Kapitel 4
Das Kollegium der Ersten Präsidentschaft
Einleitung
Am 18. März 1833 wurde offiziell die Erste Präsidentschaft mit dem Propheten Joseph Smith als Präsidenten und mit Sidney Rigdon und Frederick G. Williams als Ratgeber gebildet (siehe History of the Church, 1:334; siehe auch LuB 81; 90 einschließlich der Abschnittsüberschriften). Spätere Offenbarungen lieferten weitere Informationen zur Ersten Präsidentschaft, die heutzutage als das oberste Kollegium des Priestertums fungiert mit dem „Recht, in allen Ämtern in der Kirche zu amtieren“ (LuB 107:9; siehe auch LuB 124:126).
Das Kollegium der Ersten Präsidentschaft besteht aus dem Präsidenten der Kirche und aus üblicherweise, aber nicht immer, zwei Ratgebern. Die Ratgeber werden zumeist, aber nicht immer, aus dem Kollegium der Zwölf Apostel ausgewählt. Diese „drei präsidierende[n] Hohepriester … [bilden ein] Kollegium der Präsidentschaft der Kirche“ (LuB 107:22). Auf ihnen ruht die Verantwortung, das Reich Gottes auf Erden zu führen (siehe LuB 90:12-16). Der Herr hebt die Bedeutung der Ersten Präsidentschaft mit diesen Worten hervor: „Wer auch immer mich empfängt, der empfängt jene, die Erste Präsidentschaft, die ich gesandt habe und die ich um meines Namens willen zu Ratgebern für euch gemacht habe.“ (LuB 112:20.)
Dieses Kapitel soll dir helfen, dein Wissen darüber zu erweitern, wie die Erste Präsidentschaft über das Werk des Herrn auf Erden präsidiert und es leitet.
Kommentar
4.1
Ein Vorläufer der Ersten Präsidentschaft aus der Urkirche zur Zeit des Neuen Testaments
Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) erklärt, dass der Vorläufer für unser Kollegium der Ersten Präsidentschaft in den Letzten Tagen schon in der Organisation der Kirche Jesu Christi zur Zeit des Neuen Testaments zu finden ist:
„Petrus, Jakobus und Johannes wurden von den anderen Aposteln abgesondert und erhielten eine besondere Vollmacht. Sie waren ein Vorläufer des Kollegiums der Ersten Präsidentschaft in unserer Zeit. Aus dem, was geschrieben steht, geht wohl völlig klar hervor, dass diese drei Apostel eine solche Präsidentschaft gebildet haben. … Aus der Tatsache, dass alle drei dem Propheten Joseph Smith und Oliver Cowdery erschienen und ihnen das Melchisedekische Priestertum übertrugen, ist für die Heiligen der Letzten Tage offenkundig, dass diese drei eine Präsidentschaft bildeten.“ (Seek Ye Earnestly, 1970, Seite 207f.; Hervorhebung hinzugefügt.)
4.2
Die Bildung der Ersten Präsidentschaft
In der nachstehenden Übersicht werden einige Ereignisse bei der Bildung der Ersten Präsidentschaft aufgezählt:
Datum |
Ereignis |
---|---|
6. April 1830 |
Die Kirche wird gegründet mit Joseph Smith, „der von Gott berufen und zu einem Apostel Jesu Christi ordiniert wurde, dass er der erste Älteste dieser Kirche sei, sowie … Oliver Cowdery, der ebenfalls von Gott berufen wurde, ein Apostel Jesu Christi, dass er der zweite Älteste dieser Kirche sei“ (LuB 20:2,3). |
11. November 1831 |
Der Prophet Joseph Smith empfängt die Offenbarung, die in Lehre und Bündnisse 107:59-100 niedergeschrieben ist. In Vers 64‑66 geht es um den „Präsident[en] des Hohen Priestertums der Kirche“ (siehe Robin Scott Jensen, Robert J. Woodford und Steven C. Harper, Hg., Revelations and Translations: Manuscript Revelation Books, Faksimile, Band 1 der Reihe „Revelations and Translations“ der Joseph Smith Papers, Hg. Dean C. Jessee, Ronald K. Esplin und Richard Lyman Bushman, 2009, Seite 216–219). |
25. Januar 1832 |
Joseph Smith wird bei einer Konferenz von Ältesten, Hohen Priestern und Mitgliedern der Kirche in Amherst in Ohio „als Präsident des Hohen Priestertums bestätigt und ordiniert“ (Abschnittsüberschrift zu LuB 75; siehe auch Abschnittsüberschrift zu LuB 82; History of the Church, 1:243, Fußnote). |
März 1832 |
Der Prophet Joseph Smith empfängt Offenbarung zur künftigen Rolle der Ersten Präsidentschaft (siehe LuB 81:1,2). „Die Offenbarung … ist als Schritt zur formellen Gründung der Ersten Präsidentschaft anzusehen, denn es wird darin das Amt des Ratgebers in jenem Gremium ausdrücklich genannt und die Würde der Berufung dargelegt.“ (Abschnittsüberschrift zu LuB 81.) |
26. April 1832 |
Während einer „allgemeine[n] Ratsversammlung der Kirche“ im Kreis Jackson in Missouri wird „Joseph Smith, der Prophet, als Präsident des Hohen Priestertums bestätigt[;] zu diesem Amt war er schon früher … ordiniert worden“ (Abschnittsüberschrift LuB 82). |
8. März 1833 |
