Der Tempel ist auf den Erretter ausgerichtet
Alles im Tempel weist auf Jesus Christus hin. Bei den heiligen Handlungen des Tempels erhalten wir die Zusicherung, dass der Herr auf uns achtet. Er nimmt Anteil an unserem Leben und setzt alles daran, dass wir ewiges Glück erfahren. Wir spüren seine Gegenwart, wenn wir uns bemühen, ihm in unserem Alltag nachzufolgen. Wenn wir uns dem Erretter nahen, lernen wir mehr über ihn. Sein Leben ist für uns alle ein vollkommenes Muster dafür, wie man rechtschaffen und glücklich sein kann.
In den heiligen Schriften werden für den Erretter viele Namen und Titel verwendet. Diese Bezeichnungen machen uns seine Göttlichkeit, sein Wesen, seine Mission und seine Liebe zu allen Menschen begreiflicher. Wir erkennen vielleicht auch nach und nach eine Verbindung zwischen dem Tempel und dem Wunsch des Erretters, uns selbst und unsere Familie zu segnen.
Fürst des Friedens (Jesaja 9:5)
Wir sehnen uns wohl vor allem nach Frieden. Friede zieht in unser Leben ein, wenn wir daran denken, dass wir Kinder eines liebevollen Vaters im Himmel sind, dass sein Sohn Jesus Christus unser persönlicher Erretter ist und dass er uns zu jeder Zeit stützt – ganz besonders in schwierigen Zeiten. Friede erinnert uns daran, dass wir schließlich „am letzten Tag emporgehoben werden“ (LuB 17:8) können, selbst wenn wir Schmerzen, Ängste und Kummer durchleiden. Haben wir diese Zusicherung erhalten, können wir uns unseren Herausforderungen mit neuer Energie und Entschlossenheit stellen.
Präsident Russell M. Nelson erlebte einmal eine Situation, die beinahe in einer Tragödie geendet hätte. Sein Erlebnis verdeutlicht den dauerhaften Frieden, den wir durch den Tempel erhalten können. Er befand sich in einem kleinen Propellerflugzeug. Wegen eines Motorbrands verlor das Flugzeug an Schubkraft und begann, in einer steilen Spirale zu sinken. Der Tod schien unvermeidlich. Auf wundersame Weise ging das Feuer aus und der Pilot erlangte wieder die Kontrolle über das Flugzeug. Letztlich konnte er es sicher auf einem Feld landen. Präsident Nelson erzählte:
„In dieser schwierigen Situation überwog bei mir vor allem das Gefühl, dass ich keine Angst vor dem Sterben hatte, obwohl ich wusste, dass der ‚Tod‘ kurz bevorstand. Ich weiß noch, wie ich daran dachte, dass ich jetzt nach Hause kam und meine Vorfahren kennenlernen konnte, für die ich die Tempelarbeit verrichtet hatte. Ich weiß noch, wie dankbar ich dafür war, dass meine Frau und ich aneinander und unsere Kinder an uns gesiegelt waren, die ja im Bund geboren und aufgezogen waren. Mir wurde klar, dass unsere Eheschließung im Tempel das Wichtigste war, was ich je vollbracht hatte. Die Ehrungen, die mir durch Menschen zuteilgeworden waren, konnten bei weitem nicht an den inneren Frieden heranreichen, den mir die im Hause des Herrn vollzogenen Siegelungen schenkten.“ („Das Tor des Todes“, Russell M. Nelson, Frühjahrs-Generalkonferenz 1992.)
Der Friede, den Präsident Nelson verspürte, resultierte aus den Verheißungen, die er im Tempel empfangen hatte. Wenn wir mit Jesus Christus Bündnisse im Tempel schließen und dann unserem Versprechen gemäß leben, kann derselbe Friede auch uns zuteilwerden – ein Friede, der es uns ermöglicht, schwierigen Umständen mit Glauben statt mit Angst zu begegnen. Die Verheißung, die der Erretter seinen Aposteln kurz vor seiner Kreuzigung gab, gilt auch für uns heute: „Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“ (Johannes 16:33.)
