2020
In finsteren Zeiten Licht finden – vier Anregungen
Mai 2020


Nur online: Junge Erwachsene

In finsteren Zeiten Licht finden – vier Anregungen

Die Pandemie überschattet die Welt wie eine dunkle Wolke – und doch können wir Licht in unser Leben lassen

eine junge Frau blickt zum Licht

Die Verfasserin lebt in der Oblast Woronesch in Russland.

Neulich ging ich mit dem Hund spazieren und sah Sonnenstrahlen durch eine graue Wolkendecke brechen. Ich musste dabei an die derzeit herrschende Corona-Krise denken. Zwar erscheinen die Umstände vielleicht finster und trostlos wie die Wolkendecke, doch die Liebe des Herrn ist, wie die Sonne, bei weitem stärker.

Ein Sprichwort lautet: „Alles hat sein Gutes.“ Was so viel heißt wie: Aus jeder Widrigkeit können wir zumindest etwas Nützliches lernen. Als ich so darüber nachdachte, was mir in diesen letzten Monaten dabei geholfen hatte, gelassen zu bleiben, und was weniger hilfreich gewesen war, kristallisierten sich vier Grundsätze heraus, die mein Leben wohl auch lange nach der Krise noch bereichern werden.

1. Wer dem Propheten folgt, findet Sicherheit

Beiträge in den sozialen Medien über das Ende der Welt oder irgendwelche Falschmeldungen über allerlei Möglichkeiten, den Virus abzutöten, haben jedenfalls nicht dazu beigetragen, dass ich mich besser fühlte. Selbst wenn solche Meldungen dazu beitragen sollen, dass die Menschen gesund bleiben und geschützt sind, erreichten sie bei mir nur eines: Ich fühlte mich noch aufgewühlter, als ich es ohnehin schon war. Als ich beispielsweise den sechsten Artikel darüber las, welche Gewürze den Coronavirus angeblich abtöten, fragte ich mich einerseits panisch, ob wir von diesen Gewürzen genügend auf Vorrat hätten, und andererseits, ob ich nun bald sterben müsste.

Vor einigen Jahren hat uns Präsident Russell M. Nelson bei einer Generalkonferenz dazu aufgefordert, uns zehn Tage lang von allen sozialen Medien fernzuhalten, die uns auf negative oder unreine Gedanken bringen.1 Sein Rat hatte in meinem Ohr wie eine Warnung geklungen, und deshalb gab ich die Nutzung einiger Apps auf, die meine freie Zeit über Gebühr in Anspruch genommen hatten. Ich wurde glücklicher und war weniger verunsichert.

Aber jetzt wird mir bewusst, dass ich meine „digitalen Gewohnheiten“ wiederum ändern muss. Staunend blicke ich zurück und frage mich: Hat Präsident Nelson eigentlich gewusst, dass die sozialen Medien in dieser Krise derartig viel zu Mutlosigkeit und einer negativen Geisteshaltung beitragen? Wer dem Propheten folgt, findet wahrlich Sicherheit. Die Worte unserer kirchlichen Führer sind wie ein Sonnenstrahl, der sich seinen Weg durch das Chaos bricht und uns den Pfad zu innerem Frieden erleuchtet.

2. Vorbereitung vertreibt die Angst

Was mich außerdem verunsichert hat, waren Aussagen von Leuten, die (wie zu Lebzeiten Noachs) diejenigen verspotteten, die sich vorbereiten und an die Vernunft appellieren. Manche Menschen nehmen offenbar ihrer Zukunft gegenüber eine gleichgültige Haltung ein. Die wahrhaft Klugen folgen dem Rat der Propheten und sind gewissenhaft um Eigenständigkeit bemüht.

Seit Jahren fordern uns die Führer der Kirche auf, schuldenfrei zu werden, eine Ausbildung zu machen, damit wir für uns und andere sorgen können, Nahrungsmittel und Wasser auf Vorrat zu lagern und möglichst auch Geld zu sparen. Ich weiß, dass sich nicht alle in der gleichen Lebenslage befinden und dass es in manchen Ländern nicht erlaubt ist, Lebensmittel oder andere Vorräte zu lagern. Doch selbst unter solchen Bedingungen kann, so scheint es mir, doch wohl jeder wenigstens etwas unternehmen, was ihn besser auf die Zukunft vorbereitet.

