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Kapitel 7: Sich mit den Ansprachen von der Generalkonferenz befassen


Kapitel 7

Sich mit den Ansprachen von der Generalkonferenz befassen

Einleitung

In Kapitel 1 bis 6 werden Lehren hinsichtlich der Aufgaben von lebenden Propheten, Sehern und Offenbarern dargelegt. In Kapitel 7 geht es nun um konkrete Lehren, die wir der Konferenzausgabe des Liahonas entnehmen können. Wie in der Einleitung erwähnt, soll der Lehrer nicht das ganze Semester für die ersten sechs Kapitel nutzen. Vielmehr soll die Zeit in diesem Kurs weitgehend dafür genutzt werden, Ansprachen von der letzten Generalkonferenz zu besprechen, sodass die Teilnehmer daraus Nutzen ziehen. Der Lehrer kann im Unterricht eine ganze Ansprache oder Ausschnitte aus mehreren Ansprachen durchnehmen.

Bei diesem Kurs geht es vor allem darum, dass die Teilnehmer aus den Worten lebender Propheten lernen. Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel legt dar, dass ein Religionslehrer seinen Schülern helfen muss, in geistiger Hinsicht eigenständig zu werden:

„Vielleicht kennen Sie das Sprichwort: Gibt man jemandem einen Fisch, dann hat er eine Mahlzeit. Bringt man ihm jedoch das Fischen bei, hat er sein Leben lang genug Nahrung. Als Evangeliumslehrer haben wir nicht die Aufgabe, Fische zu verteilen, sondern dem Einzelnen zu helfen, dass er ‚fischen‘ lernt und geistig unabhängig wird.

Mir ist aufgefallen, dass den Lehrern, die den größten Einfluss auf mich hatten, allen eine Eigenschaft zu eigen war: Sie halfen mir, durch Glauben nach Wissen zu trachten. Sie weigerten sich, mir auf schwierige Fragen einfache Antworten zu geben. Eigentlich gaben sie mir überhaupt keine Antworten. Stattdessen zeigten sie mir den Weg auf und halfen mir, die nötigen Schritte zu tun, um selbst meine Antworten zu finden. Gewiss wusste ich diese Methode nicht immer zu schätzen, aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass wir uns an die Antwort, die wir von einem anderen erhalten, meist nicht sehr lange erinnern, wenn überhaupt. Aber eine Antwort, die wir selbst entdecken oder erlangen, indem wir Glauben ausüben, bleibt uns üblicherweise ein Leben lang im Gedächtnis. Die wichtigsten Erkenntnisse in unserem Leben bekommen wir nicht von anderen, sondern wir ‚fangen‘ sie selbst ein.“ (Siehe „Trachtet nach Wissen durch Glauben“, Liahona, September 2007, Seite 23.)

Hinweis: Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie zu jedem Unterricht die Konferenzausgabe des Liahonas von der letzten Generalkonferenz mitbringen.

Langfristige Vorbereitung: Am Ende dieser Lektion finden Sie die Ansprache, „Wir arbeiten an einem großen Werk; darum können wir nicht kommen“ von Präsident Dieter F. Uchtdorf von der Frühjahrs-Generalkonferenz 2009 in zwei Versionen abgedruckt (siehe Liahona, Mai 2009, Seite 59–62). Die erste Variante ist für den Lehrer bestimmt, die zweite für die Teilnehmer. Kopieren Sie die zweite Version bitte für jeden Teilnehmer.

Anregungen für den Unterricht

Methoden beim Schriftstudium, die sich auch beim Studium der Konferenzansprachen anwenden lassen

Fragen Sie die Teilnehmer:

  • Wie unterscheidet sich eingehendes Studieren oder Forschen vom einfachen Durchlesen?

Halten Sie ein Lehrbuch hoch und fragen Sie:

  • Auf welche Strategien greift ihr zurück, um euch den Stoff aus einem Lehrbuch zu erarbeiten und ihn euch besser zu merken? (Listen Sie die Antworten der Teilnehmer an der Tafel auf, zum Beispiel auswendig lernen, wiederholt lesen, wichtige Stellen markieren und Notizen machen.)

Hinweis: Verwenden Sie nicht allzu viel Zeit auf diesen Punkt. Kurze, einfache Antworten reichen völlig aus.

Halten Sie die jüngste Konferenzausgabe des Liahonas hoch und fragen Sie:

  • Welche Teile der Zeitschrift (abgesehen von den Konferenzansprachen selbst) können dir beim eingehenden Studieren noch helfen? (Etwa die Liste mit „Inhalt“ und „Themen“ vorn im Liahona, außerdem hinten im Liahona die Rubrik „Wie die Konferenz ein Bestandteil unseres Lebens werden kann“ und „Erlebnisse, von denen bei der Generalkonferenz berichtet wurde“.)

Erklären Sie den Teilnehmern, dass man beim Studium der Ansprachen von der Generalkonferenz auf viele Lernmethoden zurückgreifen kann, die man auch für das Lernen aus einem Lehrbuch verwendet. Noch mehr können wir uns jedoch auf Techniken stützen, die sich auch beim Studium der heiligen Schriften einsetzen lassen. Fragen Sie:

  • Welche Lernmethoden helfen euch beim Schriftstudium? (Schreiben Sie die Antworten der Teilnehmer zu der Liste an der Tafel, etwa: Gebet, Nachsinnen, laut lesen und Querverweise.)

Bitten Sie die Teilnehmer, in ihrer Antwort auch kurz zu erläutern, wie diese Lernmethoden ihnen geholfen haben, die Bedeutung von Schriftstellen besser zu verstehen.

eine Frau liest in den heiligen Schriften

Lassen Sie die Teilnehmer Abschnitt 7.2 im Leitfaden für den Teilnehmer aufschlagen. Teilen Sie die 17 Lernmethoden, von denen in diesem Abschnitt die Rede ist, auf die Teilnehmer auf. Die Teilnehmer sollen sich zwei, drei Minuten mit den ihnen zugeteilten Lernmethoden befassen. Bitten Sie sie anschließend, den anderen diese Lernmethoden zu erläutern. Schreiben Sie währenddessen jede weitere Lernmethode an die Tafel, die noch nicht erwähnt worden ist.