Präsident Thomas S. Monson legte Zeugnis dafür ab, dass der verheißene Friede des Erretters im Tempel zu finden ist. Er sagte: „Wenn wir in den Tempel gehen, können wir einen bestimmten Grad an Geistigkeit erreichen und ein Gefühl des Friedens empfinden, das alle anderen Gefühle übersteigt, die dem Menschen ins Herz kommen können. Wir begreifen die wahre Bedeutung der Worte, die der Heiland sprach: ‚Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. … Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.‘“ („Die Segnungen des Tempels“, Thomas S. Monson, Frühjahrs-Generalkonferenz 2015.)
Der Heilige Israels (Jesaja 48:17)
Am Eingang jedes Tempels lesen wir die Inschrift: „Heilig dem Herrn – das Haus des Herrn“. Das Wort heilig bezieht sich auf etwas, was Gott vorbehalten und gewidmet ist. Als derjenige, den der Vater im Himmel dazu ausersehen hatte, der Erretter der ganzen Menschheit zu sein, kam Jesus Christus zu einem einzigartigen Zweck auf die Erde. Alles, was er sagte und tat, geschah aus Gehorsam gegenüber dem Vater im Himmel. Er selbst erklärte, dass er dem „Willen des Vaters in allem von Anfang an“ gehorchte (3 Nephi 11:11). Sein Leben ist das vollkommene Beispiel dafür, wie man andere behandelt, wie man Widrigkeiten begegnet, wie man vergibt und wie man die Notleidenden aufrichtet und ihnen beisteht. Der Erretter widmete seine Zeit, seine Kraft und sein ganzes Leben, um dem Vater im Himmel zu gehorchen und ihn zu ehren. Er ist in jeder Hinsicht des Wortes heilig.
In alter Zeit wies Gott die Israeliten an, das Offenbarungszelt zu bauen, und sagte: „Dann werde ich in ihrer Mitte wohnen.“ (Exodus 25:8.) Für diesen Bau gaben die Israeliten das beste Material, das man bekommen konnte. Vor der Weihung mussten die Israeliten das Material, das im Inneren des Offenbarungszelts verwendet wurde, heiligen. Noch wichtiger war, dass die Menschen selbst bestimmte Zeremonien der Reinigung und Vorbereitung durchführten, um in den Augen Gottes heilig zu sein.
Heutzutage bereiten auch wir uns darauf vor, den Tempel zu betreten, indem wir uns taufen lassen, die Gabe des Heiligen Geistes empfangen und vom Abendmahl nehmen. Gestützt auf das Sühnopfer des Erretters und das Geschenk Umkehr helfen uns diese heiligen Handlungen, von unheiligen Verhaltensweisen oder Gedanken rein zu werden, und wir erhalten die Zuversicht, dass wir Gottes Annahme würdig sein können. Die Bündnisse, die wir eingehen, und die heiligen Handlungen, die wir im Tempel durchführen, helfen uns dabei, heiliger zu werden – kurz gesagt, mehr wie der Erretter zu werden. Im Tempel lernt man, wie man „den natürlichen Menschen ablegt und durch das Sühnopfer Christi, des Herrn, ein Heiliger wird“ (Mosia 3:19). Wenn wir immer wieder in den Tempel gehen und von Jesus Christus lernen, vertiefen wir unsere Erkenntnis von ihm und sind besser in der Lage, seinen Geboten zu gehorchen. Mit der Zeit nehmen wir „sein Abbild in [unseren] Gesichtsausdruck“ auf (Alma 5:14).