Der Prophet Joseph Smith empfängt die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 90, die „ein weiterer Schritt zur Bildung der Ersten Präsidentschaft“ ist (Abschnittsüberschrift). In dieser Offenbarung deutet der Herr an, dass Sidney Rigdon und Frederick G. Williams in der Ersten Präsidentschaft dienen sollen (siehe Vers 6). |
18. März 1833 |
Sidney Rigdon und Frederick G. Williams werden als Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft eingesetzt. Der Prophet Joseph Smith hat dazu geschrieben: „Elder Rigdon äußerte den Wunsch, er und Bruder Frederick G. Williams mögen doch zu dem Amt ordiniert werden, zu dem sie … gemäß der Offenbarung vom 8. Mai 1833 berufen worden waren. Dementsprechend legte ich Bruder Sidney und Bruder Frederick die Hände auf und ordinierte sie dazu, gemeinsam mit mir die Schlüssel dieses letzten Reiches innezuhaben und in der Präsidentschaft des Hohen Priestertums als meine Ratgeber behilflich zu sein.“ (History of the Church, 1:334.) |
28. März 1835 |
Der Prophet Joseph Smith empfängt die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 107:1-58, worin die Erste Präsidentschaft näher als das präsidierende Kollegium der Kirche bezeichnet wird: „Aus dem Melchisedekischen Priestertum bilden drei präsidierende Hohe Priester, von der Körperschaft erwählt, zu diesem Amt bestimmt und ordiniert und vom Vertrauen, Glauben und Gebet der Kirche getragen, das Kollegium der Präsidentschaft der Kirche.“ (LuB 107:22.) |
4.3
Die Vollmacht der Ersten Präsidentschaft
Die Mitglieder der Ersten Präsidentschaft sind die präsidierenden Hohen Priester über die gesamte Kirche. Die Erste Präsidentschaft ist daher in allen Angelegenheiten die letzte irdische Instanz. Der Herr nennt das Ausmaß ihrer Vollmacht und verkündet:
„Weiter, wahrlich, ich sage euch: Die wichtigsten Angelegenheiten der Kirche und die schwierigsten Fälle der Kirche sollen, insofern es über die Entscheidung des Bischofs oder der Richter Unzufriedenheit gibt, dem Rat der Kirche übergeben und vorgetragen werden, vor der Präsidentschaft des Hohen Priestertums.
Und die Präsidentschaft des Rates des Hohen Priestertums hat die Macht, weitere Hohepriester, nämlich zwölf, zu berufen, dass sie als Ratgeber behilflich sind; und so hat die Präsidentschaft des Hohen Priestertums mit ihren Ratgebern die Macht, gemäß den Gesetzen der Kirche aufgrund von Zeugnis zu entscheiden.
Und nach dieser Entscheidung soll der Fall nicht mehr vor dem Herrn in Erinnerung gebracht werden; denn dies ist der höchste Rat der Kirche Gottes und die endgültige Entscheidung in Streitfällen geistiger Natur.“ (LuB 107:78-80; Hervorhebung hinzugefügt.)
Präsident Stephen L Richards (1879–1959) von der Ersten Präsidentschaft geht darauf ein, dass die Erste Präsidentschaft die Vollmacht hat, Lehren auszulegen:
„Wer ist berechtigt, die Lehre der Kirche auszulegen …? Ich bin sicher, dass es bei ernsthafter Überlegung zu dieser Frage unter den Mitgliedern eigentlich keine Meinungsverschiedenheiten gibt. Durch die Offenbarungen, die wir empfangen haben, und durch das Prozedere in der Kirche ist bestens belegt, dass der Präsident und seine Ratgeber mit dieser Vollmacht ausgestattet sind, und ich kann nicht glauben, dass irgendein Mitglied dies ernsthaft bestreiten würde. Um es mit den Worten der Offenbarung zu sagen, sind sie, die Präsidentschaft, ‚ein Kollegium …, um die Aussprüche Gottes für die ganze Kirche zu empfangen‘ [LuB 124:126]. Hinsichtlich der Auslegung des Gesetzes Gottes sind sie das oberste Gericht hier auf Erden.
Bei der Ausübung ihrer Aufgaben und der ihnen übertragenen Befugnisse lassen sie sich von einer Verfassung leiten, die nur zum Teil niedergeschrieben ist. Der schriftlich festgelegte Teil besteht aus dem Kanon der heiligen Schriften aus alter und neuer Zeit und aus den schriftlich festgehaltenen Aussagen unserer Propheten der Letzten Tage. Der ungeschriebene Teil besteht im Geist der Offenbarung und Inspiration Gottes, wie er zu ihrer Berufung gehört.“ (Herbst-Generalkonferenz 1938; Hervorhebung hinzugefügt.)
4.4
Die Vorrangstellung des Präsidenten der Kirche
Am 8. März 1833 sagte der Herr dem Propheten Joseph Smith, dass die Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft „als [dem Präsidenten] gleichwertig erachtet [werden], die Schlüssel dieses letzten Reiches innezuhaben“ (LuB 90:6). Der Präsident der Kirche führt jedoch in diesem Kollegium des Priestertums den Vorsitz und leitet die Arbeit seiner Ratgeber.
