Trachte zuerst danach, mein Wort zu erlangen
Satellitenübertragung für Seminar und Institut • 4. August 2015
Einleitung
Ich freue mich, hier zu sein, und wie Sie bin auch ich für mein Leben gern ein Teil dieses Werks.
Zur Vorbereitung auf den heutigen Tag habe ich meiner Familie meine Ansprache vorgetragen und sie um ihre Meinung gebeten – und es war auch fast alles hilfreich. Es gab jedoch auch eine Reaktion, die ich nicht unbedingt gern erwähne. Bestimmt ist bei Ihnen im Unterricht so etwas noch nie vorgekommen. Unsere 12-jährige Annie ist nämlich auf halbem Wege eingeschlafen. Wir beide hoffen also, dass die jetzige Version besser gelungen ist.
In den letzten beiden Jahren hat Bruder Chad Webb uns aufgefordert, unseren Schülern zu Erfahrungen beim Schriftstudium zu verhelfen, die ihren Glauben an den Erlöser festigen.1 Im letzten Jahr haben mehr Schüler die Schriften gelesen als jemals zuvor. Sie haben über 9 Millionen Stunden2 mit dem persönlichen Schriftstudium zugebracht. Vielen Dank für Ihre Arbeit!
Heute möchten wir diese Aufforderung gerne erneuern. Würden Sie bitte jedem Seminarschüler und Institutsteilnehmer helfen, beim täglichen Schriftstudium etwas Bedeutsames zu erleben? Es gibt sicherlich Teile des Alten Testaments, die für unsere Schüler schwer zu lesen und zu verstehen sind, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir unseren Schülern nicht „auf leisen Sohlen kommen“ und ihnen das Alte Testament „ins Ohr flüstern“ müssen.3
Bruder Webb hat uns außerdem aufgefordert zu besprechen, „wie man sich mehr auf die heilige Schrift konzentrieren kann, um die es im Unterricht gerade geht“4. Er stellte eine Reihe von Fragen dazu, welche Rolle die Schriften in unserem Unterricht spielen. Viele von Ihnen haben gründlich über diese Fragen nachgedacht. Vielen Dank dafür! Können wir heute einen Moment darüber sprechen, welche Rolle die Schriften bei unserer Unterrichtsvorbereitung spielen?
Im Mai 1829 lebten Joseph und Emma Smith in Harmony in Pennsylvania. Hyrum Smith war zu Besuch und wollte gerne mehr über seine Aufgabe bei der immer weiter voranschreitenden Wiederherstellung erfahren. Der Prophet befragte den Herrn und wurde darauf hingewiesen, dass das Wort „lebendig und machtvoll ist, schärfer als ein zweischneidiges Schwert“5. Der Erretter legte daraufhin Hyrum und uns einen Grundsatz und eine Priorität dar. Dazu gab er den Lehrern eine wichtige Reihenfolge vor: „Trachte nicht danach, mein Wort zu verkünden, sondern trachte zuerst danach, mein Wort zu erlangen, und dann wird deine Zunge gelöst werden; dann, wenn du wünschst, wirst du meinen Geist und mein Wort haben, ja, die Macht Gottes, um Menschen zu überzeugen.“6
Das Wort erlangen: Es muss zuerst in uns brennen
Unser Unterricht beginnt nicht mit der Vorbereitung einer Lektion oder indem man sich überlegt, wie man sie vorträgt, oder indem man sich den Lehrplan ansieht. Unser Unterricht beginnt„ad fontes“, also an der Quelle.7 Präsident Marion G. Romney zufolge gibt es keine bessere Vorbereitung auf den Unterricht, als direkt aus der Quelle zu trinken, wo das Wasser aus der Erde hervorkommt.8 Wenn wir die heiligen Schriften mit Macht lehren wollen und wenn wir möchten, dass unsere Schüler von der Wahrheit und Bedeutsamkeit einer Schriftstelle überzeugt sind, dann muss dies zweifellos damit beginnen, dass wir selbst voller frischer Begeisterung sind.9
Präsident Romney hat empfohlen: „Als gute Evangeliumslehrer … müssen wir die Worte [des Herrn] so lange durcharbeiten und studieren, … bis sie zu unseren Worten werden. Dann sind wir vorbereitet, mit Macht und Überzeugung zu sprechen. Wenn wir uns entschließen, einem anderen Vorbereitungsweg zu folgen, … vermitteln wir am Ende unsere eigenen Ideen oder die eines anderen [und dann haben wir keine Gewähr für den Erfolg].“10
Das Wort erlangen: Worauf wir bei unserem Studium achten sollen
Da Sie und ich bestrebt sind, das Wort so zu erlangen, dass die Schriften in uns brennen, möchte ich zwei einfache Vorschläge unterbreiten, an die wir uns bei unseren Bemühungen stets halten sollten.
