2020
Familiengeschichte – ein Schlüssel fürs Betreuen
Februar 2020


Familiengeschichte – ein Schlüssel fürs Betreuen

tree branches

Jemandem beim Erforschen seiner Familiengeschichte zu helfen, ist eine herausragende Möglichkeit der Betreuung. Wenn Sie dazu beitragen, dass der Betreffende sich durch Geschichten und Einzelheiten aus dem Leben seiner Vorfahren mit ihnen verbunden fühlt, schließen Sie damit vielleicht am Ende eine Lücke in seinem Herzen, die ihm bis dahin möglicherweise gar nicht bewusst war (siehe Maleachi 3:24,24).

Ob es sich um ein langjähriges Mitglied der Kirche handelt oder um jemanden, der noch nie etwas vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi gehört hat: Alle Kinder Gottes haben das Verlangen zu erfahren, woher sie kommen.

Oftmals dauert es nicht lange, bis ein tiefer und nachhaltiger Eindruck entsteht, wie die folgenden Erlebnisse zeigen.

Familienforschung in über 9000 Meter Höhe

Neulich saß ich auf einem Heimflug neben Steve, der mir einige Erlebnisse aus seinem Leben erzählte. Er hatte die Highschool abgeschlossen, war mit 18 Jahren als Kommunikationsspezialist in die US-Armee eingetreten und hatte bald darauf begonnen, im Weißen Haus zu arbeiten, wo er den Präsidenten der Vereinigten Staaten im Bereich Kommunikation unterstützte. Im Alter zwischen 18 und 26 Jahren arbeitete er unter zwei US-Präsidenten. Seine Erlebnisse waren faszinierend!

„Steve“, sagte ich, „Sie müssen diese Geschichten für Ihre Nachkommen aufschreiben! Es ist wichtig, dass sie sie von Ihnen selbst hören, aus Ihrer Perspektive.“ Er stimmte mir zu.

Da gab mir der Heilige Geist ein, ich solle ihn fragen, was er über seine Vorfahren weiß. Er wusste viel über die Seite seiner Mutter, unter anderem erzählte er, dass die Familie einmal mit Abraham Lincoln zu Abend gegessen hatte, als dieser während der Präsidentschaftswahlen 1860 durchs Land gezogen war.

Über die Seite seines Vaters wusste er jedoch nur sehr wenig, wollte aber gern mehr erfahren. Ich nahm mein Handy zur Hand und öffnete die FamilySearch-App. „Wir können ja mal jetzt gleich nach Ihrer Familie suchen.“

Ich verband mich mit dem WLAN an Bord. Dann stellte ich das Handy auf dem Tabletttisch so auf, dass wir beide es sehen konnten. Gemeinsam durchsuchten wir den Familienstammbaum. Innerhalb weniger Minuten sahen wir auf dem Display die Heiratsurkunde seiner Urgroßeltern.

„Das sind sie!“, rief er. „Jetzt fällt mir auch der Nachname meiner Urgroßmutter wieder ein.“

Wir waren begeistert. Die nächsten 45 Minuten erstellten wir Profile von seinen Vorfahren, die ihm weniger bekannt waren. Ich musste ihm versprechen, dass wir in Colorado weiterforschen. Also tauschten wir kurz vor der Landung unsere Kontaktdaten aus.

Da waren wir – in über 9000 Meter Höhe, mit einem Gerät so klein wie meine Hand, auf der Suche nach einem Mann und einer Frau, die vor hundert Jahren geheiratet hatten und weder ihm noch seiner Familie bekannt waren. Unglaublich! Aber wir fanden sie tatsächlich. Familien wurden miteinander verbunden. Man erinnerte sich wieder an ihre Geschichte. Wir waren sehr dankbar für die Technik und die Programme, die dies ermöglichen. Es war nichts Geringeres als ein Wunder.