Mittler zwischen Gott und den Menschen (1 Timotheus 2:5)
Unser Vater im Himmel ist vollkommen. Sein Dasein wird als ewiges Leben bezeichnet – eine Fortsetzung der Beziehungen, die mit der Ehe zwischen Mann und Frau ihren Anfang nehmen. Er sehnt sich danach, jedem seiner Kinder diese Gabe zu schenken. Seine Liebe zu uns ist immerwährend. Trotzdem fordert er, dass wir seinen Geboten gehorchen, um uns für die Gabe des ewigen Lebens bereitzumachen. Ungehorsam gegenüber Gottes Gesetzen wird als Sünde bezeichnet. Jeder von uns hat irgendwann einmal „gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren“ (Römer 3:23). Jesus Christus ist der Mittler, der zwischen den Folgen der Sünde und der ganzen Menschheit steht. Ein Mittler ist jemand, der zwischen zwei gegnerischen Parteien steht, während sie eine Lösung anstreben. Im Idealfall sorgt der Mittler dafür, dass beide Parteien mit dem Ergebnis zufrieden sind. Der Vater im Himmel hat Jesus Christus gesandt, damit dieser den Preis für die Sünden aller seiner Kinder auf Erden zahlt und es uns somit ermöglicht, die Gabe des ewigen Lebens zu erlangen.
Im Laufe der Geschichte hat Gott seinen Kindern immer wieder gezeigt, dass sie nur durch das Einschreiten Jesu Christi zu ihm zurückkehren können. Als Mose angewiesen wurde, das Pascha einzuführen, wurde dafür ein männliches Lamm ohne Makel getötet, damit das Volk von Vernichtung verschont bliebe. Dies war ein Symbol für den Tod Jesu Christi, der sterben würde, um alle, die umkehren und an ihn glauben, zu retten (siehe Exodus 12). Die Opfer, die im Offenbarungszelt und später im Tempel in Jerusalem dargebracht wurden, führten diese eindrückliche symbolische Darstellung fort und dienten als Erinnerung daran, dass wir einen Mittler brauchen – jemanden, der zwischen Gott und seinen Kindern vermitteln kann.
Die Jahrhunderte, in denen man durch Tieropfer nach einem Erretter Ausschau hielt, endeten mit dem Opfer Jesu Christi, von dem der Prophet Amulek sagte, dass es das „große und letzte Opfer“ war (Alma 34:14). Sein Leiden für unsere Sünden, sein Tod und seine Auferstehung bilden das Sühnopfer. Das Geschenk des Sühnopfers ermöglicht es der gesamten Menschheit, wieder rein zu werden und in die Gegenwart Gottes zurückzukehren. Durch das Sühnopfer hat Jesus den vollen Preis der Sünde an unserer statt gezahlt, und nun bittet er uns, ihn als unseren Erretter und Herrn anzuerkennen. Nachdem er die Gerechtigkeit zufriedengestellt hat, ist er auch all denen gnädig, die umkehren und seine Gebote halten.
In den Tempeln unserer Zeit richtet der Vater im Himmel unsere Aufmerksamkeit weiterhin auf unseren Erretter, den Herrn Jesus Christus. Jede heilige Handlung wird in seinem Namen und mit der Vollmacht seines Priestertums vollzogen. Jede heilige Handlung bietet die Gelegenheit, an ihn zu denken und ihn als unseren Erretter anzuerkennen. Die Taufe und das Übertragen der Gabe des Heiligen Geistes erinnern uns an die Worte des Erretters an Nikodemus, dass alle Menschen „aus Wasser und Geist geboren“ werden müssen (Johannes 3:5). Bei der heiligen Handlung des Endowments wird die Aufgabe des Erretters bei der Erschaffung der Erde dargelegt, uns wird vor Augen geführt, dass wir voll und ganz von ihm abhängig sind, damit wir in unsere himmlische Heimat zurückkehren können, und wir erfahren mehr über bestimmte Gebote, die zu halten wir uns mit einem Bündnis verpflichten müssen, damit wir uns bereitmachen können, seine Macht in unserem Leben zu empfangen. Die Siegelung von Mann und Frau im Tempel erinnert uns an die Worte des Erretters, dass sie „ein Fleisch“ (Markus 10:8) sein sollen, und schenkt uns die Zusicherung, dass eine Ehe, die durch die Siegelungsvollmacht eingegangen wird, für immer bestehen kann. Im Tempel werden wir ständig daran erinnert, dass es einen „Mittler zwischen Gott und den Menschen“ gibt – den Herrn Jesus Christus (1 Timotheus 2:5).