Geben Sie jedem Teilnehmer eine Kopie der Ansprache „Wir arbeiten an einem großen Werk; darum können wir nicht kommen“ von Präsident Dieter F. Uchtdorf von der Ersten Präsidentschaft. (Diese Ansprache finden Sie am Ende dieses Kapitels.) Teilen Sie die Klasse in vier Gruppen ein. Teilen Sie jeder Gruppe einen Punkt zu, auf den sie besonders achten soll:

  • Querverweise

  • Aufforderungen

  • prägnante Formulierungen

  • Wiederholungen

Hinweis: Die nicht markierte Version von Präsident Uchtdorfs Ansprache ist für die Teilnehmer gedacht. Eine zweite Version, in der diese vier Punkte bereits hervorgehoben sind, ist für den Lehrer. (Beide Versionen finden Sie am Ende dieses Kapitels – die Variante für den Lehrer ist die erste.) Auf der Version für den Lehrer sind einige der oben beschriebenen Punkte bereits herausgearbeitet. Wenn sich die Teilnehmer mit dieser Ansprache befassen, finden sie wahrscheinlich noch mehr Beispiele als in der Version für den Lehrer hervorgehoben sind.

Nachdem die Gruppen ausreichend Zeit hatten, sich mit der Ansprache zu befassen, soll jede Gruppe berichten, was sie herausgefunden hat, und beschreiben, wie sie Präsident Uchtdorfs Ansprache mit Hilfe der entsprechenden Lernmethode besser verstehen konnte.

Ermuntern Sie die Teilnehmer, im weiteren Verlauf des Kurses auf die Lernmethoden zurückzugreifen, die in Kapitel 7 im Leitfaden für den Teilnehmer beschrieben werden, und auf diese Weise ihr Studium der Konferenzausgabe des Liahonas zu optimieren. Mit Hilfe dieser Methoden kann man sich natürlich auch gründlicher mit Ansprachen, die von den führenden Brüdern zu anderen Anlässen gehalten wurden, oder mit Artikeln, die sie für die Zeitschriften der Kirche geschrieben haben, befassen. Berichten Sie den Teilnehmern, wie Sie von einigen dieser Lernmethoden profitiert haben, wenn Sie Ansprachen von der Generalkonferenz lesen.

Wie man im Unterricht Konferenzansprachen durchnimmt

Informieren Sie die Teilnehmer im Voraus, welche Ansprachen in welcher Lektion behandelt werden. Sie können eine Liste erstellen, auf der steht, welche Ansprache wann besprochen wird. Sorgen Sie dafür, dass jeder Teilnehmer diese Liste erhält, und halten Sie die Klasse dazu an, die Ansprachen schon vor dem Unterricht zu lesen und sich damit zu befassen. Auf diese Weise können sich die Teilnehmer besser am Unterrichtsgespräch beteiligen.

Wie in jedem anderen Kurs kann man auch hier durch abwechslungsreiche Unterrichtsmethoden das Interesse wachhalten und den Fortschritt der Teilnehmer fördern. Hier einige Anregungen, wie man Ansprachen von der Generalkonferenz durchnimmt:

  • Spielen Sie Videoaufzeichnungen ausschnittsweise vor. Zeigen Sie die Videoaufzeichnung einer Ansprache und lassen Sie die Teilnehmer die gedruckte Version mitlesen. Die Teilnehmer können Stellen markieren, die ihnen besonders auffallen. Sie können auch anregen, dass sich die Teilnehmer melden, wenn sie das Video anhalten und eine Stelle mit der Klasse besprechen möchten. Bitten Sie die Teilnehmer, auf konkrete Angaben zu achten oder die Antwort auf eine Frage zu suchen. Falls kein Video verfügbar ist, können die Konferenzansprachen im Unterricht auch vorgelesen werden.

  • Teilen Sie Arbeitsaufträge aus. Die Teilnehmer können sich im Voraus melden (oder den Auftrag erhalten), zu einer bestimmten Ansprache das Unterrichtsgespräch zu leiten. Sie können auch beauftragt werden, biographische Angaben zu den führenden Brüdern herauszusuchen.

  • Persönliche Geschichten. Zeigen Sie gezielt solche Videos, in denen die führenden Brüder von persönlichen Erlebnissen erzählen. Falls Sie keinen Zugriff auf die Videoaufzeichnung haben, können die Geschichten im Unterricht auch vorgelesen werden.

  • Lassen Sie Gruppenarbeit machen. Die Teilnehmer sprechen zu zweit oder in kleinen Gruppen über bestimmte Gesichtspunkte einer Ansprache oder über konkrete Fragen zum Thema. Die Gruppen berichten sodann den anderen, was sie besprochen haben.

  • Geben Sie den Teilnehmern einen Arbeitsauftrag für zu Hause auf. Wenn die Teilnehmer eine Konferenzansprache zu Hause durcharbeiten, sollen sie dabei gezielt auf Punkte der Lehre oder auf Grundsätze, auf Schriftstellen, die eine Lehre erhellen, oder auf Schlüsselbegriffe oder prägnante Formulierungen achten. Sie können den Teilnehmern den Auftrag geben, ihre Erkenntnisse als Hausaufgabe in eigenen Worten kurz schriftlich zusammenzufassen.

  • Die Teilnehmer sollen ein Studientagebuch führen. Ermuntern Sie die Teilnehmer, vor dem Unterricht geistige Eindrücke aufzuschreiben, oder planen Sie etwas Zeit dafür am Ende des Unterrichts ein.