Jonathan Petty, Colorado

Umgeben von einer neuen Familie

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ILLUSTRATION VON JOSHUA DENNIS; HINTERGRUNDBILDER, HANDY VON GETTY IMAGES

Maria war schon seit über zwanzig Jahren nicht mehr in die Kirche gekommen. Vor ein paar Monaten waren wir ein paar Stunden bei ihr zuhause und forschten mit ihr anhand von Volkszählungen und anderen Aufzeichnungen nach ihren Vorfahren. Plötzlich brach sie in Tränen aus und schluchzte: „In diesen zwei Stunden habe ich mehr über meine Familie erfahren als je zuvor!“

Gegen Ende stellten wir ihr noch die Funktion „Verwandte in der Nähe“ in der App Familienstammbaum vor. Es stellte sich heraus, dass mein Mann und ich beide weitläufig mit Maria verwandt sind. Sie brach wieder in Tränen aus und sagte, sie habe gedacht, sie wäre ganz allein. Sie hatte nicht gewusst, dass sie Verwandte in der Gegend hatte. Wenige Wochen später hatte Maria ein Gespräch mit unserem Bischof. Jetzt bereitet sie sich auf den Tempel vor, und sie hat viele „neue“ Verwandte in unserer Gemeinde kennengelernt!

Carol Riner Everett, North Carolina

Erfolgsrezept für das Betreuen

Ashley ist eine Schwester, um die ich mich kümmere. Wir beide besitzen Kochbücher von unseren Großmüttern. Ihr Kochbuch ist von ihrer Urgroßmutter, und meins habe ich zusammengestellt, als ich nach dem Tod meiner Großmutter Greenwood ihre Rezeptsammlung geerbt habe.

Ashley und ich wählten beide ein Rezept aus unserem Kochbuch aus und trafen uns eines Abends nach der Arbeit, um sie auszuprobieren. Sie hatte sich ein Kuchenrezept ausgesucht, also fingen wir damit an und schoben dann den Kuchen in den Ofen. Ich machte einen Dip, der bei keiner Feier der Familie Greenwood fehlen darf. Ashleys Tochter Alice probierte mit uns das Essen. Weil Ashley aber nicht wollte, dass ihre Kinder den ganzen Blechkuchen alleine aßen, schnitt sie ihn in Stücke und brachte den Schwestern, die sie betreut, jeweils ein paar Stücke.

Am meisten hat mir gefallen, dass wir uns an diesem Abend beim Kochen und Backen über das Betreuen unterhalten haben, auch über das, was uns schwerfällt. Außerdem haben wir uns über unsere Großmütter und Mütter unterhalten, und das hat unserer Seele gutgetan.

Jenifer Greenwood, Utah

Wie man ganz konkret helfen kann

Die Familiengeschichte eines Menschen kann Gelegenheiten für das Betreuen schaffen, wenn ansonsten die Tür verschlossen zu sein scheint. Hier ein paar Anregungen, die Sie ausprobieren können:

  • Bieten Sie Ihre Hilfe dabei an, Familienfotos auf FamilySearch hochzuladen.

  • Helfen Sie dabei, Audioaufnahmen mit Erzählungen aus der Familiengeschichte zu machen und hochzuladen, insbesondere Aufnahmen zu bestimmten Fotos.

  • Erstellen Sie als Geschenk einen Fächer-Stammbaum oder ein anderes ausdruckbares Dokument zur Familiengeschichte.

  • Zeigen Sie jemandem, wie er seine Lebensgeschichte festhalten kann, indem er auf eine Art und Weise, die ihm zusagt, Tagebuch führt. Vielleicht ein Tagebuch mit Sprachaufzeichnungen? Oder ein Fototagebuch? Oder ein Videotagebuch? Es gibt viele Möglichkeiten, Tagebuch zu führen, wenn man es nicht schriftlich führen will.

  • Gehen Sie gemeinsam in den Tempel, um heilige Handlungen für Vorfahren zu verrichten. Oder bieten Sie Ihre Hilfe an, wenn jemand mehr heilige Handlungen für seine Vorfahren zu erledigen hat, als er bewältigen kann.

  • Kommen Sie zusammen und erzählen Sie einander von Familientraditionen.

  • Nehmen Sie gemeinsam an einem Kurs zur Familienforschung teil.