„Jeder [Tempel] ist ein Leuchtfeuer für die Welt, ein Ausdruck unseres Zeugnisses, dass Gott, der ewige Vater, lebt, dass er uns segnen möchte und auch seine Söhne und Töchter aus allen Generationen.“Thomas S. Monson, Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Eine heilige Stätte
Für Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (auch als Mormonen bekannt) ist der Tempel die heiligste Stätte der Gottesverehrung auf Erden – er ist das Haus des Herrn. An diesem Ort, der sich mit nichts anderem auf der Welt vergleichen lässt, sind die Mitglieder bestrebt, Gott näherzukommen.
In den heiligen Schriften wird berichtet, dass Gott seinen Kindern seit Anbeginn der Welt in Tempeln und an anderen heiligen Stätten Segen und Freude geschenkt hat. Die neuzeitlichen Tempel dienen ähnlichen Zwecken wie die Tempel in der Bibel – es sind Orte des Friedens, des Lernens und der Inspiration. In ihnen werden auch heilige Zeremonien und Handlungen vollzogen, auch Verordnungen genannt. Durch die heiligen Handlungen des Tempels fühlen sich die Mitglieder Gott näher: Sie geloben, das Evangelium Jesu Christi zu leben.
Die Worte „Heilig dem Herrn“ und „Das Haus des Herrn“ findet man bei jedem Tempel in der Nähe des Eingangs. Sie erinnern uns daran, dass jeder Tempel eine heilige Stätte ist.
Inschrift (Payson-Utah-Tempel): Der Tempel ist eine heilige Stätte der Gottesverehrung, die sich mit nichts anderem auf der Welt vergleichen lässt.
Der Vater im Himmel und Jesus Christus
Alles im Tempel führt uns zu Gott, der unser himmlischer Vater ist, und zu seinem Sohn Jesus Christus, dem Erlöser der Welt. Im Tempel erfahren die Mitglieder der Kirche mehr über die Lehren Jesu und darüber, wie sie seinem vollkommenen Beispiel nacheifern können. Die Heiligen der Letzten Tage glauben, dass die größten Segnungen im Leben nur durch Jesus Christus möglich sind, der allen Menschen seine Liebe und Gnade schenkt. Sein unbegrenztes Sühnopfer und seine herrliche Auferstehung bieten Hoffnung in einer schwierigen Welt.
Zutritt zum Tempel
Nachdem ein Tempel gebaut oder renoviert wurde, finden Tage der offenen Tür für die Allgemeinheit statt. In dieser Zeit sind Angehörige aller Altersgruppen und Glaubensrichtungen dazu eingeladen, den Tempel zu betreten und zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.
Foyer (Sapporo-Tempel in Japan): Die glaubenstreuen Heiligen der Letzten Tage finden Frieden und Inspiration, wenn sie in den Tempel gehen.
Das Tempelscheinpult
Sobald ein Tempel geweiht wurde, ist der Zutritt den Mitgliedern der Kirche vorbehalten, die gelobt haben, das Evangelium Jesu Christi zu leben, und bereit sind, an weiteren heiligen Handlungen teilzunehmen. An diesem Pult im Eingangsfoyer werden die Mitglieder begrüßt, und sie legen eine kleine Karte vor, den sogenannten Tempelschein. Den Tempelschein stellt ihnen der für sie zuständige Führungsbeamte der Kirche aus und bestätigt damit, dass sie bereit sind, in den Tempel zu gehen.
Tempelscheinpult (San-Salvador-Tempel in El Salvador): Die Mitglieder der Kirche werden hier begrüßt, wenn sie den Tempel betreten.
Die Tempelkleidung
Mitglieder der Kirche, die in den Tempel gehen, begeben sich in Umkleideräume und ziehen dort anstelle ihrer Alltagskleidung weiße Kleidung an, bevor sie an den heiligen Handlungen des Tempels teilnehmen. Dieses Wechseln der Kleidung erinnert daran, dass die Tempelbesucher die Welt vorübergehend hinter sich lassen und eine heilige Stätte betreten. Weiße Kleidung symbolisiert Reinheit, und die Tatsache, dass im Tempel alle gleich gekleidet sind, schafft ein Gefühl von Einigkeit und Gleichheit.
Der Endowmentraum: Das Leben hat einen Sinn
Früher oder später machen sich die meisten Menschen Gedanken über den Sinn des Lebens. Wer sind wir? Woher kommen wir? Warum sind wir hier? Was geschieht mit uns nach diesem Leben? Im Tempel erfahren die Mitglieder der Kirche mehr über den liebevollen Plan, den Gott aufgestellt hat, damit seine Kinder glücklich sein können.
Eine der heiligen Zeremonien oder Verordnungen, die im Tempel vollzogen werden, ist das Endowment. Durch diese heilige Handlung werden die Teilnehmer daran erinnert, dass unser Erdenleben Teil einer ewigen Reise ist – einer Reise, die schon vor der Geburt ihren Anfang genommen hat, als wir noch bei unserem liebevollen Vater im Himmel als dessen Geistkinder lebten. Wir sind hierhergekommen, um einen Körper zu erhalten, Erfahrungen zu sammeln und zu lernen, wie wir Gottes Plan, der uns glücklich machen soll, befolgen können. Die Rolle Jesu Christi als Erlöser aller Kinder Gottes ist beim Endowment von zentraler Bedeutung.