  • Lassen Sie die Teilnehmer eine Zusammenfassung zu einem Thema schreiben. Bitten Sie sie, einen kurzen Aufsatz zu schreiben, in den die Lehren mehrerer Sprecher zu einem bestimmten Thema einfließen.

  • Besprechen Sie die Stellungnahme der führenden Brüder zu aktuellen Themen. Die Teilnehmer können darüber nachdenken und miteinander besprechen, wie die Brüder bei der Generalkonferenz auf Vorkommnisse im Weltgeschehen eingehen.

  • Lesen Sie im Unterricht eine Ansprache durch. Sie können die Teilnehmer eine Ansprache still, laut, zu zweit oder in Kleingruppen lesen lassen. Gelegentlich können Sie der Klasse eine Ansprache auch teilweise vorlesen, wenn Sie eine bestimmte Lehre hervorheben wollen.

  • Erzählen Sie Geschichten. Lesen sie noch einmal die Geschichten, die bei der Generalkonferenz erzählt wurden und die hinten in der Konferenzausgabe des Liahonas auf der Seite „Erlebnisse, von denen bei der Generalkonferenz berichtet wurde“ aufgeführt sind. Die Teilnehmer könnten erzählen, warum ihnen eine bestimmte Geschichte besonders viel bedeutet. Helfen Sie ihnen, Lehren und Grundsätze zu erkennen, die der Geschichte zugrunde liegen, und in ihren heiligen Schriften einen Querverweis zu der Geschichte anzulegen.

Biographien der Apostel

Paulus hat geraten: „Wir bitten euch, Brüder: Erkennt die unter euch an, die sich solche Mühe geben, euch im Namen des Herrn zu leiten und zum Rechten anzuhalten.“ (1 Thessalonicher 5:12.) Sie können dadurch, dass im Unterricht Kurzbiographien der führenden Brüdern vorgelesen werden, dazu beitragen, dass das Zeugnis der Teilnehmer von den Propheten, Sehern und Offenbarern gestärkt wird. Biographische Angaben finden Sie unter newsroom.lds.org und im Church Almanac. Auch auf den Fotos der Generalautoritäten, die beim Versand der Kirche erhältlich sind, stehen auf der Rückseite biographische Angaben.

Wir arbeiten an einem großen Werk; darum können wir nicht kommen (Version für den Lehrer)

Präsident Dieter F. Uchtdorf

Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft

Liahona, Mai 2009, Seite 59–62; Hervorhebung hinzugefügt

Präsident Dieter F. Uchtdorf

Meine lieben Brüder, ich weiß schon seit ein paar Monaten, worüber ich heute zu Ihnen sprechen möchte. In dieser Zeit habe ich nach einer Geschichte gesucht, die veranschaulicht, was ich sagen will. Ich habe eine Geschichte über Landwirtschaft gesucht. Ich habe eine Geschichte über Tiere gesucht. Zu Ehren von Elder Scott habe ich eine Geschichte über Kerntechnik gesucht, und zu Ehren von Präsident Monson eine über Taubenzucht.

Schließlich kam mir eine Geschichte immer wieder in den Sinn – eine Geschichte, die sich mir vor vielen, vielen Jahren eingeprägt hat. Sie handelt weder von Landwirtschaft noch von Tieren, Kerntechnik oder Tauben. Sie handelt von ‒ Sie haben es sich vielleicht schon gedacht ‒ vom Fliegen. Ich nenne sie: „Die Geschichte von der Glühbirne“.

Die Geschichte von der Glühbirne, oder: Wie man das Wichtigste aus den Augen verliert

Vor 36 Jahren stürzte in einer dunklen Dezembernacht eine große Lockheed-TriStar in die Everglades in Florida, wobei über hundert Menschen ums Leben kamen. Dieser furchtbare Unfall war einer der schrecklichsten Flugzeugabstürze in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Das Merkwürdige an diesem Unfall ist, dass alle wichtigen Teile und Systeme des Flugzeugs einwandfrei funktionierten – es hätte gut und gerne sicher an seinem Ziel landen können, im nur 30 Kilometer entfernten Miami.

Aber beim Landeanflug bemerkte die Besatzung, dass ein grünes Licht ausgefallen war – ein Licht, das anzeigt, ob das Bugfahrwerk richtig ausgefahren wurde. Die Piloten brachen den Anflug ab, steuerten das Flugzeug so, dass es über den stockfinsteren Everglades kreiste, und richteten dann ihre Aufmerksamkeit auf dieses Problem.

Sie waren so mit ihrer Suche beschäftigt, dass sie nicht merkten, dass das Flugzeug allmählich immer mehr an Höhe verlor und sich dem dunklen Sumpf gefährlich näherte. Als schließlich jemand merkte, was geschah, war das Unglück nicht mehr zu verhindern.

Nach dem Unfall suchten Experten nach der Ursache. Das Bugfahrwerk war tatsächlich richtig ausgefahren. Der technische Zustand des Flugzeugs war einwandfrei. Alles funktionierte richtig – mit einer einzigen Ausnahme: einer einzelnen, durchgebrannten Glühbirne. Diese winzige Birne – etwa 15 Cent wert – leitete eine Kette von Ereignissen ein, die schließlich zum tragischen Tod von mehr als hundert Menschen führte.

Natürlich hat die defekte Birne den Unfall nicht verursacht. Er ereignete sich, weil die Besatzung sich auf etwas konzentrierte, was im Augenblick wichtig erschien, und dabei das aus den Augen verlor, was am wichtigsten war.

Setzen Sie Ihr Herz auf das, was am wichtigsten ist

Die Neigung, sich auf Kosten des Wesentlichen auf das Belanglose zu konzentrieren, findet man nicht nur bei Piloten, sondern bei jedem. [Prägnante Formulierung] Wir alle sind gefährdet. Der Autofahrer, der sich auf die Straße konzentriert, hat viel größere Aussicht, unfallfrei sein Ziel zu erreichen, als der Fahrer, der sich auf das Senden von SMS-Nachrichten konzentriert.

