den Tod gefunden hatten, eine Missionarsversammlung ab. Der Missionspräsident erzählte von den geschichtlichen Ereignissen, die zum Märtyrertod geführt hatten, und schloss dann mit dieser sehr bemerkenswerten Aussage: ‚Als der Prophet Joseph Smith den Märtyrertod erlitten hatte, starben viele Heilige geistig mit ihm.‘ Das war auch dann der Fall gewesen, als Brigham Young oder als John Taylor gestorben waren. … Einige Mitglieder starben, geistig gesehen, mit Wilford Woodruff, mit Lorenzo Snow, mit Joseph F. Smith, mit Heber J. Grant und mit George Albert Smith. Und auch heute gibt es Menschen, die bereitwillig jemandem glauben, der schon tot ist, und die seinen Worten mehr Gewicht beimessen als den Worten einer heute lebenden Autorität.“ (Stand Ye in Holy Places, 1974, Seite 152f.; Hervorhebung hinzugefügt.)

Zum Nachdenken

  • Warum muss uns bewusst sein, dass es zu einer Zeit auf Erden immer nur einen gibt, der die Priestertumsschlüssel in ihrer Gesamtheit innehat und verwaltet?

  • Welche Vorteile hat es, wenn wir die Worte eines lebenden Propheten haben, wo wir doch schon die Worte der Propheten aus alter Zeit haben?

  • Der Herr hat verheißen, dass er niemals zulassen werde, dass sein Prophet die Kirche in die Irre führt. Wie wirkt sich dieser Grundsatz darauf aus, wie du die Worte des lebenden Propheten hörst, liest und befolgst?

Vorschläge für Aufgaben

  • Bereite eine kurze Lektion für den Familienabend vor und verwende dafür Punkte, die du aus diesem Kapitel gelernt hast, ebenso auch die in diesem Kapitel zitierten Schriftstellen und die nachstehende Aussage von Präsident Gordon B. Hinckley: „Entweder haben wir einen Propheten oder wir haben nichts; und da wir einen Propheten haben, haben wir alles.“ („We Thank Thee, O God, for a Prophet“, Ensign, Januar 1974, Seite 122.)

  • Erkläre einem Freund oder Angehörigen, nachdem du die nachstehenden Schriftstellen gelesen hast, inwiefern der lebende Prophet dem Mose gleicht: Lehre und Bündnisse 28:2; 107:91,92; Mose 1:3,6.