Erstens gibt es eine Rangfolge der Wahrheiten, und wenn wir lernen, diese Rangfolge zu erkennen, werden wir und unsere Schüler gesegnet.
Zweitens enthalten die Schriften Zusammenhänge, Muster und Leitgedanken11 sowie Sinnbilder und Vorzeichen, von denen die wichtigsten auf den Erretter hinweisen.
Die Rangfolge der Wahrheiten
Beginnen wir damit, dass Elder Maxwell von einem „Hochadel unter den Wahrheiten“ gesprochen und erklärt hat, dass manche Wahrheiten unserer Ergebenheit würdig sind, was unbedingten Gehorsam bedeuten soll.
„Etwas kann wahr und zugleich unwichtig sein. … Wir müssen nicht nur zwischen Tatsache und Einbildung unterscheiden, sondern auch wissen, welche Tatsachen unserer Ergebenheit würdig sind. …
Das Evangelium Jesu Christi lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass es einen Hochadel unter den Wahrheiten gibt; manche Wahrheiten sind einfach und immerfort mehr von Bedeutung als andere.“12
Die meisten Schriftstellen enthalten ein gewisses Maß an Details, und die inspirierten Details in ihnen werfen Licht auf die Grundsätze,13 die sie erklären sollen.14
Wir sollten uns sowohl mit den Details als auch mit der Lehre in den Schriften ausgezeichnet auskennen. Zu beachten ist, dass Details aus den heiligen Schriften nichts weiter als Informationen darstellen, wenn sie getrennt von der Lehre und gesondert besprochen werden. Diese Informationen „werden uns nicht wehtun, wenn wir den Geist bei uns haben, uns aber auch nicht helfen, wenn wir ihn nicht bei uns haben“15. Andererseits verfehlt ein Unterricht gleichermaßen sein Ziel, wenn er nur aus persönlichen Geschichten und persönlichen Eindrücken und Gefühlen besteht, die man aus einem Gespräch so mitnimmt. Dann fehlt ihm die Substanz aus den heiligen Schriften, die notwendig ist, um Wahrheit zu lehren und zu inspirieren. Unseren Schülern ist am besten mit Lehrern gedient, die sich mit dem Schriftstudium ausgezeichnet auskennen und die die entscheidende Rolle des Heiligen Geistes kennen.16
Ich habe schon manche von Andachtsunterricht sprechen hören, wenn die Gelehrsamkeit fehlte. Andere sprechen von einem Gelehrtenunterricht, wenn der bekehrende Einfluss des Geistes fehlt. Für sich allein kann weder Andachtsunterricht noch reine Gelehrsamkeit den einzigartigen Anforderungen eines Religionsunterrichts gerecht werden. Bruder Robert J. Matthews hat einmal gesagt: „Das Wort ‚Religion‘ bedeutet wörtlich übersetzt ‚Rückverbindung‘. Es ist mit dem Wort Ligament verwandt, einer Verbindung zwischen Muskel und Knochen. Die Religion soll den Menschen also mit Gott und mit Heiligem verbinden.“17 Und genau das soll der Religionsunterricht bei unseren Schülern erreichen.
Details in den Schriften weisen oftmals auf kostbare Wahrheiten hin. Wenn sich Wahrheit im Unterricht mit einem Zeugnis verbindet, wird Offenbarung ermöglicht und der Heilige Geist bringt das Sühnopfer in unserem Leben zur Anwendung.18 Dadurch wird unsere Bekehrung zum Erlöser vertieft19 und unsere Entschlossenheit, dem Plan des himmlischen Vaters zu folgen, nimmt zu.
Das Alte Testament hat ohne Zweifel „dramatische Geschichten, faszinierende Bräuche und berückende literarische Schreibstile“20 vorzuweisen. Es ist wichtig, dass wir daran denken und dass unser Unterricht erkennen lässt, dass diese Details nicht der Zweck einer Schriftstelle sind. Uns wurde ja gesagt: „Die Schriften wurden dafür geschrieben, Grundsätze … zu bewahren.“21 Diese Evangeliumsgrundsätze „bilden die Substanz der Offenbarungen, ihretwegen gibt es überhaupt Offenbarung“22.