Die Teilnehmer geben dem Herrn auch heilige Versprechen, es werden sogenannte Bündnisse eingegangen. Zu diesen Bündnissen gehört, Gott zu gehorchen, Jesus Christus nachzufolgen, sittlich rein zu sein, die eigene Zeit und die eigenen Talente dem Herrn zu weihen und ihm zu dienen. Diese Verpflichtungen werden im täglichen Leben zur Richtschnur. Wer diese Bündnisse in Ehren hält, wird mit mehr Frieden, Freude und Segnungen in diesem Leben belohnt und macht sich bereit, zu Gott zurückzukehren, um für immer bei ihm zu leben.
Unterweisungsraum, auch Endowmentraum genannt (Payson-Utah-Tempel): Im Tempel erfahren die Mitglieder der Kirche mehr über den liebevollen Plan, den Gott aufgestellt hat, damit seine Kinder glücklich sein können.
Der celestiale Saal – ein kurzer Blick in den Himmel
Am Ende des Endowments betreten die Teilnehmer den celestialen Saal. In diesem Raum werden keine Zeremonien vollzogen. Vielmehr ist es ein Ort stillen Friedens, des Gebets und des Nachdenkens, der den Himmel symbolisieren soll, wo wir für immer mit unserer Familie in der Gegenwart unseres himmlischen Vaters und seines Sohnes Jesus Christus leben können.
Der celestiale Saal (Manaus-Tempel in Brasilien): Dieser Raum symbolisiert den Frieden und die Freude im Reich Gottes, wo Familien für immer mit dem Vater im Himmel und seinem Sohn Jesus Christus zusammenleben können.
Der Siegelungsraum: Die Familie kann für immer bestehen
Die Familie ist in Gottes Plan für unser Glücklichsein von zentraler Bedeutung. Im Tempel können Mann und Frau mit ihren Kindern für immer als Familie vereint werden. In den heiligen Schriften wird die Vollmacht, Familien für immer zu vereinen, als Macht zu siegeln bezeichnet. Es ist dieselbe Vollmacht, die Jesus dem Apostel Petrus erteilte, damit dieser auf der Erde Segnungen aussprechen konnte, die im Himmel weiterbestehen.
In einem Siegelungsraum knien Braut und Bräutigam gemeinsam an einem Altar nieder und werden für dieses Leben und für die Ewigkeit aneinander gesiegelt. Diese heilige Handlung wird manchmal auch als „Eheschließung im Tempel“ oder „ewige Ehe“ bezeichnet. Kinder, die in eine solche ewige Ehe hineingeboren oder adoptiert wurden, können ebenfalls für immer an ihre Familie gesiegelt werden.
Das Wissen, dass unsere Familie auch nach dem Tod vereint sein kann, verleiht unserem Leben mehr Sinn. Es bestärkt uns darin, ehrenhaft und treu zu sein. Es schenkt uns auch Frieden, wenn wir Prüfungen durchstehen müssen – oder gar einer unserer Lieben leidet oder von uns geht. Die Verheißung eines ewigen Lebens mit unserer Familie lässt erkennen, wie sehr Gott alle Menschen liebt.
Siegelungsraum (Philadelphia-Pennsylvania-Tempel): Durch die Priestertumsvollmacht Gottes können Mann und Frau mit ihren Kindern für dieses Leben und für alle Ewigkeit als Familie vereint werden.
Der Taufraum: Segnungen für die Vorfahren
Mit seiner Taufe hat Jesus Christus gezeigt, dass er sich verpflichtet hat, alle Gebote Gottes zu halten. Jesus hat auch gelehrt, dass die Taufe notwendig ist, um ins Reich Gottes zu kommen. Aber was ist mit denjenigen, die ohne Taufe sterben? Welche Hoffnung haben sie, in die Gegenwart Gottes zurückzukehren? Gott hat einen Weg bereitet, wie auch sie all seine Segnungen empfangen können.
Im Tempel werden Taufen und andere notwendige heilige Handlungen stellvertretend für diejenigen vollzogen, die gestorben sind, ohne die Gelegenheit dazu gehabt zu haben. Durch solche heiligen Handlungen erstreckt sich die errettende Gnade Jesu Christi auf alle Menschen. Dieser Dienst am Nächsten ist ein Geschenk aus Liebe – und da die Heiligen der Letzten Tage glauben, dass das Leben nach dem Tod weitergeht, glauben sie auch, dass die Verstorbenen von den heiligen Handlungen erfahren und selbst entscheiden können, ob sie sie annehmen.
Die Heiligen der Letzten Tage betreiben Familienforschung, um ihre Vorfahren ausfindig zu machen. Dann bringen sie deren Namen zum Tempel mit, um stellvertretend für sie heilige Handlungen zu verrichten. Auch andere heilige Handlungen, wie zum Beispiel das Endowment zu empfangen und die Siegelung als Familie, werden im Tempel stellvertretend für Verstorbene vollzogen.
Taufraum (Phoenix-Arizona-Tempel): Heilige Handlungen wie die Taufe werden für Vorfahren vollzogen, die gestorben sind, ohne diese empfangen zu haben. Taufen für die Lebenden werden nicht im Tempel, sondern in den örtlichen Gemeindehäusern vollzogen. Das Taufbecken ruht auf dem Rücken von zwölf Rindern, einer Tradition folgend, die auf den Tempel Salomos zurückgeht und im Alten Testament verzeichnet ist.