Elder John A. Widtsoe (1872–1952) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass der Präsident der Kirche die Arbeit der Ersten Präsidentschaft leitet:
„Joseph Smith erhielt zwei Ratgeber und die drei bildeten die Erste Präsidentschaft der Kirche. (18. März 1833.) Dem ging am 8. März 1833 eine Offenbarung voran, in der verkündet wurde, dass der Kirche ‚durch [Joseph Smith] die Aussprüche Gottes an andere gegeben werden‘ sollen [LuB 90:4]. Die Vorrangstellung des Präsidenten der Kirche blieb gewahrt. Schon bald wurde unter den Mitgliedern darüber diskutiert, ob die Ratgeber die gleiche Macht innehaben wie der Präsident. Was konnten die Ratgeber ohne direkte Anweisung vom Präsidenten denn tun? Diese Fragen wurden am 16. Januar 1836 in einer Versammlung beantwortet. Der Prophet sagte dort: ‚Die Zwölf sind niemand anders unterstellt als der Ersten Präsidentschaft, … und wo ich nicht bin, da steht auch keine Erste Präsidentschaft über den Zwölf.‘ [History of the Church, 2:374; Hervorhebung hinzugefügt.] Mit anderen Worten: Würde der Präsident fortgenommen, hätten die Ratgeber keine Vollmacht. Die Ratgeber besitzen nicht die Macht des Präsidenten und können ohne Weisung und Zustimmung des Präsidenten nicht in den Angelegenheiten der Kirche handeln.“ (Joseph Smith: Seeker after Truth, Prophet of God, 1951, Seite 303; Hervorhebung hinzugefügt.)
4.5
Die Erste Präsidentschaft präsidiert über die Kirche
Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat über die leitende Stellung der Ersten Präsidentschaft gesagt:
„In der Kirche Jesu Christi haben wir heute das Kollegium der Ersten Präsidentschaft, getrennt vom Rat der Apostel. Die Apostel handeln in allen Angelegenheiten im Priestertum und in der Kirche auf Weisung der Ersten Präsidentschaft.“ (Doctrines of Salvation, Hg. Bruce R. McConkie, 1956, 3:152; Hervorhebung hinzugefügt.)
Als „der höchste Rat der Kirche Gottes“ (LuB 107:80) führt die Erste Präsidentschaft die Kirche in allen geistigen und zeitlichen Belangen mittels inspirierten Urteils. Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat gesagt:
„Dem Präsidenten der Kirche wurden durch Offenbarung Ratgeber gegeben [siehe LuB 107:78-80]. …
Der Präsident und seine Ratgeber haben die oberste leitende Macht in der Kirche inne. Die Erste Präsidentschaft präsidiert über alle Ratsgremien, Kollegien und Organisationen der Kirche mit höchster weisungsgebender Macht und kraft ihrer Ernennung [siehe LuB 107:9]. Diese Mächte der Berufung, der Ernennung und Präsidentschaft können von der Ersten Präsidentschaft an andere delegiert werden, die sie auswählen und die von den Mitgliedern bestätigt werden, auf dass sie die Präsidentschaft bei der Leitung der Kirche vertreten.
Die Erste Präsidentschaft besteht aus lebenden Propheten Gottes. Sie sind die obersten Entscheidungsträger und legen das Gesetz der Kirche aus. Sie stehen der Arbeit der gesamten Kirche in sämtlichen Angelegenheiten vor, was Richtlinien, Organisation und Verwaltung anbelangt. Es gibt keinen Teil des Werkes der Kirche, für den sie nicht zuständig wären.“ („The First Presidency and the Council of the Twelve“, Improvement Era, November 1966, Seite 978.)
Präsident James E. Faust (1920–2007) von der Ersten Präsidentschaft hat gesagt:
„Die Erste Präsidentschaft hat letztlich die Verantwortung für alle Angelegenheiten des Gottesreichs auf der Erde. Über sie hat der Herr gesagt:
‚Aus dem Melchisedekischen Priestertum bilden drei präsidierende Hohepriester, von der Körperschaft erwählt, zu diesem Amt bestimmt und ordiniert und vom Vertrauen, Glauben und Gebet der Kirche getragen, das Kollegium der Präsidentschaft der Kirche. …
Und die Präsidentschaft des Rates des Hohen Priestertums hat die Macht, weitere Hohepriester, nämlich zwölf, zu berufen, dass sie als Ratgeber behilflich sind; und so hat die Präsidentschaft des Hohen Priestertums mit ihren Ratgebern die Macht, gemäß den Gesetzen der Kirche aufgrund von Zeugnis zu entscheiden.‘ [LuB 107:22,79.]“ (Siehe „Die Aufgaben eines Hirten“, Der Stern, Juli 1995, Seite 43.)
4.6
Wie wichtig die Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft sind
Elder William R. Walker von den Siebzigern hat gesagt, dass die Erste Präsidentschaft ein Muster darstellt, nach dem sich die anderen Präsidentschaften in der Kirche richten sollen:
„Jeder, der irgendwo in der Kirche in einer Präsidentschaft oder Leitung tätig ist, soll sich die Erste Präsidentschaft als Muster und Beispiel nehmen, dem er in seiner Treuhandschaft nacheifert. Bemühen wir uns, wie diese Brüder zu sein und wie sie in enger Verbundenheit und Eintracht zusammenzuarbeiten.
Präsident Gordon B. Hinckley hat oft darüber gesprochen, wie wichtig Ratgeber sind. Er hat gesagt: ‚Der Herr hat [die Ratgeber] zu einem Zweck an ihren Platz gestellt.‘ (Teachings of Gordon B. Hinckley, 1997, Seite 94.)