Wir wissen, was im Leben am wichtigsten ist – das Licht Christi lehrt das jeden. Wir als treue Heilige der Letzten Tage haben den Heiligen Geist als „ständigen Begleiter“1, der uns lehrt, was von ewigem Wert ist. Ich glaube, dass jeder Priestertumsträger, der mir heute zuhört, einen ausgezeichneten Unterricht über das Thema: „Was im Leben am wichtigsten ist“ abhalten würde, wenn man ihn darum bäte. Unsere Schwäche besteht darin, dass wir unser Handeln nicht mit unserem Gewissen in Einklang bringen. [Prägnante Formulierung]

Halten Sie einen Augenblick inne und prüfen Sie, wo Ihr Herz und Ihre Gedanken sind. Stellen Sie das in den Mittelpunkt, was am wichtigsten ist? Ein wertvoller Hinweis ist vielleicht, wie Sie freie Zeit verbringen. Wohin wandern Ihre Gedanken, wenn Sie keine Termine mehr drängen? Sind Sie in Gedanken und mit dem Herzen bei dem, was schnell vergeht und nur im Moment wichtig ist, oder bei dem, was am wichtigsten ist? [Aufforderung]

Welchen Groll tragen Sie in sich? An welche Ausreden klammern Sie sich, die Sie gegen besseres Wissen davon abhalten, die Art Ehemann, Vater, Sohn oder Priestertumsträger zu sein, die Sie sein wollen? Was lenkt Sie von Ihren Pflichten ab oder hindert Sie daran, Ihre Berufung mit mehr Eifer groß zu machen?

Lassen Sie sich nicht ablenken

Manchmal ist das, was uns ablenkt, nicht an und für sich schlecht; oftmals fühlen wir uns sogar ganz wohl dabei.

Man kann auch etwas Gutes übertreiben. [Prägnante Formulierung] Ein Beispiel wäre ein Vater oder Großvater, der Stunde um Stunde nach seinen Vorfahren forscht oder einen Blog anlegt und dabei seine eigenen Kinder und Enkel vernachlässigt oder sinnvolle Beschäftigung mit ihnen meidet. Ein anderes Beispiel könnte ein Gärtner sein, der seine Tage damit verbringt, in der Erde Unkraut zu jäten, und das geistige Unkraut übersieht, das seine Seele zu ersticken droht.

Sogar Programme der Kirche können zur Ablenkung werden, wenn wir es übertreiben und zulassen, dass sie unsere Zeit und unsere Aufmerksamkeit beherrschen – auf Kosten dessen, was am wichtigsten ist. Wir brauchen Ausgewogenheit im Leben. [Prägnante Formulierung]

Wenn wir den Vater im Himmel und seine Kinder wirklich lieben, zeigen wir diese Liebe durch unser Handeln. Wir vergeben einander und bemühen uns, Gutes zu tun, denn „unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt“.2 [Querverweis] Wir bemühen uns, „für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind“ und bewahren uns „vor jeder Befleckung durch die Laster der Welt“.3 [Querverweis]

Meine lieben Brüder im Priestertum, wir leben in den Letzten Tagen. Das Evangelium Jesu Christi ist auf Erden wiederhergestellt. Die Schlüssel des Priestertums Gottes sind dem Menschen erneut gegeben. Wir leben in einer Zeit der Erwartung und Vorbereitung, von Gott damit beauftragt, uns selbst, unsere Familie und unsere Welt auf die nahende Morgendämmerung vorzubereiten – auf den Tag, da der Sohn Gottes „selbst … vom Himmel herabkommen [wird], wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt“4 und seine tausendjährige Herrschaft beginnt.

Uns ist das heilige Priestertum anvertraut, und wir haben die Pflicht, die Macht und das Recht, als Bevollmächtigte unseres himmlischen Königs zu handeln.

Das ist es, was am wichtigsten ist; das ist es, was ewigen Wert hat und unsere Aufmerksamkeit verdient.

Wir können und dürfen uns von unserer heiligen Pflicht nicht ablenken lassen. Wir können und dürfen nicht aus den Augen verlieren, was am wichtigsten ist. [Prägnante Formulierung]

Nehemia

Nehemia im Alten Testament ist ein großartiges Beispiel dafür, wie man sich auf eine wichtige Aufgabe konzentriert und ihr verpflichtet bleibt. Nehemia war ein Israelit, der im Exil in Babylon lebte und dem König die Getränke reichte. Eines Tages fragte der König, warum Nehemia so schlecht aussehe. Nehemia erwiderte: „Wie sollte ich nicht schlecht aussehen? Die Stadt, in der die Gräber meiner Väter sind, liegt in Trümmern, und ihre Tore sind vom Feuer verzehrt.“5 [Querverweis]

Als der König dies hörte, wurde sein Herz erweicht, und er erlaubte Nehemia, nach Jerusalem zurückzukehren und die Stadt wieder aufzubauen. Aber nicht alle waren von diesem Plan begeistert. Einige Machthaber, die nahe bei Jerusalem lebten, verdross es sehr, „dass da ein Mann kam, der sich für das Wohl der Israeliten einsetzte“.6 Einer von ihnen „ärgerte sich sehr. Er spottete über die Juden.“7 [Querverweis]

Nehemia aber war furchtlos und ließ sich von diesem Widerstand nicht beirren. Stattdessen beschaffte er Baumaterial und Arbeitskräfte und machte sich daran, die Stadt wieder aufzubauen. „Das ermutigte das Volk zur weiteren Arbeit.“8 [Querverweis]

