2021
Vicky Tadić
Februar 2021


Pioniere aus aller Welt

Vicky Tadić

Eines der ersten Mitglieder in Bosnien-Herzegowina

„War das der Heilige Geist?“, fragte Vicky.

Bild
a girl in Bosnia and Herzegovina

„Nun komm schon!“, rief Vickys Bruder. „Wir spielen mit den Rowes!“

So hießen ihre neuen Nachbarn. Sie kamen aus den USA und waren nach Bosnien-Herzegowina gezogen. Ihre Kinder waren im gleichen Alter wie Vicky und ihre Geschwister. Sie sprachen allerdings kein Bosnisch. Und Vicky war die Einzige aus ihrer Familie, die Englisch konnte. Sie übersetzte, damit sie zusammen spielen konnten.

Vicky setzte sich zu Mrs. Rowe auf die Veranda, während die anderen Kinder spielten.

„Ihre Familie ist irgendwie anders“, meinte Vicky. „Aber auf gute Weise.“

Mrs. Rowe lächelte. „Möchtest du einmal zu uns zur Kirche kommen? Dann verstehst du vielleicht, warum wir anders sind. Unsere Kirche hat hier in Bosnien kein eigenes Gebäude, also haben wir den Gottesdienst als Familie zuhause.

Neugierig ging Vicky am Sonntag zum Haus ihrer Nachbarn. Zuerst sangen sie ein Lied. Eines der Kinder sprach ein Gebet. Dann betete Mr. Rowe und reichte jedem Brot und Wasser. Die Familie erklärte, dies sei das sogenannte Abendmahl. Anschließend hielt ihre Tochter Jessie eine Ansprache.

„Der Vater im Himmel liebt uns“, sagte Jessie. „Er spricht durch den Heiligen Geist zu uns. Manchmal lässt der Heilige Geist uns Frieden verspüren. Manchmal gibt er uns auch einen bestimmten Gedanken ein.“

Am nächsten Tag wollte Vicky Brot kaufen. Auf dem Heimweg war sie gerade kurz vor ein paar Mülltonnen angelangt, als eine innere Stimme sie anhielt: Bleib stehen!, sagte die Stimme.

Sofort blieb Vicky stehen. Plötzlich kam ein Auto schleudernd um die Ecke. Mit einem ohrenbetäubenden Knall krachte es in die Mülltonnen.

Vicky holte tief Luft. Sie war froh, dass sie auf die Stimme gehört hatte.

Später erzählte Vicky Mrs. Rowe, was passiert war. „War das der Heilige Geist?“

„Ich denke schon. Manchmal warnt der Heilige Geist uns vor Gefahr.“

„Gott hat mich beschützt“, sagte Vicky. „Ich will immer auf den Heiligen Geist hören.“

Vicky besuchte den Gottesdienst ihrer Nachbarn weiterhin jeden Sonntag. Außerdem schenkte sie ihrer Mutter ein Buch Mormon. Bald schon erzählten die Rowes Vickys ganzer Familie vom Evangelium. Vicky übersetzte für alle.

Eines Tages stellte Mr. Rowe Vickys Familie eine Frage. Vicky wiederholte die Frage auf Bosnisch. „Werdet ihr dem Beispiel Jesu Christi folgen und euch taufen lassen?“

Vicky hielt inne. Sie wollte sich taufen lassen. Sie war aber etwas unsicher, wie wohl ihre Familie reagieren würde.

Schließlich meldete sich Vickys Vater zu Wort. „Da!

Da!“, sagte die Familie.

Vicky war so glücklich, fast wollte ihr das Herz zerspringen. „Ja!“, sagte sie zu Mr. Rowe. „Ja, wir wollen uns taufen lassen!“

Eine Woche später waren Vicky und ihre Familie fünf Stunden zum nächsten Gebäude der Kirche unterwegs. Glücklich stieg Vicky ins Wasser hinab, um sich taufen zu lassen. Noch glücklicher war sie, als sie als Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage konfirmiert wurde.

Jetzt würde der Heilige Geist immer bei ihr sein.

In Bosnien-Herzegowina gibt es 73 Mitglieder der Kirche.

Der nächstgelegene Tempel steht in Rom.

Bosnien-Herzegowina befindet sich in Südosteuropa.

Vicky verbringt viel Zeit draußen. Sie geht sehr gern wandern.

Vicky hat sich mit 16 Jahren taufen lassen.

Einige Jahre später hat Vicky im Tempel geheiratet. Inzwischen hat sie zwei Kinder.

Bild
Friend Magazine, Global 2021/02 Feb

Illustrationen von Zhen Liu

Drucken