Präsident Hinckley hat auch Folgendes berichtet: ‚Jeden Morgen, außer montags, trifft sich die Erste Präsidentschaft, wenn wir nicht unterwegs sind. Ich bitte Präsident [James E.] Faust, seine Punkte vorzulegen, und wir besprechen sie und treffen eine Entscheidung. Dann bitte ich Präsident [Thomas S.] Monson, seine Punkte vorzulegen, und wir besprechen sie und treffen eine Entscheidung. Anschließend trage ich die Punkte vor, die ich ansprechen möchte, und wir besprechen sie und treffen eine Entscheidung. Wir arbeiten zusammen. … In einer Präsidentschaft kann nicht einer alles allein machen. Ratgeber – wie gut ist es doch, Ratgeber zu haben. Sie bewahren einen vor Fehlern und helfen einem, das Richtige zu tun.“ (Teachings of Gordon B. Hinckley, Seite 95; siehe auch „Rettung ist dort, wo … Ratgeber sind“, Der Stern, Januar 1991, Seite 46, 51f.)
„Ein Ratgeber von Präsident Joseph F. Smith hat einmal beschrieben, wie die erste Präsidentschaft gemeinsam beriet: ‚Als [dem Präsidenten der Kirche] ein Fall vorgelegt wurde, über den er entscheiden musste, sprachen er und seine Ratgeber darüber und dachten reiflich darüber nach, bis sie zum selben Schluss kamen.‘ (Anthon H. Lund, Frühjahrs-Generalkonferenz 1919; Hervorhebung hinzugefügt.)
Das sollte unser Muster für die Arbeit in einer Präsidentschaft oder Leitung sein.
Aus den Offenbarungen wissen wir, dass Entscheidungen in unseren Kollegien, Präsidentschaften und Leitungen ‚in aller Rechtschaffenheit getroffen werden [sollen], in Heiligkeit und Herzensdemut, mit Sanftmut und Langmut und Glauben und Tugend und Erkenntnis, Mäßigung, Geduld, Gottesfurcht, brüderlichem Wohlwollen und Nächstenliebe‘ (LuB 107:30).
Der Herr hat uns das Muster gegeben.“ („Drei präsidierende Hohe Priester“, Liahona, Mai 2008, Seite 39; Hervorhebung hinzugefügt.)
4.7
Wenn der Präsident krank ist, führen die Ratgeber die Arbeit der Ersten Präsidentschaft fort
Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat erklärt, wie die Arbeit der Ersten Präsidentschaft weitergeht, auch wenn der Präsident der Kirche erkrankt ist oder seinen Aufgaben nicht nachkommen kann:
„Wenn der Präsident krank ist oder nicht alle Aufgaben, die mit seinem Amt verbunden sind, wahrnehmen kann, bilden seine beiden Ratgeber gemeinsam das Kollegium der Ersten Präsidentschaft. Sie setzen die tägliche Arbeit der Präsidentschaft fort. In außergewöhnlichen Umständen, wenn nur einer die Amtsgeschäfte wahrnehmen kann, kann er kraft der Vollmacht des Amtes der Präsidentschaft handeln, wie in Lehre und Bündnisse, Abschnitt 102, Vers 10 und 11 dargelegt.“ („Gott steht am Ruder“, Der Stern, Juli 1994, Seite 51; Hervorhebung hinzugefügt.)
Dreieinhalb Jahre zuvor berichtete Präsident Gordon B. Hinckley von seiner Erfahrung als Ratgeber von zwei Präsidenten der Kirche, die längere Zeit erkrankt waren:
„Als Präsident Kimball krank war, wurde auch Präsident Tanner krank und starb. Präsident Romney wurde von Präsident Kimball als Erster Ratgeber berufen und ich als Zweiter Ratgeber. Dann wurde Präsident Romney krank und ließ mich mit einer nahezu überwältigenden Last der Verantwortung zurück. Ich beriet mich häufig mit meinen Brüdern vom Rat der Zwölf, und ich kann ihnen nicht genug danken für ihr Verständnis und ihre Weisheit in der Beurteilung. Wenn es sich um eine Angelegenheit handelte, für die es eine feste Richtlinie gab, unternahmen wir die notwendigen Schritte. Doch es wurde keine neue Richtlinie bekanntgegeben oder eingeführt und keine wichtige Gepflogenheit geändert, ohne dass ich Präsident Kimball die Angelegenheit unterbreitete und seine volle Zustimmung und Billigung erhielt.
Wenn ich ihn zu solchen Anlässen besuchte, nahm ich immer einen Sekretär mit, der die Einzelheiten des Gesprächs festhielt. Ich kann Ihnen versichern, meine geliebten Brüder, dass ich meinen Priestertumsführer nie übergangen habe und auch nie den Wunsch hatte, ihn im Hinblick auf irgendeine Richtlinie oder Unterweisung zu übergehen. Ich wusste, dass er zu dieser Zeit der erwählte Prophet des Herrn war. Obgleich auch ich als Prophet, Seher und Offenbarer bestätigt worden war, wie auch meine Brüder im Rat der Zwölf, wusste ich doch, dass keiner von uns der Präsident der Kirche war. Ich wusste, dass der Herr das Leben von Präsident Kimball aus Gründen verlängerte, die ihm bekannt waren. Ich hatte vollkommenen Glauben, dass sein Leben in der Weisheit dessen, der größere Weisheit besitzt als alle Menschen, verlängert wurde.
Im November 1985 starb Präsident Kimball, und Präsident Ezra Taft Benson, damals Präsident des Kollegiums der Zwölf, wurde einmütig als Präsident der Kirche und als Prophet, Seher und Offenbarer bestätigt. Er wählte sich seine Ratgeber, und ich kann Ihnen versichern, dass wir harmonisch und gut zusammenarbeiten. Für mich ist es eine großartige und wahrhaft lohnende Erfahrung.