Aber als die Mauern der Stadt wuchsen, wurde der Widerstand heftiger. Nehemias Feinde drohten, verschworen sich miteinander und spotteten. Ihre Drohungen waren echt und furchteinflößend. Nehemia sagte: „Sie alle wollten uns nämlich einschüchtern.“9 [Querverweis] Doch trotz der Gefahr und der allgegenwärtigen Drohung einer Invasion schritt die Arbeit voran. Es war eine aufreibende Zeit. „Von den Bauleuten hatte jeder sein Schwert um die Hüften gegürtet, und so bauten sie.“10 [Querverweis]

Als die Arbeit fortschritt, wurden Nehemias Feinde noch wütender. Viermal forderten sie ihn auf, die sichere Stadt zu verlassen, und zwar unter dem Vorwand, dass sie sich mit ihm beraten wollten, aber Nehemia wusste, dass sie ihm etwas antun wollten. Jedes Mal, wenn sie ihn beschworen, schickte er dieselbe Antwort: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“11 [Querverweis]

Was für eine bemerkenswerte Antwort! Dieses klare und unwandelbare Ziel in Herz und Sinn, diese feste Entschlossenheit hatte zur Folge, dass die Mauern Jerusalems wuchsen, bis sie nach erstaunlichen 52 Tagen vollendet waren.12

Nehemia ließ sich durch Ablenkungen nicht davon abbringen, das zu tun, was der Herr ihm aufgetragen hatte. [Querverweis]

Wir werden nicht kommen

Es macht mir Mut und inspiriert mich, dass es auch heute viele treue Priestertumsträger mit dieser Herzenseinstellung und Geisteshaltung gibt. Wie Nehemia lieben Sie den Herrn und bemühen sich, das Priestertum, das Sie tragen, groß zu machen. Der Herr liebt Sie und kennt Ihr reines Herz und Ihre feste Entschlossenheit. Er segnet Sie für Ihre Treue, leitet Ihren Weg und nutzt Ihre Gaben und Talente, um sein Reich auf dieser Erde aufzubauen.

Allerdings sind nicht alle wie Nehemia. Es gibt noch Raum für Verbesserung.

Ich frage mich, meine lieben Brüder im Priestertum, was erreicht werden könnte, wenn wir alle wie das Volk Nehemias zu „weiterer Arbeit“ entschlossen wären. Ich frage mich, was erreicht werden könnte, wenn wir ablegten, „was Kind an [uns] war“13, und uns mit Herz und Seele daranmachten, würdige Priestertumsträger zu werden und wahre Beauftragte des Herrn Jesus Christus. [Aufforderung]

Denken Sie einen Augenblick daran, was in unserem Privatleben, im Beruf, in der Familie und in den Gemeinden und Zweigen erreicht werden könnte. Denken Sie daran, wie das Reich Gottes überall auf der Erde fortschreiten würde. Stellen Sie sich vor, wie sich die ganze Welt zum Guten wandeln könnte, wenn jeder Mann, der das Priestertum Gottes trägt, seine Lenden gürten und sein wahres Potenzial entfalten würde. Wenn er tief in der Seele bekehrt, ein treuer und gläubiger Mann des Priestertums wäre und sich dem Aufbau des Reiches Gottes verpflichten würde. [Aufforderung]

Es ist leicht, sich ablenken zu lassen – sich auf eine durchgebrannte Glühbirne oder die Lästereien gehässiger Leute zu konzentrieren, was immer sie auch damit bezwecken wollen. Aber überlegen Sie, welche Macht wir als Einzelne und als das gesamte Priestertum hätten, wenn wir als Antwort auf jede Versuchung, das Ziel aus den Augen zu verlieren oder unsere Maßstäbe ‒ die Maßstäbe Gottes ‒ zu senken, sagten: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“ [Wiederholung]

Wir leben in Zeiten großer Herausforderungen und großer Möglichkeiten. Der Herr wünscht sich Männer wie Nehemia – glaubenstreue Brüder, die den Eid und Bund des Priestertums einhalten. Er sucht unbeugsame Seelen, die fleißig an die Arbeit gehen, das Reich Gottes aufzubauen – solche, die angesichts von Widerstand und Versuchung im Herzen sagen: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“ [Wiederholung]

Angesichts von Prüfungen und Leid sagen sie: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“ [Wiederholung]

Angesichts von Spott und Zweifel rufen sie: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“ [Wiederholung]

Der Vater im Himmel sucht diejenigen, die sich nicht durch Belangloses davon abhalten lassen, nach dem Ewigen zu streben. Er sucht diejenigen, die sich nicht durch verlockende Annehmlichkeiten oder durch die Fallen des Widersachers von dem Werk ablenken lassen, das er ihnen aufgetragen hat. Er sucht die, deren Handeln mit ihren Worten übereinstimmt – die voller Überzeugung sagen: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“ [Wiederholung]

Ein großes Werk muss getan werden

Ich bezeuge feierlich, dass Gott lebt und auf jeden von uns achtet. Er wird seine Hand ausstrecken und diejenigen aufrechterhalten, die sich erheben und das Priestertum in Ehren halten, denn in diesen Letzten Tagen hat er uns ein großes Werk aufgetragen.

Dieses Evangelium kommt nicht von Menschen. Die Lehre der Kirche ist nicht eine Vermutung, was die heiligen Schriften des Altertums bedeuten könnten. Dies ist die Wahrheit des Himmels, die Gott selbst offenbart hat. Ich bezeuge, dass Joseph Smith gesehen hat, wovon er berichtet hat. Er sah die Himmel wirklich offen und sprach mit Gottvater und dem Sohn und mit Engeln.

Ich gebe Zeugnis, dass der himmlische Vater zu denen spricht, die ihn im Geist der Wahrheit suchen. Ich habe mit eigenen Augen gesehen und bezeuge freudig, dass Gott in unserer Zeit durch seinen Propheten, Seher und Offenbarer, Thomas S. Monson, spricht.