Letztendlich gibt es sogar unter den Grundsätzen eine Rangfolge, denn die „wesentlichen Grundsätze unserer Religion sind das Zeugnis der Apostel und Propheten über Jesus Christus“23.
Die Details von den Grundsätzen zu trennen und zu erkennen, dass es selbst unter diesen Grundsätzen eine solche Rangfolge gibt, ist eine Aufgabe fürs Leben. Wenn wir im Alten Testament jedes Detail der Geschichte oder des Gesetzes und jeden Aspekt der Wanderung Israels ansprechen und die Botschaft vom Plan des himmlischen Vaters und vom Sühnopfer des Erretters außer Acht lassen,24 werden wir die Botschaft des Alten Testaments nicht vermitteln können.25
Bestimmt meinte Paulus mich und vielleicht auch einige unserer Schüler, als er sagte, dass das Alte Testament verhüllt bleibt, „wenn daraus vorgelesen wird“. Er gab dann jedoch einen Schlüssel zur Behebung dieses Dilemmas, indem er darauf hinwies, dass diese Verhüllung „in Christus ein Ende nimmt. … Sobald sich aber [unser Herz] dem Herrn zuwendet, wird die Hülle entfernt.“26
Wenn wir ihn in unserem Unterricht in den Mittelpunkt stellen27 und uns bemühen, dass sich Sinn und Herz unserer Schüler ihm zuwenden, wird die Hülle entfernt, wenn aus dem Alten Testament vorgelesen wird. Und was vielleicht noch wichtiger ist: Wenn unsere Schüler lernen, beim Schriftstudium auf den Erretter zu achten, lernen sie gleichzeitig eine weitere Lektion und beginnen, auch in ihrem eigenen Leben nach ihm und der Hand des himmlischen Vaters Ausschau zu halten.
Ein Beispiel für diese Rangfolge
Lassen Sie mich einen Vorschlag machen, wie man in den Schriften Wahrheit entdecken kann: Suchen Sie sich eine Schriftstelle aus, lesen Sie sie und fragen Sie sich: Welche Details sind in dieser Schriftstelle zu finden? Unterstreichen Sie Personen, Orts- und Zeitangaben und den Handlungsstrang. Schauen Sie sich den Gesamtkontext der Schriftstelle an und unterstreichen Sie alle kontextbezogenen Details, die Sie finden können. Achten Sie, wie es im Handbuch steht, auf „natürliche Pausen“28 an Stellen, wo sich der Ton oder der Inhalt ändern.
Schauen Sie sich die Schriftstelle jetzt noch einmal an und fragen Sie sich diesmal: Welche Grundsätze oder Wahrheiten werden so dargestellt, dass man sie gleich umsetzen kann,29 und die, wenn man sie versteht, zu Gehorsam führen?30 Studieren Sie den Gesamtkontext der Lehre in dieser Schriftstelle. Markieren Sie jeden Grundsatz anders, als Sie die Details markiert haben. Wenn die Grundsätze angedeutet sind,31 nehmen Sie sich die Zeit, sie niederzuschreiben.
Dies ganz bewusst zu tun, fällt einem am Anfang noch schwer. Es bedarf Konzentration und Zeit. Teilweise bestehen die Segnungen, die mit dieser Methode einhergehen, darin, dass wir uns ständig fragen: Was sind die Details in dieser Schriftstelle und welche Grundsätze sollen damit vermittelt werden?
Wie bereits gesagt, sind manche Grundsätze einfach wichtiger als andere. Sie begünstigen mehr Inspiration, Leben und Erlösung, weil sie auf den Erretter hinweisen. Schauen Sie sich die Schriftstelle also noch einmal an, diesmal jedoch aus einer anderen Perspektive, und fragen Sie sich: Wie soll diese Schriftstelle meine Aufmerksamkeit auf den Erretter lenken?32 Was gibt es hier, das zu einer größeren Erkenntnis des Erlösers und des Plans des himmlischen Vaters führt und uns hilft, dankbarer für sie zu sein und uns mehr auf sie zu verlassen?
Überlegen Sie dann schließlich, was die neuzeitlichen Propheten dazu zu sagen hatten und was zu mehr Erkenntnis, Verständnis und Inspiration in Bezug auf diese Schriftstelle führen könnte.