Ich fühle mich besser aufgehoben, wenn ich gehorsam gewesen bin und mich deswegen voll Zuversicht um Hilfe an den Herrn wenden kann. Die Vorbereitung ist wie ein weiterer Sonnenstrahl, der Angstzustände durchbricht und die Hoffnung erstrahlen lässt.

3. Es kommt auf unsere Einstellung an

Durch die Corona-Krise bin ich noch dankbarer für die Menschen geworden, die mich mit aufbauenden Botschaften, geistigen Einsichten und einem gesunden Humor aufmuntern. Dank dieser lieben Freunde wird jeder Tag für mich ein Stückchen heller. Sie rufen mir in Erinnerung, dass wir selbst entscheiden können, wie wir auf das reagieren wollen, was um uns herum geschieht.

Als die Versammlungen der Kirche ausgesetzt wurden, habe ich mich bemüht, mich am Vorbild meiner Freunde zu orientieren. Statt reflexartig Fragen nach dem „Warum“ und „Wie“ nachzugehen, habe ich mich dafür entschieden, mich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren, die damit einhergehen, dass wir das Evangelium ja verstärkt zuhause lernen wollen. Im Nachhinein merke ich, dass es mir (obwohl es nicht immer ganz einfach war) doch geholfen hat, dass ich bewusst an einer positiven Einstellung gearbeitet habe. Dadurch wurde ich geistig stärker, als wenn ich einfach verbittert reagiert hätte. Wie ein dritter Sonnenstrahl kann also eine positive Grundhaltung Zweifel zerstreuen und die Seele erfrischen.

4. Der Heilige Geist ist ein machtvoller Verbündeter

Als ich einmal besonders trübsinnig war und mich einsam fühlte, hörte ich mir online den Tabernakelchor an. Musik trägt bei mir immer dazu bei, dass ich den Einfluss des Heiligen Geistes spüre. Es gab dort außerdem einen Live-Chat, und es machte Spaß, mitzuverfolgen, wie Menschen aus aller Welt dort Wertschätzung und Dankbarkeit zum Ausdruck brachten. Ich fühlte mich als Teil der Gruppe. Als der Einfluss des Heiligen Geistes mein wundes Herz tröstete, wurde ich entspannter und fröhlicher.

Immer wieder merke ich: Wenn ich mich bemühe, den Heiligen Geist bei mir zu haben, hilft er mir bei allem, was ich brauche. Er ist ein machtvoller Verbündeter, und er wartet nur darauf, uns inneren Frieden, Trost und Verständnis zu schenken. Wie ein Sonnenstrahl kann er Schwermut vertreiben und Wahrheit offenbaren.

Den Sonnenschein finden

Der Herr ist stärker als jede Bedrängnis. In der zweiten Strophe des Liedes Nr. 51 heißt es ja:

Der Herr ist mein Licht, er ist meine Kraft,

wenn Mut mir gebricht in finsterer Nacht.

Wenn Sturm mich umtobet, mein Glaubenslicht scheint

auch durch dunkle Wolken, denn er ist mein Freund.2

Ich wünschte, wir könnten heute gemeinsam spazieren gehen. Wir könnten den Himmel betrachten, die Sonne genießen und über die Wahrheiten sprechen, die uns das Leben erhellen. Ich bin mir sicher, dass ihr jede Menge guter Ideen hättet, wie man dieses Licht weitergeben kann. Vielleicht stellt ihr euch das nächste Mal in Zeiten, wo emotionale Stürme den Horizont verdecken, einen solchen Spaziergang vor. Der Herr ist bei uns. Wir brauchen uns nicht zu fürchten.

Anmerkungen

  1. Siehe Russell M. Nelson, „Der Beitrag der Schwestern zur Sammlung Israels“, Liahona, November 2018, Seite 69

  2. „Der Herr ist mein Licht“, Gesangbuch, Nr. 51