Meine lieben Brüder, wie Nehemia arbeiten wir an einem großen Werk. Wir überblicken den Horizont unseres Zeitalters. Es ist mein inständiges Gebet, dass wir trotz Versuchungen unsere Maßstäbe niemals senken, dass wir trotz Ablenkungen ‒ woher sie auch kommen mögen ‒ nicht aus den Augen verlieren, was am wichtigsten ist, dass wir entschlossen zusammenstehen, Schulter an Schulter, und tapfer das Banner des Herrn Jesus Christus tragen.

Ich bete darum, dass wir des heiligen Priestertums des allmächtigen Gottes würdig sind und, allesamt, unser Haupt erheben und der Welt mit fester Stimme verkünden: „Wir arbeiten an einem großen Werk, darum lassen wir uns nicht ablenken.“ [Wiederholung] Im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Lehre und Bündnisse 121:46

  2. Römer 6:6

  3. Vgl. Joseph Smith Translation in der englischen King-James-Bibel, Jakobus 1:27

  4. 1 Thessalonicher 4:16

  5. Nehemia 2:3

  6. Nehemia 2:10

  7. Nehemia 3:33

  8. Nehemia 3:38

  9. Nehemia 6:9

  10. Nehemia 4:12

  11. Nehemia 6:3

  12. Siehe Nehemia 6:15

  13. Siehe 1 Korinther 13:11

Wir arbeiten an einem großen Werk; darum können wir nicht kommen (Version für den Teilnehmer)

Präsident Dieter F. Uchtdorf

Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft

Liahona, Mai 2009, Seite 59–62

Präsident Dieter F. Uchtdorf

Meine lieben Brüder, ich weiß schon seit ein paar Monaten, worüber ich heute zu Ihnen sprechen möchte. In dieser Zeit habe ich nach einer Geschichte gesucht, die veranschaulicht, was ich sagen will. Ich habe eine Geschichte über Landwirtschaft gesucht. Ich habe eine Geschichte über Tiere gesucht. Zu Ehren von Elder Scott habe ich eine Geschichte über Kerntechnik gesucht, und zu Ehren von Präsident Monson eine über Taubenzucht.

Schließlich kam mir eine Geschichte immer wieder in den Sinn – eine Geschichte, die sich mir vor vielen, vielen Jahren eingeprägt hat. Sie handelt weder von Landwirtschaft noch von Tieren, Kerntechnik oder Tauben. Sie handelt von ‒ Sie haben es sich vielleicht schon gedacht ‒ vom Fliegen. Ich nenne sie: „Die Geschichte von der Glühbirne“.

Die Geschichte von der Glühbirne, oder: Wie man das Wichtigste aus den Augen verliert

Vor 36 Jahren stürzte in einer dunklen Dezembernacht eine große Lockheed-TriStar in die Everglades in Florida, wobei über hundert Menschen ums Leben kamen. Dieser furchtbare Unfall war einer der schrecklichsten Flugzeugabstürze in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Das Merkwürdige an diesem Unfall ist, dass alle wichtigen Teile und Systeme des Flugzeugs einwandfrei funktionierten – es hätte gut und gerne sicher an seinem Ziel landen können, im nur 30 Kilometer entfernten Miami.

Aber beim Landeanflug bemerkte die Besatzung, dass ein grünes Licht ausgefallen war – ein Licht, das anzeigt, ob das Bugfahrwerk richtig ausgefahren wurde. Die Piloten brachen den Anflug ab, steuerten das Flugzeug so, dass es über den stockfinsteren Everglades kreiste, und richteten dann ihre Aufmerksamkeit auf dieses Problem.

Sie waren so mit ihrer Suche beschäftigt, dass sie nicht merkten, dass das Flugzeug allmählich immer mehr an Höhe verlor und sich dem dunklen Sumpf gefährlich näherte. Als schließlich jemand merkte, was geschah, war das Unglück nicht mehr zu verhindern.

Nach dem Unfall suchten Experten nach der Ursache. Das Bugfahrwerk war tatsächlich richtig ausgefahren. Der technische Zustand des Flugzeugs war einwandfrei. Alles funktionierte richtig – mit einer einzigen Ausnahme: einer einzelnen, durchgebrannten Glühbirne. Diese winzige Birne – etwa 15 Cent wert – leitete eine Kette von Ereignissen ein, die schließlich zum tragischen Tod von mehr als hundert Menschen führte.

Natürlich hat die defekte Birne den Unfall nicht verursacht. Er ereignete sich, weil die Besatzung sich auf etwas konzentrierte, was im Augenblick wichtig erschien, und dabei das aus den Augen verlor, was am wichtigsten war.

Setzen Sie Ihr Herz auf das, was am wichtigsten ist

Die Neigung, sich auf Kosten des Wesentlichen auf das Belanglose zu konzentrieren, findet man nicht nur bei Piloten, sondern bei jedem. Wir alle sind gefährdet. Der Autofahrer, der sich auf die Straße konzentriert, hat viel größere Aussicht, unfallfrei sein Ziel zu erreichen, als der Fahrer, der sich auf das Senden von SMS-Nachrichten konzentriert.

Wir wissen, was im Leben am wichtigsten ist – das Licht Christi lehrt das jeden. Wir als treue Heilige der Letzten Tage haben den Heiligen Geist als „ständigen Begleiter“1, der uns lehrt, was von ewigem Wert ist. Ich glaube, dass jeder Priestertumsträger, der mir heute zuhört, einen ausgezeichneten Unterricht über das Thema: „Was im Leben am wichtigsten ist“ abhalten würde, wenn man ihn darum bäte. Unsere Schwäche besteht darin, dass wir unser Handeln nicht mit unserem Gewissen in Einklang bringen.

