Young women reading scripture
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Jünger sein: Eine Viertelstunde und eine halbe Seite

Sarah Eve R. Perlawan
06/23/21 | 3 min Lesedauer
Durch die Grundsätze des Evangeliums Jesu Christi wissen wir, womit wir aufhören und womit wir anfangen müssen, um uns auf sein Zweites Kommen vorzubereiten. Wir können ihm noch bewusster nachfolgen.

Am 13. April 2021, dem letzten Tag meines virtuellen Institutskurses, stellte mein Lehrer, den ich sehr schätze, zwei Fragen, über die wir nachdenken sollten:

„Womit solltet ihr aufhören, um euch auf das Zweite Kommen Jesu Christi vorzubereiten?“

„Womit solltet ihr anfangen, um euch auf das Zweite Kommen Jesu Christi vorzubereiten?“

Dieselben Fragen hatte er ein paar Wochen zuvor bereits gestellt, und sie hatten in mir damals einen tiefen Eindruck hinterlassen. Aber es ist so viel los im Leben, also hatte ich sie vergessen.

Am 13. April hatte ich abends vor, mich ein paar Stunden lang zu entspannen. Das heißt normalerweise, dass ich mir eine Folge einer koreanischen Dramaserie oder eine koreanische Varietéshow anschaue, die mir gefällt. Ich dachte mir: „Ich habe für heute genug geistige Nahrung zu mir genommen.“ Ich war ehrenamtliche Mitarbeiterin der Missionarsschule in den Philippinen und hatte mich von 9 Uhr bis 17 Uhr virtuell mit mehreren Missionaren getroffen und mich je 30 Minuten lang mit ihnen unterhalten. Dann hatte ich schnell zu Abend gegessen und danach von 18:30 Uhr bis etwa 20:30 Uhr an meinem Institutskurs teilgenommen, der dienstags stattfand. Dann hatte ich mit einer Bekannten gechattet, die mich um Schreibtipps gebeten hatte. Jetzt war es etwa 21:30 Uhr.

In ein paar Stunden würde ich wieder schlafen und mich für den nächsten Tag bereitmachen müssen. Ich hatte es mir doch bestimmt verdient, mir den Rest des Abends Zeit für mich selbst zu gönnen und zu tun, was ich wollte. Ich öffnete meinen Internetbrowser und wollte gerade den Titel meiner Lieblings-Varietéshow eingeben, hielt dann aber inne. Mir kamen die beiden Fragen meines Institutslehrers wieder in den Sinn:

„Womit solltet ihr aufhören, um euch auf das Zweite Kommen Jesu Christi vorzubereiten?“

„Womit solltet ihr anfangen, um euch auf das Zweite Kommen Jesu Christi vorzubereiten?“

Also gab ich stattdessen „Frühjahrs-Generalkonferenz 2021 David Bednar“ in die Suchleiste ein. Das erste Suchergebnis führte mich zu einem Video mit Elder Bednars Ansprache „Die Grundsätze meines Evangeliums“. Ich beschloss, Elder Bednar eine Viertelstunde lang zuzuhören. Diese Generalkonferenzansprache hatte ich zwar ursprünglich eher zufällig ausgewählt, weil mir die Suchbegriffe als Erstes in den Sinn gekommen waren, es stellte sich aber heraus, dass sie an dem Abend genau das war, was ich brauchte! Ich hätte nie damit gerechnet, dass weitere 15 Minuten Evangeliumsstudium eine so große Wirkung auf mich haben könnten.

In dieser Ansprache erläutert Elder Bednar, inwiefern die Grundsätze des Evangeliums – und nicht eine Liste von Geboten und Verboten – uns im Leben eine Richtschnur sein können. Er sagt:

„Wenn wir die Grundsätze des Evangeliums lernen, verstehen und danach leben, wird unser Glaube an den Erretter gestärkt, wir fühlen uns ihm gegenüber mehr verpflichtet und wir können zahlreiche Segnungen und Gaben des Geistes für unser Leben empfangen. Grundsätze der Rechtschaffenheit helfen uns auch, über unsere persönlichen Vorlieben und selbstsüchtigen Wünsche hinauszusehen, da sie uns die kostbare Perspektive der ewigen Wahrheit geben, während wir durch die verschiedensten Umstände, Herausforderungen, Entscheidungen und Erlebnisse im Erdenleben hindurchmanövrieren.“1

Mir ist inzwischen klar geworden, dass meine Entscheidung an jenem Abend von den Evangeliumsgrundsätzen beeinflusst wurde, die ich im Institutsunterricht gelernt hatte und die mir dort in Erinnerung gerufen worden waren. Der Einfluss der Evangeliumsgrundsätze, die ich verinnerlicht habe, bewog mich dazu, ein bisschen von meiner Zeit für etwas Besseres zu opfern als das, was ich ursprünglich vorgehabt hatte. Mein Verständnis von diesen Grundsätzen gab mir die Kraft, mich trotz meiner Erschöpfung vor dem Schlafengehen noch einmal lohnend mit dem Evangelium zu befassen. Und mein Wunsch, nach diesen Grundsätzen zu leben, motivierte mich, eine halbe Seite meines Studientagebuchs mit meinen Gedanken dazu zu füllen.

Als ich dann auf meinem Bett lag und noch einmal über die beiden Fragen meines Lehrers zu meiner Vorbereitung auf das Zweite Kommen Christi nachdachte, fiel mir auf, wie einfach die Antwort auf die Frage war, womit ich anfangen sollte: mit einer Viertelstunde und einer halben Seite.

Es ist wirklich so, wie Elder Bednar gesagt hat: Wir brauchen keine lange Liste mit Geboten und Verboten oder starren Vorschriften, um bessere Jünger Jesu Christi zu sein. Wir müssen einfach nur die Grundsätze seines Evangeliums lernen, verstehen und im Leben anwenden. Durch die Grundsätze des Evangeliums Jesu Christi wissen wir, womit wir aufhören und womit wir anfangen müssen, um uns auf sein Zweites Kommen vorzubereiten. Wir können ihm noch bewusster nachfolgen.

Das heißt aber nicht, dass wir uns unter Druck gesetzt fühlen müssen. Wir brauchen nicht alles aufzugeben oder über Nacht größere Änderungen vorzunehmen. Das sieht man ja an mir. Ich habe mich einfach dadurch von neuem verpflichtet, eine bessere Jüngerin Jesu Christi zu werden, dass ich mir noch 15 Minuten (eine Viertelstunde) lang eine Generalkonferenzansprache anhörte und in meinem Studientagebuch eine halbe Seite über das schrieb, was mir klar geworden war. Solange wir beständig bemüht sind, nach dem Evangelium zu leben, verbessern wir uns mit jedem neuen Tag. Denkt daran: „Durch Kleines und Einfaches wird Großes zustande gebracht.“2

Anmerkungen

1. David A. Bednar, „Die Grundsätze meines Evangeliums“, Frühjahrs-Generalkonferenz 2021
2. Alma 37:6


Sarah Eve R. Perlawan
Sarah Eve Perlawan ist freiberufliche Schriftstellerin, obwohl sie früher gar nicht gerne schrieb. Sie genießt es, Bücher zu lesen sowie Gedichte und Prosa zu schreiben, findet Freude daran, ihre Schwächen zu überwinden, und überrascht andere gerne mit ihren unkonventionellen beruflichen Entscheidungen. Sie lebt in Quezon City in den Philippinen.
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