Präsident Benson ist nun einundneunzig Jahre alt und hat nicht mehr die Kraft, die er einmal in so reichem Maß besessen hat. Bruder Monson und ich, als seine Ratgeber, tun, was auch bisher getan wurde, nämlich das Werk der Kirche voranzubringen, wobei wir sorgsam darauf achten, dass wir den Präsidenten nicht übergehen und von keiner lang bewährten Richtlinie ohne seine Kenntnis und Zustimmung abgehen.“ („Rettung ist dort, wo … Ratgeber sind“, Der Stern, Januar 1991, Seite 51f.)
4.8
Ein Beispiel für das tägliche Arbeitspensum der Ersten Präsidentschaft
1979 hat Präsident N. Eldon Tanner (1898–1982), der Ratgeber von vier Präsidenten der Kirche gewesen war, den Tagesablauf der Ersten Präsidentschaft im Detail beschrieben. Auch wenn der Terminkalender jeder Präsidentschaft ein anderer ist und sich einzelne Punkte seither geändert haben, vermittelt seine Beschreibung doch einen guten Eindruck von den mannigfachen Aufgaben, die der Ersten Präsidentschaft obliegen:
„Die Erste Präsidentschaft ist zuständig für alles, was mit der Verwaltung der Kirche zu tun hat. Alle diesbezüglichen Angelegenheiten werden im Allgemeinen in drei Kategorien unterteilt:
Erstens Angelegenheiten, die von der Ersten Präsidentschaft selbst geregelt werden; zweitens geistige Belange, die von den Zwölf Aposteln auf Weisung der Ersten Präsidentschaft wahrgenommen werden; und drittens zeitliche Angelegenheiten, die im Auftrag der Ersten Präsidentschaft von der Präsidierenden Bischofschaft übernommen werden.
Ich möchte einiges anführen, wofür die Erste Präsidentschaft unmittelbar zuständig ist: für Gebietskonferenzen, feierliche Versammlungen, die Finanzen, das Bildungswesen, die Abteilung Geschichte der Kirche, die Personalabteilung, Tempel, Buchprüfung, für den Koordinierungsrat und den Wohlfahrtsdienst. …
Die Erste Präsidentschaft kommt regelmäßig dienstags, mittwochs, donnerstags und freitags um 8 Uhr morgens zusammen. Ein Sekretär führt ausführlich Protokoll. Bei diesen Sitzungen wird auch die an die Erste Präsidentschaft gerichtete Korrespondenz besprochen. Sie enthält alles mögliche – von Fragen zu Piercings am Ohr bis hin zur Berufung gegen einen Ausschluss aus der Kirche, der von der Pfahlpräsidentschaft und dem Hoherat gefällt worden ist. Es werden Fragen zu Bekleidungsrichtlinien und äußerer Erscheinung gestellt, Fragen zu Hypnose, Sabbatheiligung und Auslegung von Schriftstellen, zum Bewusstseinstraining und zu Siegelungen. Einige beklagen sich über örtliche Führer, andere haben Fragen zur Reinkarnation, zu Organspenden für wissenschaftliche oder andere Zwecke, zur Feuerbestattung, zu Transplantationen oder Rechtsfragen – man könnte die Liste endlos fortsetzen.
Die Erste Präsidentschaft muss noch viele weitere Entscheidungen treffen: Neue Tempelpräsidentschaften müssen ausgewählt, der Zeitpunkt und der Ort für die Errichtung neuer Tempel muss festgelegt und weitere Belange müssen erörtert werden, die bei den Zusammenkünften mit dem Rat der Zwölf Apostel und der Präsidierenden Bischofschaft zur Sprache kommen sollen. Außerdem plant die Erste Präsidentschaft feierliche Versammlungen und Gebietskonferenzen in aller Welt.
Am Dienstagvormittag kommt die Präsidentschaft um 10 Uhr mit dem Ausgabenkomitee zusammen. … Hier werden die Kostenvoranschläge besprochen, die von den Leitern der einzelnen Abteilungen vorgelegt wurden, und es werden die finanziellen Mittel zugeteilt. Hier einige Beispiele: Die Abteilung Grundstücke und Gebäude beantragt den Ankauf von Grundstücken und den Erwerb von Pfahl- und Gemeindehäusern, Missionsheimen, Besucherzentren usw. und es werden die Betriebskosten für diese Gebäude besprochen. Die Präsidierende Bischofschaft legt ihrerseits Anträge für Ausgaben für Wohlfahrtsprojekte vor.