Halten Sie einen Augenblick inne und prüfen Sie, wo Ihr Herz und Ihre Gedanken sind. Stellen Sie das in den Mittelpunkt, was am wichtigsten ist? Ein wertvoller Hinweis ist vielleicht, wie Sie freie Zeit verbringen. Wohin wandern Ihre Gedanken, wenn Sie keine Termine mehr drängen? Sind Sie in Gedanken und mit dem Herzen bei dem, was schnell vergeht und nur im Moment wichtig ist, oder bei dem, was am wichtigsten ist?

Welchen Groll tragen Sie in sich? An welche Ausreden klammern Sie sich, die Sie gegen besseres Wissen davon abhalten, die Art Ehemann, Vater, Sohn oder Priestertumsträger zu sein, die Sie sein wollen? Was lenkt Sie von Ihren Pflichten ab oder hindert Sie daran, Ihre Berufung mit mehr Eifer groß zu machen?

Lassen Sie sich nicht ablenken

Manchmal ist das, was uns ablenkt, nicht an und für sich schlecht; oftmals fühlen wir uns sogar ganz wohl dabei.

Man kann auch etwas Gutes übertreiben. Ein Beispiel wäre ein Vater oder Großvater, der Stunde um Stunde nach seinen Vorfahren forscht oder einen Blog anlegt und dabei seine eigenen Kinder und Enkel vernachlässigt oder sinnvolle Beschäftigung mit ihnen meidet. Ein anderes Beispiel könnte ein Gärtner sein, der seine Tage damit verbringt, in der Erde Unkraut zu jäten, und das geistige Unkraut übersieht, das seine Seele zu ersticken droht.

Sogar Programme der Kirche können zur Ablenkung werden, wenn wir es übertreiben und zulassen, dass sie unsere Zeit und unsere Aufmerksamkeit beherrschen – auf Kosten dessen, was am wichtigsten ist. Wir brauchen Ausgewogenheit im Leben.

Wenn wir den Vater im Himmel und seine Kinder wirklich lieben, zeigen wir diese Liebe durch unser Handeln. Wir vergeben einander und bemühen uns, Gutes zu tun, denn „unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt“.2 Wir bemühen uns, „für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind“ und bewahren uns „vor jeder Befleckung durch die Laster der Welt“.3

Meine lieben Brüder im Priestertum, wir leben in den Letzten Tagen. Das Evangelium Jesu Christi ist auf Erden wiederhergestellt. Die Schlüssel des Priestertums Gottes sind dem Menschen erneut gegeben. Wir leben in einer Zeit der Erwartung und Vorbereitung, von Gott damit beauftragt, uns selbst, unsere Familie und unsere Welt auf die nahende Morgendämmerung vorzubereiten – auf den Tag, da der Sohn Gottes „selbst … vom Himmel herabkommen [wird], wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt“4 und seine tausendjährige Herrschaft beginnt.

Uns ist das heilige Priestertum anvertraut, und wir haben die Pflicht, die Macht und das Recht, als Bevollmächtigte unseres himmlischen Königs zu handeln.

Das ist es, was am wichtigsten ist; das ist es, was ewigen Wert hat und unsere Aufmerksamkeit verdient.

Wir können und dürfen uns von unserer heiligen Pflicht nicht ablenken lassen. Wir können und dürfen nicht aus den Augen verlieren, was am wichtigsten ist.

Nehemia

Nehemia im Alten Testament ist ein großartiges Beispiel dafür, wie man sich auf eine wichtige Aufgabe konzentriert und ihr verpflichtet bleibt. Nehemia war ein Israelit, der im Exil in Babylon lebte und dem König die Getränke reichte. Eines Tages fragte der König, warum Nehemia so schlecht aussehe. Nehemia erwiderte: „Wie sollte ich nicht schlecht aussehen? Die Stadt, in der die Gräber meiner Väter sind, liegt in Trümmern, und ihre Tore sind vom Feuer verzehrt.“5

Als der König dies hörte, wurde sein Herz erweicht, und er erlaubte Nehemia, nach Jerusalem zurückzukehren und die Stadt wieder aufzubauen. Aber nicht alle waren von diesem Plan begeistert. Einige Machthaber, die nahe bei Jerusalem lebten, verdross es sehr, „dass da ein Mann kam, der sich für das Wohl der Israeliten einsetzte“.6 Einer von ihnen „ärgerte sich sehr. Er spottete über die Juden.“7

Nehemia aber war furchtlos und ließ sich von diesem Widerstand nicht beirren. Stattdessen beschaffte er Baumaterial und Arbeitskräfte und machte sich daran, die Stadt wieder aufzubauen. „Das ermutigte das Volk zur weiteren Arbeit.“8

Aber als die Mauern der Stadt wuchsen, wurde der Widerstand heftiger. Nehemias Feinde drohten, verschworen sich miteinander und spotteten. Ihre Drohungen waren echt und furchteinflößend. Nehemia sagte: „Sie alle wollten uns nämlich einschüchtern.“9 Doch trotz der Gefahr und der allgegenwärtigen Drohung einer Invasion schritt die Arbeit voran. Es war eine aufreibende Zeit. „Von den Bauleuten hatte jeder sein Schwert um die Hüften gegürtet, und so bauten sie.“10

Als die Arbeit fortschritt, wurden Nehemias Feinde noch wütender. Viermal forderten sie ihn auf, die sichere Stadt zu verlassen, und zwar unter dem Vorwand, dass sie sich mit ihm beraten wollten, aber Nehemia wusste, dass sie ihm etwas antun wollten. Jedes Mal, wenn sie ihn beschworen, schickte er dieselbe Antwort: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“11

Was für eine bemerkenswerte Antwort! Dieses klare und unwandelbare Ziel in Herz und Sinn, diese feste Entschlossenheit hatte zur Folge, dass die Mauern Jerusalems wuchsen, bis sie nach erstaunlichen 52 Tagen vollendet waren.12

Nehemia ließ sich durch Ablenkungen nicht davon abbringen, das zu tun, was der Herr ihm aufgetragen hatte.

