2020
Wie ich nach einer ungeplanten Schwangerschaft wieder auf den Weg zurückfand
Januar 2020


Wie ich nach einer ungeplanten Schwangerschaft wieder auf den Weg zurückfand

Ich war allein, und ich war schwanger. Aber mir wurde bewusst, dass ich ein anderes Leben wollte. Ich wollte für Christus leben, und ich wollte würdig sein, die Segnungen des Tempels zu empfangen.

Ich wollte das College an meinem Heimatort besuchen. Als begeisterte Fußballerin freute ich mich darauf, in einer höheren Liga zu spielen, wusste ich doch, dass meine Familie immer im Stadion stehen und mich anfeuern würde. Ich komme aus einer wunderbaren Familie, und meine Eltern haben uns die Werte und Grundsätze des Evangeliums Jesu Christi beigebracht.

Als 20-jährige Studentin, die in der Fußballmannschaft des Colleges spielte und das typische „Collegeleben“ lebte, wandte ich mich jedoch von diesen Grundsätzen ab. Unter der Woche besuchte ich meine Kurse und spielte Fußball. Am Wochenende war immer Party angesagt. Ich dachte, ich hätte das wahre Glück gefunden. Ein großer Irrtum! Aber genau so geht der Satan vor: Er stellt das, was falsch ist, so verlockend dar, dass man nach einer Weile meint, es sei richtig.

Im dritten Jahr am College geriet mein Leben außer Kontrolle. Ich traf einige schlechte Entscheidungen und musste schließlich feststellen, dass ich schwanger war. Das änderte meine Lebensperspektive komplett. Jetzt ging es nicht mehr nur um mich, sondern auch um das ungeborene Baby. Die Worte aus Alma 36:17-21 drangen mir direkt in die Seele, weil ich wegen meiner Entscheidungen tiefe gottgewollte Traurigkeit und auch Schuldgefühle empfand, ähnlich wie es Alma ergangen war.

Die Umkehr kann ein steiniger, beschwerlicher Weg sein. Mir fiel es sehr schwer, einzugestehen, dass ich im Unrecht war und einen Fehler gemacht hatte. Am meisten fürchtete ich mich davor, den Menschen, die ich liebte, gegenübertreten und sagen zu müssen, dass ich schwanger war. Ich sprach auch mit meinem Bischof und musste vor einen Disziplinarrat, was zur Folge hatte, dass ich eine recht lange Zeit nicht vom Abendmahl nehmen durfte. Am liebsten wollte ich wegrennen und so tun, als sei in Wirklichkeit alles ganz anders. Aber es war die Wirklichkeit. Es war meine neue Wirklichkeit. Vor mir lag ein schwerer Weg, so oder so.

Meine Familie war von meinen Entscheidungen enttäuscht, aber sie liebte mich und wollte das Beste für mich, so wie unser Vater im Himmel. Oft habe ich mich gefragt, wie er mir vergeben konnte, nachdem ich so häufig Evangeliumsgrundsätze missachtet hatte. Jedes Mal erhielt ich die Antwort, dass er mir vergeben konnte, weil er mich liebt und möchte, dass ich zu ihm zurückkehre. Ich wusste, dass ich meine irdischen Eltern enttäuscht hatte, aber der Gedanke, wie sehr ich meinen Vater im Himmel enttäuscht hatte, quälte mich.

In den ersten Monaten meiner Schwangerschaft fühlte ich mich immer noch allein und verloren. Ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte. Als ich dann mit der Zeit aufrichtiger betete und den Vater im Himmel um Führung und Hilfe bat, erkannte ich, dass ich eigentlich nie allein war. Er war immer da und wartete nur darauf, dass ich mich an ihn wandte. Mein Herz wandelte sich von Grund auf. Ich wollte ein anderes Leben. Ich wollte für Christus leben. Ich wollte wieder würdig sein, vom Abendmahl zu nehmen. Ich wollte würdig sein, eines Tages im Tempel zu heiraten, auch wenn ich dachte, dies sei wegen meiner Fehler wohl unerreichbar.

Damals wurde mir die wahre Macht der Erlösung durch Jesus Christus bewusst. In den neun Monaten, die rasch vorbeigingen, erlebte ich immer wieder die liebevolle Barmherzigkeit des Herrn. Ich entwickelte mehr Glauben als je zuvor. Und dieser Glaube an Jesus Christus führte dazu, dass ich mich entschied, mein süßes kleines Mädchen zur Adoption freizugeben. Es tat unendlich weh. Doch die Freude darüber, dass ich einer Tochter Gottes helfen konnte, Teil einer ewigen Familie zu werden, war größer als der Schmerz. Diese Erfahrung hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Wir alle können besser werden, wenn wir aufrichtig bereuen und umkehren und damit zulassen, dass der Herr uns heilt.

Seither vergeht kein Tag ohne neues Glück für mich.

Ich wurde nämlich selbst als Baby adoptiert und fand sechs Monate, nachdem ich meine Tochter zur Adoption freigegeben hatte, meine eigene leibliche Mutter und traf mich mit ihr. Das kann man wahrhaftig als Wunder bezeichnen! Bald darauf lernte ich meinen zukünftigen Mann kennen, und schließlich heirateten wir im Tempel. Heute habe ich vier weitere wunderbare Kinder.

Die ungeplante Schwangerschaft und die Freigabe meiner Erstgeborenen zur Adoption haben mein Leben für immer verändert. Ich habe viel über mich selbst gelernt und über die Liebe, die Gott und Jesus Christus für mich und jeden von uns empfinden. Nach all dem Leid, dem Schmerz, den Tränen, den unausgesprochenen Gebeten und den Antworten auf Gebete habe ich Hoffnung, Liebe, Vergebung, Barmherzigkeit und Gnade gefunden. Ich habe erkannt, dass es bei der Adoption um Liebe geht. Ich habe erkannt, wie wertvoll es ist, vom Abendmahl nehmen zu können. Ich habe erkannt, dass ich nie völlig verloren war – ich musste einfach nur auf den Weg zurückkehren, von dem ich abgeirrt war. Als ich aufrichtig von meinen Sünden umkehrte und lernte, auf Christus zu vertrauen und an ihn zu glauben, brachte er mich zurück in seine Herde und beschenkte mich im Übermaß. Das Sühnopfer Jesu Christi ist eine Tatsache, und seine Gnade ist ausreichend für uns alle (siehe Ether 12:27).