Wenn wir auf diese Weise studieren und uns mit dem Lehrplan befassen, führen wir unser Verständnis sowie die im Lehrplan enthaltenen Anregungen und Anweisungen mit der Erkenntnis, Inspiration und Erfahrung zusammen, die wir durch die Schriften und die Worte der Propheten erhalten haben. Dann bestätigt, verfeinert und erweitert der Lehrplan unsere Vorbereitung darauf, das Wort mit Macht zu verkünden.
Wenn wir dieses Jahr beispielsweise das Buch Rut studieren, halten wir es vielleicht für eine rührende Geschichte von Verlust und Loyalität. Oder wir denken an die Rangfolge der Wahrheiten und uns fällt vielleicht auf, dass Rut ihren Ehemann verloren hatte,33 sich nach Betlehem begab und dort Boas kennenlernte. Dann könnte uns auffallen, dass Boas sich der Bedürfnisse von Rut annahm, dass er ihr Brot und einen Becher Würztunke34 gab, dass er am Stadttor zu ihrem Fürsprecher wurde35 und dass er Rut als ihr Löser, was im Grunde „Erlöser“36 bedeutet, erwarb,37 sie zur Frau nahm38 und nicht eher ruhte, als bis er sagen konnte: „Es ist vollbracht!“39 Wie beabsichtigt, können wir damit das Zeugnis der Liebe und Erlösung nachempfinden und verspüren, wie erbaulich und inspirierend die Erkenntnis ist, dass der große Löser40 für uns das Gleiche vollbringt.
Das ist nur ein einfaches Beispiel für das Schriftstudium. Ein sorgfältiger Lehrer wird dann jedem Schüler vermitteln, wie er beim Studium die gleichen Erlebnisse haben kann, wenn er geistig eigenständig wird.41
Brüder und Schwestern, bei jeder Seite der heiligen Schriften treffen wir eine Entscheidung, die sich darauf auswirkt, mit wie viel Macht wir im Unterricht lehren und lernen. Wir haben die Wahl: Zu welchen Wahrheiten werden wir den Sinn, das Herz und den Glauben unserer Schüler lenken? Diese Wahl wirkt sich beträchtlich darauf aus, wie groß das Maß des Wortes42 ist, das sie geistig aufnehmen und im Leben anwenden. Wenn wir diesbezüglich nicht eifrig sind, wenn ich es zulasse, dass ich in meinem Unterricht den geringeren Teil der Wahrheit „zur Geltung kommen lasse, … dann manövriere ich mich“, wie Präsident Eyring sagt, „schon fast selbst ins Aus und kann nichts mehr dafür tun, dass mein Schüler der Flut an Schmutz widersteht“43.
Zusammenhänge, Leitgedanken und Sinnbilder
Abgesehen von der Erkenntnis, dass es eine Rangfolge der Wahrheiten gibt, besteht eine zweite einfache Idee, die uns helfen kann, das Wort zu erlangen, darin, dass die Schriften voller Zusammenhänge, Leitgedanken und Sinnbilder sind. Lassen Sie mich jeweils ein kurzes Beispiel aus dem Alten Testament aufgreifen.
Zusammenhänge
Elder Bednar hat erklärt: „Ein Zusammenhang ist eine Beziehung oder Verknüpfung zwischen Ideen, Menschen, Gegenständen oder Ereignissen.“44
Ein Zusammenhang, den wir bestimmt erkennen, ist, dass das Alte Testament voller Berichte über Erfolge und Fehlschläge ist, die im Unterricht paarweise einander gegenübergestellt werden: Kain und Abel, Josef und seine Brüder, Jakob und Esau, Abigajil und Nadab sowie viele weitere.
Präsident Eyring hat auf diesen Schlüssel hingewiesen: „[Die] Beschreibung von Fehlschlägen enthält die Vorzeichen für den Weg zum Erfolg. … Der wiederkehrende Kreislauf von geistigem Verfall und Genesung … kann für Ihre Schüler lehrreich sein und ihnen Hoffnung machen.“45
Leitgedanken
Elder Bednar hat ferner erklärt: „Leitgedanken sind übergreifende Gesichtspunkte oder Gedanken, die immer wieder vorkommen, ein großes Ganzes schaffen – entscheidende Gedankengänge, die sich durch einen Text ziehen.“46 Ein Leitgedanke, der uns dieses Jahr vielleicht auffällt, steht in diesem Satz: „Und ihr sollt wissen, dass ich Jahwe bin, euer Gott.“47
Während der Plagen, die der Befreiung vorausgingen, und der Wunder danach wurde den Kindern Israel gesagt, dass sie dadurch erfahren sollten, „dass ich der Herr bin“48.