Die Sitzung der Ersten Präsidentschaft am Mittwoch dient dazu, dass die Leiter der Abteilungen, die der Ersten Präsidentschaft direkt unterstehen – zum Beispiel die Abteilung Geschichte der Kirche, die Personalabteilung und die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit – Bericht erstatten. Für Mittwochvormittag werden nach Möglichkeit auch Termine mit wichtigen Besuchern eingeplant. …
An einem Mittwoch im Monat kommt die Erste Präsidentschaft mit dem Bildungs- und dem Treuhänderausschuss zusammen, um alle Angelegenheiten in Bezug auf Universitäten, Colleges, Institute, Seminare und sonstige schulische Einrichtungen der Kirche zu regeln. Ebenfalls an einem Mittwoch im Monat trifft sich die Erste Präsidentschaft mit dem Koordinierungsrat. … Hier werden Verfahrensweisen, Richtlinien und Verwaltungsfragen besprochen und entschieden, damit alle Verwaltungsbereiche richtig abgesteckt und koordiniert werden. Im Anschluss daran kommt die Erste Präsidentschaft mit dem Wohlfahrtskomitee zusammen. …
Am Donnerstagvormittag um 10 Uhr trifft sich die Erste Präsidentschaft im oberen Saal des [Salt-Lake-]Tempels mit dem Rat der Zwölf Apostel, der dort bereits seit 8 Uhr versammelt ist. Dies ist der Ort, wo die Führer der Kirche seit Vollendung des Tempels vom Herrn geleitet werden. In diesem Saal verspürt man einen besonderen Geist, und zuweilen fühlt man die Gegenwart einiger großer Führer, die in vergangener Zeit hier gewirkt haben. An den Wänden hängen die Porträts der zwölf Präsidenten der Kirche sowie eines von Hyrum Smith, dem Patriarchen. Es gibt auch Gemälde, die den Erretter am See Gennesaret zeigen, als er einige seiner Apostel beruft, und andere stellen seine Kreuzigung und seine Himmelfahrt dar. Hier werden wir an die vielen großen Führungspersönlichkeiten erinnert, die in diesem Ratssaal gesessen und, angeleitet vom Herrn, Entscheidungen von großer Tragweite getroffen haben.
Wenn die Erste Präsidentschaft am Donnerstagvormittag diesen Saal betritt, begrüßt sie alle Mitglieder der Zwölf mit Händedruck. Dann legen wir unsere Tempelkleidung an. Wir singen, knien zum Beten nieder und bilden sodann am Altar einen Gebetskreis. Danach ziehen wir wieder unsere Straßenkleidung an.
Nachdem wir das Protokoll der vorigen Sitzung besprochen haben, befassen wir uns mit diesen Angelegenheiten: Genehmigung von Veränderungen bei Bischofschaften, wie sie vom Pfahlpräsidenten vorgeschlagen werden – zuvor beraten die Zwölf in ihrer Sitzung darüber; Veränderungen in der Organisation von Pfählen und Gemeinden, Missionen und Tempeln in der ganzen Kirche (dazu gehören auch neue Grenzen und neue Beamte); die Beamtenschaft und Verwaltung der Hilfsorganisationen; Angelegenheiten, die von den Leitern der einzelnen Abteilungen zur Sprache gebracht worden sind; unsere Berichte über Pfahlkonferenzen und andere Ereignisse und Aktivitäten, die während der letzten Woche stattgefunden haben, zum Beispiel Beerdigungen, Ansprachen usw. In diesem Gremium wird über alle Änderungen beraten und entschieden, die Verwaltung und Richtlinien betreffen. Sobald eine Entscheidung gefallen ist, ist die betreffende Richtlinie für die Kirche offiziell gültig. …
Am ersten Donnerstag im Monat kommt die Erste Präsidentschaft mit allen Generalautoritäten zusammen – mit dem Kollegium der Zwölf, dem Ersten Kollegium der Siebziger und der Präsidierenden Bischofschaft. In dieser Versammlung erfahren alle von eventuellen Änderungen bei Programmen oder Vorgehensweisen, und sie werden in ihren Aufgaben und Pflichten geschult. Der Präsident der Kirche bittet einige Anwesende, Zeugnis zu geben. Danach legen wir alle unsere Tempelkleidung an, nehmen vom Abendmahl und bilden mit allen Anwesenden einen Gebetskreis. Nach dem Gebet verabschieden sich alle außer der Ersten Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf. Die zurückbleibenden Brüder ziehen wieder ihre Straßenkleidung an und fahren mit den regulären Donnerstagsitzungen fort. Ein Sekretär fertigt ein Protokoll von allem an, was gesagt und unternommen wird. …
Am Freitag um 9 Uhr kommt die Präsidierende Bischofschaft mit der Ersten Präsidentschaft zusammen, um Bericht zu erstatten und verwaltungstechnische Belange zu besprechen.“ („The Administration of the Church“, Ensign, November 1979, Seite 45–48; Hervorhebung hinzugefügt; siehe auch „Wie die Kirche verwaltet wird“, „Der Stern“, Mai 1980, Seite 71–84.)
4.9
Die Erste Präsidentschaft hat das Recht und die Pflicht, die Lehre auszulegen
Die Erste Präsidentschaft hat das letzte Wort, was die Auslegung der Lehre betrifft. Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat dazu gesagt:
„Die Auslegung der Lehre ist Aufgabe der Ersten Präsidentschaft. Der Herr hat ihr durch Offenbarung diese Treuhandschaft auferlegt. Kein Lehrer hat das Recht, die Lehre für die Mitglieder der Kirche auszulegen.“ („The Gospel Teacher and His Message“, in Charge to Religious Educators, 2. Auflage, 1982, Seite 51f.; Hervorhebung hinzugefügt.)
Elder L. Tom Perry (1922–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass die anderen Generalautoritäten ebenfalls auf die Erste Präsidentschaft blicken, wenn es um die Auslegung der Lehre geht:
„Der Herr wusste natürlich, dass seine Lehre rein gehalten werden muss und dass ihre Auslegung nur einer einzigen Quelle anvertraut werden darf. Wir sind selbstverständlich alle aufgefordert, zu lernen und so viel Wissen zu sammeln, wie es uns in diesem Leben möglich ist. Wir werden angehalten, zu diskutieren und miteinander Gedanken auszutauschen, um unser Verständnis zu erweitern. Zur Verkündigung seiner grundlegenden Lehren hat der Herr jedoch nur eine einzige Quelle. Selbst als Generalautoritäten der Kirche sind wir angewiesen: ‚Zur Wahrung der Einheitlichkeit in der Auslegung von Lehre und Richtlinien wenden Sie sich bitte an das Büro der Ersten Präsidentschaft, wenn es darum geht, Fragen im Zusammenhang mit der Lehre oder den Richtlinien zu beantworten, auf die weder die heiligen Schriften noch das Handbuch Allgemeine Anweisungen eindeutig eingehen.‘
Auf diese Weise werden Auseinandersetzungen, Verwirrung und Meinungsverschiedenheiten ausgemerzt.“ (Siehe „Hört auf den Propheten“, Der Stern, Januar 1995, Seite 16.)