Der Weg und die Wahrheit und das Leben (Johannes 14:6)
Vieles von dem, was uns im Leben begegnet, kann sowohl belastend als auch verwirrend sein. Irgendwann ergeht es jedem von uns wie dem Apostel Thomas, und wir fragen uns: „Wie sollen wir dann den Weg kennen?“ (Johannes 14:5.) Jesus Christus ist unser vollkommenes Vorbild. Er zeigte uns, wie man eine Beziehung zu Gott entwickelt, wie man vergibt, wie man angesichts großer Schwierigkeiten ausharrt, wie man anderen dient und wie man Freude findet.
Jesus zeigte uns nicht nur, wie man sein Leben auf der Erde voll und ganz ausschöpft – er lehrte auch, was ewiges Leben tatsächlich bedeutet, und eröffnete uns den Weg dazu. Kurz bevor er für die Sünden der Welt sühnte, zog sich Jesus noch einmal mit seinen Aposteln zurück. Bei diesem feierlichen Anlass reichte er das Abendmahl, segnete sie und betete zu seinem Vater im Himmel. In seinem Gebet gab er einen tiefgründigen Einblick in die Bedeutung des ewigen Lebens: „Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“ (Johannes 17:3.) Durch diese klare Aussage lehrte Jesus: Ewiges Leben erlangen bedeutet, dass man ihn und seinen Vater erkennt. Elder Bruce R. McConkie hat erklärt, was es bedeutet, den Vater und den Sohn zu erkennen: „Wir erkennen sie (in dem Sinne, dass uns ewiges Leben zuteilwird), wenn wir uns an denselben Dingen erfreuen und dasselbe erleben wie sie. Gott erkennen heißt, zu denken, was er denkt, zu fühlen, was er fühlt, die Macht zu besitzen, die er besitzt, die Wahrheiten zu begreifen, die er begreift, und das zu tun, was er tut. Wer Gott erkennt, der wird wie er und lebt die Art Leben wie er, nämlich ewiges Leben.“ (Doctrinal New Testament Commentary, 3 Bände, 1965–1973, 1:762.)
Im Tempel erhalten treue Mitglieder der Kirche Erkenntnis, Kraft und Verheißungen, um sich auf die größte Gabe Gottes vorzubereiten: die Gabe des ewigen Lebens. Alles, was im Tempel geschieht, ist auf den Erretter Jesus Christus ausgerichtet, auf seine Aufgabe als unser Erlöser und auf seinen Wunsch, dass wir in die Gegenwart Gottes zurückkehren. Im Tempel werden wir aufgefordert, uns zu einem höheren Maßstab hinsichtlich unserer persönlichen Lebensweise und Glaubenstreue zu verpflichten. Dort wird uns gezeigt, wie wir „die Dinge dieser Welt ablegen und nach den Dingen einer besseren trachten“ können (LuB 25:10). Im Tempel wird uns die Wahrheit über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dargelegt. Dadurch erhalten wir „Kenntnis von etwas, wie es ist und wie es war und wie es kommen wird“ (LuB 93:24). Im Tempel verstehen wir noch besser, was der Erretter meinte, als er sagte: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Johannes 10:10.) Im Tempel wird das Zeugnis, das der Erretter für seine göttliche Aufgabe ablegt, wiederholt bekräftigt: „Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Johannes 14:6.)