Der Sieg über Goliat,49 die Heilung Naamans,50 Elija und die Propheten des Baal51 sowie Daniels heilige und feierliche Erlebnisse mit König Nebukadnezzar52 wurden allesamt in der Absicht aufgezeichnet, dass „alle Welt [erkennen möge], dass Israel einen Gott hat“53.
In den Psalmen,54 in Jesaja55 und Ezechiel hindurch,56 in 17 Büchern des Alten Testaments wiederholte, unterstrich und versicherte Jehova mehr als 80 Mal, dass Israel und wir in den Ereignissen und Lehren des Alten Testaments ihn und seine Hand sehen sollen, damit wir und unsere Kinder „vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang erkenn[en], dass [ich der Herr bin] und sonst niemand“57.
Wenn wir in den neuen Institutsklassen58 Leitgedanken aus den heiligen Schriften studieren, werden die Schriften „auf eine Weise miteinander verwoben, dass [wir], wenn [wir uns] gründlich mit dem einen befassen, auch zum anderen hingezogen werden“59. Wenn die Schriften selbst im Mittelpunkt des Unterrichts stehen, werden sie „zusammenwachsen“ und unsere Schüler „zur Erkenntnis [ihrer] Bündnisse“60 bringen. „Wenn wir nach Leitgedanken in den Schriften forschen und sie finden“, so Elder Bednar, „werden wir zu … den ewigen Wahrheiten [geführt], die das bestätigende Zeugnis des Heiligen Geistes einladen. … Auf diese Weise lebendiges Wasser aus dem Vorrat der heiligen Schriften zu schöpfen, erfordert die größte Anstrengung, aber es erbaut und erfrischt den Geist auch am meisten.“61 Und es erfordert mehr von uns als Lehrern, nicht weniger.62
Sinnbilder und Vorzeichen, die auf Christus hinweisen
Von den zahlreichen Mustern im Alten Testament63 verlangt eines uns besonders viel Aufmerksamkeit und Mühe ab. Damit ist natürlich gemeint, dass wir nach Zeugnissen für den Vater im Himmel und den Erretter suchen. Elder Bruce R. McConkie hat gesagt: „Es ist … angebracht, überall nach Sinnbildern für Christus zu suchen und sie wiederholt zu verwenden, damit er und seine Gesetze in unseren Gedanken immer an allererster Stelle stehen.“64
Wenn man anfängt, die Sinnbilder und Vorzeichen aufzulisten, die auf den Erretter hinweisen, ist es fast so, als würde man Wassertropfen in einem Fluss zählen oder Lichtpartikel an einem sonnigen Tag. Denn „alles, was dem Menschen von Anfang der Welt an von Gott gegeben worden ist, weist sinnbildlich auf ihn hin“65.
Die Schöpfung,66 die eherne Schlange,67 das Manna,68 die Befreiung Israels aus der ägyptischen Gefangenschaft durch das Blut eines Lammes, mit dem die Türpfosten bestrichen wurden,69 und das gesamte Gesetz des Mose mit seinen Opfern und Erinnerungen sollen ganz bewusst und offensichtlich unsere „Lehrmeister“ sein, um uns zu Christus zu führen.70
Abrahams71 Bereitschaft, Isaak zu opfern,72 Melchisedeks Titel73 wie „Friedensfürst“,74 Josef, der ausgerechnet seine Brüder rettete, die ihn verkauft hatten,75 und die Befreiung der Kinder Israel durch Mose76 machen sie zu Sinnbildern, „die auf den Kommenden hinweis[en]“77.