Präsident James E. Faust (1920–2007) von der Ersten Präsidentschaft hat dazu gesagt:
„Wer darf verkünden, was Lehre der Kirche ist? Durch Offenbarung und die Richtlinien der Kirche wird belegt, dass der lebende Prophet der Kirche und seine Ratgeber die Schlüssel innehaben, die Lehre der Kirche zu verkünden. Die Verleihung dieser Vollmacht erfolgt durch Offenbarung. Die Präsidentschaft ist dazu als Kollegium eingerichtet worden, ‚die Aussprüche Gottes für die ganze Kirche zu empfangen‘ (LuB 124:126).“ („The Abundant Life“, Ensign, November 1985, Seite 9.)
4.10
Was die Erste Präsidentschaft sagt, ist heilige Schrift
Präsident Marion G. Romney (1897–1988) von der Ersten Präsidentschaft hat erklärt, dass die Erste Präsidentschaft die Worte spricht, die Jesus Christus verkünden würde, wenn er persönlich hier wäre:
„Heute offenbart der Herr allen Bewohnern der Erde, besonders aber den Mitgliedern der Kirche, seinen Willen in Bezug auf die Fragen unserer Zeit durch die lebenden Propheten, allen voran die Erste Präsidentschaft. Was sie als Präsidentschaft sagen, ist das, was der Herr sagen würde, wenn er selbst hier wäre. Das ist die solide Grundlage des Mormonismus. … Als der Prophet Joseph Smith gefragt wurde, was denn der Unterschied zwischen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und den anderen Konfessionen der Welt sei, sagte er: ‚Wir haben den Heiligen Geist‘, womit er meinte, dass der Wille des Vaters dem Sinn der Führer dieser Kirche durch die Macht des Heiligen Geistes offenbart wird. Ich wiederhole also noch einmal: Was die Präsidentschaft als Präsidentschaft sagt, ist das, was der Herr sagen würde, wenn er hier wäre, und es ist heilige Schrift. Es muss eingehend gelesen, verstanden und befolgt werden wie die Offenbarungen in Lehre und Bündnisse und den übrigen heiligen Schriften. Diejenigen, die sich daran halten, legen deren Worte nicht so aus, als seien sie von einer politischen Richtung oder von Selbstsucht geprägt, noch behaupten sie, die Führer der Kirche seien nicht über die Umstände derer informiert, denen sie Rat erteilen, oder ihr Rat könne deswegen nicht angenommen werden, weil er nicht mit der Wendung ,So spricht der Herr‘ eingeleitet wird.
Diejenigen, … die sich durch machtvolles Gebet und ernsthaftes Studium darüber informieren, was die lebenden Propheten sagen, und dann danach handeln, werden vom Geist des Herrn besucht und wissen durch den Geist der Offenbarung, dass diese Männer den Sinn und den Willen des Vaters verkünden.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1945; Hervorhebung hinzugefügt; siehe auch „Der Stern“, Januar 1993, Seite 72.)
4.11
Von den Mitgliedern wird erwartet, dass sie die Erste Präsidentschaft unterstützen
In den heiligen Schriften steht, dass die Erste Präsidentschaft „vom Vertrauen, Glauben und Gebet der Kirche getragen“ wird (LuB 107:22). Wir haben die heilige Pflicht, die Erste Präsidentschaft der Kirche zu unterstützen.
Als Präsident Harold B. Lee (1899–1973) Ratgeber von Präsident Joseph Fielding Smith war, hat er darüber gesprochen, wie die Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft und alle Mitglieder den Präsidenten der Kirche unterstützen:
„Als ich über Präsident Tanners und meine Rolle als Ratgeber nachdachte, kam mir eine Begebenheit aus dem Leben des Mose in den Sinn, als nämlich die Feinde der Kirche damals genauso waren wie heute. Sie drohten, das Werk der Kirche niederzureißen, zu bezwingen und aufzuhalten. Als Mose auf einem Hügel saß und den Stab hob, der seine Vollmacht oder die Schlüssel seines Priestertums darstellte, siegte Israel über seine Feinde, doch im Verlauf des Tages wurden Mose die Hände schwer und sanken allmählich herab. Also hielten sie seine Hände hoch, damit sie nicht schwach würden und den Stab sinken ließen. Er wurde unterstützt, damit die Feinde der Kirche nicht über die Heiligen des Allerhöchsten Gottes obsiegen (siehe Exodus 17:8-12).
Ich glaube, das ist die Rolle, die Präsident Tanner und ich zu erfüllen haben. Die Hände von Präsident Smith könnten schwach werden. Sie könnten aufgrund seiner schweren Verantwortung von Zeit zu Zeit sinken, doch wenn wir seine Hände hochhalten und unter seiner Leitung und an seiner Seite führend tätig sind, werden die Tore der Hölle nicht gegen Sie und Israel obsiegen. Unser aller Sicherheit hängt davon ab, dass wir denen folgen, die der Herr eingesetzt hat, über seine Kirche zu präsidieren. …
Richten wir unseren Blick also auf den Präsidenten der Kirche und halten wir seine Hände hoch, wie auch Präsident Tanner und ich dies weiterhin tun.“ (Herbst-Generalkonferenz 1970; siehe auch Improvement Era, Dezember 1970, Seite 126f.)
