Wie ich meine Angst vor dem Muttersein überwand
Die Verfasserin lebt in Texas.
Kinder zu bekommen, war keine Veränderung, auf die ich mich freute.
Kinder waren noch nie mein Ding. In meiner Familie war ich die Jüngste. Ich hatte keinerlei Erfahrung mit Babys, und ich bekam Angst, wenn ein kleines Kind mich ansah. Als ich heiratete, war das Muttersein folglich keine Veränderung, auf die ich mich freute.
Mein Mann wollte vom ersten Tag unserer Ehe an eine Familie gründen, doch ich bestand darauf, zu warten. „Lass uns in einem Jahr darüber sprechen“, war in diesen ersten Monaten quasi mein Motto.
Auch wenn das nicht für jeden, der mit der Entscheidung ringt, Kinder zu bekommen, der Grund sein mag – ich wusste, was mich zurückhielt: schlicht und einfach Angst und Egoismus. Bei der Vorstellung, Mutter zu sein, schwebten mir weder niedliche Kindergesichter noch fröhliches Lachen vor. Ich dachte dabei an schlaflose Nächte und knappe Freizeit – ganz abgesehen von Schmerzen und Unannehmlichkeiten. Ich erinnere mich gut daran, als ich das erste Mal mehr über den Geburtsvorgang hörte. Damals beschloss ich, dass ich Kinder adoptieren würde.
Mein ganzes Leben lang hatte ich mich in der Nähe von Kindern unwohl gefühlt. Der Gedanke, eigene Kinder zu bekommen, war für mich deshalb unvorstellbar. Wie sollte ich es schaffen, alles für sie aufzugeben?
Die ersten acht, neun Monate unserer Ehe verstrichen, ohne dass sich viel veränderte. Mein Mann zog mich in dieser Zeit immer auf und antwortete, wenn ich ihn fragte: „Weißt du was?“, stets mit: „Du bist schwanger!“ Darauf rollte ich jedes Mal mit den Augen und fand jede Menge Ausreden, weshalb ich in nächster Zeit bestimmt keine Kinder bekommen würde.
Versteht mich nicht falsch. Ich fühlte mich nicht unter Druck gesetzt, Kinder zu bekommen. Mein Mann und ich hatten darüber gesprochen und uns darauf geeinigt, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Für mich aber stand fest, dass ich in absehbarer Zeit keine Kinder bekommen würde.
Dennoch wusste ich, dass der Vater im Himmel mehr über mein Leben weiß und wie es ablaufen soll. Dies war auch der Grund, weshalb ich trotz meiner felsenfesten Überzeugung, mit Kindern noch zu warten, weiter alleine und auch zusammen mit meinem Mann wegen dieser Entscheidung betete. Wir legten dem Vater im Himmel unseren Plan vor, räumten jedoch ein, dass wir auch einen anderen akzeptieren würden, wenn es sein Wille sei. Das war für mich ein bedeutender Schritt für die Herzenswandlung, die allmählich in mir vorging.
Es war keine plötzliche Veränderung. Ich kann gar nicht genau sagen, wann sie begann. Doch mit der Zeit war ich der Idee, eine Familie zu gründen, nicht mehr so abgeneigt. Ich begann sogar tatsächlich, es in Betracht zu ziehen, vor allem, als mir die Ausreden langsam ausgingen. Ich hatte warten wollen, bis ich mit dem Studium fertig war – und stand bereits kurz vor dem Abschluss. Ich hatte wissen wollen, wo wir im kommenden Jahr leben würden – und mein Mann bekam ein Stellenangebot. Langsam aber sicher schien sich alles zu finden.
Ich hatte mir vorgestellt, dass es furchtbar sein würde, wenn die Ausreden, an die ich mich so lange geklammert hatte, dahinschwanden. Doch dem war gar nicht so. Ich hatte keine Angst. Die Angst, die ich die letzten zehn Jahre in mir gehabt hatte, war nicht mehr da – zumindest begleitete sie Frieden, der stark genug war, sie zu übertönen.
Als unser erster Hochzeitstag anstand, hatte ich keinen Grund mehr, keine Familie zu gründen. Der Herr hatte mein Herz gewandelt und meine Angst besänftigt.
Später fragte mich jemand, woran ich erkannt hatte, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Ich musste eingestehen, dass mich nicht besonders viel Mut oder Liebe zu Kindern überkommen hatte, auch war da kein Brennen im Herzen gewesen. Es war einfach die Abwesenheit von Angst. Es war so, wie Gott zu den Heiligen der Letzten Tage in der Anfangszeit der Kirche gesagt hatte: „Wenn ihr bereit seid, werdet ihr euch nicht fürchten.“ (LuB 38:30.) Das Fehlen der Angst war für mich wie eine Antwort des Herrn, der mir sagte: „Ja, du bist bereit dafür.“
Es war ziemlich aufregend, als ich das erste Mal endlich lachen und die schon übliche Antwort meines Mannes, „Du bist schwanger!“, bejahen konnte.
Hier sitze ich nun mit einem kleinen Baby im Arm. Ich lerne immer noch, eine Mutter zu sein, und weiß immer noch nicht, was ich mit anderer Leute Kinder anfangen soll. Doch ich weiß, ganz gleich, welche Schwächen ich habe: Wenn es um Kinder geht, steht der Vater im Himmel mir zur Seite. Er hat mich auf diese Zeit vorbereitet. Ich habe seine göttliche Hilfe gespürt, selbst in anhaltenden Zeiten des Zweifels und der Angst. Die schlaflosen Nächte und der Mangel an Freizeit sind kleine Opfer im Vergleich zu der Freude, die ich und meine Familie nun verspüren. Ich weiß, dass sich der Vater im Himmel unserer Ängste und Umstände bewusst ist. Wenn wir ihn um Hilfe bitten, kann er uns helfen, diese zu überwinden und im Glauben voranzugehen.