Adam war sündlos,78 als er sich im Garten freiwillig entschied,79 sein Leben aufzugeben, damit wir leben können.80
Der König dachte daran, Daniel über das ganze Königreich zu setzen, „denn in ihm war ein außergewöhnlicher Geist“81. Die „obersten Beamten und die Satrapen“,82 diejenigen, die eine maßgebende Stellung hatten und Daniel hassten, „suchten … einen Grund, um Daniel … anzuklagen. Sie konnten aber keinen … finden“83. Daraufhin kamen diese schlechten Männer zusammen und berieten sich miteinander.84 Daniel ging unterdessen in sein Haus85 und betete.86 Als der König davon erfuhr, „bemühte er sich, [Daniel] freizubekommen“87. Nachdem Daniel in den sicheren Tod geschickt worden war, „nahm [man] einen großen Stein und wälzte ihn auf die Öffnung der Grube“88. Und was geschah? „Früh am Morgen … stand der König auf und ging in Eile zur Löwengrube.“89 Dort erfuhr er, dass ein Engel dort gewesen war.90 „Daniel [wurde] aus der Grube herausgeholt; man fand an ihm nicht die geringste Verletzung.“91
Alfred Edersheim zufolge dient das gesamte Alte Testament dazu, auf den Erretter hinzuweisen. Es gehe nicht nur um das Gesetz, welches ein Lehrmeister ist, auch nicht nur um Sinnbilder, die ein Vorzeichen für Christus sind, und auch nicht um Prophezeiungen, die ihn vorhersagen, sondern die gesamte Geschichte des Alten Testaments sei „voll von Christus“. Daraus ergebe sich unter anderem, dass nur das Schriftstudium ausreicht und sich lohnt, das dazu führt, dass wir den Erretter kennenlernen.92
Bitte nehmen Sie sich in Ihrem Unterricht und auch zu Hause in der Familie immer wieder die Zeit, Ihre Schüler und Kinder zu fragen, was sie lernen und wie es ihnen hilft, ihr Verständnis vom Vater im Himmel und vom Erretter zu vertiefen und sich auf sie zu verlassen. Und bitte bringen Sie Ihren Schülern vom ersten Tag an bei, bewusst auf all die großartigen Zeugnisse zu achten, die von diesen inspirierten Autoren bewusst und mit Absicht eingestreut wurden.
Zum Abschluss
Brüder und Schwestern, die heiligen Schriften spielen eine äußerst wichtige Rolle in unserem Unterricht und bei unserer Unterrichtsvorbereitung! Denken Sie an die Warnung von Präsident Romney:
„Wir haben den Auftrag, das, was wir vom Herrn empfangen (die heiligen Schriften), denen zu überliefern, die wir unterweisen. Manchmal versuchen [wir vielleicht], etwas zu überliefern, ohne zuerst zu empfangen.
[Vielleicht wollen wir] vorangehen und predigen, bevor wir dem Herrn die Gelegenheit [geben], uns vorzubereiten.“93
In diesem Sinne möchte ich die Fragen, die Bruder Webb uns letztes Jahr gestellt hat, um ein paar weitere ergänzen und uns auffordern, bei unserer Unterrichtsvorbereitung darüber nachzudenken.
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Beginnt meine Unterrichtsvorbereitung damit, dass ich in den heiligen Schriften forsche?
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Erfreue94 ich mich an den Schriftstellen, über die ich heute spreche, und ist es so, „als brenne in meinem Herzen ein Feuer“95?
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Verstehe ich sowohl die Details als auch die Lehre, die dieser inspirierte Verfasser mir zeigen und verständlich machen wollte?
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Habe ich die Worte der Propheten daraufhin untersucht, was ihnen an einer Schriftstelle besonders wichtig war und was sie erkannt und bezeugt haben?
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Habe ich auch jedes Mal darauf geachtet und herausgefunden, inwiefern die Schriftstelle vom Erretter und seinem Sühnopfer Zeugnis gibt?96
Möge das Wort in unserem Unterricht schärfer sein als ein zweischneidiges Schwert,97 weil die heiligen Schriften in uns brennen! Mögen wir entschlossen sein, zwischen den Details und der Lehre zu unterscheiden, die unserer Ergebenheit würdig ist! Und mögen wir unseren Schülern vermitteln, wie sie die in den heiligen Schriften enthaltenen wunderschönen Zeugnisse vom Plan des himmlischen Vaters und von seinem über alles geliebten Sohn entdecken können!98
Ich schließe mich Ihrem Zeugnis an, insbesondere dem für die Liebe, die der Vater im Himmel99 durch das wundersame Sühnopfer seines Sohnes zum Ausdruck gebracht und ermöglicht hat. Und ich bin dankbar dafür, dass ich den beachtlichen Vorzug genieße, an der wunderbaren Wiederherstellung beteiligt zu sein, durch die Jesu „Name auf Erden bekannt sein [wird] immerdar“100. Im Namen Jesu Christi. Amen.
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