Als Präsident George Albert Smith (1870–1951) Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel war, hat er erklärt, welche Verpflichtung damit einhergeht, wenn wir die Erste Präsidentschaft bestätigen:
„Ich freue mich, dass ich heute bei dieser Generalkonferenz mit Ihnen zusammenkommen und die Hand heben darf, um diejenigen zu im Amt bestätigen, die der Vater im Himmel berufen hat, über uns zu präsidieren. Für den Präsidenten dieser Kirche muss es doch eine Quelle der Kraft sein, tausenden ehrlichen Männern und Frauen ins Gesicht zu blicken und zu sehen, wie sie im Bund mit unserem Vater im Himmel die Hand heben und ihn in dem Amt bestätigen, zu dem er als Präsident dieser großartigen Kirche berufen worden ist. Die Verpflichtung, die wir unter diesen Umständen mit dem Heben der Hand eingehen, ist äußerst heilig. Sie bedeutet nicht, dass wir danach ruhig unseres Weges gehen und damit einverstanden sind, dass der Prophet des Herrn dieses Werk leitet. So wie ich die Verpflichtung verstehe, die ich mit dem Heben der Hand eingegangen bin, bedeutet sie vielmehr, dass wir hinter ihm stehen, für ihn beten, seinen guten Ruf verteidigen und uns bemühen, seine Anweisungen auszuführen, so wie der Herr ihn angewiesen hat, sie an uns weiterzugeben, solange er dieses Amt innehat. Es ist also eine Quelle der Kraft, die heute für unseren geliebten Präsidenten … und seine Ratgeber eingerichtet wurde, als wir in dieser feierlichen Versammlung für sie stimmten.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1919.)
Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat die Mitglieder der Ersten Präsidentschaft mit großen Berggipfeln verglichen und den Mitgliedern der Kirche ans Herz gelegt, die Erste Präsidentschaft zu unterstützen:
„Nördlich von [Salt Lake City] finden sich im Wasatch-Gebirge drei Berggipfel. Ein Dichter würde sie als mächtige Steinpyramiden bezeichnen. Der Gipfel in der Mitte, der höchste der drei, wird Willard Peak genannt. Doch die Pioniere nannten die drei Berggipfel ‚die Präsidentschaft‘. Sollten Sie einmal nach Willard kommen, schauen Sie nach Osten, und dort ganz oben steht ‚die Präsidentschaft‘.
Gott sei gedankt für die Präsidentschaft. Sie stehen wie diese Berggipfel da, und über ihnen ist nichts außer dem Himmel. Sie benötigen unsere Bestätigung und Unterstützung. Manchmal ist man in einer so hohen Führungsposition einsam – denn sie sind ja nicht berufen, den Menschen zu gefallen, sondern dem Herrn. Gott segne diese drei großartigen, guten Männer.“ („The Spirit Beareth Record“, Ensign, Juni 1971, Seite 87.)
4.12
Die Mitglieder der Kirche sollen, was Unterweisung anbelangt, auf die Erste Präsidentschaft blicken
Der Prophet Joseph Smith (1805–1844) hat gesagt: „Die Präsidenten oder die [Erste] Präsidentschaft sind über die Kirche gesetzt, und Offenbarungen in Bezug auf die Absicht und den Willen Gottes ergehen durch die Präsidentschaft. Dies ist die Ordnung des Himmels, und die Macht und das Vorrecht [dieses] Priestertums.“ (History of the Church, 2:477; Hervorhebung hinzugefügt; siehe auch Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 154.) Er hielt die Mitglieder der Kirche auch dazu an, „sich mit diesen Männern vertraut zu machen. … Blickt auf die Präsidentschaft und empfangt Weisung.“ (History of the Church, 3:391.)
Die Lehren der Ersten Präsidentschaft stehen den Mitgliedern problemlos zur Verfügung. Die monatlich erscheinenden Zeitschriften der Kirche enthalten regelmäßig eine Botschaft von einem Mitglied der Ersten Präsidentschaft. Auf LDS.org, der Website der Kirche, kann man auch Botschaften von anderen Generalautoritäten finden.
4.13
Wer der Ersten Präsidentschaft nachfolgt, wird niemals in die Irre gehen, sondern ewige Herrlichkeit ererben
Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat denjenigen, die den Rat der Ersten Präsidentschaft beherzigen, verheißen:
„Ich bezeuge: Wenn wir auf die Erste Präsidentschaft blicken und ihrem Rat und ihrer Führung folgen, kann keine Macht auf Erden unseren Weg als Kirche aufhalten oder uns davon abbringen, und jeder von uns wird Frieden in diesem Leben erlangen und ewige Herrlichkeit in der zukünftigen Welt.“ („Eternal Keys and the Right to Preside“, Ensign, Juli 1972, Seite 88.)
Elder Mark E. Petersen (1900–1984) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat, nachdem er diese Erklärung von Präsident Joseph Fielding Smith zitiert hat, betont, „dass auch andere Präsidenten vor ihm gesagt haben, wir würden nie in die Irre gehen oder von der Wahrheit abfallen, wenn wir uns nach der Führung der Ersten Präsidentschaft richten“ (The Salt and the Savor, 1976, Seite 29).