Wir werden nicht kommen

Es macht mir Mut und inspiriert mich, dass es auch heute viele treue Priestertumsträger mit dieser Herzenseinstellung und Geisteshaltung gibt. Wie Nehemia lieben Sie den Herrn und bemühen sich, das Priestertum, das Sie tragen, groß zu machen. Der Herr liebt Sie und kennt Ihr reines Herz und Ihre feste Entschlossenheit. Er segnet Sie für Ihre Treue, leitet Ihren Weg und nutzt Ihre Gaben und Talente, um sein Reich auf dieser Erde aufzubauen.

Allerdings sind nicht alle wie Nehemia. Es gibt noch Raum für Verbesserung.

Ich frage mich, meine lieben Brüder im Priestertum, was erreicht werden könnte, wenn wir alle wie das Volk Nehemias zu „weiterer Arbeit“ entschlossen wären. Ich frage mich, was erreicht werden könnte, wenn wir ablegten, „was Kind an [uns] war“13, und uns mit Herz und Seele daranmachten, würdige Priestertumsträger zu werden und wahre Beauftragte des Herrn Jesus Christus.

Denken Sie einen Augenblick daran, was in unserem Privatleben, im Beruf, in der Familie und in den Gemeinden und Zweigen erreicht werden könnte. Denken Sie daran, wie das Reich Gottes überall auf der Erde fortschreiten würde. Stellen Sie sich vor, wie sich die ganze Welt zum Guten wandeln könnte, wenn jeder Mann, der das Priestertum Gottes trägt, seine Lenden gürten und sein wahres Potenzial entfalten würde. Wenn er tief in der Seele bekehrt, ein treuer und gläubiger Mann des Priestertums wäre und sich dem Aufbau des Reiches Gottes verpflichten würde.

Es ist leicht, sich ablenken zu lassen – sich auf eine durchgebrannte Glühbirne oder die Lästereien gehässiger Leute zu konzentrieren, was immer sie auch damit bezwecken wollen. Aber überlegen Sie, welche Macht wir als Einzelne und als das gesamte Priestertum hätten, wenn wir als Antwort auf jede Versuchung, das Ziel aus den Augen zu verlieren oder unsere Maßstäbe ‒ die Maßstäbe Gottes ‒ zu senken, sagten: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“

Wir leben in Zeiten großer Herausforderungen und großer Möglichkeiten. Der Herr wünscht sich Männer wie Nehemia – glaubenstreue Brüder, die den Eid und Bund des Priestertums einhalten. Er sucht unbeugsame Seelen, die fleißig an die Arbeit gehen, das Reich Gottes aufzubauen – solche, die angesichts von Widerstand und Versuchung im Herzen sagen: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“

Angesichts von Prüfungen und Leid sagen sie: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“

Angesichts von Spott und Zweifel rufen sie: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“

Der Vater im Himmel sucht diejenigen, die sich nicht durch Belangloses davon abhalten lassen, nach dem Ewigen zu streben. Er sucht diejenigen, die sich nicht durch verlockende Annehmlichkeiten oder durch die Fallen des Widersachers von dem Werk ablenken lassen, das er ihnen aufgetragen hat. Er sucht die, deren Handeln mit ihren Worten übereinstimmt – die voller Überzeugung sagen: „Ich arbeite gerade an einem großen Werk; darum kann ich nicht kommen.“

Ein großes Werk muss getan werden

Ich bezeuge feierlich, dass Gott lebt und auf jeden von uns achtet. Er wird seine Hand ausstrecken und diejenigen aufrechterhalten, die sich erheben und das Priestertum in Ehren halten, denn in diesen Letzten Tagen hat er uns ein großes Werk aufgetragen.

Dieses Evangelium kommt nicht von Menschen. Die Lehre der Kirche ist nicht eine Vermutung, was die heiligen Schriften des Altertums bedeuten könnten. Dies ist die Wahrheit des Himmels, die Gott selbst offenbart hat. Ich bezeuge, dass Joseph Smith gesehen hat, wovon er berichtet hat. Er sah die Himmel wirklich offen und sprach mit Gottvater und dem Sohn und mit Engeln.

Ich gebe Zeugnis, dass der himmlische Vater zu denen spricht, die ihn im Geist der Wahrheit suchen. Ich habe mit eigenen Augen gesehen und bezeuge freudig, dass Gott in unserer Zeit durch seinen Propheten, Seher und Offenbarer, Thomas S. Monson, spricht.

Meine lieben Brüder, wie Nehemia arbeiten wir an einem großen Werk. Wir überblicken den Horizont unseres Zeitalters. Es ist mein inständiges Gebet, dass wir trotz Versuchungen unsere Maßstäbe niemals senken, dass wir trotz Ablenkungen ‒ woher sie auch kommen mögen ‒ nicht aus den Augen verlieren, was am wichtigsten ist, dass wir entschlossen zusammenstehen, Schulter an Schulter, und tapfer das Banner des Herrn Jesus Christus tragen.

Ich bete darum, dass wir des heiligen Priestertums des allmächtigen Gottes würdig sind und, allesamt, unser Haupt erheben und der Welt mit fester Stimme verkünden: Wir arbeiten an einem großen Werk, darum lassen wir uns nicht ablenken. Im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Lehre und Bündnisse 121:46

  2. Römer 6:6

  3. Vgl. Joseph Smith Translation in der englischen King-James-Bibel, Jakobus 1:27

  4. 1 Thessalonicher 4:16

  5. Nehemia 2:3

  6. Nehemia 2:10

  7. Nehemia 3:33

  8. Nehemia 3:38

  9. Nehemia 6:9

  10. Nehemia 4:12

  11. Nehemia 6:3

  12. Siehe Nehemia 6:15

  13. Siehe 1 Korinther 13:11